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Johannes der Täufer: Interpretation - Geschichte - Wirkungsgeschichte PDF

444 Pages·1989·12.711 MB·German
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Josef Ernst Johannes der Täufer Josef Ernst Johannes der Täufer Interpretation — Geschichte — Wirkungsgeschichte w DE Walter de Gruyter · Berlin · New York 1989 Beiheft zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche Herausgegeben von Erich Gräßer 53 Gedruckt auf säurefreiem Papier (alterungsbeständig — ph 7, neutral) CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Ernst, Josef: Johannes der Täufer : Interpretation, Geschichte, Wirkungsge- schichte / Josef Ernst. — Berlin : de Gruyter, 1989 (Beiheft zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche ; Bd. 53) ISBN 3-11-011707-X NE: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche / Beiheft ISSN 0171-6441 © Copyright 1989 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Ubersetzung, der Herstellung von Mikrofilmen und Photokopien, auch auszugsweise, vorbehalten. Printed in Germany. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61 Vorwort Johannes der Täufer war und ist im Urteil der Theologie ein um- strittener Mann. Das Jesuswort von dem Größten unter den von einer Frau Geborenen wird schon im Neuen Testament durch den Zusatz »doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er« (Mt 11,11 /Lk 7,28) korri- giert. Als gewisse Kreise der jüdischen Gesellschaft ihn zum Messias proklamierten, reagierte die offizielle christliche Lehre entschieden: »Er ist es nicht!« In der Diskussion um die heilsgeschichtliche Rolle scheiden sich die Geister: die einen sehen in ihm den letzten Großen des Alten, die anderen den ersten des Neuen Testamentes. Die Unsicherheit in der Beurteilung der Person spiegelt sich in der Frage nach der richtigen Einordnung der Taufe: war sie ein Sakrament bzw. ein Quasisakrament, oder nur ein prophetisches Zeichen, das die Botschaft unterstreicht? Jo- hannes ist im Urteil der Kritiker »der beste Mann« Jesu, zugleich aber auch sein schärfster Konkurrent. In der nachneutestamentlichen Zeit leuch- tet das Bild des Täufers in strahlendem Licht, man kann aber auch nicht übersehen, daß er allmählich in den Schatten eines Größeren gerät. Wer war Johannes der Täufer wirklich? Für die Forschung stehen als Quellen die Evangelien (einschl. Apo- stelgeschichte) und der Bericht des jüdischen Historikers Flavius Josephus zur Verfügung, alle späteren Schriften, die auf den Täufer Bezug nehmen, kommen für die Erhebung der Ursprungsgeschichte nur mit Vorbehalt in Betracht. 1. Aber was heißt schon »Ursprungsgeschichte«? Wer in den Evan- gelien nachliest, erfährt nicht, wer der Täufer war, sondern nur, wie ihn die Verfasser gesehen und verstanden haben. Das Bild ist weithin durch Glaube und Verehrung, aber auch durch Polemik und Apologetik geprägt. Wo der Leser objektive Informationen erwartet, findet er subjektiv ein- gefarbte »Bekenntnisse«. Eine Untersuchung der Täufergestalt wird sich demnach zunächst auf »Meinungsforschung« einlassen müssen. Die Evan- gelisten haben die Täufertraditionen je nach Standpunkt und Meinung verschieden komponiert, bearbeitet und umgestaltet, und zwar so, daß am Ende des Redaktionsprozesses mehrere »Bilder« der einen Vorlage gestan- den haben. Die frühchristlich-kirchliche und apokryphe Literatur neben und nach dem Neuen Testament hat die vorgegebenen Konturen stärker ausgezogen, dann und wann Korrekturen nach Maßgabe des christologi- schen Dogmas vorgenommen oder Nebenzüge mit Phantasie ausgemalt und die Weichen für die wuchernde Heiligenverehrung gestellt. Unter dem Gesichtspunkt der Wirkungsgeschichte kommt den sekundären Täu- ferinterpretationen der nachneutestamentlichen Zeit eine enorme herme- VI Vorwort neutische Bedeutung zu, die Diskussion um die gnostisch-mandäischen Schriften und ihren möglichen Einfluß auf die Christologie des Neuen Testamentes deutet das Problem an. Das erste Kapitel der Untersuchung bemüht sich um die theologischen Leitlinien und Leitmotive der kanoni- schen Quellen und der frühkirchlichen Rezeption. 