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Karl Löwith PDF

156 Pages·1992·13.127 MB·German
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Sammlung Metzler Band 264 Wie brecht Ries KarlLöwith J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stuttgart Meinem Vater JOHANN GEORG RIES zum Gedächtnis Die Deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme Ries, Wiebrecht: Karl LöwithlWiebrecht Ries. -Stuttgart : Metzler, 1992 (Sammlung Metzler; Bd. 264) ISBN 978-3-476-10264-5 NE:GT ISSN 0058-3667 ISBN 978-3-476-10264-5 ISBN 978-3-476-03965-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03965-1 SM 264 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1992 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei). B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1992 Inhalt Einleitung: Karl Löwith - Skepsis und Gelassenheit . 1 Zur Biographie ..................... 16 Exkurs: »Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Ein Bericht.« .................. 18 I) Mensch und Menschenwelt - Beiträge zur Anthropologie ................... 25 »Das Individuum in der Rolle des Mitmenschen« (1928) .......................... 26 »Natur und Humanität des Menschen» (1957) . . . . 28 »Welt und Menschenwelt« (1960) . . . . . . . . . . . 30 »Zur Frage einer philosophischen Anthropologie« (1975) ....... 32 Zusammenfassung ................... 33 II) Der Mensch und die Geschichte. Zur Kritik der Geschichtsphilosophie und der geschichtlichen Existenz. ........................ 34 »Weltgeschichte und Heilsgeschehen. Die theolo- gischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophie« (1949/1953) ....................... 36 Natur und Geschichte (1950) ............. 41 Mensch und Geschichte (1960) ............ 43 Christentum, Geschichte und Philosophie (1966) . 44 Zusammenfassung ................. 45 III) Wissen, G~il.Ube, Skepsis - Zur Kritik der christlichen Uberlieferung .......... 49 Die philosophische Kritik der christlichen Religion im 19. Jahrhundert (1933) ............. 50 Wissen, Glaube und Skepsis (1956) ......... 53 Atheismus als philosophisches Problem (1967) .. 59 Zusammenfassung .... .. . . . . . . . . . . 60 V IV) Von Hegel zu Nietzsche ............. 62 Exkurs: Hege! und die Aufhebung der Philosophie im 19. Jahrhundert - Max Weber 73 Zusammenfassung . 78 V) Nietzsche ..... 80 Kierkegaard und Nietzsche. 83 Nietzsches Philosophie der ewigen Wiederkehr des Gleichen (1935) . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Nietzsche, der Philosoph unserer Zeit (1936) 92 Nietzsche nach sechzig Jahren (1956) . . . . . . . . 94 Nietzsches anti christliche Bergpredigt (1962) .... 97 Zusammenfassung .. 98 VI) Jacob Burckhardt . 102 Burckhardts Stellung zu Hege!s Geschichtsphilo- sophie (1928) .................... 103 Jacob Burckhardt. Der Mensch inmitten der Geschichte (1936) .................. 105 Burckhardt und Nietzsche . . . . . . . . . . . . . .. 106 Burckhardts Stellung zwischen Hege! und Kierkegaard ............ 108 Burckhardts spätantike Lehre . . . . . 109 Burckhardts Kultur-Geschichte (1937) . . 111 Zusammenfassung ................... 111 VII) Gott, Mensch und Welt in der Metaphysik von Descartes bis zu Nietzsche (1967) .. . . . 114 Zusammenfassung .................. 118 VIII) Heidegger - Paul V alery. Stellungen des Denkens im 20. Jahrhundert ........... 120 Zusammenfassung ................... 127 Abschließende Würdigung - Ausblick auf eine künftige Löwith-Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Literatur ... 136 Namenregister 144 VI Einleitung Karl Löwith - Skepsis und Gelassenheit Der Heidelberger Philosoph Karl Löwith zählt zu den herausra genden Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsphilosophie. Ein solches Urteil vermag sich nicht nur auf solche maßgeblichen Arbeiten Löwiths zu berufen wie »Von Hegel zu Nietzsche« sowie »Weltgeschichte und Heilsgeschehen«, welche seinen in ternationalen Ruf als Philosophiehistoriker begründet haben und die heute zu den> Klassikern< der philosophischen Literatur der Gegenwart gehören, sondern es bestätigt sich erneut im Blick auf die seit 1981 erschienene, neun Bände umfassende Gesamt ausgabe seiner Schriften. Im Zeichen eines erneuten Interesses an Nietzsche und auf dem Hintergrund der gegenwärtigen Diskus sion über Heidegger wie der Debatte um das >Ende der Geschich te< hat diese Ausgabe in In- und Ausland große Beachtung gefunden. Gleichwohl steht eine angemessene Löwith-Rezep tion noch aus, die das Denken dieses ungewöhnlichen Skeptikers und großen