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John M. Krois. Bildkörper und Körperschema: Schriften zur Verkörperungstheorie ikonischer Formen PDF

340 Pages·2011·9.509 MB·German
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John M. Krois Bildkörper und Körperschema ACTUS BAND I1 et IMAGO BerlinerSchriftenfürBildaktforschung undVerkörperungsphilosophie HerausgegebenvonHorstBredekamp Schriftleitung:MarionLauschke John M. Krois Bildkörper und Körperschema SchriftenzurVerkörperungstheorie ikonischerFormen Herausgegebenvon HorstBredekampund MarionLauschke AkademieVerlag GedrucktmitUnterstützungderDeutschenForschungsgemeinschaft EinbandgestaltungunterVerwendungvonLucioFontana,Concettospaziale,Attese1963, FarbeaufLeinwand,50×60cm,Lecco,SammlungRomanoTrojani BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternetüber http://dnb.d-nb.deabrufbar. ©AkademieVerlagGmbH,Berlin2011 EinWissenschaftsverlagderOldenbourgGruppe www.akademie-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwer- tungaußerhalbderGrenzendesUrheberrechtsgesetzesistohneZustimmungdesVerlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, MikroverfilmungenunddieEinspeicherungundBearbeitunginelektronischenSystemen. Mitarbeiter/innendiesesBandes:FranzEngel,YasminMeinicke,JohannaSchiffler,Maja Stark,AnjaPawel,MoritzQueisner ReihengestaltungundSatz:PetraFlorath,Berlin DruckundBindung:DZADruckereizuAltenburgGmbH,Altenburg DiesesPapieristalterungsbeständignachDIN/ISO9706. ISBN 978-3-05-005208-3 eISBN 978-3-05-006247-1 Inhaltsverzeichnis VII VorwortvonHorstBredekamp,JörgFingerhut,MarionLauschkeund TullioViola 2 KunstundWissenschaftinEdgarWindsPhilosophie derVerkörperung 24 Einleitungin:EdgarWind.HeiligeFurcht 44 Cassirer’s“PrototypeandModel”ofSymbolism. ItsSourcesandSignificance 64 KulturalsSymbolprozess. PhilosophischeKonsequenzeneinesParadigmenwechsels 76 DieUniversalitätderPathosformeln. DerLeibalsSymbolmedium 92 MorethanaLinguisticTurninPhilosophy. TheSemioticProgramsofPeirceandCassirer 114 ErnstCassirer’sPhilosophyofBiology 132 FürBilderbrauchtmankeineAugen. ZurVerkörperungstheoriedesIkonischen 162 SynesthesiaandtheTheoryofSigns 176 PhilosophicalAnthropologyandtheEmbodiedCognitionParadigm. OntheConvergenceofTwoResearchPrograms 194 ImageScienceandEmbodiment.Or:PeirceasImageScientist VI INHALTSVERZEICHNIS 210 Tastbilder. ZurVerkörperungstheorieikonischerFormen 232 ExperiencingEmotioninDepictions. BeingMovedwithoutMotion? 252 BildkörperundKörperschema 272 EnactivismandEmbodimentinPictureActs. TheChiralityofImages 290 WassindundwassollendieBilder? 