Guido Schmidt Klare Führung Führungsphilosophie als Anleitung für gute und nachhaltige Entscheidungen Klare Führung Guido Schmidt Klare Führung Führungsphilosophie als Anleitung für gute und nachhaltige Entscheidungen Guido Schmidt Düsseldorf, Deutschland ISBN 978-3-658-25273-1 ISBN 978-3-658-25274-8 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-25274-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Lektorat: Stefanie Winter, Denise Schneider Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................. 1 2 Führung und Philosophie .................................... 5 Ziele der neuen Führung ...................................... 5 Das Philosophische an der Führung ............................. 8 Philosophie statt Methode ..................................... 12 Mythos und neues Denken .................................... 15 Mythen sind überall ......................................... 18 Literatur ................................................... 20 3 Philosophie für Anfänger oder die Anfänge der Philosophie ....... 21 Von Flüssigem und Geld ...................................... 21 Der Zeitgeist als Ungerechtigkeit Zeit ........................... 24 Die Kultur als unfassbares Phänomen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Die Mystik der Zahlen ....................................... 29 Die Wahrheit über Führung .................................... 34 Die relative Dynamik der Umwelt .............................. 37 Der Kampf als Motor allen Geschehens .......................... 39 Literatur ................................................... 42 4 Megatrends zur Führung .................................... 43 Wahrheit: Von der freien Meinung zum freien Wissen ............... 43 Wettbewerb: Vom Klein-Klein zum Fortschritt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Gerechtigkeit: Von der Gleichmacherei zur Differenzierung .......... 54 Werte: Vom Geld zur Tugend .................................. 57 Wirtschaft: Von der Globalisierung zu neuen Allianzen .............. 61 Staatsform: Von der Hyperdemokratisierung zurück zu Mehrheiten .... 64 V VI Inhaltsverzeichnis Management: Von der Ohnmacht zur Kompetenz .................. 68 Literatur ................................................... 71 5 Persönliche Aspekte der neuen Führung ....................... 73 Der Mensch im Mittelpunkt der Führung ......................... 73 Idole und Vorbilder .......................................... 76 Die moralische und unmoralische Führung ....................... 79 Die Grenzen der Moral ....................................... 82 Die Moral der Generationen X und Y ............................ 85 Die Angst als intrinsischer Antrieb .............................. 90 Die neue Autorität in der Führung .............................. 94 Persönlichkeit als Leitbild ..................................... 96 Literatur ................................................... 100 6 Die Tugenden der klaren Führung ............................ 101 Weisheit als Anspruch an die Führungskraft ....................... 103 Wichtige Fragen auf dem Weg zur Weisheit .................... 104 Die Synthese als Mittel der Weisheit .......................... 106 Weisheit hat subjektive und objektive Qualität .................. 110 Weisheit überzeugt einfach ................................. 112 Das Gefühl der Weisheit .................................... 114 Gerechtigkeit als Tugend. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Gerechtigkeit schaffen ..................................... 120 Ungerechte Intransparenz ................................... 122 Ungerechte Entscheidungen ................................. 124 Führen ist gerecht ......................................... 127 Die Tugend der Tapferkeit ..................................... 129 Tapferkeit aus Überzeugung ................................. 131 Verantwortung übernehmen ................................. 134 Mutige Ziele und Entscheidungen ............................ 136 Mut zur Offenheit ......................................... 138 Vertrauen und Tapferkeit ................................... 142 Die Tugend der Mäßigung .................................... 144 Vom Hochmut in der Führung ............................... 146 Die anmaßende Einmischung ................................ 148 Literatur ................................................... 151 7 Das Seinige Tun ............................................ 153 Literatur ................................................... 156 Weiterführende Literatur ....................................... 