philosophischen Schriftstellers in seinem genuin philosophischen Gehalt würdigt, indem sie die ihm eigentümliche Entwicklung nachvollzieht, die »von der Analyse der nächsten Mitwelt über die Welt der bürgerlichen Gesellschaft und die Geschichte von Hegel zu Nietzsche« führte »und schließlich zur Frage nach der Welt überhaupt, innerhalb derer es den Menschen und seine Geschichte gibt« (1,461)." Die generationsspezifische, vor allem von Nietzsche in allen Aspekten durchdachte Erfahrung vom Umsturz und Auflösung der bürgerlichen Welt und ihrer Kultur ist bei Löwith schon sehr früh - spätestens seit dem ersten Weltkrieg - zentral und hat ihn nie wieder verlassen. Sie hat ihn aber auch den Weg des griechi schen Weltdenkens gewiesen, auf das Eine und Ganze des von Natur aus Seienden hinzudenken: die eine Welt als Welt der Natur, deren Seinsordnung sich über alle geschichtlichen Welt alter, Zeitalter und Weltnöte hinaus als immer >dieselbe< erweist. Die erhabene Ewigkeit des Weltganzen, sie wird, gerade von der flüchtigen Endlichkeit des menschlichen Daseins her akzentu iert, für Löwith zu einem entscheidenden >Korrektiv< der in die ':. Zur Zitierweise nach der Werkausgabe vgl. S. 142 in diesem Band. Illusionen ihrer Vorurteile und Wertsetzungen verstrickten ge schichtlichen Existenz. Im folgenden sei versucht, den Denkweg Löwiths in einem Überblick zu skizzieren: Löwiths frühe, der phänomenologischen Analyse der nächsten Mitwelt gewidmete Untersuchung» Das Individuum in der Rolle des Mitmenschen« ist ein »bis heute nicht überholter Beitrag zur Anthropologie des Mitmenschen« (D. Henrich). Die äußerst gehaltvolle, kleine Schrift radikalisiert unter Berufung auf Feu erbachs sensualistische Anthropologie die Kritik Heideggers an der idealistischen Tradition. Die phänomenologische Methode, mit der Löwith die formale Struktur der mitmenschlichen Welt im Wechselspiel von Ich und Du beschreibt, setzt sich aber strikt vom Ontologismus der existentialen Daseinsanalyse ab, wie ihn Heidegger mit »Sein und Zeit« vorgelegt hat. Löwiths Habilita tionsschrift zielt vielmehr auf eine philosophische Anthropologie. Der ontologische Sinn, den diese anzeigt, ist ein negativer: das Individuum vermag sich innerhalb seiner Mit- und Binnenwelt nie als es selbst unmittelbar-, das heißt >unverstellt< begegnen, sondern immer nur mittels der Verdeckung durch den Anderen, das Andere seiner selbst. Die Thematisierung der Selbstundurch sichtigkeit im Medium des mit- und innermenschlichen Refle xionsverhältnisses schließt nicht nur an ein Zentralthema der Literatur der Moderne an, sondern ihre eigentümliche Radikali tät verweist nach einem Hinweis von Manfred Riedel (K. Lö withs philosophischer Weg, Heidelberger Jahrbücher 14, 1970) bereits auf die folgenreiche These, daß eine Sinnvermittlung für das menschliche Dasein den Auslegungsmodi mitmenschlicher Welt nicht abzugewinnen ist. Das heißt: das Individuum kann nicht zureichend aus seinem Verhältnis zur sozialen Welt der Gesellschaft begriffen werden. Dies bedeutet jedoch nicht, daß Löwith für die objektive Macht der Gesellschaftsstruktur über das vereinzelte Individuum blind gewesen ist. Gerade im ent scheidenden Rückgang auf die Frühschriften von Marx und die Soziologie Max Webers konkretisiert er die Frage nach der spe zifischen Seinsweise der >gegenwärtigen Menschenwelt< im Blick auf das faktische, endliche und geschichtliche Dasein. Daß er in diesem Zusammenhang für Weber und gegen Marx votiert, deu tet auf ein zentrales Motiv von prinzipieller Tragweite: es ist nach einer Formulierung von Manfred Riedel das der »Bewahrung der Philosophie als einer selber partikularen, aber freien Verhaltung des Individuums gegenüber ihrer Preisgabe an die Welt der Ge sellschaft bei Marx« (S. 123). Max Weber, von dem Löwith in 2 seinem »Curriculum vitae« schreibt: »Ich hatte 1919 das Glück, M. Webers Münchner Vortrag Wissenschaft als Beruf zu hören und seitdem weiß ich, was ein bedeutender Mann ist« (1,454), wird für ihn zu einem maßgeblichen >Lehrer<, dessen »geschulte Rücksichtlosigkeit des Blicks« in die Realitäten des modernen Lebens sich mit der Fähigkeit verbindet, ihnen innerlich gewach sen zu sein. Löwith ist mit seiner Person einer Diskussionsmaxi me Webers gefolgt und hat sie vor allem durch seine philosophie geschichtlichen Studien zum 19. Jahrhundert bestätigt, deren durch E. Baumgarten überlieferter Wortlaut ist: »Die Redlichkeit eines heutigen Gelehrten, und vor allem eines heutigen Philoso phen, kann man daran ermessen, wie er sich zu Nietzsche und Marx stellt. Wer nicht zugibt, daß er gewichtige Teile seiner eigenen Arbeit nicht leisten könnte, ohne die Arbeit, die diese beiden getan haben, beschwindelt sich selbst und andere. Die Welt, in der wir selber geistig existieren, ist weitgehend eine von Marx und Nietzsche geprägte Welt.