307 Quellenverzeichnis 309 BibliografieJohnMichaelKrois 319 Personenregister 325 Bildnachweise Vorwort DieVerkörperungsphilosophievonJohnMichaelKroisistdasProdukteiner ungewöhnlich offenen Aufnahme divergenter Denkbewegungen: der Logik, der Semiotik, der Kulturphilosophie im Umkreis der Kulturwissenschaftli- chenBibliothekAbyWarburgssowiederKognitionswissenschaft.Dieserum- fassende Ansatz entsprang jedoch nicht etwa einer irenischen Gelassenheit, sondern dem bohrenden Suchen nach einer Philosophie, welche die Formen des Lebens und der Artefakte als Bedingung der begrifflichen Arbeit aner- kennt.DieUnverwechselbarkeitvonKrois‘ArbeitenlaginderEinbeziehung der oftmals verkannten kontinentaleuropäischen Wurzeln jener kognitions- wissenschaftlichen Verkörperungstheorien, die als embodied cognition vor allem im englisch- und deutschsprachigen Raum Furore machen. Am Ende stand das Ziel, die bedingende Präsenz des Körpers mit der Wahrnehmung undderKraftdesBildeszuverbindenunddamitdiePhilosophiefürdasWar- burg‘scheKonzeptderKunstgeschichtealsBildwissenschaftzuöffnen. InihrerVielfältigkeitundihrerhistorischenTiefereichenKrois‘An- regungenvonGottfriedWilhelmLeibniz‘„kleinenPerzeptionen“biszurge- genwärtigenEmpathieforschung,wiesiesichinderTheoriederSpiegelneu- ronen zeigt. Mit der Symbolphilosophie Ernst Cassirers, der Zeichentheorie vonCharlesSandersPeirce,derVerkörperungstheorieEdgarWindssowieden gegenwärtigen Forschungen zum Enaktivismus sollen vier Felder angespro- chenwerden,ohnedieKrois‘Überlegungenschwerlichzuverstehensind. Die Symbolphilosophie Ernst Cassirers AlsKroisimJahr1975anderPennsylvaniaStateUniversitymiteinerArbeit überCassirerpromovierte,wardieserimdeutschenSprachraumweitgehend unbekannt. Ein mögliches Motiv für das Vergessen bzw. die Ablehnung des 1933 über England und Schweden in die USA emigrierten Philosophen kam VIII VORWORT bereitsindenerstenNachkriegsjahrenzumAusdruck:CassirersPhilosophie, schrieb Fritz Kaufmann, „suffers from too much light“.1 Krois hat sich Zeit seinesLebensmitCassirerbeschäftigt,zahlreicheAufsätzeüberihnverfasst, Forschungsliteratur herausgegeben, die Ausgabe der Nachgelassenen Texte undSchrifteninitiiertundeineReihevonBändenmitsamtdesausgewählten Briefwechselspubliziert,undohneihnhättesichdieCassirer-Renaissancein der Form und Intensität, wie sie sich in den letzten fünfzehn Jahren in Deutschlandentwickelthat,nichtereignet. DochKroiswarkein‚Cassirer-Philologe‘.DieindiesemBandversam- melten Schriften verdeutlichen, wie weit er in den Forschungen zu Cassirer schonfrühdurchentschiedeneAkzentsetzungdasjenigeThemavoranzutrei- ben vermochte, dem er sich in den letzten Jahren seines Lebens vorrangig gewidmethat:dieVerkörperungstheorie.InzahlreichenAufsätzenundVor- trägen zu Cassirer hat Krois darauf hingewiesen, dass Denken als inkorpo- riert verstanden werden muss. Häufig hat er betont, dass jene Fokussierung aufdieSprache,diemitdemlinguisticturneinhergegangenist,eineKontroll- wut hervorgebracht habe, der sowohl die Freiheit des Sprachlichen wie auch allesKörperlichensuspektgewesensei. Die erste Möglichkeit eines Korrektivs sah Krois im Ursprung jenes Symbolismus, den Cassirer im natürlichen Ausdrucksverhalten erkannte. JedesymbolischeRelationhabedarinihrenAusgangspunkt,dassbereitsder menschlicheKörperundnichterstdiemedialeExtensionkulturelleBedeutun- generzeuge.AufdieserGrundlagebeginnedersemiotischeProzessindersym- bolischenPrägnanzderWahrnehmung.DiesemTheoremderCassirer‘schen