157 Einleitung 1 Seit einiger Zeit wird von einem radikalen gesellschaftlichen Wandel gesprochen. Nach Ansicht vieler Meinungsführer gewinnt die Welt zunehmend an Dynamik und Komplexität. Entwicklungen wie die Wissensgesellschaft, die Individualisie- rung, die Globalisierung und die Digitalisierung führen uns in eine neue Zeit. Wir werden in zahlreichen Beiträgen und Diskussionen aufgefordert, uns den neuen Herausforderungen zu stellen und Antworten auf die damit verbundenen drängen- den Fragen zu geben. Glaubt man den Autoren und Meinungsträgern, geht es um nichts weniger als um unsere Zukunft. Die wesentlichen gesellschaftlichen Veränderungen müssen akzeptiert wer- den und die politische Führung soll darauf gute und zukunftsweisende Antworten finden. Es geht darum, den richtigen Weg zum Erhalt der Zukunftsfähigkeit zu finden. Die gravierenden Veränderungen stellen besondere Herausforderungen an die politische Führung. Die Forderungen nach einer zukunftsgerichteten Politik werden lauter und sie sind auch berechtigt. Es geht um die Führung in Zeiten des Wandels. Die gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen haben natürlich auch eine starke Auswirkung auf die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit unse- rer Gesellschaft. Die Fingerzeige sind klar: Vor dem Hintergrund gravierender gesellschaftlicher und technischer Entwicklungen müssen die richtigen Schritte eingeleitet werden. Die Unternehmen sollen die Globalisierung, Digitalisierung und das Unternehmen 4.0 nicht verschlafen, sondern als Chance erkennen und mutig neue Geschäftsmodelle, neue Produkte und neue Märkte entwickeln. Fort- schritt soll durch Innovationen gesichert und vorangetrieben werden. Nicht nur der Output der Wirtschaft soll neu und zukunftssicher sein, es wird allgemein kolportiert, dass den Unternehmen die Gestaltung der Zukunft nur auf der Basis © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 1 G. Schmidt, Klare Führung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-25274-8_1 2 1 Einleitung neuer Organisationsformen und eines grundsätzlich neuen Führungsverständ- nisses gelingen wird. So werden immer deutlicher Forderungen artikuliert, dass die Unternehmen eine gute und weitsichtige Führung benötigen, um die neuen Herausforderungen meistern zu können. Die Frage, wie denn nun eine neue und starke Führung aussehen sollte, um in der „neuen Zukunft“ bestehen zu können, ist in aller Munde. Führung heißt: Einen Weg weisen, andere leiten, eine Richtung bestimmen. Im besten Fall ist der eingeschlagene Weg auch der richtige und erfolgreiche. Doch die Anzahl der Wegweiser ist sehr groß und die Meinungen über den richtigen Weg sind vielfältig bis unüberschaubar. Ein Lösungsweg, zu guten Ergebnissen einer neuen Führung zu kommen, ist eine philosophische Auseinandersetzung mit den aktuellen Phänomenen und den richtigen Optionen einer guten Führung. Dieses Buch startet mit einer Einführung in die besondere Art des philo- sophischen Denkens. Sie befreit uns aus der Komplexität des täglichen Chaos und gibt uns grundsätzlich neue Perspektiven an die Hand. Dazu werden die Denk- anstöße und die besondere Dialektik der alten griechischen Philosophen auf- genommen. So kann man die wesentlichen Entwicklungen in der Gesellschaft, der Wirtschaft und den Unternehmen erkennen. Die Philosophie zeigt uns eine besondere und zeitlose Art des Denkens. Sie gibt uns wesentliche Denkanstöße und schafft ganz neue Perspektiven für die Führung von heute und morgen. Der philosophische Ansatz führt uns hinter die Kulissen der einfachen Wahrnehmung und schnellen Einordnung und macht die hintergründigen Phänomene sicht- bar. Es wird nicht weniger als eine besondere Form der Weisheit erreicht. Die philosophische Auseinandersetzung mit Führung besiegt die von vielen wahr- genommene Komplexität und zeigt, auf was es wirklich ankommt. Ein wesentliches Ergebnis der philosophischen Auseinandersetzung mit Füh- rung ist das Erkennen von Megatrends. So wird ein Wandel in den Werten und Einstellungen als wesentlicher Einfluss auf die Gesellschaft und die Wirtschaft sichtbar. Das Buch beschreibt den Handlungsrahmen, in dem Führung in Zukunft agieren muss. Daraus ergeben sich wichtige Hinweise für den richtigen Weg in die Zukunft. Es geht um eine besondere Form der Logik, also das folgerichtige Denken, um die Herausforderungen zu erkennen und zu bewerten und die richti- gen Schlüsse zu ziehen. Führungsfragen werden grundsätzlich aus zwei unterschiedlichen Richtungen erörtert. Erstens gibt es den technokratisch-organisatorischen Ast des Management. In diesem instrumentellen Gebiet werden alle Werkzeuge des effektiven Manage- ments behandelt. Management-Ansätze und -Methoden sind meistens leicht zugänglich, basieren aber nur zu oft auf einer Ausschnittbildung. Sie repräsentieren 1 