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Karzinome der Mundhöhle: Analysen zur Klinik, Therapie und Prognose mit Hilfe der Elektronischen Datenverarbeitung Nach den Regeln der Union International contre le Cancer PDF

203 Pages·1974·6.93 MB·German
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FORSCHUNGSBERIClITE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr. 2421 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpr§.sidenten Heinz KUhn vom Minister fUr Wissenschaft und Forschung Johannes Rau Privatdozent Dr. med. Dr. med. dent. habil. Heribert Koch Oberarzt der Universitatsklinik fUr Kiefer und Plastische Gesichtschirurgie der West deutschen Kieferklinik Dusseldorf Direktor: Prof. Dr. med. Dr. med. dent. A. Rehrmann Karzinome der Mundhohle Analysen zur Klinik, Therapie und Prognose mit Hilfe der Elektronischen Datenverarbeitung Nach den Regeln der Union International c~ntre Ie Cancer Westdeutscher Verlag 1974 © 1974 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag ISBN-13: 978-3-531-02421-9 e-ISBN-13: 978-3-322-88146-5 DOl: 10.1007/978-3-322-88146-5 EINFOHRUNG 6 I. TElL Erfassung und Verarbeitung von Daten Tumorkranker im Kiefer- und Gesichtsbereich 7 1_ Traditionelle Organisationsformen der Ookumentation 7 2_ Neue eigene Organisationsform zur Auswertung gro/ler Tumorkollektive 7 2.1 Datenerfassu ng 8 2.1.1 Der Markierungsbeleg 8 2.2 Verfahren zur elektronischen Verarbeitung markierter I nformationen 10 2.3 Das STAF·Programm (Statistical Analysis of Files): erstmalig in der Medizin erprobt 12 II. TElL Oas TNM·System 14 1. Prinzipien einer vergleichenden Erfolgsanalyse in der Therapie des Mundhohlenkarzinoms 14 1.1 Einfuhrung und Historisches 14 1.2 Grundlagen und Ziele der Einteilung 14 2. Oas TNM-System bei Karzinomen der Mundhohlenschleimhaut 15 2.1 Bedingungen fur die Anwendung 15 2.1.1 Determination der T·Komponente 15 2.1.2 Determination der N·Komponente 16 2.1.3 Determination der M·Komponente 16 2.2 Die Topografie der Mundhohle und ihre Bedeutung fur die Klassifizierung der Karzinome 16 2.3 Klassifikation der T·Kategorien 18 2.4 Systematik der Regioniir· und Fernmetastasen 19 2.4.1 Klassifikation der N· und M·Kategorien 19 3. Akzidenzien zum TNM-System 20 4. Sicherungsgrade fur die Tumordiagnose - der "C-Schliissel" 20 5. Kennzeichnung von multiplen und Ooppeltumoren 21 6. Stadien und Stadienzuordnung 21 7. Grading 22 8. Publikation von Behandlungsergebnissen 22 9. Abkurzungen 23 III. TElL Ergebnisse allgemeiner klinisch-statistischer Erhebungen uber Tumoren des Kiefer- und Gesichtsbereichs 24 3 IV. TElL Erhebungen zur Epidemiologie des Plattenepithelkarzinoms der Mundschleimhaut 28 1. Morbiditat und Mortalitat 28 2. Morphologie 29 3. Histologische Differenzierung 37 4. Atiologische Aspekte 38 4.1 Endogene Faktoren 38 4.2 Krebsentstehung durch ex ogene Noxen 39 4.2.1 Tabak 39 4.2.2 Alkohol 41 4.2.3 Mechanische Schadigungen 41 4.2.4 Aktinische Noxen und berufliche Exposition bei Lippenkarzinomen 45 4.3 Synkarzinogenese - Kokarzinogenese 47 5. Zur zentralen Erfassung von Morbiditatsdaten 48 6. Analyse allgemeiner klinischer Daten 48 6.1 Gesamtkollektiv der Karzinomtrager 49 6.2 Geschlechtsverteilung 50 6.3 Alterszusammensetzung 50 6.4 Vorkrankheiten 52 6.5 Lokalisationstypen 52 6.6 Aufnahmeindizes 55 7. Statistische Erhebungen zum Problem "Friiherkennung" und "Friihbehandlung" 55 7.1 Das anamnestische I ntervall 56 7.2 Faktoren der iatrogenen Verschleppung 57 7.3 Abhangigkeit zwischen Verschleppungszeiten und Tumorstadien bei der Erstaufnahme 69 7.4 Tumorsituationen bei Erstaufnahme 72 8. Aligemeinbefund vor Behandlungsbeginn 75 9. Aligemeines Operationsrisiko 75 10. 