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Kleist-Jahrbuch 2003 PDF

337 Pages·2003·19.543 MB·German
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KLEIST-JAHRBUCH 2003 KLEIST-JAHRBUCH 2003 Im Auftrag des Vorstandes der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft herausgegeben von Günter Blamberger (verantwortlich für Kleist-Preis, Jahrestagung 2002, Abhandlungen), Sabine Doering und Klaus Müller-Salget (verantwortlich für Rezensionen) VERLAG J. B. METZLER STUTTGART · WEIMAR Anschrift der Redaktion: Dr. Ingo Breuer, Universität zu Köln, Institut für Deutsche Sprache und Literatur, Albertus-Magnus-Platz, D-50931 Köln, eMail: [email protected] Mitarbeit: Pamela Moucha und Dominik Paß Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-476-01978-3 ISBN 978-3-476-02897-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-02897-6 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustim mung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2003 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersehe Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2003 www.metzlerverlag.de [email protected] INHALT Verleihung des Kleist-Preises 2002 Günter Blamberger: Rede zur Verleihung des Kleist-Preises an Martin Mosebach im Berliner Ensemble am 30.11. 2002 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Brigitte Kronauer: >> ... ewiger Flügel! Oh!« Laudatio zur Verleihung des Kleist-Preises an Martin Mosebach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Martin Mosebach: >>Romane schreiben, wie man einen Schuh macht<<. Dank- rede bei der Verleihung des Kleist-Preises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Internationale Jahrestagung 2002 in Berlin: >TRANSFORMATIONEN< Hans Jürgen Scheuer: Pferdewechsel - FarbenwechseL Zur Transformation des adligen Selbstbildes in Kleists >Prinz Friedrich von Homburg< . . . . 23 Helmut ]. Schneider: Der Sohn als Erzeuger. Zum Zusammenhang politi- scher Genealogie und ästhetischer Kreativität bei Heinrich von Kleist 46 Bernd Hamacher: >>Auf Recht und Sitte halten<<? Kreativität und Moralität bei Heinrich von Kleist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Peter Philipp Ried!: Transformationen der Rede. Kreativität und Rhetorik bei Heinrich von Kleist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Dominik Paß: Die Beobachtung der allmählichen Verfertigung der Gedan- ken beim Reden. Eine systemtheoretische Lektüre . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Rolf-Peter Janz: Mit den Augen Kleists: Caspar David Friedrichs >Mönch am Meer< . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Caroline Pross: Verschobene Anfänge. Bruch und Begründung in Kleists >Hermannsschlacht<, Arnims >Die Vertreibung der Spanier< und Erenta- nos >Viktoria und ihre Geschwister< . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Christine Künzel: Gewaltsame Transformationen. Der versehrte weibliche Körper als Text und Zeichen in Kleists >Hermannsschlacht< . . . . . . . . . . 165 V Dorothea von Mücke: Metamorphose und Idylle. Entgrenzungsphantasien bei Kleist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Caroline Neubaur: Penthesilea und die Kategorie des Gräßlichen . . . . . . . . . 199 David Ratmoko: Das Vorbild im Nachbild des Terrors. Eine Untersuchung des gespenstischen Nachlebens von >Michael Kohlhaas< . . . . . . . . . . . . . 218 Podiumsdiskussion KLEISTÜBERSETZEN Fremdsprachige Gesamtausgaben der Werke Kleists Gabriella Gönczy: Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 Yoko Tawada: Kleistauf Japanisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Liszl6 F. Földenyi: Kleistauf Ungarisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Andnis Forgach: Übersetzen ins Klassische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 Laszl6 Marton: Über die Frage, ob es möglich ist, mit einem Toten Freund- schaft zu schliessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 Pierre Deshusses: Kleist - Das Theater des Schreckens . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 Abhandlungen und Miszellen Ulrich Fülleborn: Dem Scheitern von Kleists >Robert Guiskard< nachgefragt 263 Yixu Lü: Zur Schreibtechnik Kleists im >Käthchen von Heilbronn< . . . . . . . . 282 Klaus Müller-Salget: Kleine Funde im Nachlass Paul Hoffmanns . . . . . . . . . . 307 VI Rezensionen Klaus Müller-Salget: Das Erlebnis und die Dichtung? (über: Rudolf Loch, Kleist. Eine Biographie, Göttingen 2003) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 Hans Richard Brittnacher: Rasse und Geschlecht in Kleists >Verlobung< (über: Barbara Gribnitz, Schwarzes Mädchen, weißer Fremder. Studien zur Konstruktion von >Rasse< und Geschlecht in Heinrich von Kleists Erzählung >Die Verlobung in St. Domingo<, Würzburg 2002) . . . . . . . . 321 Sabine Doering: Codierungen der Gewalt-interdisziplinär (über: Christirre Künzel, Vergewaltigungslektüren. Zur Codierung sexueller Gewalt in Literatur und Recht, Frankfurt und New York 2003) . . . . . . . . . . . . . . . 325 Anton Philipp Knittel: Patriotischer Kunstkämpfer und poetischer Künst lerfreund (über: Dorothee von Hellermann, Gerhard von Kügelgen (1772-1820). Das zeichnerische und malerische Werk, Berlin 2001) . . . . 330 Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 Anschriften der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336 Informationen zur Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 VII VERLEIHUNG DES KLEIST-PREISES 2002 GüNTER BLAMBERGER REDE ZUR VERLEIHUNG DES KLEIST-PREISES AN MARTIN MOSEBACH IM BERLINER ENSEMBLE AM 30. 11. 2002 Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr verehrte Frau Kronauer, lieber Herr Beil, sehr verehrter, lieber Herr Mosebach, anhand der Stadt, in der einer lebt, macht man sich ein Bild von seiner Natur, seiner Wesensart, seinen Wünschen und Hoffnungen. Köln gilt als die nördlichste Stadt Italiens, Berlin als Wüstenstadt, in den märkischen Sand gesetzt, von Nomaden be wohnt, die ihren Lebensplan ständig verändern. Im Falle Frankfurts fürchtet man, dass die Seelenlandschaften so öde werden könnten wie das Bahnhofs- oder Ban kenviertel und die Menschen hoffnungslos. Unter dem Pflaster liegt nicht der Strand, sondern stinkender Flussschlamm, ein unwirtlicher, nicht zur Besiedlung bestimmter Sumpf, aber der treibt in Martin Mosebachs Frankfurt-Romanen wun derbare Blüten. Vor allem im Palmengarten, der in dem Roman >Eine lange Nacht<, in den Träumereien des Romanhelden Ludwig Drais, zur Keimzelle der Schöpfung gemacht wird, zum Ursprungsort für die Entwicklung aller Lebewesen. Mit Au genzwinkern allerdings: Die Ur-Pferde werden hier nur so groß wie Katzen, die Enten so groß wie Spatzen, die Spatzen so groß wie Bienen, die Bienen so groß wie Stecknadelköpfe, und Adam und Eva eröffnen nach ihrer Vertreibung aus dem Kleingarten Eden nebenan einen Gemüseladen. Damit sind die Proportionen Frankfurts und die seiner künstlichen Paradiese vermessen. Von den Größenphantasien, von den Wolkenkratzern Mainhattans ist bei Mosebach wenig die Rede. In einem wunderbaren Augenblick allerdings be merkt sein Romanheld Ludwig Drais, dass ein glasverkleidetes Hochhaus seiner Wohnung gegenüber zum Zauberspiegel wird, so dass in ein und dasselbe Zimmer hinein die Morgen- und Abendsonne scheint. Magischen Realismus kann man das nennen oder in den Worten von Mosebachs Romanhelden: »Vielleicht war der erste Schritt, den Bann der Hässlichkeit Frankfurts zu brechen, dass man sie malte<<. Kunst, so heißt es programmatisch weiter, habe Therapie zu sein, solle einen »Raum des Humanen<< schaffen, »etwas