Einleitung 3 in vielen Fällen einen bestimmten Zeitgeist und können durchaus auch als Mode- erscheinungen angesehen werden. Das Buch verzichtet bewusst auf eine Vertiefung dieser vielfältigen Aspekte und greift sie nur am Rande auf. Zweitens verbindet sich Führung mit einer Untersuchung von Persönlichkeitsaspekten. Dieser ver- haltenswissenschaftliche Ansatz beschäftigt sich mit grundsätzlichen Einstellungen und deren Einfluss auf Führung. Eine philosophische Auseinandersetzung mit Wer- ten und Einstellungen macht überhaupt erst deutlich, was wir bereit sind, als gute Führung anzuerkennen. Hier liegt der Schwerpunkt des Buches. Es ist der Anspruch dieses Werkes, deutlich zu machen, dass die zuweilen hektische Arbeit an den Symptomen zur Definition einer guten Führung nicht ausreichend ist. Es wird herausgearbeitet, dass das Nacheifern von Mode- erscheinungen und eine Auseinandersetzung mit zahllosen Managementmethoden nicht geeignet sind, eine Definition von guter Führung zu entwickeln. Die weit- gehend verdeckten Einstellungen der Menschen sind sichtbar zu machen und die hintergründigen Organisationsprinzipien gilt es zu verstehen. Eine solche Neu- definition der Basisprinzipien in der Gesellschaft, der Wirtschaft und den Unter- nehmen bezeichnen wir als neue Führungsphilosophie. Um die Unternehmen in eine herausfordernde, ungewisse und chancenreiche Zukunft zu führen, müssen Gesamtzusammenhänge verstanden werden. Es gilt eine Beziehung herzustellen, zwischen allgemeinen gesellschaftlichen Ansichten und einer guten Führung. Es ist eine Brücke zu schlagen zwischen allgemein verbreiteten Werten und Ver- haltensweisen in Unternehmen. Es geht schlichtweg um ein Verständnis der Prin- zipien von komplexen Institutionen. Nicht das schnelle Handeln führt zum Erfolg, sondern zunächst einmal ein tief greifendes Verständnis für die Ausgangslage. Führung ist nicht neu. Das Thema genießt mal mehr oder weniger Aufmerk- samkeit, aber die Auseinandersetzung mit dem Thema geht wieder auf die alten griechischen Philosophen zurück. Sie waren nicht nur Aufklärer in einem wissen- schaftlichen Sinne, sondern auch Ratgeber für die politischen Institutionen und Lehrer für die großen Herrscher ihrer Zeit. Schon vor gut zweieinhalbtausend Jahren haben Sie ein klares Gerüst aufgebaut, was einen guten Menschen und eine herausragende Führung kennzeichnet. Es ist die Einhaltung der sogenannten Kardinaltugenden: Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Dieses Buch zeigt auf, dass diese Erkenntnisse nichts von ihrer Bedeutung verloren haben. Wir müssen die Tugenden nur in unsere Zeit übertragen. Damit erreichen wir eine Erklärung dessen, was gute und zeitlose Führung ist. Fernab von Mode- erscheinungen werden die Eckpfeiler von Führungsphilosophie dargestellt. Grundsätzliche Begriffe wie Ethik und Moral finden erneuten Einzug in die Dis- kussion. Es wird verdeutlicht, dass gute Führung unausweichlich mit einem auf- rechten Charakter verbunden ist. Gute Führung beginnt immer mit einem eigenen 4 1 Einleitung Anspruch der Führungskräfte an sich selbst. So bilden sich Persönlichkeiten her- aus, denen das Umfeld das durchweg positive Attribut der Authentizität zuspricht. Das eigene Wertegerüst ist die Grundlage, um das zu tun, was Führen im Kern ist: Menschen in einem positiven Sinne in Bezug auf ihre Werte, Sichtweisen und Handlungen zu beeinflussen. Führungsphilosophie ist keine „vergeistigte“ Auseinandersetzung mit dem Thema ohne jeden praktischen Bezug. Es wird im Folgenden keine intellektuelle und ergebnislose Diskussion geführt, sondern es werden klare und umsetzbare Aspekte aufgezeigt, wie eine gute Führung aussieht. Der Schlüsselbegriff ist eine neue Form der klaren Führung. Die Forderung nach einer klaren Führung mag bei dem einen oder anderen noch zu Unbehagen führen. Doch solche Ängste zu nehmen, genau dazu dient die folgende Ausarbeitung. Es wird aufgezeigt, wie man als Führungskraft starke Impulse setzen kann und an Kompetenz gewinnt, ohne die neue Stärke unmoralisch auszunutzen. Es ist keinesfalls ein Aufruf zu unkontrollierter Macht, die sich immer auch mit einer Angst des Machtmiss- brauchs verbindet. Die gesellschaftliche Diskussion über Tugenden, ebenso wie die Ausbildung eines tugendhaften Charakters, sind die notwendigen Regulative. Wer diesem Weg folgt, der schafft die Grundlagen für eine gute und erfolgreiche Führung. Führungsphilosophie ist der Leitfaden, wie die beiden am häufigs- ten genannten Faktoren des radikalen Wandels beherrscht werden können: Die Komplexität wird besiegt und die Dynamik wird gesteigert. Oder anders aus- gedrückt: Die hier vorgestellte Führungsphilosophie zeigt einen guten Weg, die Zukunft positiv zu gestalten.