Kompendium Klinische Chemie Dr. Stephan Schauseil Dr. Dieter Kuschak Herausgeber: 1 Vorwort Die Idee zur Zusammenstellung dieses Scriptes kam den Herausgebern in der Akkreditierungs- phase der Medizinischen Laboratorien Düsseldorf. Die Vielzahl der mikrobiologischen und labora- toriumsmedizinischen Methoden und Untersuchungen mussten sinnvoll erklärt, dokumentiert und in verständliche Arbeitsanleitungen umgesetzt werden. Aus diesem Verständnis erklärt sich sein Anspruch, keinesfalls die Vielzahl der Lehrbücher zu er- setzen, sondern ein noch überschaubares Kompendium zweier von der Zahl der Fakten immer schneller wachsender medizinischer Fachgebiete zu geben. Angesprochen werden sollen alle im Umfeld dieser Fachgebiete tätigen Personen, Arzthelferinnen, MTA’s, Krankenschwester und – pflegern, aber auch Studenten oder Ärzte. Die Herausgeber sind sich darüber klar, dass Auswahl und Ausfühlichkeit der verschiedenen Themenbereiche subjektiv sind. Fehlende Abbildungen insbesondere in der Mikrobiologie und Hämatologie sollte der interessierte Leser in den entsprechenden Lehrbüchern nachschlagen. Für Ergänzungen, Kritik oder Änderungen sind wir dankbar und können sie auf Grund der über- sichtlichen Struktur des Scriptes jederzeit schnell umsetzen. Unser besonderer Dank gilt unseren Mitarbeitern, die in der Autorenliste nicht namentlich genannt sind; ihre Anregungen und Vorschläge haben dieses Kompendium erst möglich gemacht. Düsseldorf, im September 2006 Dr. med. Stephan Schauseil (für die Herausgeber) 2 Chronische Entzündung 17 Testverfahren in der Klinischen Chemie...6 Leberzirrhose 18 Grundlagen der Photometrie 6 Nephrotisches Syndrom 18 Extinktion 6 Chronische Eisenmangel-Anämie 18 Photometer 6 Heriditärer Alpha-1-Antitrypsin-Mangel 18 Enzymbestimmungen 6 Antikörpermangelsyndrome 18 Substratbestimmungen 6 M-(Myelom)-Gradienten oder Störungen 19 Elektrolytbestimmungen 6 Lipidelektrophorese 19 ISE (Ionenselektive Elektrode) 6 Immunfixationselektrophorese 19 Spurenelementbestimmungen 6 Immunelektrophorese 19 Proteinbestimmungen: 7 Isoenzymelektrophorese 20 Aminosäuren 8 Hormonbestimmungen 8 Enzyme......................................................20 Vitamine 8 Gamma-GT 20 Medikamentenmonitoring (Drug monitoring) 8 GOT/AST 20 GPT/ALT 20 Nierenerkrankungen...................................9 De-Ritis-Quotient 20 Harnstoff 9 GLDH 21 Kreatinin 9 AP 21 Kreatinin-Clearance, GFR 9 LDH/HBDH 21 MDRD-Formel, GFR 9 Cholinesterase 21 Cystatin C, GFR 10 Dibucainzahl 22 Bicarbonat 10 Lipase 22 Urinuntersuchungen 11 Amylase 22 Urinstatus 11 Saure Phosphatase 22 Harnschau 11 Teststreifen 11 Kohlenhydratstoffwechsel.......................23 Urinsediment 12 Glukose 23 Proteine 13 HbA1c 23 Urinelektrophorese, -immunfixation 13 Fructosamin 23 DISC-Elektrophorese 13 Insulin 24 Troponin 14 C-Peptid 24 CK 14 Insulin-Resistenz 24 CK-MB 14 Proinsulin 25 CRP-ultrasensitiv 15 Myoglobin 15 Fettstoffwechsel .......................................25 Akuter Myokardinfarkt 15 Cholesterin 25 Instabile Angina pectoris 15 Triglyzeride 26 Reinfarkt 15 Apolipoprotein-A-I, B 27 Myokardinfakt bei Polytrauma 15 Apolipoprotein E 27 proBNP 16 Lipoprotein(a) 28 ANP 16 Apolipoprotein B-100 28 Elektrophoresen........................................16 Stoffwechsel 27 Serumproteinelektrophorese 16 Ammoniak 27 Frühstadium akuter Entzündungen 