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Juden ohne Päpste. Inklusion und Judenfeindlichkeit zwischen Rom und Avignon PDF

240 Pages·2021·2.324 MB·German
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Davide Liberatoscioli Juden ohne Päpste Europäisch-jüdische Studien Beiträge Herausgegeben vom Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Potsdam, in Kooperation mit dem Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg Redaktion: Werner Treß Band 52 Davide Liberatoscioli Juden ohne Päpste Inklusion und Judenfeindlichkeit zwischen Rom und Avignon Die vorliegende Publikation wurde 2019 als Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam verteidigt und von Frau Prof. Dr. Sina Rauschenbach und Herrn Prof. Dr. Giacomo Todeschini begutachtet. Die Disputation fand am 17.07.2019 statt. Die Dissertation entstand am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Sie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und von der Ursula Lachnit- Fixson Stiftung gefördert. ISBN 978-3-11-070440-2 e-ISBN (PDF) 978-3-11-070444-0 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-070446-4 ISSN 2192-9602 Library of Congress Control Number: 2021941837 Bibliografische Information der Deutsche Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com Danksagung DievorliegendeArbeitwurdeimSommersemester2019vonderPhilosophischen Fakultät der Universität Potsdam als Dissertation angenommen. Sie wurde von der Ursula Lachnit-Fixson Stiftung und vom Selma Stern Zentrum für jüdische Studien Berlin-Brandenburg (gefördet durch das Bundesministerium für Bil- dungundForschung)finanziert,denenichandieserStellefürdieUnterstützung danke. Ohne den ständigen Austausch mit den Professoren am Selma Stern ZentrumwäremeineArbeitunvollkommengewesen.Hierfürmöchteichmichbei ReinhardRürup,Christinavon Braun, Micha Brumlik,Liliana Feierstein,Irmela von der Lühe, Lukas Mühlethaler, Rainer Kampling, Kerstin Schoor, Stefanie Schüler-SpringorumundClaudiaUlbrichbedanken.MeinDankgehtauchandas schlagende Herz des Zentrums:Viola Beckmann, die wissenschaftliche Koordi- natorinMonikaSchärtlunddieSekräterinnenNadjaFienschundSimoneDamis. MeinbesondererDankgiltmeinerDoktormutter,SinaRauschenbach.Inden letzten fünf Jahren hat sie mich mit viel Geduld begleitet und mit ihrer Begeis- terung immer unterstützt. Für ihre Kompetenz und ihre Warmherzigkeit bin ich unendlich dankbar.DurchihreLeidenschaftfürdieForschungwarsiefürmich stetseinVorbild. EinewichtigeInspirationsquellewarenfürmichdieGesprächemitGiacomo Todeschini,diewiramWissenschaftskollegzuBerlin,anderLibraryofCongress undmittenindertoskanischenLandschaftgeführthaben.Ichverdankeihmdie fruchtbaren Überlegungen über den Begriff „fides“ und die denkanstoßenden DiskussionenüberdiemittelalterlicheVorstellungvonBürgerschaft. EbenfallsmöchteichmichbeiGiulianoMilanibedanken,dermichermuntert hat,ImmanuelvonRomundseinenGedichteninmeinerArbeitRaumzugeben. FürdiekonstruktivenAnmerkungenanmeinerArbeitmöchteichmichandieser StellebeiAndreasRehbergundAndreasLehnertzbedanken. MeineKolleginnenundKollegenamSelmaSternZentrumAndreeMichaelis König,BeniaminoFortis,ChristinaIsabelBrüning,ChristophKasten,LutzFiedler, MarcoKißling,KatjaMartin,IraFionaHennerkes,möchteichdankenderwähnen. Besonders dankbar bin ich Anne-Christin Klotz, Johannes Czakai, Manja Herr- mann,MohammadSarhangi,RenéCorvajaKochundSusanneHärtelfürihreHilfe und ihre unschätzbare Freundschaft. Gleichzeitig bedanke ich mich bei den Mitgliedern des Colloquiums am Institut Jüdische Studien der Universität Pots- dam,diemichkontinuierlichbegleitethaben. Ich danke dem Verlag Walter de Gruyter, der mir diese Publikation ermög- licht.IchmöchtedieGelegenheitnutzenundmichbeiWernerTreß,JuliaBrauch undBirgitPetersfürdieBetreuungdesManuskriptsbedanken. https://doi.org/10.1515/9783110704440-001 VI Danksagung Der deutschen Sprache bin ich für ihre Geduld und die Herausforderung dankbar und daher auch allen denjenigen,die meine Arbeit gelesen und korri- giert haben. Mein Dank gilt hier Johannes Czakai, Julian Holter, Marie Seidel, Robert Messer, René Corvaja Koch, Reinhard Kober und meiner Freundin Erica Lorenzoni. Sie haben einen unersetzbaren Beitrag geleistet. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei Idit Chikurel für ihre Unterstützung bei den Überset- zungenderhebräischenTextebedanken. Meinem Philosophieschullehrer Federico Leoni bin ich für die zahlreichen Buchempfehlungen,fürdieBegeisterungfüralles,waskomplexist,undfürun- serenBriefwechsel,denwirnachJahrzehntenweiterpflegen,dankbar. Danke an alle meine Freundinnen und Freunde – in der Welt zerstreut: Emanuele, Marco M., Marco S.und Nina, meine ältesten Freunde,die mich seit unserem Kindheit dulden und begleiten; Agnese, die meine langen Briefe liest und – ab und zu – beantwortet; Pietro, der Geschichte hätte studieren sollen undtrotzdemeinsehrguterAnwaltgewordenist;Alessandro,Giulia,Marcound Andrea, mein sicherer Hafen in Rom; Lorenzo, mit dem ich immer im falschen Tempogespielthabe;meinen„kanonischenFreunden“AlessandroundClaudio, die mich in den schwierigsten Schreibphasen immer – manchmal zu viel – ab- gelenkthaben;Bibor,Ani,Fani,Jolanda, Federico,Cristina, ItayundJörg,dank denen ich mich in den letzten Jahren in Berlin zu Hause gefühlt habe; und vor allem Pierpaolo, der immer da für mich war und ist. Danke. Sie alle sind – zu- sammen–meineHeimat. Ich danke meinen Eltern, Anna und Giuseppe, für die bedingungslose Un- terstützung,meinemBruderAndrea,derschonimmermeinVorbildwarundist,– vielmehralserdenkt–undseinerFrauRoberta. Schließlich danke ich Liz und Mika – für alles. Ihnen ist diese Arbeit ge- widmet. Inhalt  Einleitung 1 . Fragestellung und Struktur der Arbeit, Forschungsstand 2 .. Kooperation von jüdischen Händlern und päpstlicher Kurie und der avignonesische Bruch 3 .. Gründe fürden Wandel der päpstlichen Politik 12 .. Judaei fidedegni 15 . Quellen 18 . Methodologie 21  Jüdische Händler im Kontextdes Kirchenstaates 29 . Die Händler und ihre Gemeinden 29 . Händler oder Wucherer? Das Zinsgeschäft aus der Perspektive der Kirche 34 . Politische Konfliktkonstellation im Kirchenstaat und in Italien 37 .. Der Kirchenstaat 37 .. Internationale Konflikte 41  Vor Avignon (1216–1303) 53 . Päpste 53 .. Erste Phase: Päpste römischer Herkunft (1216–1241) 56 .. Zweite Phase: Intermittierende Unterstützung (1243–1285) 59 .. Dritte Phase: Stabilisierung der päpstlichen Politik (1285– 1303) 70 . Jüdische Händler 80 .. Verbreitung und Konsolidierung der jüdischen Banken 80 .. Lebensaspekte der jüdischen Händler 86 . Kommunen 89 .. „Weil sie Bürger sein wollen“ 89 .. Sonderfall der Kommune von Rom 98  Avignon (1305–1377) 101 . Päpste 101 .. Antijüdische Vorstellungenals Motor der Veränderung 101 .. Päpstliche antijüdische Maßnahmen 135 . Jüdische Händler 149 VIII Inhalt . Kommunen 155 .. Lexika der Zugehörigkeit in den mittel- und norditalienischen Kommunen 155 .. Die römische Kommune und der Einfluss der Anjou- Monarchie 166 .. Konstruktion sozialer Zugehörigkeiten in jüdischen und christlichen literarischen Texten 169  Ausblick: Nach Avignon (1377–1400) 189  Fazit 203 Bibliographie 205 Anhang – Synoptische Darstellung 223 Index 229 1 Einleitung ÜberdieHandelsroutenderGenueserfandimJahr1347einebesondersaggressive Variante des Bakteriums Yersinia pestis ihren Wegan die Peripherie des eurasi- schenKontinents.VomHafenvonMessinaaufSizilienverbreitetesichdiePestin ganzEuropa.ÜberallführtedieAngstvorderKrankheitzuPogromengegendie jüdischenGemeinden.DertäglicheUmgangmitdemTod,sowohlindenHäusern als auch auf den Straßen, löste Irrationalität und Gewalt innerhalb der Gesell- schaftaus.InvieleneuropäischenStädtenwurdendieansässigenJudenfürdie Ausbreitungdes schwarzen Todesverantwortlichgemacht und der Brunnenver- giftungbezichtigt.InFrankreich,DeutschlandundOsteuropakameszuMassa- kernandenJudenundzurPlünderungihrerHäuser.