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Kinderlosigkeit in Deutschland: Zum Verhältnis von Fertilität und Sozialstruktur PDF

237 Pages·2012·1.361 MB·German
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Rabea Krätschmer-Hahn Kinderlosigkeit in Deutschland Rabea Krätschmer-Hahn K inderlosigkeit i n Deutschland Zum Verhältnis von Fertilität und Sozialstruktur Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Zugl. Dissertation Goethe-Universität Frankfurt/Main 2011 D 30 1. Aufl age 2012 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012 Lektorat: Dorothee Koch | Sabine Schöller VS Verlag für Sozialwissenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: STRAUSS GMBH, Mörlenbach Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-18463-0 Danksagung Diese Veröffentlichung ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Schwerpunkt „Kultureller und Sozialstruktureller Wandel“, heute „Sozialstruktur und Sozial- politik“, am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main entstanden ist. Wie bei Doktorarbeiten üblich, die ja das Ergebnis eines wissenschaftlichen Prozesses über einen längeren Zeitraum sind, bin ich vielen Personen, die meine Arbeit begleitet und unterstützt haben, sehr dankbar: Zuerst möchte ich meinem Erstgutachter Prof. Dr. Wolfgang Glatzer für die wohlwollende aber auch kritische Begleitung meiner Arbeit herzlich danken. Ich habe mich im Arbeitszusammenhang als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei ihm stets sehr wohl gefühlt und die Möglichkeit zum eigenständigen Arbeiten und zur Umsetzung eigener Forschungsinteressen sehr geschätzt. Außerdem möchte ich mich ebenso herzlich bei meinem Zweitgutachter PD Dr. Christian Stegbauer bedanken, der meine Arbeit seit der Entstehungsphase mit konstruktiven und kritischen Hinterfragungen und Ratschlägen begleitet hat: So war er für mich nicht nur methodisch ein wichtiger Ansprechpartner, sondern er erinnerte mich auch stets an die Wichtigkeit der Rückbindung empirischer Ergebnisse zu den theoretischen soziologischen Wurzeln. Mein Dank gilt auch Dr. Susanne von Below, die mich sowohl von Frank- furt aus als auch später von Berlin aus nach Kräften unterstützte und mir eine wichtige fachliche und persönliche Ratgeberin und Mentorin war und ist. Die vielen Tür-zu-Tür-Gespräche und Mittag-Arbeits-Essen mit Dr. Mi- chaela Schulze waren für mich hilfreich, um vorrangig konzeptionelle Probleme zu erörtern. Vielen Dank für die kollegiale Unterstützung während der gemein- samen Arbeit am Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse. Ebenso möchte ich auch Ursula Büchner danken, die mir organisatorisch und aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung an der Goethe-Universität tatkräftig half, wenn der institutionelle Prozess mal wieder hakte – vielen Dank für die Beruhigung der Nerven und das Aufzeigen konstruktiver Wege! Erwähnen möchte ich auch an dieser Stelle die für mich sehr wichtige Zu- sammenarbeit mit meinem verstorbenen Lehrer und Mentor Prof. Dr. Karl Otto Hondrich. In meinem ersten Seminar bei ihm, der den Streit von Georg Simmel 6 Danksagung als Thema behandelte, hat mich die Leidenschaft gepackt, soziologische Wir- kungsweisen in der Gesellschaft nicht nur als Gegenstand der Wissenschaft zu begreifen, sondern auch als eine Perspektive, die Welt zu sehen. Gerne hätte ich noch mehr Zeit gehabt, seine querdenkende Art zu studieren und davon zu ler- nen. Was ich behalte, ist die Begeisterung für die Soziologie. Danke. Zuletzt, aber nicht minder wichtig, möchte ich meiner Mutter Edeltraud Kaiser und meiner Schwiegermutter Carola Hahn-Ardel für den Rückhalt und die Unterstützung danken, die sich in Vielerlei zeigte: durch interessiertes Nach- fragen, durch motivierenden Zuspruch, und vor allem durch viele Stunden Be- treuung meines Sohnes Anton, der während meiner Arbeitsphasen prächtig ver- sorgt und umsorgt wurde. Schließlich danke ich von Herzen meinem Mann Tobias Hahn dafür, dass er seit unserem Studium die Genese dieser Arbeit liebevoll fördernd begleitet hat und sich mit mir auf diese wissenschaftliche Reise begeben hat: durch seinen unerschütterlichen Glauben an mich und die Wichtigkeit der Arbeit, sein unzäh- liges Korrekturlesen und die vielen abendlich geführten methodischen Diskussi- onen war er für mich der Fels in der Brandung. Frankfurt/Main, im September 2011 Rabea Krätschmer-Hahn Inhalt Danksagung ...................................................................................................... 5 Inhalt ................................................................................................................. 