17 Bilirubin 29 Spätstadium akuter Entzündungen 17 Harnsäure 30 3 Lactat 31 Chlorid 46 Homocystein 31 Osmolalität 46 Aminosäuren 32 Dichte 47 ADH 47 Fettgewebe................................................32 Leptin 32 Blutgase.....................................................48 Adiponectin 33 Resistin 34 Leber..........................................................49 Neuropeptid Y 34 Albumin 49 Melanocortin 34 Prokollagen-III-Peptid 49 Orexin A und B (Hypocretin 1 und 2) 34 CDT 50 Endokrines Fettgewebe 34 Ethylglucuronid 50 Metabolisches Syndrom 35 Ammoniak 51 Knochenstoffwechsel...............................36 Spurenelemente Schwermetalle..............51 Calcium 36 Vitamine.....................................................52 Phosphat 36 Parathormon 36 Hormone....................................................53 Vitamin D (1,25-Dihydroxycholecalciferol) 37 FT3, FT4 53 Cross-Links 37 TSH 53 Isoenzyme Alkalische Phosphatase 38 Somatostatin 54 Calcitonin 38 STH (Somatotropes Hormon) 54 Kollagen-I-Telopeptid (ICTP) 38 Somatedin C (IGF-1) 54 TRAP 38 ACTH 55 Cortisol 55 Magen und Pankreas................................39 LH 55 Gastrin 39 FSH 55 Laktose-Intoleranz 39 LH/FSH 55 Galactosämie 40 ßHCG 56 Chromogranin 40 Östradiol 56 Serotonin 40 Östriol 57 VIP (Vasoaktives intestinales Peptid) 40 AFP 57 Porphyrien 41 Triple Test 57 Eisenstoffwechsel.....................................42 Progesteron 58 Transferrin 42 Prolaktin 58 Transferrinsättigung 42 Testosteron 58 Ferritin 42 Oxytocin 58 Transferrin-Rezeptor 42 Androstendion 59 Prozentsatz hypochromer Erythrozyten 43 DHEA-S 59 Absoluter Eisenmangel 43 Melatonin 59 Eisenmangelanämie 43 Aldosteron 59 Thomas Plot 44 Renin 60 Erythropoetin 45 Katecholamine 60 Elektrolyte..................................................46 Gestosen...................................................62 Kalium 46 Tumormarker.............................................62 Natrium 46 4 Liquoruntersuchungen.............................67 Synovial-Analysen 69 Stuhluntersuchungen 69 Drogennachweis 69 5 Testverfahren in der Klinischen Substratbestimmungen Chemie Photometrie a) Endpunkt-Bestimmung: nach einer bestimmten Zeit ist die Reaktion Grundlagen der Photometrie vollständig abgelaufen, Extinktionsverände- rungen sind nicht mehr zu beobachten Transmission b) Kinetische Messungen: Ein monochromatischer Lichtstrahl mit der es wird zu mehreren festen Zeitpunkten Intensität I0 durchläuft einen absorbieren- gemessen. Dieses Verfahren ist schneller den homogenen Körper. Das austretende und spezifischer. Licht hat eine kleinere Intensität I. T = I/I0, I/I0 = T % = Transmissionsgrad Elektrolytbestimmungen Der Zusammenhang zwischen Transmissi- Flammenphotometrie/Flammen-AAS on und Absorption ist logarithmisch. Messverfahren zur quantitativen Bestim- mung von z. B. Alkali- und Erdalkalimetal- Extinktion len, bei dem ein proportionaler Teil der in ist der negative dekadische Logarithmus der Flamme vorhandenen Atome durch der Transmission. E= log 1/T= log Io/I thermische Energie in einen energiereiche- ren, angeregteren Zustand versetzt wird, in Lambert-Beer´sches Gesetz dem Elektronen kurzzeitig auf eine weiter Zwischen E, Konzentration und Schichtdi- außer liegende Elektronenschale angeho- cke der Messküvette besteht bei festgeleg- ben werden. Bei der Rückkehr