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Kaiser und Reich in der jüdischen Lokalgeschichte PDF

324 Pages·2012·19.387 MB·German
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✐ ✐ :— 2012/11/16 —10:11—page1—le-tex ✐ ✐ Kaiser und Reich in der jüdischen Lokalgeschichte ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ :— 2012/11/16 —10:11—page2—le-tex ✐ ✐ bibliothek altes Reich baR Herausgegeben von Anette Baumann, Stephan Wendehorst und Siegrid Westphal Band 7 ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ :— 2012/11/16 —10:11—page3—le-tex ✐ ✐ Kaiser und Reich in der jüdischen Lokalgeschichte Herausgegeben von Stefan Ehrenpreis, Andreas Gotzmann und Stephan Wendehorst Oldenbourg Verlag München 2013 ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ :— 2012/11/16 —10:11—page4—le-tex ✐ ✐ FürdieFörderungeinerTagung„DerimperialeFaktorinderjüdischenLokalgeschichte“ am19./20.OktoberimAlois-Alzheimer-GeburtshausMarktbreitsowiederDrucklegung diesesBandesdankenwirderLillyDeutschlandGmbH,derStadtMarktbreit,derjenacon foundationgGmbHunddemBezirkMittelfranken. DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNatio- nalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2013OldenbourgWissenschaftsverlagGmbH,München RosenheimerStraße145,D-81671München Internet:oldenbourg.de DasWerkeinschließlichallerAbbildungenisturheberrechtlichgeschützt.JedeVerwertung außerhalbderGrenzendesUrheberrechtsgesetzesistohneZustimmungdesVerlagesun- zulässigundstrafbar.DiesgiltinsbesonderefürVervielfältigungen,Übersetzungen,Mikro- verfilmungenunddieEinspeicherungundBearbeitunginelektronischenSystemen. Umschlaggestaltung:hauserlacour,www.hauserlacour.de. Umschlagbild:ThoraschildausKitzingenvon1776.Aus:BilderdesReiches,hg.vonRainer A.Müller,Sigmaringen1997,S.250. Gedrucktaufsäurefreiem,alterungsbeständigemPapier(chlorfreigebleicht). Satz:le-texpublishingservicesGmbH,Leipzig DruckundBindung:MemmingerMedienCentrum,Memmingen ISBN978-3-486-70251-4 e-ISBN978-3-486-72067-9 ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ :— 2012/11/16 —10:11—page5—le-tex ✐ ✐ Inhaltsverzeichnis ErinnerungenanGerhardRechter(1951–2012) . . . . . . . . . . . .7 StefanEhrenpreis,AndreasGotzmann,StephanWendehorst KaiserundReichinderjüdischenLokalgeschichte: EinethematischeEinführung ....... ....... ... ... 9 1. JudenimAltenReich–LokaleKorporation odertranslokaleMinderheit? RainerS.Elkar DieJudenunddasSilber.EineStudiezumSpannungsverhältnis zwischenReichsrechtundWirtschaftspraxis im17.und18.Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21 KarlHärter JüdischeMigrationenimfrühneuzeitlichenAltenReich: RechtlicheRahmenbedingungen,GeleitundRechtsnutzung . .. 67 VeraKallenberg DerStreitumden,Judenpurschen‘:InteragierendeHerrschafts- undHandlungsräumeinderdeutsch-jüdischenGeschichte Hessen-KasselsundderReichsritterschaftderFreiherrn vonThüngenum1800.EinFallbeispiel ..... ....... ... 93 2. JudenschaftenimKontextpolitischerRäume UrsulaReuter ZwischenReichsstadt,Bischof,KurpfalzundKaiser. ZurGeschichtederWormserJudenundihrerSchutzherren im16.und17.Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .119 J.FriedrichBattenberg DieJudenschaftderGanerbschaftBuseckertal zwischenReichundTerritorium . ..... ....... ...... 147 GerhardRechter(†) JudenschutzalsreichsritterschaftlicheStatuspolitik. DieFamilienCrailsheimundSeckendorffalsFallbeispiele . . . . .179 ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ :— 2012/11/16 —10:11—page6—le-tex ✐ ✐ 6 Inhaltsverzeichnis 3. DieIntegrationskraftderReichsgerichte alsFaktorjüdischerLokalgeschichte AndréGriemert ZwischenKriegundFrieden– JüdischeProzesseamReichshofratunterFerdinandIII. ...... 