5ipezielles Operationsrisiko 76 10.1 Lokale Tumorausbreitung 76 10.2 Regionare Ausbreitung - Iymphogene Metastasierung 78 10.3 Oberregionare Ausbreitung - hamatogene Metastasierung 90 V. TElL Wertbestimmung spezieller. prognostisch relevanter Faktoren bei Karzinomen der Mundhohle 94 1. Karzinome des Oberkiefers 94 2. Karzinome des Unterkiefers 100 3. Karzinome des Mundbodens 106 4. Karzinome der Zunge 111 5. Karzi nome der Wange 116 4 6. Karzinome der Lippen 120 7. Differenzierungsgrad lind Prognose 124 8. Zusammenfassende Erorterung der Ergebnisse 124 VI. TElL Differentialtherapeutische Erfolgsanalyse 134 1. Behandlungsmethode und Ergebnisse bei Primartumoren 134 1.1 Karzinome des Oberkieferalveolarfortsatzes und des Gaumens 134 1.2 Karzinome des Unterkiefers 136 1.3 Karzinome des Mundbodens 139 1.4 Karzinome der Zunge 141 1.5 Karzinome der Wange 142 1.6 Karzinome der Lippen 143 2. Zusammenfassung der Therapieergebnisse bei 385 nicht vorbehandelten Karzinomen der Mundhohle 145 3. Behandlungsmethoden und Ergebnisse bei regionarer Metastasierung 147 3.1 Die suprahyoidale Ausraumung bei klinisch nicht suspektem Lymphknotenbefund 147 3.2 Die suprahyoidale Ausraumung bei suspektem Lymphknotenbefund 149 3.3 Die Neck dissection 150 3.4 Die Bestrahlungsbehandlung 151 4. Zusammenfassung der Ergebnisse in der Behandlung zervikaler Metastasen 151 5. Erorterung der Effektivitat verschiedener Behandlungsverfahren und Ergebn isvergleich 153 5.1 Die Behandlung der Karzinome der oberen Mundhohlenetage 154 5.2 Die Behandlung der Karzinome der unteren Mundhohlenetage 156 5.3 Die Behandlung der Karzinome der lateralen Mundhohlenwandung und der Lippen 163 6. Zur Strahlentherapie der Mundhohlenkarzinome 165 6.1 Vorbestrahlu ng 166 167 6.2 Alleinige kurative Radiotherapie 6.3 Nachbestrahlung 168 7. Zur radio-chirurgischen Kombinationsbehandlung des zervikalen Lymphabflul!gebiets 169 8. Zur Chemotherapie des Mundhohlenkarzinoms 172 9. Prazisierung der Indikationen verschiedener Behandlungsverfahren I ndikationsschema 173 10. Nachgehende Krebsfiirsorge und Rehabilitationsplanung 175 ZUSAMMENFASSUNG 117 LITERATURVERZEICHNIS 179 5 EINFOHRUNG Die Empirie - verstanden als Erkenntnisgewinnung aus der tiiglichen Erfahrung - ist ein Grundelement der wissenschaftlichen Medizin. So verdanken wir den Einblick in das Wesen der Geschwulsterkrankungen in erster Linie der klinischen Beobachtung. Sie hat die Weiterentwicklung und die Erfolge der Tumorforschung mehr, als es trotz weltweiter Intensivierung auf laborexperimentellem Sektor moglich war, bis heute entscheidend gepriigt. Der tiigliche Umgang des Klinikers und Therapeuten mit geschwulstkranken Menschen ist in sich ein Experiment, dessen Wert durch keinen Tierversuch aufgewogen wird (BAUER, 1963). Eine Fiille der hier gewonnenen Informationen wird aber bisher ungeniitzt in den Archiven von Kliniken und Krankenhiiusern gehortet. Diese Informationen miissen der klinischen