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Jugend, Religion und Modernisierung: Suchbewegungen Kirchlicher Jugendarbeit PDF

229 Pages·1994·12.032 MB·German
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Jugend, Religion und Modernisierung Karl Gabriel/Hans Hobelsberger (Hrsg.) Jugend, Religion und Modernisierung Suchbewegungen Kirchlicher Jugendarbeit. + Leske Budrich, Opladen 1994 ISBN 978-3-8100-1318-7 ISBN 978-3-322-99912-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-99912-2 © 1994 by Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwer tung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfiiltigungen, Überset zungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Leske + Budrich Inhaltsverzeichnis Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 5 I. Jugend und Modernisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 9 KarlLenz Freiheiten, Abhängigkeiten und Belastungen. Jugendliche im Sog der Modemisierung und Individualisierung. . . . . . . . . . . . . . . . .. 11 Heiner Keupp Lebensbewältigung in Kindheit und Jugend in der "Risikogesellschaft" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 31 11. Jugend, Religion und Kirche im Modernisierungsprozeß . . . .. 51 Karl Gabriel Jugend, Religion und Kirche im gesellschaftlichen Modernisierungsprozess .................................... 53 Andreas Feige Zwischen großkirchlich angesonnener Religionspflicht und autonom-individuellem Religiositätsgefühl: Auf dem Weg zur "postmodernen" Religion? ............................... 75 Wolf-Jürgen Grabner, Detle! Pollack Jugend und Religion in Ostdeutschland. ........................ 91 Hans Hobelsberger Soziale Orte christlichen Glaubens im Gesellschaftlichen Strukturwandel als Kontexte religiöser Identitätsfindung . . . . . . . . . .. 117 In. Kirchliche Jugendarbeit unter Modernisierungsdruck . . . . .. 137 Hermann Steinkamp Zur Bedeutung religionssoziologischer Jugendforschung für die kirchliche Jugend(verbands)arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 139 Dionys Zink Sozialpädagogische Perspektiven einer kirchlichen Jugendarbeit der Zukunft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 155 Michael Kröselberg Von der reflektierten Gruppe zur partizipativen Kultur. . . . . . . . . . . .. 167 Martin Affolderbach / Rolf Hanusch Das Ende der gros sen Entwürfe und die Entdeckung des Konkreten.. 181 Mario Kaifel Die Dignität des Alltagsglaubens .............................. 201 3 Christine HojJmann Mädchen zwischen uneingelösten Gleichstellungsversprechen und modernisierten Widersprüchen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 217 GerdEngels "Erziehung zur Demokratie" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 229 Veneichnis der Autorin und Autoren .......................... , 241 4 Einleitung Wie geht es der Jugend in einer Gesellschaft, die sprunghaft moderner wird? Wie können Jugendliche angesichts eines krassen gesellschaftlichen Wandels trotz drohender gesellschaftlicher Ortlosigkeit Identität und Verortung finden? Was geschieht mit dem religiösen Teil der kulturellen Tradition, wenn eine modeme Gesellschaft sich weiter modernisiert? Setzt sich - ablesbar am Verhältnis von Jugend und Religion - das gespannte Verhältnis von Religion und Modernität fort, radikalisiert es sich möglicherweise oder kommt es zu einem wie immer gearteten neuen Verhältnis, womöglich einer Wiederannähe rung? Welchen Part in der neuen Konstellation von Jugend, Religion und Modernität erhält die Kirche als institutionelle Platzhalterin der (christlichen) Religion? Wie muß sich eine kirchliche Jugendarbeit angesichts der neuen Konstellation herausgefordert fühlen, welche "riskanten Chancen" enthält die neue Situation für sie? Mit einem solchen Kranz herausfordernder Fragen setzt sich der vorliegende Band auseinander und sucht auf der Grundlage unterschiedlicher empirischer Zugänge sowie pädagogischer und theologischer Reflexionen nach ersten Ant worten. Neben den skizzierten Fragen ist es der gemeinsame Rückgriff auf das Modernisierungskonzept, das dem Band seine innere Einheit gibt. Gesellschaft liehe Modernisierung wird dabei als ein zweistufiger Prozeß begriffen, der sich heute in der Bundesrepublik innerhalb einer bereits modernisierten Gesellschaft abspielt. In Differenz zur ersten Stufe