ebook img

Karl Friedrich Zöllner PDF

96 Pages·1982·1.619 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Karl Friedrich Zöllner

Herrmann· Karl Friedrich Zollner 1 Karl Friedrich Zollner (8. 11. 1834 - 25. 4. 1882) Biographien hervorragender N aturwissenschaftler, Techniker und Mediziner Band 57 Karl Friedrich Zollner Dr. rer. nat. Dieter B. Herrmann, Berlin Direktor der Archenhold-Sternwarte Mit 14 Abbildungen LEIPZIG BSB B. G. Teubner Verlagsgesellschaft . 1982 Herausgegeben von D. Goetz (Potsdam), E. Wachtler (Freiberg), I. Winter (Berlin), H. Wufiing (Leipzig) Verantwortlicher Herausgeber: H. Wufiing ISBN 978-3-322-00588-5 ISBN 978-3-322-82219-2 (eBook) DOl 10.1007/978-3-322-82219-2 @ BSB n. G. Teuhner VerLlgsgcsdl.,(hatr. Leipzig. 1981 I. .... ullage VL~ 294.30568 ·82 . LSV 1"98 Lektor: HelL. Muller Gesarntherstellung: Elbc-Druckerei Wittenberg IV-2S·1-495 Bestell-Nr. 666086-1 DDR 4,80M Vorwort Die Astronomie hat seit den T agen des Copernicus eine relati v geradlinige und folgerichtige Entwicklung genommen: In der er sten Phase nach der revolutioniiren Hypothese von der Mittel punktstellung der Sonne im Planetensystem wurde die Lehre des Copernicus gegen wissenschaftliche und ideologische Angriffe ver teidigt und ausgebaut. Dieser erkenntnisreiche Abschnitt endet im groGen und ganzen mit der Entdeckung des Gravitationsgesetzes durch Isaac Newton, nachdem zuvor Johannes Kepler und Galileo Galilei und andere Gelehrte bedeutende Voraussetzungen fiir die Begriindung der Himmelsmechanik geschaffen hatten. Daran schlieGt sich eine Epoche der Entwicklung himmelsmechanischer Methoden und immer genauerer Positionsbeobachtungen, die zu einer Fiille von weitreichenden Entdeckungen fiihrten, darunter auch zahlreichen praktisch bedeutungsvollen. Kalkiil und Beob achtung entfalteten sich aneinander und unter Nutzung der Mog lichkeiten, die durch die friihkapitalistische Produktion fiir die Herstellung von Beobachtungsinstrumenten entstanden. Die Erfol ge der hstronomie auf dem Boden der Himmelsmechanik waren so gravierend, daG mechanische Gesetze als Prototyp von Natur gesetzen schlechthin erschienen, was im mechanischen Materialis mus philosophisch verallgemeinert wurde. Der Astronomie selbst fielen in der Sicht ihrer Repriisentanten Aufgaben zu, die als "ewige" Ziele angesehen wurden, obgleich sie in der Realitiit nur zeitweise galten. Ihren klassischen Ausdruck fand diese Auffas sung in den Worten von F. W. Bessel: Die Astronomie hat keine andere Aufgabe, als Regeln fur die Bewegung jedes Gestirns zu lfinden, aus welchen sein Ort ... folgt. [1] Auch GauG schrieb der Astronomie ausschlieGlich die Erforschung solcher Gegenstiinde zu, die einer mathematischen Behandlung zu giinglich waren, wie GroGe und Gestalt der Himmelskorper, ihre Entfernungen und Bewegungen. Demnach galt die Frage nach der physikalischen Beschaffenheit der Himmelskorper, ihrer Entsteh- 5 ung und Entwicklung als spekulativ, die zudem unter dem Ein fluB agnostizistischer Philosoph en von vielen Fachgelehrten ohne hin fiir unaufklarbar gehalten wurden. Den groBen Einbruch in diese einseitige und beschrankte Auffas sung von den Zielen astronomischer Forschung fiihrte um die Mit te des 19. Jahrhunderts die Astrophysik herbei. Von einer kleinen Zahl enthusiastischer Gelehrter mehrerer Lander vorbereitet, fiihrte die Astrophysik in einem relativ kurzen Zeitraum zu einer sichtbaren Verlagerung der Forschungsschwerpunkte und zu einer Ausweitung unseres Wissens iiber Prozesse im Kosmos ohneglei chen. Das Eindringen urspriinglich nichtastronomischer Untersu chungsmethoden in die Erforschung der Himmelskorper kann ohne 'Obertreibung als ein Qualitiitssprung von historischem AusmaG bezeichnet werden. Die Herausbildung dieser neuen Forschungsdisziplin, die letztlich auf eine fortschreitende Physikalisierung der Astronomie hinaus lief, war ein miihevoller ProzeB, der sich vor aHem im Widerstand gegen etablierte Auffassungen entwickelte. Zu den Pionieren, die dabei in vorderster Front wegweisend tatig waren, gehort der deutsche Astrophysiker Karl Friedrich Zollner. Seine