der Elektro- ter Wellenlänge eine direkte Proportionali- nen auf ihre ursprüngliche Bahn wird die tät. zur Anregung aufgenommene Energie in E = ε x d x c Form von Licht abgegeben (= Emission) ε =wellenlängenabhängige Konstante Die Wellenlänge und die Farbe sind charak- d =Schichtdicke der Kuvette teristisch für die verschiedenen Metalle. c= gesuchte Konzentration Photometer ISE (Ionenselektive Elektrode) Man unterscheidet zwischen Spektralpho- Wird an Großgeräten zur schnellen Be- tometern, deren Messwellenlänge kontinu- stimmung von Natrium, Kalium und Chlorid ierlich verändert werden kann, und Spekt- eingesetzt. rallinienphotometer, die mit einer Quecksil- berlampe als Lichtquelle nur bestimmte Emmisionslwellenlängen aussenden und Spurenelementbestimmungen deren Wellenlänge dann Filter entspre- AAS (Atomabsorption) chend eingegrenzt wird. Bei der Atomabsorptionsspektrometrie emittiert eine Lichtquelle Licht Enzymbestimmungen verschiedener Wellenlängen mit einer Photometrie bestimmten Intensität. Eine im Aktivitätsbestimmung von Enzymen unter Strahlengang befindliche Ato- Standardisierungbedingungen, d.h. An- misierungseinheit atomisiert die Bestandtei- fangsgeschwindigkeit der enzym. Reaktion le der zu untersuchenden Probe in einzel- messen, optimale Substrat-, Coenzym-, Ak- ne, anregbare Atome. Die Atomisierung er- tivatorkonzentration, optimaler pH-Wert, de- folgt finierter Temperatur (37°C) 6 1. entweder durch eine Flamme mit zentration führt dies zu einer sichtbaren Zerstäubung der zu analysierenden Agglutination. Lösung Lasernephelometrie, Turbidimetrie 2. oder durch Erhitzen in einem Gra- Wird eine Lösung mit kleinen Partikeln in phitrohr einen Lichtstrahl gebracht, so wird ein Teil des eingetretenen Lichtes absorbiert und Das Licht wird in der Atomwolke absorbiert ein anderer Teil gestreut. und seine Intensität hinter der Atomisie- Bei der Turbidimetrie wird die Absorption rungseinheit gemessen. Steigt die Konzent- des Lichtes gemessen, bei der Nephelo- ration des Analyten in der Probe, steigert metrie das seitlich austretende Streulicht. sich die Schwächung des eingestrahlten Turbidimetrische Verfahren lassen sich Lichtes proportional. leichter automatisieren und werden deshalb bei der Proteinbestimmung in Großgeräten eingesetzt. Die Nephelometrie ist sensitiver Proteinbestimmungen: und wird vor allem für die Quantifizierung Biuret für Gesamtprotein im Serum oder von Proteinen geringerer Konzentrationen Plasma in Serum, Liquor oder Urin verwendet. Mit Kupfer bilden sich in alkalischer Lösung rot- bis blauviolette Komplexe, die bei 546 Enzymimmunoassay (EIA, ELISA) nm gemessen werden. Der Messbereich Radioimmunoassay (RIA) beträgt 0,2 bis 15 g/dl. Fluoreszenzimmunoassay (FPIA) Benzethonium-Methode für Gesamtprotein Luminiszenzimmunoassay (LIA) in Urin und Liquor Microbeadsenzymimmunoassay (MEIA) Protein wird mit Benzethoniumchlorid in al- kalischer Lösung bei 505 nm turbidimetrisch Bei einem ELISA- oder EIA-Test wird auf- bestimmt. Der Messbereich beträgt 0,004 gereinigtes Bindeprotein (Antikörper gegen bis 0,2 g/dl. das gesuchte Antigen) auf einer sogenann- Elektophorese für Eiweißfraktionen ten Festphase (z. B. Röhrchen oder Näpf- siehe dort chen der Mikrotiterplatte) gebunden. Nach Radiale Immundiffusion für Proteine Zugabe von Patientenserum mit dem ent- Radiale Immundiffusion (RID) – Mancini- sprechenden Antigen kommt es zu einer Prinzip: In Agarose enthaltene AK präzipi- Antikörper-Antigen-Reaktion. Nicht gebun- tieren im Äquivalenzbereich mit AG, die, in dene Antikörper werden durch Waschen ein Gelloch pipettiert, radial nach außen dif- entfernt. Durch Zugabe eines enzymmar- fundieren. Der Durchmesser des Präzipi- kierten Zweitantikörpers, der gegen dieses tatringes ist proportional der Konzentration Antigen gerichtet ist, kann diese Reaktion der aufgetragenen AG - haltigen Lösung. messbar gemacht werden. Modifikationen Doppeldiffusion nach Ouchterlony dieses Systems können in der Art der Mar- Diese Methode erlaubt die Zuordnung von kierung (Fluoreszenz, Radioaktivität (RIA) AG zu AK bzw. umgekehrt. In die in einem oder Luminiszenz), der gewählten Festpha- Gel vorgestanzten Löcher werden AG- und se (Mikropartikel, kompetetiv ohne Fest- AK-Lösungen pipettiert. AG und AK diffun- phase) bestehen. Alle diese verschiedenen dieren in das Gel und ergeben beim aufein- Testmodifikationen haben unterschiedliche andertreffen eine Präzipitation. Vor- und Nachteile, die hier aber nicht nä- Latextests als Schnelltest her erläutert werden können. An Latex gebundene AK reagieren mit dem Antigen. Ab einer bestimmten Antigenkon- 7 Aminosäuren Vitamine HPLC HPLC Säulenchromatographie HPLC (High Performance Liquid Chroma- tography) ist ein chromatographisches Medikamentenmonitoring (Drug Trennverfahren, bei dem die zu untersu- monitoring) chende Substanz zusammen mit einem Enzymimmunoassay Laufmittel, der mobilen Phase, durch eine Radioimmunoassay Trennsäule, die eine stationäre Phase ent- HPLC hält, unter hohem Druck gepumpt wird. GC/MS Die Stärke der Elutionskraft der mobilen Bei der GC/MS (Gas-Chromatogra- Phase ist insbesondere abhängig von der phie/Massenspektrometrie) wird die Auf- Polarität der zu untersuchenden Substanz. trennung eines Gas-Chromatographie- Wenn diese stark mit der stationären Phase gerätes mit der Detektion eines Mas- interagiert, verbleibt sie relativ lange in der senspektrometers, einem Analysever- Säule und umgekehrt. Ein Detektor misst fahren zur Bestimmungen von chemischen die von den auf der Säule getrennten Sub- Verbindungen mittels Ionisierung im Vaku- stanzen erzeugten physikalischen Impulse um, kombiniert. Durch Gaschromatographie und wandelt sie in analoge Signale (Peaks) können nur verdampfbare Substanzen mit um. Entsprechend erscheinen die Bestand- entsprechend relativ geringer Molekülmas- teile einer Substanzmischung zu verschie- se untersucht werden. denen Retentionszeiten. Die Retentionszeit ist somit charakteristisch für eine eluierte Substanz, die Höhe des nachgewiesenen Peaks ist der Menge der Substanz proporti- onal. Mittels quantitativer Standards lassen sich so unbekannte Substanzen analysieren und quantifizieren. Zur Vermeidung von Verunreinigungen der Trennsäule kann noch eine Vorsäule verwendet werden. Hormonbestimmungen Photometrie Enzymimmunoassay Radioimmunoassay Lumineszenzimmunoassay 8 Nierenerkrankungen nale Ausscheidung müssen gleich sein. Ei- ne Erhöhung des Serum-Kreatinins erfolgt erst dann, wenn die GFR bereits um ca. 50 Harnstoff % vermindert ist ("Kreatinin-blinder- Bereich"). Bei Verdacht auf Nierenfunkti- Harnstoff ist das Endprodukt des Eiweiß- osstörungen sollte daher zusätzlich die Be- stoffwechsels beim