Heilsames und Befreiendes<<. Ästhetik der Positivi tät also, die an die Allmacht des Hässlichen nicht glaubt und das Wahre im Falschen finden will. Das ist ein waghalsiger Aufstand gegen die Mandarine der Kritischen Theorie, die nicht zufällig auch aus Frankfurt kommt,. und ein heikles Unterfangen, das Mosebach gelingt, weil er, wie es in seinem Nachwort zu dem Erstlingsroman 3 Günter Blamberger >Das Bett< heißt, niemals verhehlt, dass die >>fiktiven Paläste« der Literatur >>in ih rem Innersten von einem realen Ungeheuer bewohnt<< sind. Das Zauberstück ge lingt auch, weil Mosebach Humor an die Stelle von Pathosformeln zu setzen weiß, einen Humor, der das Erhabene niedriger und das Niedrige erhabener macht. Einen Humor, der eine im wörtlichen Sinne humane Qualität hat, eine stoffliche Qualität, die an die antike Bedeutung des Wortes >Humor< erinnert, an die Mischung der Körpersäfte, aus der die Mischung der Stimmungen resultiert, die Komplementari tät von Trauer und Hoffnung. Dieser Humor ist in der deutschen Literatur heute nahezu einmalig. Vor zwei Tagen, lieber Herr Mosebach, haben Sie aus dem Roman >Eine lange Nacht< vor der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft gelesen, unter anderem eine Ster beszene, schonungslos und würdevoll zugleich geschrieben. Die Kleist-Familie hat Sie dafür, wie Sie am Applaus bemerkt haben, in Kopf und Herz geschlossen. Aber das genügt nicht. Heute werden Sie mit dem Kleist-Preis, einem der bedeutendsten deutschen Literaturpreise, ausgezeichnet, und das Verdienst Ihrer Auswahl hat Bri gitte Kronauer. Ein Risiko ist Brigitte Kronauer damit nicht eingegangen, denn Ihr CEuvre, Herr Mosebach, ist stattlich. Die Jury des Kleist-Preises ist Brigitte Kro nauer dennoch zu großem Dank verpflichtet, weil sie eine längst notwendige Kor rektur vollzogen hat. Die mittlere Generation, zu der Martin Mosebach gehört oder, um nur einige Namen noch zu nennen, Bodo Kirchoff, Hanns-Josef Ortheil, Sten Nadolny, wird von den deutschen Preisrichtern seit jeher stiefmütterlich be handelt. Allesamt handelt es sich um gestandene Autoren, ihre wahre Situation hat Peter Schneider einmal jedoch mit einem Seufzer auf den Punkt gebracht: >>Nun bin ich schon Anfang Fünfzig und gelte immer noch als Nachwuchsautor.<< Die deut sche Gegenwartsliteratur ist lange Zeit mit der Gründergeneration identifiziert worden, mit Uwe Johnson, Günter Grass, Heinrich Böll, Martin Walser, Hans Ma gnus Enzensberger, bei denen man manchmal den Eindruck hatte, als befänden sie sich auf einer Rolltreppe, die ihnen in jedem Zeitstockwerk gleichsam einen neuen Preis beschert. Neuerdings schlägt das Pendel der Preispolitik in die andere Rich tung aus, und die deutsche Gegenwartsliteratur wird identifiziert mit der allerjüng sten Generation, mit den Popliteraten, der Literatur der >Generation Golf<, des neuen deutschen >Fräuleinwunders< und wie die Etikettierungen alle heißen. Die mittlere Generation war und ist als Generation nicht so leicht erkennbar, ihr fehlt das Gruppenimage. So paradox es auf den ersten Blick klingen mag: Die Autoren der älteren Generation, die die Misere der Hitlerzeit und das Elend der Nachkriegs jahre in ihren jungen Jahren schmerzhaft miterlebt haben, waren auf eine verquere Art privilegiert. Sie fanden ihre Themen vor: die Auseinandersetzung mit dem Krieg, mit den moralischen Verwüstungen der NS-Zeit oder mit der Unfähigkeit zu trauern in der Gesellschaft des deutschen Wirtschaftswunders. Eine tiefgreifende historische Krisenerfahrung vergleichbaren Ausmaßes hat es für die Autoren der mittleren Generation nicht gegeben. Folglich sind sie allesamt Einzelgänger, die sich ihre Themen und Schreibweisen in eigener Verantwortung suchen mussten. Es 4

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