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Kampf um Zugehörigkeit: Nationale Staatsbürgerschaft als Modus sozialer Schließung PDF

246 Pages·1999·5.43 MB·German
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Jürgen Mackert Kampf um Zugehörigkeit J ürgen Mackert Kampf um Zugehörigkeit Nationale StaatsbürgerschaJt als Modus sozialer Schließung Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Alle Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 1999 Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, OpladenlWiesbaden 1999 Das Werk einschließlich aller semer Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhe berrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzun gen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. http://www.westdeutschervlg.de Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Verbreitung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweiß folie besteht aus Polyäthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt ISBN 978-3-531-13361-4 ISBN 978-3-663-07982-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-07982-8 Inhalt Vorwort 9 Einleitung 11 1 Kontexte der aktuellen Diskussion um 17 Staatsbürgerschaft 1.1 Soziale Rechte auf dem Prüfstand 17 1.2 Liberalismus und Kommunitarismus: Status und Praxis 21 revisited 1.3 Universalistisches Ideal und partikularistische Identitäten 27 1.4 Die feministische Kritik des liberalen Modells 32 1.5 (Staats)Bürgerschaft jenseits des Nationalstaates? 36 1.6 Eine soziologische Perspektive: Staatsbürgerschaft, gesell- 42 schaftliche Krise und soziale Ordnung 2 Die Tradition einer Soziologie der Staatsbürgerschaft 44 2.1 Gesellschaftliche Integration und individuelle Inklusion - 44 Staatsbürgerschaft als Krisenkonzept 2.2 Emile Durkheim: eine implizite Theorie nationaler Staats- 45 bürgerschaft 2.2.1 Die Grundlage der Theorie gesellschaftlicher Inte- 47 gration 2.2.2 Historischer Kontext und institutionelle Reform 48 2.2.3 Der Stellenwert staatsbürgerlicher Moral 49 2.2.4 Staatsbürgerliche Moral und Demokratie 51 2.2.5 Bedeutung und offene Fragen 54 2.3 T.H. MarshalI: Staatsbürgerrechte und soziale Klassen 56 2.3.1 Marshalls Analyse 57 2.3.1.1 Bürgerliche und politische Rechte im 19. Jahrhun- 59 dert 2.3.1.2 Soziale Rechte im 20. Jahrhundert 60 2.3.2 Die liberale Perspektive: Status gleichheit und 61 legitime Ungleichheit 2.3.3 Marshalls Bedeutung 63 2.4 Talcott Parsons: Der Doppelcharakter moderner Staatsbür- 66 gerrechte 2.4.1 Der Strukturwandel der gesellschaftlichen Ge- 67 meinschaft 2.4.2 Das Integrationsmodell: Zur Balance von Gleich- 71 heit und Ungleichheit 2.4.3 Kontexte der Institutionalisierung von Gleichheit: 74 Status gleichheit und Legitimation sozialer Schichtung 2.4.4 Die Inklusionskraft der gesellschaftlichen Gemein- 77 schaft 2.4.5 Bedeutung und Probleme 79 2.5 Dimensionen des soziologischen Modells nationaler Staats- 80 bürgerschaft 3 Das inklusivistische Selbstverständnis nationaler 85 Staatsbürgerschaft unter Veränderungsdruck 3.1 Immigration, Nationalstaat und Staatsbürgerschaft 85 3.2 Immigration in westliche liberal-demokratische Gesell- 86 schaften 3.3 Nachkriegsmigration 88 3.3.1 Rückkehrer und postkoloniale Wanderer 89 3.3.2 Arbeitsmigration während der langen Phase wirt- 90 schaftlichen Wachstums 3.3.3 Flucht und Asyl 92 3.3.4 'Unsichtbare Eliten' 93 3.4 Zur gegenwärtigen Situation: Europa als Einwanderungs- 94 kontinent 3.5 Nationale Staatsbürgerschaft oder 'Postnational Citizen- 98 ship'? 3.6 Souveränitätsverlust des Nationalstaates? 102 3.7 Nationalstaat und Schließung 107 4 Jenseits des inklusivistischen Anspruchs nationaler 111 Staatsbürgerschaft 4.1 Interne Exklusion -auf der Suche nach Erklärung 111 4.1.1 Die klassische 'Soziologie des Fremden' 112 4.1.2 Symbolische Klassifikationen 115 4.2 Zur Theorie funktionaler Differenzierung 119 4.2.1 Migration, Weltgesellschaft und der Fremde - 123 indifferente Soziologie? 