7 I. Fertilität in Deutschland ...................................................................... 9 1. Einleitung ............................................................................................. 9 2. Problemskizzierung und der Gang der Arbeit .................................... 11 3. Familien- und Fertilitätsdynamiken in Deutschland und Europa ......... 16 a) Familie und sozialer Wandel – unter Berücksichtigung west- und ostdeutscher Unterschiede ............................................................ 16 b) Verschiedene Fertilitätsindikatoren .............................................. 21 4. Eine Verortung der Kinderlosigkeit ................................................... 27 a) Möglichkeiten und Grenzen der statistischen Erfassung .............. 27 b) Kinderlosigkeit in Daten .............................................................. 30 II. Theoretische Konzepte und empirische Studien: Kinderlosigkeitsforschung und Sozialstrukturanalyse ................... 41 1. Kinderlosigkeitsforschung ................................................................. 41 a) Kinderlose Männer und Frauen – oder eine Paarperspektive der Kinderlosigkeit ............................................................................. 42 b) Kinderwunsch und Wirklichkeit .................................................. 45 c) Institutionelle und sozialstrukturelle Rahmenbedingungen des generativen Verhaltens ................................................................. 48 (1) Bildungsniveau ....................................................................... 48 (2) Frauenerwerbstätigkeit ........................................................... 55 (3) Familienpolitik und Kinderbetreuung .................................... 61 (4) (Arbeitsmarkt-)Unsicherheiten ............................................... 67 (5) Zwischenfazit ......................................................................... 69 d) Kultureller Kontext generativen Verhaltens ................................. 70 (1) Der Wert von Kindern oder Lebensstil „kinderlos“ ............... 70 (2) Familienleitbild und Emanzipation ........................................ 76 (3) Pluralisierung von Lebensformen und Wandel der Partnerschaftsverläufe ............................................................ 83 (4) Aufschub von Familiengründungen ....................................... 87 (5) Zwischenfazit ......................................................................... 90 8 Inhalt 2. Sozialstrukturanalyse – Schichtkonzept vs. Lebensstilansatz ............ 91 a) Vertikale Ungleichheiten: Soziale Schichten ............................... 93 b) Horizontale Ungleichheiten: Lebensstile ..................................... 98 3. Zusammenführung der beiden Forschungsstränge und Hypothesenbildung .......................................................................... 106 III. Empirische Auswertungen ............................................................... 117 1. Datensatz und Methode: Beschreibung, Möglichkeiten und Grenzen .............................................................................................. 117 a) Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) ...................................... 118 (1) Untersuchungsgruppen: Geschlecht, Kohorten, Zeitraum und Gebiet ................................................................................... 120 (2) Methode und Forschungsdesign ........................................... 122 b) Verwendete Variablen und Operationalisierungen .................... 125 2. Wie kann man soziale Schichtzugehörigkeit empirisch fassen? – Die Konzeption eines sozialen Schichtindex ................................... 131 3. Empirische Analysen I – die soziale Schichtzugehörigkeit von Kinderlosen ...................................................................................... 137 a) Grundverteilungen: Kinderlose Frauen, Männer und Paare ....... 137 b) Schulabschluss und Kinderlosigkeit ........................................... 140 c) Ausbildungsniveau und Kinderlosigkeit .................................... 147 d) Berufsprestige und Kinderlosigkeit ............................................ 152 e) Soziale Schicht und Kinderlosigkeit .......................................... 158 f) Zwischenfazit ............................................................................. 163 g) Multivariate Modelle der sozialstrukturellen Ressourcen .......... 170 4. Empirische Analysen II – die Lebensstile von Kinderlosen ............ 180 a) Lebensstildimensionen und Kinderlosigkeit .............................. 