2. Die evangelischen Berichte über den Täufer setzen der historischen Forschung wegen ihres Zeugnischarakters zwar Grenzen, trotzdem besteht zu einem resignierenden »Ignoramus et ignorabimus« keine Veranlassung. Wer mit Sorgfalt und Sachverstand ans Werk geht, wird erkennen, daß es in und hinter dem Bekenntnis einen gesicherten »harten Kern« gibt. Die religions- und zeitgeschichtliche Forschung hat das Umfeld des Täufer- wirkens abgesteckt und auf verwandte religiöse Strömungen (ζ. B. Qum- ran) hingewiesen. Der Rückgriff auf die prophetischen Traditionen des Alten Testamentes erhellt den Hintergrund der Gerichtspredigt. Der Ver- gleich mit dem jüngeren Zeitgenossen Jesus von Nazareth, um dessent- willen der Täufer in das Neue Testament aufgenommen worden ist, bietet ein Kriterienraster, welches eine weitere Eingrenzung ermöglicht. Die Tatsache, daß alle Evangelisten den Täufer an den Anfang der Jesusge- schichte gestellt haben, ist mehr als nur eine Projektion des Christusglau- bens. Die Taufe Jesu durch Johannes mag vordergründig den Ausschlag gegeben haben, aber sie erklärt noch nicht alles. Es muß weitergehende Übereinstimmungen in der Botschaft und Verwandtschaften im Selbstver- ständnis gegeben haben. Das frühe Nachdenken über eine heilsmittlerische Rolle des Täufers in Schülerkreisen ist trotz der massiven kirchlichen Kritik ein Indiz für die Ausstrahlung der historischen Persönlichkeit. Ein weiterer Gesichtspunkt kann hilfreich sein: Der Täufer hatte kein ausge- sprochenes Berufungserlebnis wie die Jünger Jesu bis hin zu Paulus, der »Spätgeburt« (1 Kor 15,8), seine Christusnähe reicht nach dem Urteil der lukanischen Kindheitsgeschichte zurück in die Zeit vor der Geburt. Of- fenbar war an diesem Mann etwas Besonderes, das ihn im Bewußtsein der Urchristenheit aus der großen Schar der Christuszeugen heraushob. Die historischen Überlegungen im \weiten Kapitel unserer Untersuchung müs- sen diesen Punkt einbeziehen. Johannes hat sicher seine eigene Geschichte und sein eigenes inner) üdisches Selbstverständnis gehabt — daran gibt es keinen Zweifel, aber die literarisch offenkundige und deutlich erkennbare Orientierung an Jesus stellt auch den Historiker vor schwerwiegende Fragen. Eine überzeugende Antwort ist bislang noch nicht gegeben wor- den. 3. Das dritte Kapitel unserer Untersuchung beschäftigt sich mit der Nachgeschichte des Täufers in jenen Kreisen, die sich der kirchlichen Täuferrezeption nicht anschließen konnten. Gewisse Randgruppen mit nur schwer faßbarem Profil haben die im Neuen Testament schon erkennbaren Tendenzen einer Johanneisierung der Heilserwartungen auf die Spitze getrieben und für die Ausbildung oder Aktualisierung einer sektiererischen Vorwort VII Täuferverehrung den Boden bereitet. Für die Frage nach der heilsge- schichtlichen Rolle des Täufers ist es nicht uninteressant, daß es in welcher Zeit auch immer zu einer Polarisierung zwischen dem Messias Jesus und dem Propheten Johannes gekommen ist. Was in neutestamentlicher Zeit noch in der zurückhaltenden Frage: »Ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei« (Lk 3,15) angedeutet ist, bedarf in jenen Kreisen, die hinter den apokryphen Pseudoclementinen