Forschung zuganglich gemacht werden. Die Notwendigkeit ist international erkannt, und Initi8tiven zur Normierung und Auswertung der dokumentierten Daten sind eingeleitet. Seit zwei Jahrzehnten miihen sich Tumorspezialisten verschiedener Fachdisziplinen im Rahmen der U.I.C.C. (Union International contre Ie Cancer) und des A.J.C. (American Joint Committee) um die Festlegung international verbindlicher Klassifizierungsnormen fiir Tumoren. Erfolge einer vergleichenden Wertung verschiedener Rehabilitationsverfahren zeichnen sich bereits abo Diese Art der Erkenntnisgewinnung verspricht auch fiir die klinische Onkologie der Kiefer- und Gesichtsregion neue Impulse. Wesentliche Voraussetzung dazu ist die standardisierte Datenerfassung nach prazisen und einheitlichen Richtsiitzen. Dokumentierte Befunde miissen zentral gespeichert und jederzeit liickenlos verfiighar sein, um eine realistische Rekonstruktion jedes Einzelfalles zu ermoglichen. Ober den Einzelfall soli auch das Kollektiv einer kritischen Beurteilung zuganglich werden. 1m kollektiven Vergleich (MARTINI, 1953) werden in Gruppen gleicher Tumoren mit gleichem Lokalbefund die Ergebnisse der jeweils angewendeten Behandlungs methoden differenzierbar. Die statistische Datenauswertung setzt die MaBstabe, an denen Wert oder Ineffektivitat therapeutischer Methoden meBbar sind. Verschiedene Behandlungs verfahren konnen nach ihren speziellen Anwendungsbereichen prazisiert werden, ein optimales Vorgehen in jedem Einzelfall riickt in greifbare Nahe. Die Forderung, iiber den kollektiven Vergleich zu statistisch verwertbaren Ergebnissen zu gelangen, setzt homogene Gruppierungen voraus, d. h. Kongruenzen in Krankheitsstadien und Ursprungsgebieten der Tumoren. Aus dieser Notwendigkeit ergeben sich jedoch besondere Schwierigkeiten fiir hochspezialisierte Disziplinen. Selbst groBe Fachkliniken - wie die Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der Westdeutschen Kieferklinik, Diisseldorf - benotigen Zeitabschnitte von mindestens 15 Jahren, um iiber entsprechend groBe Fallzahlen zu verfiigen, die statistisch gesicherte wissenschaftliche Daten liefern konnen. Die koordinierte Auswertung von Daten mehrerer Spezialkliniken zur VergroBerung der Vergleichskollektive bleibt ein Fernziel, da bisher keine einheitliche Befunderhebung, keine standardisierte Dokumentation und keine Ergebnisanalyse nach vorgegebenen, allgemein anerkannten Kriterien m6glich sind. Daraus stellen sich die Aufgaben der vorl iegenden Arbeit: 1. Durch die dokumentarische und statistische Aufbereitung bisher ungeniitzten archivierten Datenmaterials, insbesondere iiber Karzinome im Kiefer- und Gesichtsbereich, klinische Erfahrungen zu vertiefen und zu erweitern, 2. diese Erfahrungen fiir die Priizisierung der Indikationsstellung in der Anwendung spezieller Behandlungsmethoden systematisch zu nutzen, 3. Methoden der Tumortherapie an ihren Erfolgen zu messen und 4. auf dieser Basis die Voraussetzungen fiir eine Verbesserung der Erfolgsquoten in der Behandlung von Tumoren im Kiefer- und Gesichtsbereich zu schaffen. Dieses wissenschaftliche Ziel, erstmals unter Einsatz modernster Mittel der elektronischen Datenverarbeitung an einem groBen Krankengut im Kiefer- und Gesichtsbereich verfolgt, verspricht neue Aspekte und I mpulse in der Diskussion der angesprochenen Fragen komplexe. 