Menschen. Er wird in stimmung von Cystatin (s.dort) sowie einer der Leber aus Ammoniak und Bikarbonat Kreatinin-Clearance durchgeführt werden. gebildet. Die Synthese aus Ammoniak und Bestimmung nach Jaffé (rate-blanked, Kohlendioxid läuft überwiegend in der Leber kompensiert) ab. Die Ausscheidung erfolgt durch glome- Normbereich Mann < 1,20 mg/dl, ruläre Filtration als farb- und geruchloses, Frau < 0,90 mg/dl, Kind < 1,00 mg/dl gut wasserlösliches Endprodukt über die Niere. Kreatinin-Clearance, GFR Mit seiner täglichen Ausscheidung von 20 - 35 g erreicht er die größte Menge aller von Die Kreatinin-Clearance gibt Auskunft über den Nieren zu eliminierenden Stoffe. Ein die Nierenfunktion. Je niedriger die Kreati- erhöhter Proteinabbau, z.B. bei Fieber, Dia- nin-Clearance, desto schlechter funktioniert betes mellitus oder Nebennieren- der Niere. überfunktion, oder vermehrte Proteinzufuhr führt zu einem Anstieg der Harnstoffaus- Kreatinin-Clear. = Urinkonzentration von Kreatinin x Harnvolumen scheidung. Bei länger andauernden Hun- Plasmakonzentration von Kreatinin x Zeit gerphasen nimmt die Ausscheidung von Harnstoff dagegen ab. Kreatinin-Konzentrationen müssen dem- Normbereich < 50 mg/dl, Nachweis durch nach im Serum und im 24-Stunden-Urin enzymatische Spaltung durch Urease gemessen werden. Die Urinsammlung muss gewissenhaft durchgeführt werden Kreatinin und die Urinmenge bestimmt werden. Wäh- renddessen darf der Patient kein Fleisch Kreatinin entsteht in den Muskelzellen und essen und wenig körperlich belastet wer- wird von diesen nach Abgabe ins Blut über den, um den Serumkreatinin-Wert konstant die Nieren ausgeschieden. Täglich gelingt zu halten. etwa 1.5 g davon in den Urin. Durch den Normbereich > 95 ml/min Verzehr großer Fleischmengen kann sich diese Menge erhöhen. Kreatinin ist ein Ab- MDRD-Formel, GFR bauprodukt von Kreatin und wird als Ener- giespeicher im Muskel verwandt. Die Krea- Die MDRD-Formel (Modification of Diet Re- tininspiegel im Blut sind daher auch abhän- nal Disease) zur Ermittlung der GFR wurde gig von der Muskelmasse des Patienten.. anhand der Daten über 1600 Patienten ei- Kreatinin wird nahezu vollständig filtriert. ner Studie mit Nierenerkrankungen entwi- Bei eingeschränkter Nierenfunktion können ckelt. Die MDRD-Studie nennt Personen- die Glomeruli das Kreatinin nicht mehr aus- kreise, für die die Formeln nicht getestet reichend filtrieren. sind: Nierentransplantierte, Dialysepatien- Serum-Kreatinin wird als Maß für die Nie- ten, Schwangere, Diabetes-Patienten, die renfunktion angesehen, da die Kreatinin- Insulin spritzen und Patienten mit weiteren Konzentration der glomerulären Filtrations- schweren Krankheiten (Mehrfachdiagnose). rate (GFR) umgekehrt proportional ist. Vor- Im Zweifel ist eine exakte Messung (z.B. aussetzung hierfür ist ein konstanter Kreati- durch 24h- Sammelurin) anzuwenden. nin-Metabolismus; Kreatininbildung und re- 9 GFR (ml/min/1,73 m²) = Damit ist Cystatin C ein geeigneter endo- 186 x Serumkreatinin (mg/dl)-1,154 x Alter (Jahren)-0,203 gener Marker der glomerulären Filtrations- x 0,742 (für Frauen) x 1,21 (wenn der Patient schwarzer Hautfarbe ist) rate (GFR). Bereits bei geringgradiger Ein- schränkung der GFR steigt die Cystatin C- Cystatin C, GFR Konzentration im Serum an. Cystatin C er- scheint daher insbesondere in diesem Be- Routinemäßig