197 ThomasLau DieIntegrationskraftdesStreits– BuchausJudenvordemReichshofrat ...... ....... ... 239 StefanEhrenpreis JüdischeAnsiedlungen,lokaleKonflikteundimperialesRechtssystem. DerSynagogenbauinBruckbeiNürnberg1706–1717 . . . . . . .251 VerenaKasper-Marienberg ZwischenMagistratundKaiser−rechtlicheHandlungsspielräume derFrankfurterJüdischenGemeindeamEndedes18.Jahrhunderts 263 AnetteBaumann FreiesWohnrechtfürJuden?EinHamburgerFallvordem ReichskammergerichtimZeitalterderFranzösischenRevolution . 281 StephanWendehorst DieFeudiImperiali:EineversteckteSeitederGeschichte derJudenimItalienderFrühenNeuzeit? . . . . . . . . . . . . . . 311 ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ :— 2012/11/16 —10:11—page7—le-tex ✐ ✐ Erinnerungen an Gerhard Rechter (1951–2012) WährendderAbschlussarbeitenandiesemBanderreichteunsdieNachricht, dassunserAutor,Mitstreiter,KollegeundFreundDr.GerhardRechter,leiten- derDirektordesStaatsarchivsNürnberg,am22.Juni2012verstarb. Mit Gerhard Rechter verliert das Projektcluster „Jüdisches Heiliges Rö- misches Reich“ einen profilierten außeruniversitären Experten, der von der fränkischen Landesgeschichte her Interesse ander Jüdischen Geschichte gefunden hatte. Ursprünglich war er eher der mittelalterlichen Geschichte verpflichtet, die er in Verbindung mit der Landesgeschichte in Erlangen in- tensivstudierthatte.EinemöglichewissenschaftlicheKarriereschlugeraus, was wohl auch einer gewissen Distanz zur wissenschaftlichen Theoriearbeit geschuldetwar.StattdessengingerindenstaatlichenArchivdienst,wasseiner Lust am Umgang mit den historischen Quellen eher entsprach, und war dortüberauserfolgreich.NachseinerDissertationzudenmittelfränkischen Besitzungendes DeutschenOrdens an der Zennist er vor allemdurch sein umfangreichesWerkzurFamilien-undBesitzgeschichtedervonSeckendorff bekanntgeworden. InseinerberuflichenTätigkeitalsArchivarwidmeteersichvorallemin- tensivderBeständeerschließung,einerwichtigenDienstleistungfürdieFor- schung. Noch vor kurzem konnte er die Rückführung des fränkischen Teils desSchwarzenbergischenArchivsnachNürnbergfeiern.Indenletztenzehn JahrenhatteerdieBeständebereinigungzwischendenfränkischenStaatsar- chivendurchzuführen,hieltaberauchKontaktmitdenvielengutgeführten Kommunalarchiven und privaten Adelsarchiven der Region. Es spricht für seinGespür,dasserdieKolleginnenundKollegendieserfränkischenArchi- veregelmäßiginzwangloserRundezusammenzubringenvermochte.Viele Benutzer des Staatsarchivs Nürnberg profitierten von seinen Kontakten, die ergernefürdiegemeinsameSacheeinsetzte.Legendäristseineunbürokrati- scheHilfsbereitschaftbeiBenutzungsschwierigkeiten,wieergenerellnichtzu denArchivarengehörte,diedieArchivbesucheralslästigempfinden.Zuden geschichtswissenschaftlichen Instituten der regionalen Universitäten hielt er engeVerbindung,vieleLandeshistorikertraferinderGesellschaftfürfränki- scheGeschichtsforschung. AlsseineAufgabesahernichtnurdieÜberlieferungssicherungan.Seine beeindruckendeProduktivitätführtezueinerungeheurenMengeanPublika- tionenzurfränkischenGeschichte,zuletzteinHäuserbuchzurnürnbergisch- reichsstädtischenExklaveLichtenaubeiAnsbach.AlsSchülerAlfredWende- horsts war er wie kaum ein Zweiter in der Welt der fränkischen Geschichte zuhauseundengagiertesichinzahlreichenHistorischenVereinenundwissen- schaftlichenGremien.AlsStaatsarchivar,aberauchalsWissenschaftlerlegte ergroßenWertaufdiePräsentationhistorischerErkenntnisseinderÖffent- ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ :— 2012/11/16 —10:11—page8—le-tex ✐ ✐ 