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Jugend, Rechtsextremismus und Gewalt: Analyse und Argumente PDF

292 Pages·2001·6.57 MB·German
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Christoph Butterwegge/Georg Lohmann (Hrsg.) Jugend, Rechtsextremismus und Gewalt Christoph Butterwegge/Georg Lohmann (Hrsg.) Jugend, Rechtsextremismus und Gewalt Analyse und Argumente 2. Auflage Leske + Budrich, Opladen 2001 Gedruckt auf alterungsbeständigem und säurefreiem Papier Die Deutsche Bibliothek • CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für die Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich ISBN 978-3-8100-3222-5 ISBN 978-3-663-01243-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-01243-6 © 2001 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschlieSlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. lede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfàltigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Redaktion: Christoph Butterwegge Satz: Leske + Budrich, Opladen Inhalt Einleitung .............................. .............. ... .......... ....... ....... .......... ..... .......... 9 Gesellschaftliche Hintergrunde und soziaIwissenschaftliche Erklärungsansätze Christoph Butterwegge Entschuldigungen oder Erklärungen für Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt? - Bemerkungen zur Diskussion über die Entstehungsursachen eines unbegriffenen Problems ....... ..... ..... ....... ....... 13 K. Peter Fritzsche Gewalt zwischen Frust und Lust. Erklärungsansätze der Sozialwissenschaften und Chancen für die politische Bildung ................ 37 Dietmar Fricke Wohlstand den Deutschen! - Wie rechtsextreme Positionen wieder salonfähig werden ................. .... ... ..... ..................... ... ... ....... ...... ... 51 Hajo Funke Zusammenhänge zwischen rechter Gewalt, Einstellungen in der Bevölkerung sowie der Verantwortung von Politik und Öffentlichkeit.. 61 Rechtsextremismus aIs Herausforderung für Staat und Gesellschaft Christoph Butterwegge/Gudrun Hentges "Ausländer und Asylmissbrauch" als Medienthema: Verantwortung und Versagen von Journalist(inn)en ................................ 83 Jörg Fischer Falsche Freunde schon mit 13 ... oder: Wie rechtsextreme Organisationen Jugendliche rekrutieren .................... 101 Susanne Ulvolden Rechtsradikale Jugendliche - nur ein Problem der Jugend? .................... 109 Klaus Breymann Die Wertordnung des Grundgesetzes und der strafrechtliche Umgang mit jungen rechten Gewalttätern .... ................ ..... ............................. ........ 117 Aufgaben der Schule: ModelIe - Methoden - Medien Sylke Kirschnick Rechtsextremismus an Schulen: Was tun? - Anregungen und Argumente für Lehrer/innen .................................. .... 131 Burkhard Schröder Rechtsextremismus im Internet als politisches und pädagogisches Problem .................................................................... 149 Georg Auernheimer Für ei ne interkultureIl orientierte Schule ................................................. 163 Georg Lohmann Rechtsextremismus und Menschenrechte. Exemplarische Argumentationen gegen Rechts 173 Gotthard Breit Unterrichtsziel: Gleichheit und Gewaltlosigkeit. Überlegungen zum Politikunterricht für die Sekundarstufe I 185 Stefan Koeh Rechtsradikalismus als Thema im Ethikunterricht: Was kann man, was nicht? ............................... ........................................ 203 Jugendarbeit und Weiterbildung: Ma8nahmen der Prävention/lntervention Andreas Kuhlmann Verstehen darf nicht zu Einverständnis werden! - Zur Kritik an der akzeptierenden Jugendarbeit .............................................................. 