4.2.2 Der Fremde -soziale Ungleichheit als Problem 128 4.3 Die defizitäre Erklärungslage interner Exklusion 131 5 Die Theorie sozialer Schließung -'bringing actors 133 back in' 5.1 Das Konzept sozialer Schließung 133 5.2 Max Weber: 'Offene' und 'geschlossene' soziale Beziehun- 134 gen 5.3 Frank Parkin: Soziale Schließung als politischer Prozeß 135 5.3.1 Ausschließung und Usurpation 136 5.3.2 Duale Schließung 139 5.4 Raymond Murphy: Die Theorie sozialer Schließung 141 5.4.1 Ein allgemeiner Bezugsrahmen der Analyse von 141 Herrschaft 5.4.2 Die Durchsetzung von Exklusionskriterien im 147 Prozeß gesellschaftlicher Rationalisierung 5.5 Der schließungstheoretische Ansatz: Probleme und An- 148 knüpfungspunkte 6 Staatsbürgerschaft als Modus sozialer Schließung 154 6.1 Der political turn der Schließungstheorie 154 6.2 Die handlungszentrierte Wende der Theorie sozialer 155 Schließung 6.3 Der konzeptionelle Rahmen zur Analyse interner Schlies- 164 sung in Nationalstaaten 6.3.1 Zur Bedeutung der Staatsangehörigkeit 164 6.3.2 Das erweiterte Konzept der Schließungs gleichung 166 6.3.3 Kollektive Akteure und Schließungsstrategien 170 6.3.4 Strukturelle Grundlagen interner Schließung 173 6.4 Strukturierte Schließungsverhältnisse 177 7 Kampf um Zugehörigkeit -Strukturmomente der Re- 179 produktion eines Systems sozialer Ungleichheit 7.1 Die strukturellen Grundlagen der Kämpfe um Zugehörig- 179 keit 7.2 Rechtliche Regelungen: Exklusionseffekte und die Tiefen- 180 struktur sozialer Schließung 7.2.1 Bürgerliche Rechte 180 7.2.2 Politische Rechte 183 7.2.3 Das Zusammenwirken von Exklusionseffekten I 184 7.2.4 Soziale Rechte 186 7.2.5 Ökonomische Rechte 188 7.2.6 Das Zusammenwirken von Exklusionseffekten 11 191 7.2.7 Kulturelle Rechte 192 7.3 Diskurse: Kommunikation und Legitimation 198 7.4 Ressourcen: Kontrolle und die Durchsetzung von Schlies- 201 sungsstrategien 7.5 Zusammenfassung: Mechanismen interner Schließung 204 Schluß 208 Literatur 216 Personenregister 238 Sachregister 242 Vorwort Die Institution der Staatsbürgerschaft (Citizenship) scheint in modernen Gesell schaften eine Selbstverständlichkeit zu sein. Sie gilt offensichtlich unhinterfragt als gegeben und unproblematisch, und die Sozialwissenschaften haben ihr des halb lange Zeit wenig Interesse entgegengebracht. Nach einer langen Phase, in der die Staatsbürgerschaft schon völlig von der Tagesordnung verschwunden schien, hat sich dies in den vergangenen Jahren grundlegend geändert: Staats bürgerschaft steht inzwischen im Zentrum wichtiger gesellschaftspolitischer Debatten. Eines der zentralen Problemfelder stellt das Verhältnis von Staatsbür gerschaft und Immigration dar. In Deutschland hat sich die Soziologie merkwür digerweise fast vollständig aus dieser Diskussion herausgehalten - von einer Auseinandersetzung um Staatsbürgerschaft kann in der Disziplin keine Rede sein. Zugleich hat die politische Diskussion um das Verhältnis von Staatsbürger schaft und Immigration Hochkonjunktur. Sie ist gekennzeichnet durch ein kultu ralistisches Übergewicht, und auf beiden Seiten des politischen Spektrums ran ken Mythen und Legenden um die Rechtsinstitution der Staatsbürgerschaft. Eine Einmischung in diese Debatte aus der Perspektive einer kritischen Soziologie ist bisher nicht zu vernehmen. Diese Lücke gilt es zu füllen. Die folgende Studie setzt sich deshalb zum Ziel, sowohl die wissenschaftliche Diskussion voranzu bringen als auch zur Versachlichung der politischen Diskussion beizutragen. Die vorliegende Arbeit wurde im Juli 1998 von der Philosophischen Fakultät III der Humboldt-Universität zu Berlin als Dissertation angenommen. An dieser Stelle möchte ich einigen Personen danken, die zum Gelingen die ser Arbeit beigetragen haben. Den größten intellektuellen Dank schulde ich Hans-Peter Müller, der mich auf die Bedeutung der aktuellen Diskussion um Citizenship und ihr soziologisches Defizit aufmerksam gemacht, und mich in vielen Diskussionen immer wieder zur Präzisierung der