¹ Anders in Italien. Auf der italienischen Halbinsel gibt es weder Hinweise auf Massaker gegen die jüdischen Gemeinden noch sind Vorwürfe von Brun- nenvergiftungen belegt. Das Zusammenleben von Juden und Christen in den italienischen Städten wies Höhen und Tiefen auf, jedoch keine signifikanten Brüche.WorinistderdargelegteUnterschiedzuandereneuropäischenTerritorien begründet? Aufgrund der geographischen Nähe zu Italien sowie des Einflusses auf die spätmittelalterlichePapsttumspolitikwirdFrankreichnachfolgendalsrepräsen- tativfürdieeuropäischenGesellschaftenaußerhalbItaliensbetrachtet. Der Vorwurf gegen die französischen Juden betraf vor allem die vermeintli- chen Brunnenvergiftungen. Die Tücke dieser Beschuldigung lässt sich an drei Aspekten festmachen: In erster Linie war es den Beschuldigten kaum möglich, ihre Unschuld konkret zu beweisen. Zweitens wirkte sich die Anschuldigung starkaufdiePhantasiederMassenaus.Drittensimpliziertesiepersebereitseine weitere Anklage: Die Brunnenvergiftung galt als Kriegserklärung gegen die Ge- samtgesellschaft. Es konnte nur jemand der Wasservergiftung beschuldigt wer- den, der der Gesellschaft eindeutig nicht zugehörte und dem nicht zu trauen war. Der Verdächtigte musste folglich ein Fremder und Feind sein. Als sich die Pest 1348 in Frankreich ausbreitete,traten die Irrationalismen und die sozialen Mechanismen, die die französische Gesellschaft prägten, deutlicher hervor. Es handelte sich um soziale Sachverhalte, welche die meisten europäischen Ge- sellschaften prägten und im Prozess der Konstruktion des sozialen Korpus ent- schieden,werausdiesemauszuschließensei.DieGewaltderBevölkerungrichtete  Haverkamp,Alfred:DieJudenverfolgungzurZeitdesSchwarzenTodesimGesellschaftsgefüge deutscherStädte.In:ZurGeschichtederJudenimDeutschlanddesspätenMittelaltersundder frühenNeuzeit.Hrsg.vonHaverkamp,Alfred.Stuttgart1981.S.27–93. https://doi.org/10.1515/9783110704440-002 2 1 Einleitung sichgegensozialeRandgruppen,FremdeundFeinde,diedergesellschaftlichen Einigkeit hätten schaden können. Die Massaker kamen deshalb zustande,weil sichinEuropadasBildderJudenalsalienigenae(Fremde)etablierthatte. Diemittel-undnorditalienischenJudenwurdenhingegennichtzumZielder GewaltderchristlichenBevölkerung.DabeistelltsichdieFrage,obhierProzesse der Integration und der Inklusion stattfanden, die außerhalb der italienischen Halbinselnichtzubeobachtenwaren.Damiteinhergehendbleibtoffen,inwiefern dieitalienischenJudenvondenChristenalsTeilderGesellschaftwahrgenommen wurden.DieSituationdermittel-undnorditalienischenJudenstellteim14.Jahr- hundertnahezueinUnikuminderjüdischenmittelalterlichenGeschichtedar.Die nachfolgendeUntersuchungwirdaufzeigen,welchehistorischenundpolitischen Konstellationendazubeigetragenhaben. Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt auf der Untersuchung der politischen Beziehungen zwischen jüdisch-römischen Händlern, Päpsten und kommunalenInstitutioneninnerhalbdesStaatesderKirchevorundwährendder Avignonzeit, als sich der Sitz des Papstes von 1309 bis 1378 nicht in Rom, son- dern in Avignon befand. Aufgrund der Verlegungdes Papstsitzes nach Avignon und den darauffolgenden politischen Umbrüchen änderte sich die Beziehung zwischen Päpsten und italienisch-jüdischen Gemeinden im Laufe des 14. Jahr- hundertssignifikant.DieUntersuchungderjüdisch-christlichenBeziehungenin dieserZeitspanneunddieserRegionwirdverdeutlichen,welchepolitischenund sozialen Faktoren die jüdisch-christlichen Verhältnismodalitäten im mittel- und norditalienischen Kontext prägten und bedingten. Infolgedessen lässt sich die Frage nach den Gründen für die Besonderheit des kommunalen italienischen Kontextesanhandderjüdisch-christlichenpolitischenBeziehungenimKirchen- staatvorundwährenddesavignonesischenPapsttumsambestenuntersuchen. 1.1 Fragestellung und Struktur der Arbeit, Forschungsstand Diese Arbeit ist in vier Abschnitte gegliedert. Der erste Abschnitt stellt einen ÜberblicküberdenCharakterderjüdischenGemeindenunddiesoziopolitischen Konfliktkonstellationen imKirchenstaatdar.Die dreifolgenden Untersuchungs- teiledeckenchronologischdiedreiPhasenderBeziehungenzwischenJudenund dem jeweiligen amtierenden Papst ab. Das zweite Kapitel widmet sich der Ent- stehung und Konsolidierung der Kontakte zwischen päpstlicher Kurie und jü- disch-römischenHändlern,diedasJahrhundertvordemUmzugderPäpstenach Avignon kennzeichneten (1216–1303). Im darauffolgenden Kapitel wird die Ab- wesenheitderPäpstevonRominden70JahrendesavignonesischenPapsttums

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