6 I. TElL Erfassung und Verarbeitung von Daten Tumorkranker im Kiefer· und Gesichtsbereich 1. Traditionelle Organisationsformen der Dokumentation Jede Klinik ist aus forensischen Grunden gehalten, Befunde und Behandlungsablaufe in Form von Krankenblattern und Karteien zu fixieren. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daB diese Daten - meist nicht primar unter wissenschaftlichen Aspekten erhotien - den Anforderungen einer spateren statistischen oder analytischen Auswertung nicht entsprechen. Fur eine detaillierte statistische Auswertung von Gruppen Tumor kranker mit dem Ziel klinischer und differentialtherapeutischer Analysen ist daher eine prazise qualitative Erfassung jedes Einzelfalls mit Angaben zur Anamnese, zu Befund und Therapieverfahren sowie zur nachgehenden Tumorfursorge erforderlich. Die mechanische Dokumentation ist ein Weg, diese aufwendige Registratur zu erleichtern und zu rationalisieren. Von den gebrauchlichsten Methoden seien die halbmechanischen Verfahren, wie Loch-, Schlitz- und Cordonnier-Karten, und das vollmechanische Hollerith-System genannt. SPI ESSL (1966) hatte sich an der Nordwestdeutschen Kieferklinik des Universitats krankenhauses Hamburg-Eppendorf fur die mechanische Dokumentation onkologischer Sachverhalte mit Hilfe einer Schnellsichtkartei mit Randlochsystem entschieden. An mehr als 800 Tumorfallen wurden diese Karten in retrospektiver und prospektiver Erfassung erprobt. Mit der Koordination von Dokumentation und Naehkontrolldaten bot die Karte neben leichter Handhabung eine Synopse der wesentlichsten onkologisch relevanten Fakten. Die Naehteile dieser Methode liegen 1. in der eng begrenzten AussagemOglichkeit der "Tumorkarte", deren Erweiterung nur mit komplizierten Verschliisselungsmethoden zu erkaufen ware, die aber die Vorteile der leiehten Fuhrung und Auswertung der Kartei umkehren, und 2. erschepft sich die Anwendbarkeit der Karte bei groBen Kollektiven. Das Randlochsystem wird also den Anforderungen einer fortschrittlichen Datenverarbeitung nicht mehr gerecht, besonders, da es auf manuelle Auswertung (Ausnadeln) angelegt ist. Dieses Verfahren ist muhsam und nur bei kleinen Serien praktikabel (SPIESSL, ROTTKE, METZ; 1968). 2. Neue eigene Organisationsformen zur Auswertung groBer Tumorkollektive Urn ein Krankengut von uber 2000 Tumorpatienten retrospektiv aufarbeiten zu kennen, haben wir - gestutzt auf die guten Erfahrungen von KOBERG (1971) auf dem Sektor "Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten" - die technischen MOglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung genutzt. Das Hauptproblem bei dem Einsatz elektronischer Datenverarbeitungsanlagen bei medizinischen Fragestellungen liegt in der maschinengerechten Bereitstellung konservativ dokumentierter I nformationen. Die konservative Dokumentation auf dem Tumorsektor erfolgt in unserer Klinik nach folgendem Standardverfahren: 1. Krankengeschichten als komplette Sammelinformation stationarer Aufenthalte; 2. Ambulanzkarten zur Aufnahme von allgemeinen und speziellen Verlaufs- und Erfolgsdaten; 3. Tumorkarten als spezielle Informationskartei uber onkologisch relevante Daten in der Nachbehandlungsphase mit standardisierten Kontrollintervallen; 4. Rentgenaufnahmen zu diagnostischen Zwecken und Verlaufskontrollen; 5. Fotoserien zur Beurteilung klinischer Verlaufe, zur Dokumentation von Behandlungs erfolgen und zur Planung rekonstruktiver MaBnahmen. 