SymbolphilosophiehatKroisbereitsTeileseinerDissertationgewidmet,und sie sind ihm eine dauerhafte Basis geblieben. Die Erkenntnis der primären Gestalt- oder Bildförmigkeit sinnlicher Wahrnehmung sowie die Überzeu- gung,dassdasBildderblindeFleckderPhilosophiesei,führtenihnschließ- lichzurForderungeinerphilosophischenIkonologie. Die Zeichentheorie von Charles Sanders Peirce WeitereBausteinezueinersolchenIkonologielieferteihmdasphilosophische WerkCharlesS.Peirce,denKrois,ebensowiediebeidengroßenPeirce-Inter- pretendes20.Jahrhunderts,MaxH.FischundKarl-OttoApel,dessenzuRecht berühmtesPeirce-BuchKroisinsEnglischeübertrug,inVerbindungzuCas- sirerundVicosetzte.DiePeirce‘scheOffensivegegendenIntuitionismuswie auchdenepistemischenInternalismusundfürdieGleichsetzungvonZeichen 1 FritzKaufmann:Cassirer,Neo-Kantianism,andPhenomenology,in:PaulArthur Schilpp(Hg.):ThePhilosophyofErnstCassirer,S.799–854,Evanston1949,S.841. IX VORWORT und Denken bestärkte ihn darin, sich mit denjenigen Alternativen zur ana- lytischenPhilosophiezubeschäftigen,dieerinderTradition,diedenBereich derKulturundderGeschichteindieBestimmungdesmenschlichenGeistes einzubeziehen vermochte, gefunden hatte. Insbesondere in der Peirce‘schen Zeichentheoriesowieder‚spekulativenRhetorik‘sahKroiseinWerkzeug,um aucheinscheinbarfernesFeldwiedieSozialphilosophiebetretenzukönnen.2 DerVergleichderPhilosophieCassirersmitdervonPeircestellteeinen Leitfaden der Peirce-Deutung von Krois dar. Die Nähe der beiden Philoso- phen,diejeweilsalsNaturwissenschaftlerundIdeengeschichtlerübergemein- same methodologische Voraussetzungen verfügten, hat er in bedeutenden Aufsätzen gezeigt. Die Gemeinsamkeiten liegen im Primat des Funktions- gegenüber dem Substanzbegriff sowie in dem ehrgeizigen philosophischen Programm,demcartesianischenDualismuseinesemiotischeVerkörperungs- theorieentgegenzustellen(Text6). AufderBasiseinerAuslegung,welchedieBerührungspunktemitder prozesshaftenMetaphysikvonAristotelesundLeibnizsowiedieEinflüsseder antikenmedizinischenTraditionhervorhebt,hatKroisimDenkenvonPeirce dieMöglichkeitgesehen,denBegriffdesembodimentnachseinenmöglichen Varianten hin zu befragen. Die Verkörperungstheorie von Peirce ist immer wiederalseinenurmetaphorischeGrößebehandeltworden,derzufolgejeder Sinngehalteinenkonkreten,materiellgebundenenAusdruckfindenmuss.Im Denken von Peirce hebt Krois dagegen die maßgebliche Rolle des menschli- chenKörpersfürdieWahrnehmungs-undDenkvorgängeselbsthervor.Un- geachtet des Schwankens seiner eigenen Aussagen zu diesem Thema wird hierdurchdieNähevonPeircezurheutigenForschungderembodiedcognition deutlich. Um jeder Form der naturalistischen Verkürzung zu begegnen, hat KroisbeideSeitenderPeirce‘schenVerkörperungstheoriealseineArtWaage gesehen,dievoneinemallgemeinerenmetaphysischenAnsatzgehaltenwird. DieVerkörperungdesGeistigeninderphysischenWeltwirddamitzumfun- damentalenPrinzipderNaturphilosophiewiederPhilosophiedesGeistes. In jüngster Zeit hat Krois eine Interpretation vorgeschlagen, die ein solches Primat der Verkörperung mit Peirces Betrachtungen der philosophi- schen Relevanz der Ikonizität in Verbindung setzt (Text 11).3 Die Grundle- gungderMetaphysikvonPeircelassesich,soKrois,alseineReflektionüber diephilosophischeValenzvonBildernauswerten.DurchdiesenFokuserhält 2 JohnMichaelKrois:Peirce‘sSpeculativeRhetoricandtheProblemofNaturalLaw, in:PhilosophyandRhetoric14/1(1981),S.16–30. 