betrifft die Veränderungsdynamik heute nicht mehr nur die Reste traditional überkommener Lebens- und Produktver hältnisse, sondern gerade auch die modemen, industriegesellschaftlichen Le bensformen. Zu ihnen gehört auch die erst im Modernisierungsprozeß entstan dene soziale Kategorie Jugend als einer Lebensphase mit spezifischen Aufga ben der gesonderten Vorbereitung auf die komplexen Handlungsanforderungen im Erwachsenenleben moderner Gesellschaften. Wie der Beitrag von Karl Lenz zeigt, tun sich für die Jugendlichen im gewandelten Jugendstatus neue Freiheiten und Gestaltungsspielräume auf, die aber durch neue Abhängigkeiten, Unsicherheiten des Lebenslaufs und Bela stungen konterkariert werden. Die veränderten Identitätsanforderungen und -muster, auf die Lenz schon hinweist, stehen im Mittelpunkt des sozialpsycho logisehen Beitrages von Heiner Keupp. Keupp verweist mit besonderem Nach druck darauf, daß die geforderten offenen Identitätsmuster den Zugang zu netzwerkartigen sozialen Ressourcen und beruflichen Chancen voraussetzen. Bei aller Gefiihrdung spricht Keupp den flexibleren, zeitgenössischen Identi- 5 tätsmustern Jugendlicher ein Potential für kritische Eigenständigkeit und sozia le Erneuerung zu. Wenn im weitergehenden Modernisierungsprozeß der Jugendstatus und die Identitätsmuster Jugendlicher sich verändern, kann dies nicht ohne Rückwir kung auf ihr Verhältnis zu Religion und Kirche bleiben. Wie der Beitrag von Karl Gabriel verdeutlicht, betrifft die Veränderung aber auch die modeme Sozialgestalt der Religion. Bei aller Spannung zwischen moderner Industriege sellschaft und der Religion als Verliererin im Modemisierungsprozeß, war es doch zu einer stabilen Repräsentanz von Religion im kirchlich verfaßten Modell gekommen. In der zweiten Stufe des Modernisierungsprozesses verliert heute das Duopol der Kirchen die exklusive Repräsentanz und Kontrolle über das religiöse Feld. Wie die Beiträge von Gabriel und Feige gemeinsam zeigen, bilden die Wandlungs tendenzen jugendlicher Religiosität nur die Vorhut eines weitergehenden Formwandels der Religion in der entfalteten Modeme. Auf der einen Seite wird die überkommene Institutionalität der Religion problematisch, auf der anderen Seite wachsen die Ansprüche an glaubhafte religiöse Lebens deutung. Sie müssen sich angesichts disparater Alltagserfahrungen und unter schiedlicher Lebensverläufe als biographisch und subjektiv authentisch, glaub würdig und gewiß erweisen. Als Kontrollagenturen religiöser Praxis stehen sich damit die Kirchen gegenüber der Mehrheit der Jugendlichen selbst im Weg. Wo sie Räume bereitstellen und institutionell absichern, in denen ohne Vorbedin gungen über Religion kommuniziert werden kann, sind sie nicht ohne Chancen. Wie läßt sich - so fragen Wolf-Jürgen Grabner und Detlef Pollack auf der Grundlage neueren Forschungsmaterials - erklären, daß die kirchlich gebunde nen evangelischen Jugendlichen in Ostdeutschland zu insgesamt moderneren Lebensstilen tendieren als ihre konfessionslosen und kirchlich distanzierten Altergenossen. Sie neigen dazu, die Antwort in den Modernisierungsrückstän den zu suchen, die die alte DDR-Gesellschaft aufwies. Für die westdeutschen kirchlich gebundenen Jugendlichen kann Hans Hobelsberger zeigen, daß sie sich überwiegend an gebremst modernisierten sozialen Orten aufhalten und auch entsprechende Gesellungsstile bevorzugen. Hobelsberger macht seine Aussagen auf der Grundlage neuerer Sozialstrukturanalysen, die nach der Bildung sozialer Milieus im Modernisierungsprozeß fragen. Der mit dem Beitrag von Hermann Steinkamp eingeleitete dritte Teil des Bandes widmet sich der Bedeutung der sozialwissenschaftlichen Jugend- und Religionsforschung für die kirchliche Jugendarbeit einschließlich ihrer ver bandlichen Formationen. Vor die Entscheidung gestellt, sich mit den Jugendli chen auf die neuen Ungewißheiten und Suchbewegungen einzulassen oder für Alternativkonzepte gegenmodernisierender religiöser Gewißheitsbehauptun gen einzutreten, plädieren alle Beiträge prinzipiell für die Begleitung der Jugendlichen in ihren Suchprozessen. Zugleich aber bringen die Autoren mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen die christliche Tradition als Widerla ger grenzenloser Beliebigkeit und narzistischer Vereinzelung ins Spiel, um die 6 Such bewegungen der Jugendlichen