217 Peter Krahulec Zivilcourage als "ansteckende Gesundheit". Bausteine für eine eingreifende pädagogische Praxis. ............................. 225 lnhalt 7 Armin Pfahl-Traughber Revisionistische Behauptungen und historische Wahrheit. Zur WiderIegung rechtsextremistischer Geschichtslegenden .................. 241 Arno Klönne Schwierigkeiten politischer Jugendbildung beim Umgang mit dem Thema "Rechtsextremismus" .................................................... 259 Benno Hafeneger Politische Bildung als Beitrag zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen und Gefahren für die Demokratie....... ...... 269 Klaus-Peter Hufer Rechtsextremismus und politische Weiterbildung. Vom Alltag der Erwachsenenbildung und von der Notwendigkeit einer Bildungsarbeit gegen Rechts .......................................................... 279 Literaturauswahl ...................................................................................... 291 Die Autor(inn)en .................................. .................................................... 303 Einleitung Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt sind nicht nur ein Problem der Jugend, auch wenn das Phänomen vor allem bei jungen Männern besonders spektakulär in Erscheinung tritt und sich die Aufmerksamkeit seit geraumer Zeit sehr stark darauf konzentriert. Morde an Migrant(inn)en, aber auch Nichtsesshaften und Obdachlosen; Schändungen jüdischer Einrichtungen; Skinhead-Konzerte mit Musik voller Menschenverachtung und Hass; Mas senaufmärsche neofaschistischer Parteien und Organisationen sind beinahe alltäglich geworden. Nach dem Bombenanschlag von Düsseldorf, bei dem am 27. Juli 2000 zehn AussiedIerlinnen, davon die meisten Juden, zum Teil schwer verletzt wurden, nahm die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus in den Medien und der politischen Öffentlichkeit unseres Landes zum ersten Mal seit fast zehn Jahren wieder breiten Raum ein. Auch wenn nicht nochmals Menschenketten gebildet, sondern eher prominente Zeitgenossen und Trend setter angehalten wurden, ihr "Gesicht zu zeigen", war nunmehr vielen Bür ger(inne)n bewusst, dass sie selbst etwas tun müssen, urn der rechten Gewalt Einhalt zu gebieten. Übereinstimmung herrscht darüber, dass die Schule und die politische Weiterbildung zu den Stützen im Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassis mus und (Jugend-)Gewalt gehören sollten. Ohne die Verantwortung von Bil dungs- und Erziehungsinstitutionen für eine demokratische Ausrichtung der Jugend zu leugnen, muss betont werden, dass (Sozial-)Pädagogik ohnmächtig ist, wenn die Politik versagt. Es genügt nicht, die Rolle der politischen Bil dung für ein "friedliches Zusammenleben der Kulturen" und die "Stabilität der parlamentarischen Demokratie" in Sonntagsreden zu beschwören, wenn man nicht bereit ist, im alltäglichen Verteilungskampf der einzelnen Fachres sorts urn knappe Haushaltsmittel die dafür benötigten Ressourcen bereitzu stellen. Rechtsextremismus ist eine politische Herausforderung von Staat und Ge sellschaft, aber auch ein pädagogisches Aufgabenfeld, das die schulische und die auBerschulische Bildungsarbeit bestellen. Lehrer/innen und politische 10 Einleitung Weiterbildner/innen sind jedoch häufig hilflos, wenn es gilt, rechter Gewalt und rassistischer bzw. nationalistischer Propaganda entgegenzutreten. Das vorliegende Buch will nicht nur ihnen Erkenntnisse über gesellschaftliche Wurzeln, Erscheinungsformen und Agitationsmethoden des Rechtsextremis mus vermitteln, sondern auch Antworten auf Fragen geben, die im Unterricht behandelt werden (sollten), ohne dabei Unterschiede der Einschätzung bzw. der Einstellung zu verschweigen. Vielmehr solI das Phänomen "Rechtsex tremismus" aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet werden. Vermutlich ist es im Rahmen der Beschäftigung mit