widerspriich liche Haltung zu zahlreichen Fragen der Wissenschaft und Philo sophie, seine Hinneigung Zu Spiritismus und seine unsachliche Po lemik mit verdienstvollen Gelehrten seiner Zeit hat eine umfassen de Wurdigung seines Werkes lange Zeit verhindert. Die vorliegende Biographie stellt sich daher das Ziel, Leben und Werk dieses bedeutenden Astrophysikers lebendig werden zu lassen und so GroGe und Grenzen dieses Forschers im ProzeB der Her ausbildung der Astrophysik deutlich zu machen. Ais Grundlage dient einerseits die im Jahre 1899 veroffentlichte Zollner-Biogra phie von F. Koerber [2], andererseits Zollners eigene verstreut veroffentlichten autobiographischen Notizen sowie seine Werke und zahlreiche vom Verfasser aufgefundene Archivalien. Der NachlaG des Forschers ist bedauerlicherweise nach schriftlicher Auskunft des Archivs der Sachsischen Akademie der Wissenschaf ten bei einem Bombenangriff im Dezember 1943 vernichtet wor den. Jedoch haben sich Teile des Nachlasses in Leipzig, Leningrad, Basel und anderorts erhalten, so daG diese zur Vervollstandigung der in den sonstigen Quellen gemachten Angaben herangezogen werden konnen. Fur die Mithilfe bei der Beschaffung und Aus- 6 wertung dieser Dokumente ist der Verfasser folgenden Personlich keiten und Institutionen zu herzlichem Dank verpflichtet: Prof. Dr. A. A. Michailow (Leningrad), Dr. Z. Sokolowskaja (Moskau), Dr. Debes (Leipzig), Zentrales Archiv der Akademie der Wissen schaften der UdSSR (Leningrad), Deutsches Zentralarchiv Mec seburg, Zentrales Archiv der Akademie der Wissenschaften der DDR (Berlin), Historisches Staatsarchiv Koln, Staatsbibliothek PreuGischer Kulturbesitz (Westberlin), Prof. Dr. Drucker, Archiv der Karl-Marx-Universitat Leipzig, Dr. Opitz, Deutsches Museum (Munchen), Zentralstelle fur Geneologie der DDR (Leipzig), Lan desarchiv Schleswig-Holstein, Historisches Institut der Univecsitat Wien, Dr. Rudolf Kaufmann (Basel), Dr. D. Hoffmann, (Ber lin). Besonderer Dank fur die Durchsicht umfangreicher Archivalien und deren Aufbereitung gebuhrt meinem Mitarbeiter Dipl.-Phil. ]. Hamel, auf des sen Studie uber Zollner [3] auch der Abschnitt uber Zollners philosophische Auffassungen in der vorliegenden Arbeit wesentlich fuBt. Der 1\bsehnitt zum physikalisehen Weltbild Zollners basiert vot allem auf dec Studie von H. Leihkauf "Zollner und der physika lisehe Raum" [63]. Frau G. Munzel steuerte mit ihrer Sehuler arbeitsgemeinsehaft nutzHehes Material aus dem Arehiv.der Karl Marx-Universitat beL Meiner Frau danke ieh fur die Mithilfe bei der Erstellung des Personenregisters. Herzlicher Dank gebuhrt auch den Herren Dr. S. Marx, Tauten burg, und Prof. Dr. se. H. WuBing, Leipzig, fur ihre wertvollen Hinweise zum Manuskript. Dem Verlag sei herzlich fur seine Bemiihungen urn das Erscheinen dieses Bandchens zum 100. Todestag Zollners gedankt. Berlin, Herbst 1980 Dr. D. B. Herrmann 7 Inhalt Ju,zcndzeit und Studienj,lhre in Berlin und Basel 9 Kindheit und Jugend in Berlin 9 Fotometrische Untersuchungen in Basel 13 Die Wiener Prcisschrift 16 Die Leipziger Jahre 20 Fotometrischc Forschungen . Die Habilitationsschrift 20 Als Professor in Leipzi!o! 30 Spektroskopische Studien r Beitriige zum Evolutionsgedanken 46 Einige Aspekte des physikalischen Weltbildes 51 Institutionalisierung deC' Astrophysik 53 Zollners philosophische Auffassungen 59 Polemik und Spiritismus 68 Das Kometenbuch 68 Zollner, Crookes und das Skalenphotometer 78 Der Spiritismus und die "vierte Dimension" 79 Fortfiihrung wissenschaftlicher Arbeiten . Die letzten Jahre 86 Chronologie 89 Literatur 90 Personenregister 93 8 Jugendzeit und Studienjahre in Berlin und Basel J Kindheit und ugend in Berlin Johann Karl Friedrich Zollner wurde am 8. November 1834 in Berlin geboren. Seine Eltern waren der Kattunfabrikant Carl Friedrich Zollner und dessen Ehefrau Maria Magdalena, geborene Muquardt, deren Vorfahrcn als arme Weber aus Bohmen nach Berlin gekommen waren und sich dort niedergelassen hatten. Zoll ner war das alteste von insgesamt 11 Kindern der Familie. Seine Geschwister wurden in den Jahren 1836 