nicht in Modernisierungsfallen enden zu lassen. So sieht Steinkamp in der häretischen Struktur modernisierter Jugendre ligiosität Chancen für eine subjektbegründete Glaubenspraxis, verlangt aber die Verknüpfung mit den inhaltlichen Optionen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Dionys Zink plädiert für eine konsequente Orien tierung der Jugendarbeit an Cliquen und Paaren mit Ansprüchen autonomer Lebensführung, setzt aber gleichzeitig auf den Sinngehalt des Christlichen als "Markenidentität" kirchlicher Jugendarbeit. Michael Kröselberg schlägt für die katholische Jugendverbandsarbeit ein Konzept vor, das die Balance hält zwi schen zeitgenössischer Lebenswelt der Jugendlichen und traditionsgesicherter christlicher Optionalität. Martin Affolderbach und Rolf Hanusch fordern mit Blick auf Erfahrungen der evangelischen Jugendarbeit den Verzicht auf die großen Entwürfe zugunsten neugieriger, konkreter Lernschritte anhand des Leitbildes des "sympathischen" Menschen. Mario Kaifel stellt den Biographie bezug in den Mittelpunkt seiner Reflexion über Bedingungen der Glaubensver - mittlung heute und fordert für die kirchlichen Bemühungen eine konsequente Orientierung an individuell-biographischer Begleitung statt institutioneller Kontrolle des Glaubens. Christine Hoffmann arbeitet in den modernisierten Widersprüchen der Lebenswirklichkeit von Mädchen und jungen Frauen die Ansatzpunkte für eine parteiliche Mädchen- und Frauenarbeit heraus. Gerd Engels schließlich sieht eine wertorientierte politische Bildung durch den Modernisierungsprozeß herausgefordert, die Chancen für Solidarität und Par tizipation zu erhöhen. Der Vielfalt und Ratlosigkeit erzeugende Umbau industriegesellschaftlicher Modernität enthält für die Jugendlichen wie für die kirchliche Jugendarbeit so das Plädoyer des Bandes insgesamt - neben Risiken auch Chancen. Sie durch die Flucht in gegenmodernisierende Gewißheit des Glaubens und der Lebens führung aufs Spiel zu setzen, wäre unverantwortlich. Die Herausgeber 7 I. Jugend und Modernisierung Karl Lenz Freiheiten, Abhängigkeiten und Belastungen. Jugendliche im Sog der Modemisierung und Individualisierung Modernisierung ist in aller Munde. Wie kein anderer Begriff hat der der Modernisierung in den letzten Jahren viele Debatten in den Sozialwissenschaf ten dominiert. Modernisierung ist eine Generalformel für eine Fülle tiefgreifen der Veränderungen, die sich in den letzten Jahrzehnten in den westlichen Industriegesellschaften ereignet haben und mit deren Hilfe diese Umbrüche verständlich gemacht werden sollen. Durch den abrupten Zusammenbruch des planwirtschaftlich-bürokratischen Sozialismus hat sich der Anwendungsbezug über den in Luft aufgelösten eisernen Vorhang ausgedehnt. Fragen nach Mo dernisierungsrückständen, nach Bedingungen, Chancen und Schwierigkeiten einer nachholenden Modernisierung haben eine rege Diskussion noch zusätz lich bereichert. Die aktuelle Modernisierungsdebatte wird zum einen auf der Ebene von Gesamtgesellschaften geführt. Es werden z.B. Fragen aufgeworfen, wodurch sich moderne Gesellschaften auszeichnen oder welche Tendenzen einer fort schreitenden Modernisierung sich gesamtgesellschaftlich erkennen lassen (Zapf 1992). Zum anderen bilden die Auswirkungen einer forcierten Moderni sierung auf gesellschaftliche Teilbereiche und ausgewählte Personengruppen (z.B. die Jugendlichen) einen zweiten Schwerpunkt. In diesem Zusammenhang wird vor allem auf die Individualisierung als einem zentralen Aspekt der Modernisierung Bezug genommen. In der Jugendforschung ist die Modernisie rungs-und Individualisierungsdebatte in Anschluß an die Arbeiten von Ulrich Beck (1983; 1986) auf eine breite Resonanz gestoßen (Heitmeyer/Olk 1990; 8. Jugendbericht 1990) und hat im Theorem des Strukturwandels der Jugendphase wie auch im Forschungsbereich des Problemverhaltens von Jugendlichen (z.B. wachsende Gewalttätigkeit, ansteigender Rechtsextremismus) einen deutlichen Niederschlag gefunden. Im Hauptteil meines Beitrages werde ich einige Veränderungstendenzen der Lebensphase Jugend in ausgewählten Aspekten aufzeigen, die mit dem Indivi dualisierungsprozeß in Verbindung stehen. Zunächst erscheint es aber erforder- 1ich zu klären, was unter Individualisierung verstanden wird. Diese "Klärungs- 11

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