einer Ideologie, die selbst keinerlei Wi derspruch duldet, sondern Hass schÜft, gerade sinnvolI, demokratische Mei nungsvielfalt "vorzuleben" und konträre Argumente auszutauschen. Sozialwissenschaftler/innen, Praktiker/innen der politischen Bildung und Fachleute weiterer Sachgebiete, auf denen sich die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus gegenwärtig abspielt, haben versucht, analytische Erkenntnisse über diesen mit strategischen Ratschlägen, Hinweisen auf mög liche GegenmaBnahmen und Literaturempfehlungen zu verbinden. Freilich bietet unser Sammelband keine Patentrezepte, genauso wenig wie vergleich bare Publikationen. Dass seine 1. Auflage schon nach wenigen Wochen ver griffen war, lässt uns dennoch auf Erfolge im Kampf gegen den Rechtsex tremismus hoffen. KölnIMagdeburg, im Frühjahr 2001 Christoph Butterwegge!Georg Lohmann Gesellschaftliche Hintergründe und sozial wissenschaftliche Erklärungsansätze Christoph Butterwegge Entschuldigungen oder Erklärungen für Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt? Bemerkungen zur Diskussion über die Entstehungsursachen eines unbegriffenen Problems Schon nach kurzer Beschäftigung mit den Theorien über Rechtsextremismus, Rassismus und (Jugend-)Gewalt fällt auf, dass es keinen überzeugenden Er klärungsansatz, sondern ei ne Vielzahl von Deutungsmustern gibt, die sich zum Teil widersprechen und wechselseitig ausschlieBen. Dabei korreliert die Beliebtheit der Theorien bzw. Theorieversatzstücke mit ihrer Beliebigkeit. Man spricht über Jugend und Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsex tremismus, Antisemitisrnus und National(sozial)ismus, meint aber etwas an deres. Mit wissenschaftlichen Erklärungsmodellen wird Politik gemacht und gesellschaftlicher Richtungsstreit ausgetragen. Weil es nicht urn die Wirk lichkeit (des Rechtsextremismus) selbst, sondern urn deren unterschiedliche Wahrnehmung geht, muss nach den dahinter verborgenen Interessen gefragt werden. Aufgabe der politischen Bildung wäre es, die in vielen Köpfen über Rechtsextremismus, Rassismus und Jugendgewalt vorhandenen Bilder be wusster zu machen und zu hinterfragen, sodass Chancen für eine neue, unbe fangenere Sichtweise entstehen. Rechtsextremismus ist ein Modethema, das regelrechte Konjunkturen und Diskurszyklen kennt, die von seiner Tabuisierung zur Dramatisierung, von seiner Bagatellisierung zur Skandalisierung, von seiner Verdrängung zur Verabsolutierung wechseln. Teilweise gehen Hysterie und Verharrnlosung sogar Hand in Hand. Die aufgeregte Debatte erfüllt im Wesentlichen eine Ablenkungs-, Entlastungs- und Legitimationsfunktion: So rückt der Themen kompIe x "Jugendgewalt" die Gewalttätigkeit der Erwachsenen bzw. der von ihnen geprägten Welt ("strukturelle Gewalt") medial in den Hintergrund; po litische Fehler, Handlungsdefizite und Versäumnisse - etwa im Einigungs prozess zwischen Ost- und Westdeutschland - werden überdeckt; schlieBlich rechtfertigt man autoritäre Erziehungsstile und Gesellschaftsmodelle, die nicht nur von konservativer Seite propagiert werden. Die groBe Unübersichtlichkeit der Forschungslandschaft resultiert nicht zuletzt aus terminologischer Unklarheit. Deshalb sind zunächst drei Begriffs paare: ,,Ausländerfeindlichkeit" und "Rassismus", ,,Rechtsradikalismus" und ,, extremismus", ,,Neonazismus" und ,,-faschismus" zu erläutern sowie deutli-

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Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt sind nicht nur ein Problem der Jugend, auch wenn das Phänomen vor allem bei jungen Männern besonders spektakulär in Erscheinung tritt und sich die Aufmerksamkeit seit geraumer Zeit sehr stark darauf konzentriert. Morde an Migrant(inn)en, an Nichtsesshaften
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