7 Die Fulle dieser Informationen war zu standardisieren, um dadurch automatisch speicherbar und gezielt ausweitbar zu werden. Ais eine Voraussetzung von entscheidender Bedeutung erwies sich, daB die Tumorkrankengeschichten und Verlaufs· karteien seit 1955 nach einem bestimmten Fragenkatalog erhoben und maschinen geschrieben fixiert wurden. Das traditionelle Archivierungsverfahren gestattete daher die retrospektive Bearbeitung der Informationen uber Tumoren verschiedenster Charakter- und Manifestationsformen yom 31. Dezember 1969 bis zum 1. Januar 1955. Bei dem Versuch der Standardisierung biologischer Daten sind wir uns mit PROPPE (1967) bewuBt, daB die Variabilitat der individuellen Eigentumlichkeiten keine absoluten GesetzmaBigkeiten in streng naturwissenschaftlichem Sinne zulaBt. Dennoch erscheint ein KompromiB der Simplifizierung und Straffung des groBen und in seinen Zusammenhangen komplizierten onkologischen Datenmaterials zur maschinellen Bearbeitung gerechtfertigt, wenn damit neue Erkenntnisse fur die Bekampfung der Tumoren zu gewinnen sind. 2.1 Datenertassung 2.1.1 Der Markierungsbeleg Die Erfassungsmethode onkologisch relevanter Sachverhalte muB folgende Anforderungen erfiillen: 1. Registrierung von Tumorfiillen nach standardisierten Kriterien, 2. mOglichst detaillierte Obernahme klinischer und therapeutischer Daten aus der konventionellen Organisationsform der Dokumentation iiber Krankenblatt etc. ohne Codierung der Informationen, 3. Fixierung des Krankheitsverlaufs durch laufende Datenerhebung wiihrend der Periode der nachgehenden Kontrolluntersuchungen, 4. klinische und differtialtherapeutische Analysen der erfaBten Daten mit statistischen Methoden, 5. Vergleichsmiiglichkeiten von Ergebnissen mit denen anderer Behandlungszentren nach vorgegebenen Normen. Den Oberlegungen von EHLERS und WICK (1964) folgend sowie auf klinikeigenen Erfahrungen (KOBERG, 1971) bauend, haben wir uns fiir das fotooptische Markierungsleseverfahren entschieden. Dieses Verfahren scheint uns derzeit Yom finanziellen und personellen Standpunkt als sinnvollste Methode einer Datenerfassung klinischer Sachverhalte. Der Markierungsbeleg hat sich als In formationstriiger medizinischer Daten besonders bewiihrt, weil 1. die Obernahme von I nformationen der konventionellen Dokumentation auf den Markierungsbeleg verhiiltnismiiBig einfach, schnell und sicher ist, 2. die Erfassung der I nformationen (Obernahme in den Datentriiger) maschinell, also wenig arbeitsaufwendig ertolgt, 3. bereits bei der Erfassung Vollstandigkeitspriifungen miiglich sind und in beschriinktem Umfang formelle Fehler erkennbar werden und 4. die Information auswertungsgerecht, d. h. verschliisselt auf Magnetplattenspeichern, zur Verfiigung steht. Als Markierungsbeleg fiir die hier gestellten Aufgaben hall.eo wir den von PAPE und SCHEUNEMANN in unserer Klinik entwickelten und 1970 publizierten Belegbogen (Entwurf 01. 