wird zur Einschätzung der reich in seiner diagnostischen Sensitivität Glomerulären Filtrationsrate (GFR) der Nie- und Spezifität dem Kreatinin deutlich über- re die Messung von Kreatinin in Serum und legen. Es korreliert gut mit der GFR, so Urin sowie die Berechnung der entspre- dass eine näherungsweise Berechnung der chenden Clearance herangezogen. Die GFR mit Hilfe der Formel möglich ist. Aussagekraft der Kreatinin-Messungen wird jedoch durch zahlreiche Störsubstanzen GFR geschätzt [ml/min/1.73 m²] = 74.84 / Cystatin C x exp.1.33 beeinflusst, z. B. sog. Pseudokreatinine", zu denen z.B. Antibiotika und andere Pharma- Cystatin C wird im Gegensatz zu Kreatinin ka zählen. Es können falsch hohe Kreatinin- nicht durch die Muskelmasse beeinflusst Werte resultieren. Als Metabolit des Mus- und kann auch bei Kindern eingesetzt wer- kelstoffwechsels ist Kreatinin außerdem von den. Die Verwendung spezifischer Antikör- der Muskelmasse abhängig. Der individuel- per, die Messung aus einer Serumprobe le Referenzbereich kann deshalb sehr un- und einheitliche Referenzbereiche sind wei- terschiedlich sein. Die Kreatinin- tere Vorteile der Cystatin C-Bestimmung. Ausscheidung wird von der aufgenomme- Ist die Urinsammlung für eine Clearance- nen Proteinmenge beeinflusst, insbesonde- Untersuchung nicht möglich oder unsicher, re von der Nahrungsaufnahme von Fleisch. ist Cystatin C im Serum eine Alternative zur Die Kreatinin-Konzentration im Blut steigt Erfassung von Störungen der glomerulären erst dann an, wenn die GFR bereits auf un- Filtration. ter 50 ml/min reduziert ist („Kreatinin blin- der Bereich“). Das Sammeln eines 24h- Bicarbonat Urins und die Bestimmung der Körperober- Der Bicarbonatgehalt im Serum oder Plas- fläche des Patienten zur Berechnung der ma ist ein wichtiger Indikator für Elektrolyt- Kreatinin-Clearance ist für den Patienten verteilung und Anionenmangel. Zusammen umständlich und überdies fehlerträchtig. Bei mit der pH-Bestimmung werden die Bicar- eingeschränkter Nierenfunktion tritt zusätz- bonatmessungen bei der Diagnose und lich zur glomerulären Filtration noch eine Behandlung von zahlreichen potentiell tubuläre Sekretion des Kreatinins auf, die schweren Erkrankungen, die mit einem ge- eine Beurteilung der GFR erschwert. Cysta- störten Säure-Basen-Gleichgewicht im A- tin C ist ein kationisches Polypeptid mit ei- tem- und Stoffwechselsystem assoziiert nem Molekulargewicht von 13.4 kD. Cysta- sind, eingesetzt. tin wird von allen kernhaltigen Zellen mit Haltbarkeit: mehrere Tage bei 2-8°C, wenn konstanter Syntheserate gebildet. Die Pro- die Erythrozyten abgetrennt werden und die duktion wird nicht durch entzündliche Reak- Probe fest verschlossen aufbewahrt wird. tionen beeinflusst (kein Protein der akuten Vorzugsweise sollte venöses Blut, das an- Phase). Daher hängt die Plasmakonzentra- aerob in der für Bikarbonat üblichen Weise tion vorwiegend von der Ausscheidung entnommen wurde, als Probenmaterial ein- durch die Nieren ab. Aufgrund seiner gerin- gesetzt werden. In unverschlossenen Ge- gen Größe wird es in der Niere vollständig fäßen nimmt die Bikarbonatkonzentration glomerulär filtriert. Im renalen Tubulus- nach einer Stunde um ca. 4 mmol/l ab. Se- system wird es reabsorbiert und abgebaut. rum kann bis zu 6 Monate bei -20°C oder - 10
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