theoretischen Argu mentation 'gezwungen' hat. Ebenso danke ich Klaus Eder für die Betreuung in den vergangenen Jahren und für die anhaltende Forderung, das theoretische Gebäude der empirischen Überprüfung zu unterziehen. Sabine Wagenblass und Uwe Vormbusch haben mir den unschätzbaren Freundschaftsdienst erwiesen, jedes Kapitel der Arbeit zu lesen und mich in gemeinsamen Diskussionen mit Unklarheiten und Ungereimtheiten zu konfron- 10 Vorwort tieren. Für die Möglichkeit zur Diskussion danke ich ferner Carsten Dose und Cornelia Dörries sowie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Colloquien an den Lehrstühlen von Hans-Peter Müller und Klaus Eder. Ohne die finanzielle Unterstützung verschiedener Institutionen hätte diese Arbeit nicht geschrieben werden können. Sie wurde ermöglicht durch ein Pro motionsstipendium der Nachwuchsförderung der Humboldt-Universität zu Ber lin, ein Forschungsstipendium des DAAD an der New York University sowie eine Abschlußförderung der FAZIT-Stiftung FrankfurtlMain. Letzterer danke ich auch für die Finanzierung der Drucklegung dieser Arbeit. Mein Dank gilt nicht zuletzt meinen Eltern, die die Jahre des Studiums und der Promotion in vielfältiger Weise unterstützt haben. Ihnen - meinem Vater im Angedenken -ist diese Arbeit gewidmet. Berlin, im September 1998 Jürgen Mackert Einleitung Moderne Staatsbürgerschaft bezeichnet ein Bündel von Rechten und Pflichtenl, welches Individuen eine formale, legale Identität verleiht.2 Ihre Entstehung ist unmittelbar mit der Herausbildung des Systems moderner Nationalstaaten und den zentralen staatlichen Institutionen verbunden.3 Während sich die Durchset zung der Staatsbürgerschaft auf historisch und kulturell unterschiedliche Weise vollzog4, bedeutet ihre Institutionalisierung, daß durch die bürgerlichen, politi schen und sozialen Rechte, die den Status des Staatsbürgers konstituieren5, alle Staatsbürger zu formal Gleichen erklärt werden.6 Ihre unveräußerlichen Rechte und die damit einhergehenden Pflichten7 regeln das Verhältnis der Bürger inner halb einer politischen - gewöhnlich nationalen - Gemeinschaft sowie das Ver hältnis des Bürgers zum Staat.8 Dieses ist durch drei Aspekte gekennzeichnet: "[The] recognition of the necessity of an authority which is rational, that is non arbitrary and non-contradictory; loyalty vis-a-vis the 'universal' institutions, as opposed to exclusive groups; and an interest in public affairs" (Leca 1992: 17[). Seit Aristoteles' (1994) Definition der Staatsbürgerschaft als der Fähigkeit zu regieren und regiert zu werden, ist diese eng mit der Idee der Gleichheit vor dem Gesetz und politischer Gleichheit verbunden.9 Seit der Entstehung demokrati scher Gemeinwesen in der griechischen Polis lassen sich mit der Römischen Republik, den Städten des Mittelalters und der Renaissance oder auch dem kos mopolitischen Ideal der Stoiker äußerst unterschiedliche historische Kontexte und mit ihnen verbundene Bedeutungsinhalte der Staatsbürgerschaft unterschei den.l0 Die spezifischen strukturellen und kulturellen Rahmenbedingungen mo derner Staatsbürgerschaft - "a city culture, secularization, the decline of particu laristic values, the emergence of the idea of a public realm, the erosion of parti cularistic comrnitments and the administrative framework of the nation-state" (Turner 1993a: VII) - stellen jedoch die Voraussetzungen dafür dar, sie als eine I Andrews (l99Ib); Grawert (1987); LamontIFournier (I 992a); Turner (1997). 2 LaTorre (1995); Turner (1997). 3 Bendix (1977); Tilly (1975). 4 Siehe Turner (1990). 5 So die klassische Definition von T.H. MarshalI (198Ia); vgl. auch Dahrendorf (1992). 6 Vg l. Balibar (1988); Brinkmann (1986). 7 Zur Bedeutung sozialer Pflichten siehe Carens (1986); lanowilz (1980); Pufendorf (1991). 8 Zur Bedeutung der Bürgerrechte siehe ausführlich Dworkin (1990). 9 Pocock (1992). 10 Vgl. Heater (1990); Pilz (1990).

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