bis 1848 geboren. Zollners Vater stammte aus der Handwerkerschicht und hatte sich durch FleiG und Sparsamkeit im Jahre 1830 eine Zeugdruckerei eingerichtet. Die Textilindustrie erlebte damals in PreuGen im Rahmen der allgemeinen kapitalistischen Entwicklung einen be merkenswerten Aufschwung. Insbesondere Berlin hatte an dieser Entfaltung von Produktion und Handel in den fiinfziger und sechziger Jahren einen erheblichen Anteil. In bezug auf die Kattun druckerei stand Berlin damals sogar einzigartig in Deutschland da. Zollners Vater verstand es ausgezdchnet, diese giinstigen Bedin gungen fUr die Entwicklung seines Geschafts zu nutzen. Er ver band sich mit einem kaufmannisch geschulten Freund aus Cottbus zu der Firma "Zollner und Toussaint", die innerhalb der Branche in Berlin viele Jahre eine beachtliche Rolle spielte. 1m Jahre 1846 richtetc Zollners Vater eine groGere Fabrik in "Schonweide bei Berlin" ein, die ebenfalls gut florierte. Trotz des Kinderreichtums lebte die Familie Zollner dadurch in finanziell giinstigen Verhalt nissen. Den ersten Unterricht erhielt Zollner nach seinen eigenen Anga ben von seiner Mutter. Da eine hohere Schule vom Wohnort seiner Eltern zu weit entfernt lag, folgte dann der Besuch der Stralauer Stadtschule und erst spater, im Alter von 13 Jahren, die Aufnahme in das Kollnische Gymnasium. Bereits in dieser Zeit wurde bei Zollner eine besondere Begabung und V orliebe flir physikalische Versuche und mechanische Kon struktionen sichtbar. Unter seinen Lehrern am Gymnasium unter stutzten besonders der Direktor August und Prof. Barentin diese 9 Neigung. Aueh im elterliehen Hause gab es maneherlei Anregut1g fiir den naturwissenschaftlich interessierten jungen Mann: Die Mutter, die als eine anregende und lebhafte Frau geschildert wird, verstand es, einen heiteren Freundeskreis urn die Familie zu scha ren, der meist an den Sonntagen zusammenkam. Zu ihnen gehor ten neben Otto Hagen, er war spater Physiker und zeitweise Redakteur der "Fortsehritte der Physik", aueh R. Seltmann, spatcr Chef einer chemischen Fabrik, und Pauline Ulrich, damals ein geistreiches junges Madchen, spater eine der gefeiertsten Schau spielerinnen auf deutschen Biihnen. Zollner selbst fand in dies en Freunden bald ein dankbares Publikum fiir zah,lreiche physika lisehe "Theatervorstellungen", die er gemeinsam mit seinem Klas senkameraden H. Cochius veranstaltete. In der vaterlichen Biblio thek waren astronomische Biicher, darunter J. H. Madlers "Popu lare Astronomie", sowie historisehe und philosophisehe Sehriften vorhanden, die Zollner schon als Knabe kennenlernte. Eine schon friihzeitig aufgetretene Erkrankung des Vaters fuhrte allerdings bald zu dessen fruhem Tod, so daG sieh eine Wende in Zollners Leben anzubahnen schien. Die Bevorzugung der Na turwissenschaften am Kollnischen Realgymnasium und die unter der Anleitung von August, Barentin und Hagen entfachte Begei sterung fiir die Naturwissenschaften erschienen wie eine person liche Liebhaberei Zollners angesichts der nun entstandenen Si tuation, die es geboten erscheinen lieG, daG Zollner recht bald die vaterliche Fabrik iibernahme. Mit dem Primanerzeugnis in der Tasche begann sich Zollner in Oranienburg beim Vater seines Freundes Cochius in die Probleme des Geschaftslebens einweihen zu lassen. Doch dies war nur eine Episode von kurzer Dauer. Seine Vorliebe fiir Naturwissenschaften machte ihm bald deutlich, daG er in dieser Tatigkeit niemals Befriedigung finden wurde, zu mal ihm auch der Vater schon vor seinem Tode die Erlaubnis zum Studium der Naturwissenschaften gegebcn hatte. So ging Zoll ner zunachst auf das Gymnasium zuriick, wo er in Alexander Mitscherlich, einem Sohn des beriihmten Chemikers Eilhard Mit seherlieh, einen gleiehgesinnten Freund fand. Aueh mit Prof. Ba rentin blieb Zollner eng befreundet. Durch ihn wurde er spater auch mit Johann Christian Poggendorff bekannt, der damals die von L. W. Gilbert begriindeten "Annalen der Physik und Chemie" herausgab. Dadurch hatte Zollner friihzeitig Zugang zu dieser be- 10

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.