8 ErinnerungenanGerhardRechter(1951–2012) lichkeit.FürdenHistorischenVereinMittelfrankenorganisierteerVorträge undExkursionen,warsichaberauchselbstnichtzuschade,beikleinenlokal- geschichtlichenVeranstaltungenaufdemLandealsGastredneraufzutreten. In der wissenschaftlichen ArbeitunseresProjektclusters bildeten sei- ne Kenntnisse und seine Arbeitskraft einen wesentlichen Eckstein für die Erforschung derUntersuchungsregion Franken, die mit ihrer reichhalti- gen frühneuzeitlichen jüdischen Geschichte und Kultur fasziniert. Gerhard Rechter hat auf Tagungen in Marktbreit und Wien eigene Forschungsbei- träge geleistet, die er zukünftig mittels Erschließungsarbeiten an den Akten des Fränkischen Kreises ergänzen wollte. Ein früherer Aufsatz beschäftig- te sich mit der bayerischen Judenmatrikel im 19.Jahrhundert. Sein Text im vorliegenden Band ist eine Frucht jahrelanger Beschäftigung mit der QuellenüberlieferungfränkischerreichsritterschaftlicherFamilien. Bei den Sommerschulen 2009 und 2011 unseres Projektclusters am Jüdi- schenMuseumFrankeninFürthunterrichteteergutbesuchteQuellenkurse. SeineschwereErkrankungzwangihnindiesemFrühjahrzurAbsageseiner MitarbeitanderimJuli2012gemeinsammitderHebrewUniversityveran- staltetenSommerschuleinJerusalem.Diestatihmbesondersleid,weilersich aufeinenBesuchinIsraelsehrgefreuthatte.NochwenigeWochenvorseinem TodkonntemanihnbeieinerTagunginAnsbachvollerHoffnungerleben,ei- neschwereOperationüberstandenzuhabenundseinenDienstbaldwieder invollemUmfangaufnehmenzukönnen.„Kommdochmalwiederaufeinen KaffeeimDienstzimmervorbei“,sagteerzumAbschied.Niemandahnte,dass diesnichtmehrmöglichseinwürde. GerhardRechterwareinFrankemitEckenundKanten,großemHumor, lebhafter Geselligkeit und wachem Geist. So werden wir ihn in Erinnerung behalten.SeineBeiträgeundseinePersönlichkeitwerdenunsfehlen. DieHerausgeber ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ StefanEhrenpreis,AndreasGotzmann,StephanWendehorst: —2012/11/16—10:11—page 9—le-tex ✐ ✐ Stefan Ehrenpreis, Andreas Gotzmann, Stephan Wendehorst Kaiser und Reich in der jüdischen Lokalgeschichte: Eine thematische Einführung DieJudenimfrühneuzeitlichenAltenReichlebteninStädtenundDörfern, derenpolitischeundsozialeStrukturenregionaldurchterritorialeObrigkei- ten und lokal durch die Gemeinden der christlichen Mehrheitsgesellschaft bestimmt waren. Den politisch-rechtlichen Rahmen ihrer Herrschaftsord- nungkonntendiejeweiligenObrigkeitenallerdingsnichtfreiwählen,sondern er war ihnen durch Reichsrecht vorgegeben sowie durch zahlreiche Detail- beschlüssevonReichsinstitutionen(vorallemReichstagundReichsgerichte) ausgefüllt. Dies hatte unmittelbar Folgen für die Lebensbedingungen von Juden in lokalen Kontexten: die für sie geltenden Rechte und Ordnungen wurden in der politischen Kommunikation zwischen Kaiser und Reichs- ständen in den politischen Aushandlungsprozess einbezogenund durch rechtsetzendeEntscheidungenderReichsgerichtebeeinflusst. In der aktuellen Forschungssituation stellen sich aber nach wie vor zwei großeProbleme: – dieSituationderJudenimHeiligenRömischenReichdeutscherNationim europäischenVergleichzubeurteilen – GefahrenundChancenfürJudeninderpolitischenUmweltprotonationa- lerReicheimdiachronenVergleichmitdeneninmodernenNationalstaa- tenherauszuarbeiten UmbeideFragenbeantwortenzukönnen,mussderbesondereCharakterder Herrschafts-,Rechts-undKommunikationsbeziehungenimReichindieAna- lyseeinbezogenwerden. DiejüdischenLebensbedingungenwarendurchfamiliäre,wirtschaftliche undreligiösetranslokaleBindungenundBeziehungencharakterisiert,diein SpannungzuörtlichenTraditionenundHerrschaftsverhältnissenstanden.Bei KonfliktenwandtensichjüdischeGemeindenundEinzelpersonendaheran dieübergeordnetenInstanzendesReichesodersuchtendenSchutzvonterri- torialenGewalten,dieihneninInteressenkoalitionenverbundenwaren.Der BandversammeltBeispiele,dieRahmenbedingungen,politischeKommuni- kationundsozialePraktikensowieindividuelleHandlungsspielräumesolcher BeziehungsgeflechteinderFrühenNeuzeitverdeutlichen. ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ ✐ StefanEhrenpreis,AndreasGotzmann,StephanWendehorst: —2012/11/16—10:11—page10—le-tex ✐ ✐ 10 StefanEhrenpreis,AndreasGotzmann,StephanWendehorst I. Das Bild des Alten Reiches zwischen Nationalismus-, Kultur- und Imperienforschung Seit der Wende zum 21.Jahrhundert machen sich Tendenzen bemerkbar, die Sicht des Alten Reiches einer gewandelten Perspektive auf die Deut- sche und Europäische Geschichte anzupassen. Wesentliche Veränderungen gingen von der Infragestellung älterer Interpretationsschemata aus, die seit den 1970er Jahren die Forschung beherrscht hatten: die Interpretation des ReichesalsAntithesezumfranzösischenAbsolutismusverloranWert,alsder AbsolutismusbegriffinFragegestelltwurde.DiebesondereBetonungderSo- zialdisziplinierung als Grundcharakteristikum frühmoderner Gesellschaften machtedemBlickaufanderesozialeundkulturellePraktikenPlatz.DieIdee, frühneuzeitliche Herrschaft als Aushandlungsmechanismus zu begreifen, zerstörtegängigeSichtweisenaufEntwicklungsstufenstaatlicherGewalt. VoneinerjüngerenGruppevonReichshistorikernwieGeorgSchmidt,Bar- bara Stollberg-Rilinger, Horst Carl u.a. wurden zwei neue Interpretationen angeboten:einmaldievonder„JenarerSchule“vertreteneThesevomReich alskomplementären„Reichs-Staat“,derdiefrühneuzeitlichepolitischeStaats- form der Deutschen gewesen und dessen Staatlichkeit zwischen Reichsebe- neundTerritorienverteiltgewesensei.Der„Reichs-Staat“repräsentiertedie föderalverfassteNationderDeutschen,derenNationsbewusstseindurchaus demanderereuropäischerNationenähnelte.InderDiskussiondieserThese griffen Kritiker wieder auf den älteren, aus der Reichsforschung der 1970er JahrestammendenBegriffdes„Reichssystems“zurückundbezeichnetenden CharakterdesReichesalslediglichhalbstaatlich,teilmodernisiertundvorna- tional.1 Einezweite,indenletztensechsJahrenentstandeneRichtungvonBarbara Stollberg-Rilinger und einer Forschungsgruppe an der Universität Münster verfolgt eine kulturalistische Interpretation politischer Herrschaft im Alten Reich,indersymbolischeHandlungenundRitualepolitischeGemeinschaft stiftetenundhierarchischeOrdnungherstellten.Das„Reich“warimwesent- lichen ein politischer Verband mit immer wieder aktuell herzustellenden, auf Konsens abzielenden Aushandlungsmechanismen. Zielte die These vom „komplementärenReichs-Staat“aufeineAnnäherungderReichgeschichtean dennationalstaatlichbegriffeneneuropäischen„Normalfall“,betontdiezweite 1 GeorgSchmidt,GeschichtedesAltenReiches.StaatundNationinderFrühenNeuzeit, München1999,sowieders.,DasfrühneuzeitlicheReich–komplementärerStaatundfö- derativeNation,in:HistorischeZeitschrift273(2001),S.371–399.Vgl.zurKritikHeinz Schilling,Reichs-StaatundfrühneuzeitlicheNationderDeutschenoderteilmodernisier- tesReichssystem,in:HistorischeZeitschrift272(2001),S.377–395;WolfgangReinhard, FrühmodernerStaatunddeutschesMonstrum.DieEntstehungdesmodernenStaatesund dasAlteReich,in:ZHF29(2002),S.339–357.Vgl.zurbritischenSichtaufdiedeutsche historiographischeDiskussionPeterH.Wilson,StillaMonstrosity?SomeReflectionson EarlyModernGermanStatehood,in:HistoricalJournal49(2006),S.565–576. ✐ ✐ ✐ ✐

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