1969) verwendet. Unter Bezug auf die erwiihnte Publikation kann die Beschreibung des Markierungsbelegs auf das Wesentliche und auf die Modifikationen in der Anwendung beschriinkt werden. Vorausgeschickt sei, daB die Ausfiillung des Bogens nur durch einen sachkundigen Arzt oder nach dessen Anweisung sinnvoll erscheint. Fiir jeden Patienten sind bei jeder stationaren Aufnahme je ein Bogen der Belegart 003 bzw. 004 zu markieren. Jeder Belegbogen umfaBt max. 1.000 Markierungsstelle~, die in 50 Zeilen zu je 20 Markierungspunkten angeordnet sind. Der Tumor bogen der Belegart 003 enthiilt aile wichtigen I nformationen iiber den Patienten: Identifikationszahl (Aufnahme-Nr. und Jahr der Krankengeschichte) Erst- bzw. Wiederaufnahme, Geschlecht, Alter, Aufnahmedatum, Angaben zum Personentyp, seiner allgemeinen und speziellen Vorgeschichte. seiner Lebensgewohnheiten und eventuell Vorbehandlungen sowie iiber Foto- und Rontgen dokumentation. Die Belegart 004 informiert iiber den Aligemeinbefund und das Operationsrisiko. iiber Lokalisation des Tumors und durch eine Modifikation in der Handhabung des Bogens auch fiber die regioniire Tumorausdehnung. fiber TumorgroBe und ggf. Zuordnung nach dem 8 TNM-System, fiber Diagnose und diagnostischen Sicherungsgrad, fiber Therapieverfahren und rekonstruktive MaBnahmen, fiber Kontrolldaten der nachgehenden Untersuchungen (Rezidiv, Metastasierung, Zweittumor) sowie fiber Todesursachen oder Oberlebensraten. Auf Probleme der Markierung, die mit der elektronischen Auswertung in Zusammenhang stehen, sowie auf die speziellen Terminologien der Belege 5011 hier nicht im Detail eingegangen werden. Ober die Strichmarkierungen hinaus bieten die Bogen die Miiglichkeit, nicht markierbare Informationen als "Bemerkungen" zu bestimmten Fragenkomplexen in Klartext auf sogenannten Verbundformularen fiber die Identifikationsnummer an eine Belegart zu koppeln. Die Terminologie der Bogen ist allgemein verstandlich und so gewahlt, daB sich spezielle Definitionen und Wertungen erfibrigen. Das TNM-System ist bei der Markierung nach den bekannten Richtlinien ausschlieBlich ffir die Karzinome der Mundhohle angewendet worden. Auf diese Weise wurden onkologisch relevante Daten von insgesamt 2.077 Tumortragern aus 15 Jahrgangen maschinengerecht dokumentiert: iiber 8.000 Markierungsbelege mit insgesamt fast 250.000 Einzelinformationen. Diese Arbeit nahm iiber 2 Jahre in Anspruch. Es soli in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen werden, daB der Verfasser bei diesem Unterfangen um manche bittere Erfahrung und Enttauschung reicher wurde. Nicht umsonst werten erfahrene "Dokumentatoren", wie HOSEMANN (1959), GOGLER und Mitarbeiter (1961), KOBERG (1971), diese Art der Bergung schlummernder Schatze arztlicher Erfahrung als "Sklavenarbeit", zu deren Wiederholun9 sich nur schwerlich jemand bereit finden diirfte. 1m Mittelpunkt der Auswertung stand die kritische Beurteilung von Behandlungsverfahren. Eine Erfolgsdokumentation dieser Art iiber einen Zeitraum von 15 Jahren ist sehr arbeitsaufwendig und zeitraubend. Trotzdem lieBen sich durch hartnackige Anwendung aller Moglichkeiten die Schicksale der meisten Patienten verfolgen. Ais wesentlichste Voraussetzung dazu erwies sich die Einrichtung der straff organisierten klinikeigenen nachgehenden Tumorffirsorge mit Verlaufs dokumentation in einer Spezialkartei, die an unserer Klinik seit iiber 10 Jahren fester Bestand in der Rehabilitation Tumorkranker ist. In wochentlich stattfindenden speziellen Tumorsprechstunden werden derzeit etwa 800 Patienten in definierten Interwallen betreut. Das betrifft insbesondere die Patienten mit malignen Geschwiilsten. Mit Hilfe der nachgehenden Tumorfiirsorge bzw. iiber eine Fragebogenaktion bei nachbehandelnden Kollegen - z. T. unter Einschaltung von Einwohnermeldeamtern und Standesiimtern - lieBen sich die Krankheitsverlaufe von 445 Patienten (79,61 %) rekonstruieren. 