« Es ist nun vor allem Webers Auslegung der modernen Welt am Leitfaden ihrer >Rationalisie rung< aus dem Geist des Christentums, welche initiierend auf Löwiths These vom schöpfungstheologischen Ursprung des Prinzips ihrer geschichtlichen Selbstermächtigung wirkt, das sich im »genetischen Zusammenhang zwischen der Funktionalisie rung des Vernunftbegriffs und seiner geschichtontologischen Temporalisierung« (H. Timm) expliziert. Webers These von der >Entzauberung< der Welt durch Wissenschaft korrespondiert die Lektüre Löwiths vom mosaischen Ursprung der Welt als Dena turierung ihrer Natur »durch das handlungsintentionale Be wußtsein« (H. Timm) einer naturfreien Intelligenz. Das Votum für Weber, seinem illusionslosen Festhalten an glaubensloser Diesseitigkeit und wissenschaftlicher Rationalität, dokumentiert bereits 1932 jene Position Löwiths, die ihn gegen über dem politisch überhitzten Geschehen seiner Zeit im Zeichen der >totalen Mobilmachung< (E. Jünger) auszeichnet. Sie stellt ihn einerseits in Distanz zum Liberalismus, Sozialismus und Kon servatismus und macht ihn andererseits zum schärfsten Gegner der >politischen Theologie< Carl Schmitts mit ihrer Lehre vom Krieg als Normalzustand wie auch der revolutionären Ideologien der zwanziger und dreißiger Jahre. Die Löwith auszeichnende geistige Freiheit, sachliche Klarheit und kühle Ruhe, das Faszi nosum seiner Person, hat ihn im Verbund mit der gelassenen Welteinschätzung seiner Skepsis vor dem Sog der politischen Massenbewegungen seiner Zeit unter der Fahne des Faschismus und Kommunismus ebenso bewahrt wie vor den glänzenden 3 Suggestionen der Existenzphilosophie im Zeichen Kierkegaards und dem Nietzscheanismus einer Lebensphilosophie, deren vul gäres Dogma vom Dasein als Existenzkampf eine Depravierung der hohen sittlichen Idee des griechischen agon und eine billige Verfälschung der von Hegel und Weber bewerteten Auffassung des >Kampfes< ist. Die Krise des Geistes sieht Löwith schon zu dieser Zeit in der Absage an den Anspruch der philosophischen theoria, das heißt in der fragwürdigen These des zeitgenössischen Irrationalismus, der Intellekt habe grundsätzlich dem> Leben< zu dienen und dessen >Instinkten<. Es ist daher kein bloßer Zufall, daß Löwith mit seiner großen Monographie von 1935, »Nietz sches Philosophie der ewigen Wiederkunft«, welche nach dem Ersten Weltkrieg die akademische Auseinandersetzung mit Nietzsche einleitete, eine Studie vorlegte, die Nietzsche philoso phisch vor seinen Adepten zu bewahren suchte. Einer Generation angehörig, die mit der von Nietzsche prophezeiten Heraufkunft des europäischen Nihilismus ihre zentrale geistige Erfahrung gemacht hatte - (»Es hat vermutlich so gut wie keinen gebildeten Deutschen nach 1900 gegeben, der nicht irgendwie von Nietz sche >beeinflußt< war« - W. Kaufmann) -, kam es Löwith darauf an, Nietzsche als >Versucher< zu zeigen, dessen prophetisches Pathos im Zarathustra gleichwohl die Frage offen ließ, »was er nun eigentlich sei: ein Versprecher oder ein Erfüller, ein Erobern der oder ein Erbender, ein Herbst oder eine Pflugschar, ein Dichter oder ein Wahrhaftiger, ein Befreier oder Bändiger - weil er wußte, daß er weder das eine noch das andere, sondern beides ineins war« (6,388). Löwiths skeptische Reserviertheit Nietzsche gegenüber be zieht sich in der Hauptsache auf dessen blendenden Radikalis mus ohne Mitte und Maß. Insofern hat sie Nietzsches hintersin nige Warnung vor »Zarathustra« im »Ecce homo« in seltener Weise ernst genommen: »Geht fort von mir und wehrt euch gegen Zarathustra! [. .. ] Vielleicht betrog er euch [. .. ]« (KSA 6,260 f.). In Zarathustra Nietzsches verzweifelter Anstrengung einer Selbstüberwindung des Nihilismus erkannte er (mit Weber) eine tief problematische Selbstüberspanntheit, eine in ihrem >nihilistischen< Grundwillen selbstzerstörerische Aktion des Subjekts, das Gegenteil einer freien Betrachtung der Welt, des großen gelassenen Anschauens des menschlichen Daseins wie es bei Goethe und Burckhardt beispielhaft ist. Nietzsches Lehre von der ewigen Wiederkehr bleibt für Löwith als anti christliche Wiederholung einer vorso kratischen Anschauung der Welt >auf der Spitze der Modernität< 4

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