3 Vgl.auchdenbislangunveröffentlichtenTextvonKroisEineTatsacheundzehn Thesen zu Peirces Bildern, der in dem Sammelband Charles S. Peirces bildne­ rischesDenken(ActusetImago5),hg.v.FranzEngel/MoritzQueisner/TullioVi- ola,Berlin2012,erscheinenwird. X VORWORT dasheutezwarweitverbreitete,aberoftmalsnuroberflächlichgesteuerteIn- teresseanPeircealseinemTheoretikerdesnicht-sprachlichenDenkensoder auchkonkretals‚imagescientist‘eineBegründung,diegeradezualseinNen- nervonPeircesDenkwegenzubegreifenist.DasuferlosezeichnerischeŒuvre vonPeirce,umdassichKroisindenletztenJahrenseinesLebensmitwachsen- dem Stupor bemüht hat, erweist sich in diesem Rahmen nicht als eine ent- behrlichebiographischeKuriosität,sondernalsdieBedingungderPeirce‘schen Arbeits-undDenkweisen.UmsoherausfordernderistdiesesFeldfürkünftige Forschungen. Die Verkörperungsphilosophie von Edgar Wind KroiswarvonderBildendenKunstzutiefstaffiziert,underhatdieKunstge- schichtealseineDisziplingeschätzt,diemitihremInsistierenaufderbegriff- lichenKraftdesEinzelwerkseineHerausforderungfürdensystematisieren- den und oftmals deduktiven Zugriff der Philosophie bedeute. Es hatte eine innereLogik,dassEdgarWind,derzugleicheinerderbedeutendstenKunst- historiker des zwanzigsten Jahrhunderts und ein nicht weniger eminenter Philosophwar,fürihnmehralsnureinVorbildwurde.DassWinddiedeutsch- sprachigePhilosophiealsErsteraufdieBedeutungvonCharlesSandersPeirce sowievonAlfredNorthWhiteheadnichtnuraufmerksamgemacht,sondern deren begriffliche Überlegungen zu einer Erkenntnistheorie des extended mind weiterentwickelt hat,4 bewegte Krois zusätzlich, in Wind ein alter ego zusuchen. Ausgestattet mit einer sprühenden Intelligenz, hat sich Wind in der Hamburger Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg zwischen Erwin Panofsky,beidemerinKunstgeschichtepromovierte,ErnstCassirer,dersei- ne philosophische Habilitation betreute, und Aby Warburg bewegt, dessen WerkerinprofundenBeiträgenanalysierthat.AlldiesePersonenwarenbei allem Austausch Kunsthistoriker oder Philosophen, Wind aber „war beides zugleich“.5AlsKroisimJahr2009eineSammlungvonWindsSchriftenher- ausgab,begründeteerdieAuswahlnochmalsmitdemZiel,Philosophieund KunstgeschichteinihremBedingungszusammenhangsichtbarwerdenzulas- 4 JohnMichaelKrois:Einleitung,in:EdgarWind:HeiligeFurcht,indiesemBand S.34f.,36f.;vgl.ders.:KunstundWissenschaftinEdgarWindsPhilosophieder Verkörperung,indiesemBand,S.6–11. 5 VorwortderHerausgeber,in:EdgarWind.KunsthistorikerundPhilosoph,hg.v. Horst Bredekamp/Bernhard Buschendorf/Freia Hartung/John M. Krois, Berlin 1998,S.IX.

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