41 Patienten waren postoperativ verstorben (7,33 %). Nach der Entlassung aus stationarer Behandlung sind 64 Patienten (11,45 %) zu keiner weiteren Kontrolle erschienen. Bis auf 4 von ihnen waren auch ihre Schicksale zu klaren. Ais vollig aus der Kontrolle veri oren ("lost cases") verblieben folglich nur noch 13 Faile, die nach der Behandlung ausgewandert oder - soweit es Gastarbeiter betraf - in ihre Heimat· lander zuriickgekehrt bzw. unbekannt verzogen waren. In diesem Zusammenhang ist zu vermerken, daB 3 Jahre nach erfolgter Behandlung durchschnittlich nur noch 36,82 % der iiberlebenden Patienten regelmaBig zur Nachkontrolle erscheinen, wahrend es nach einem Jahr 82,46 % und nach 2 Jahren immerhin noch 58,14 % waren. Durch Standardisierung der Kontrollintervalle und gezielte Aufklarung der Patienten konnten die Quoten in den letzten 3 Jahren um durchschnittlich 10 % gesteigert werden. Ahnlich wie bei Vorsorgeuntersuchungen liegen die Versiiumnisse bei Mannern ungleich hiiher als bei Frauen. Bevor das technische Verfahren weiter entwickelt wird, seien einige kritische Bemerkungen zur Handhabung der Bogen in der vorliegenden Form angeffihrt. Ais wesentlicher Nachteil bei der Markierung, Sortierung und Verarbeitung der Informationen hat sich die Aufteilung in 2 Markierungsbelege der Belegart 003 bzw. 004 erwiesen. Das Zwei-Bogen-System birgt vermeidbare Fehlerquellen bei der Koordinierung. Dariiber hinaus geht fiir die zur Zusammenfiihrung der Bogen doppelt aufzunehmenden Markierungen (z. B. Identifikationsnummer) viel Platz verloren, der fiir spezielle I nformationen sinnvoller zu nutzen ware. Der Verfasser hat auf der Jahrestagung des Deutsch-Osterreichisch-Schweizerischen Arbeitskreises ffir Tumoren im Kiefer- und Gesichtsbereich, Mfinchen 1971, ausfiihrlich fiber die zeitraubende und arbeitsaufwendige Erschwernis des Zwei·Beleg-Systems berichtet. Gleichzeitig wurde ein Markierungsbeleg vorgestellt, der auf der Basis einer breiten Erfahrung mit fiber 2.000 Fallen durch Straffung und Neuorganisierung aus den urspriinglichen ErhebungsbOgen entwickelt wurde. Das vorgelegte Markierungsformular - Entwurfsblatt (IBM Typ 123(}31·32) - fand nach geringfiigiger Oberarbeitung den Beifall des Arbeitskreises und wurde den Tumorbehandlungszentren zur Verwendung empfohlen. Inzwischen ist der Bogen zur Druckreife entwickelt und wird demnachst publiziert. 9 2.2 Verfahren zur elektronischen Verarbeitung markierter In formationen PATIENT ARZT B~ Urbeleg KRANKE GESCHICHTE STRICHMARKIERUNG J. Sign,erung [[J MARKIERUNGSBELEG MARKIERUNGSLESER ,/' '-." kJ ~ MASCHINELLES LOCHEN MANUELLES LOCH EN "'E].! LOCHKARTE LOCHKARTENLESER l ~r·'. f-- .. ' --) Oalenllerarbeilung ZE NTRAL£INHEIT MAGNE TPLATTENSPEICHEREINHEIT ~ 9 SCHNELLORUCKER .j, ~ 8ERICHT Abbildung 1: Technische Verfahrensweise vom Urbeleg zum automatisch erstellten Krankenbaricht 10

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