180 b) Zwischenfazit ............................................................................. 187 c) Multivariate Modelle der Lebensstildimensionen ...................... 190 5. Empirische Analysen III – soziale Schicht vs. Lebensstil ............... 193 a) Soziale Schichtzugehörigkeit und Lebensstildimensionen in ihrem Einfluss auf Kinderlosigkeit ............................................ 194 b) Zwischenfazit ............................................................................. 199 IV. Schlussbetrachtung und Fazit: der Zusammenhang von Sozialstruktur und Kinderlosigkeit in Deutschland ...................... 205 1. Zusammenfassung der Ergebnisse ................................................... 205 2. Implikationen für eine gesellschaftliche und politische Diskussion über Kinderlosigkeit ........................................................................ 216 V. Tabellenanhang ................................................................................. 223 VI. Literatur ............................................................................................ 227 I. Fertilität in Deutschland 1. Einleitung Das Thema Fertilität hat in den vergangenen Jahren eine immense öffentliche Aufmerksamkeit erlangt, die sich in den Medien, in der Politik, in gesellschaftli- chen Debatten und im Wissenschaftsdiskurs niederschlägt – obgleich sich der Geburtenrückgang, den man heute „bemerkt“, schon im Übergang von den 1960er zu den 1970er Jahren ereignet hat. Seit Mitte der 1960er Jahre ist ein deutlicher Rückgang der Geburtenrate in vielen Industrienationen zu beobachten. Dabei gehört Deutschland zu den Län- dern, die einen rapiden Verlauf zu verzeichnen hatten und mittlerweile eine kon- stant niedrige Geburtenrate aufweisen (Kreyenfeld/Konietzka 2008). Mit diesem Phänomen des Geburtenrückgangs, als eine Facette eines generellen demografi- schen Wandels, geht eine gesunkene Heiratsneigung, eine gestiegene Schei- dungsrate und eine Pluralisierung der Lebensformen einher (Huinink/Konietzka 2007). Zwei Strukturveränderungen im familialen Bereich haben zur gesunkenen Geburtenrate in Deutschland beigetragen: einerseits die Zunahme dauerhafter Kinderlosigkeit und andererseits die Abnahme der Anzahl von Familien mit drei oder mehr Kindern (Kreyenfeld/Konietzka 2008). Beide empirisch beobachtbaren Gegebenheiten bedürfen einer gesonderten Betrachtung, da der Familiengründung und Familienerweiterung grundsätzlich unterschiedliche theoretische Prämissen zugrunde liegen. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich auf die Untersuchung der Familiengründung und stellt in deren Kontext das Phänomen der gestiegenen Häufigkeit von Kinderlosigkeit in den Mittelpunkt. Es gibt eine kaum zu überblickende Anzahl an Forschungsarbeiten, die sich mit den Ursachen der gestiegenen Kinderlosigkeit befasst, und ihre Sichtung macht deutlich: Familiengründung ist eine voraussetzungsreiche Entscheidung in der Biografie von Individuen (Burkart 2002). Gemessen an den modernen An- sprüchen an eine gelingende Elternschaft, erfordert die Familiengründung in den Augen der meisten Deutschen eine gefestigte wirtschaftliche und persönliche Basis. Darüber hinaus hat eine in den familiären Mittelpunkt gerückte Kinderer- ziehung weitreichende Auswirkungen auf den Alltag der Eltern (Petersen/Lübcke 2006) – die Lebensgestaltung inner- und außerhalb der Familie erfährt durch R. Krätschmer-Hahn, Kinderlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-94273-5_1, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012 10 I. Fertilität in Deutschland Kinder eine andere Determination. Angesichts der Tatsache, dass in einer ausdif- ferenzierten Gesellschaft, wie es Deutschland ist, familiale und nicht-familiale Aktivitäten in weitgehend getrennten Sphären angesiedelt sind, ist gerade die Vereinbarkeit beider Bereiche eine zu erbringende Leistung von Eltern. Die wohl schwierigste Vereinbarkeitsproblematik findet sich in Deutschland heute zwi- schen Erwerbsarbeit und Mutterschaft (Klenner/Pfahl 2008). Doch ist hierin die Hauptursache für die gestiegene Kinderlosigkeit zu sehen? Liegen die Probleme nicht vielmehr innerhalb der Paarbeziehungen, fehlt für gemeinsame Kinder der geeignete Partner? Oder gibt es gar eine Kultur der Kinderlosigkeit? Neben der wissenschaftlichen Debatte ist es bei solch einem „alltagsnahen“ Thema naheliegend, zu schauen, wie sich die gesellschaftliche Debatte darstellt. Diese lässt sich gut anhand medialer Diskurse und Entwicklungen in der Politik aufzeigen: Seit geraumer Zeit wird in den Medien diskutiert, was der Geburten- rückgang, respektive der gestiegene Anteil Kinderloser, für gesellschaftliche Folgen haben wird – es wird gemutmaßt, dass wir Deutschen aussterben oder dass ein großer Generationenkonflikt aufgrund der Schieflage im Sozialversiche- rungssystem bevorstehe. Die politische Debatte geht sinngemäß in dieselbe Richtung: Dem Geburtenrückgang muss mit familienpolitischen Instrumenten gegengesteuert werden, mit dem Ziel, bessere Rahmenbedingungen für potenzi- elle Familien zu schaffen. Es wird problematisiert, dass sich die Geburtenrate in Deutschland weit unter einem bestandserhaltenden Niveau befindet und Kinder- losigkeit in außergewöhnlich hohem Maße die Gesellschaft prägt. Es wird eine zunehmende Spaltung in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft hinsichtlich der Fertili- tätsfrage befürchtet, in der sich ein kleiner werdender Familiensektor und ein größer werdender Nicht-Familiensektor gegenüberstehen – der Blick auf andere Industrienationen als problemlösende Orientierung hilft hier nicht weiter, da (West-) Deutschland Spitzenreiter in dieser Entwicklung ist und kaum entspre- chende vergleichbare Entwicklungen zu finden sind (Dorbritz/Ruckdeschel 2007). Zusammengefasst kann die öffentliche Wahrnehmung des demografischen Phänomens der erhöhten Zahl von Kinderlosen als durchweg negativ konnotiert angesehen werden. Auf den Punkt gebracht lautet die einhellige Meinung: Wir haben ein großes Problem! Wenige Stimmen in der soziologischen Forschung zum Thema Geburtenrückgang und Kinderlosigkeit pointieren diesen stark wer- tenden Fokus und setzen dem ein sehr innovatives Gedankengut gegenüber, indem sie herausstellen, dass ein Geburtenrückgang viel weniger dramatisch sei als angenommen und sogar positive Funktionen für die Gesellschaft haben kann: Die Kindererziehung wird qualitativ besser und die Eltern-Kind-Beziehungen inniger; die mittlere Generation, die sich gewöhnlich sowohl um die Alten wie auch um die Jungen kümmert, wird entlastet (Hondrich 2007). Doch diese Min- I.2. Problemskizzierung und der Gang der Arbeit 11 derheitsmeinung in der Literatur findet keinen großen gesellschaftlichen Zu- spruch. Vielmehr betont die dargestellte gängige Rezeption, dass der gestiegene Anteil Kinderloser mit gewollter Kinderlosigkeit gleichzusetzen sei und sich in Deutschland somit ein Paradigmenwechsel vollziehe, der weg von einer Fami- lienzentrierung hin zu einer starken Egozentrierung gehe (Institut für Demosko- pie Allensbach 2004a). Diese stark wertende Ebene der Diskussion um Kinderlosigkeit hat kaum etwas mit der sozialwissenschaftlichen Analyse des sozialen Phänomens Kinder- losigkeit in der heutigen deutschen Gesellschaft zu tun. Denn die soziologische Forschung sieht als ihre Aufgabe die Beschreibung gesellschaftlich relevanter Phänomene und ihre Erklärung durch ablaufende soziale Prozesse – dennoch: Kinderlosigkeitsforschung muss sich der Aufgabe stellen, dass ihre Ergebnisse in familienpolitische Implikationen transferiert werden können oder sollen, und das führt nicht selten dazu, dass wissenschaftliche Forschung auf diesem Themenge- biet stark instrumentalisiert werden kann. 2. Problemskizzierung und der Gang der Arbeit In Deutschland wie in fast allen europäischen Ländern bleiben heute mehr Män- ner und Frauen kinderlos als noch vor 20 oder 30 Jahren. In Deutschland blieben im Jahr 2006 27% der Männer und 16% der Frauen im Alter zwischen 45 und 50 Jahren endgültig kinderlos – die älteren Geburtsjahrgänge weisen einen deutlich niedrigeren Prozentsatz Kinderloser auf: bspw. blieben Männer im Alter von 60 bis 65 Jahren zu 17% und Frauen zu 13% kinderlos (Schmitt 2007: 23). Diese Kohortenanalysen deuten darauf hin, dass der Anteil der Kinderlosigkeit steigt, je jünger die Geburtsjahrgänge sind. Dabei ist bemerkenswert, dass sich Ost- und Westdeutschland maßgeblich in ihrem Niveau von Kinderlosigkeit und auch in den vermuteten Ursachen dafür unterscheiden: Im Osten gibt es einen deutlich geringeren Anteil von kinderlosen Männern und Frauen und auch der Unter- schied zwischen den Geschlechtern ist geringer als im Westen (Kreyenfeld/ Konietzka 2008). Wie oben dargestellt, haben sowohl die sinkende Geburtenrate als auch der steigende Anteil Kinderloser in Deutschland eine wissenschaftliche Debatte darüber entfacht, was die Gründe für diese Phänomene sein könnten. Die theore- tischen wie auch empirischen Ansätze sind mannigfaltig und fokussieren jeweils sehr unterschiedliche Facetten. Sie kommen aus den verschiedenen Wissen- schaftsdisziplinen wie der Soziologie, Demografie, Sozialpsychologie oder der Ökonomie (Birg 2005).

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