und den Texten der Mandäer stehen, keiner Diskussion. Da die zur Verfügung stehenden Quellen lite- rarisch und theologisch immer noch umstritten sind, werden die anstehen- den Fragen, die ja die Entstehungsgeschichte des Christentums berühren, auch weiterhin nur hypothetisch beantwortet werden können. Zwei ge- genläufige Entwicklungstendenzen sind jedoch klar zu erkennen: Der Täufer wird auf der einen Seite zum erlösergleichen Heros hochstilisiert, auf der anderen schwindet sein Rang in den Gruppen und Sekten thera- peutischer und kulturpessimistischer Prägung in zunehmendem Maße. Das große Idol ist bald nur noch ein in Vergessenheit geratener Außenseiter, während sein Stern am Himmel der christlichen Heiligenverehrung leuch- tet. Die Exegese muß sich als historische Wissenschaft mit diesem Er- gebnis zufriedengeben, der Theologie ist die Deutung aufgegeben. Hat die Wahrheit Recht bekommen? Wurde eine eigenständige religiöse Strö- mung von der kirchenamtlichen Lehre vereinnahmt? Man kann es auch so sehen: Die Geschichte hat dem Täufer den ihm zukommenden Platz des πρόδρομος zugewiesen, trotzdem bleibt er das, was er von Anfang an war: ein Einzelgänger mit eigenem Profil. Die vorliegende Täuferstudie hat eine längere Vorgeschichte: Die Anfänge liegen in den Seminaren und Vorlesungen meines Lehrers Otto Kuss Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre. Für junge Studenten war die Begegnung mit einem Johannes ohne Heiligenschein, dafür aber mit einer um so größeren religiösen Ausstrahlung, ein Schlüs- selerlebnis. Das Buch von Martin Dibelius hat dann zu weiterem Nach- denken angeregt. Am Ende standen Gespräche und Diskussionen mit meinen Studenten und Mitarbeitern in einem mehrjährigen Forschungs- programm. Zu danken habe ich meinen wissenschaftlichen Mitarbeitern Knut Backhaus und Georg Körting für Zuarbeiten im Bereich der apokryphen und patristischen Literatur. Meine Sekretärin Frau Elisabeth Niedieker hat sich um das Manuskript und zusammen mit Georg Körting auch um die Register bemüht. Einen besonderen Dank schulde ich meinem Kollegen von der Kirchlichen Hochschule Bielefeld-Bethel Herrn Prof. Dr. Andreas Lindemann für die Durchsicht des Manuskriptes und für fachkundige Ratschläge. Ich widme das Buch den Teilnehmern an meinen Täuferse- minaren in den Jahren 1982—1985. Im November 1988 Josef Ernst Inhaltsvereeichnis Vorwort V 1. KAPITEL: JOHANNES DER TÄUFER IN DER VERKÜNDIGUNG DES NEUEN TESTAMENTES UND IN DER DARSTELLUNG DER FRÜHCHRISTLICHEN UND JÜDISCHEN LITERATUR I. Johannes der Täufer in der Markusredaktion 4 1. Der Prolog (1,1-15) 4 1.1. Die Täuferüberlieferung (V. 2-8) 5 1.1.1. Der Kurzbericht über die Tätigkeit des Täufers (V. 4—6) . . 6 1.1.2. Das Prophetenzeugnis (V. 2.3) 10 1.1.3. Die Täuferpredigt (V. 7-8) 13 1.2. Die Taufe Jesu (1,9-11) 16 1.3. Die Täuferdeutung in der markinischen Inklusionsformel (1,1.14f.) 20 2. Die Fastenfrage (2,18-20) 23 3. Herodes, der Täufer und die Frage nach Jesus. Die Enthaup- tung des Johannes (6,14 — 29) 25 4. Der Täufer als Elija incognito (9,9 —13) 30 5. Die Frage nach der Vollmacht Jesu und die Rückfrage nach der Herkunft der Johannestaufe (11,27 — 33) 34 6. Das Täuferbild des Markus 37 II. Johannes der Täufer in der Logienquelle 39 1. Worte und Sprüche des Täufers 40 1.1. Die Umkehr-und Gerichtspredigt (Mt 3,7-10/Lk 3,7-9.17) 40 1.1.1. Die Adressaten der Predigt 41 1.1.2. Die anstößige Anrede 42 1.1.3. Die Umkehrfrucht 44 1.1.4. Das Verhältnis von Umkehr und Gericht 45 1.1.5. Überlieferung und theologische Bedeutung der Täuferpredigt 46 1.2. Die Ankündigung des kommenden Richters (und Retters): Mt 3,11/Lk 3,16 48 1.2.1. Die literarische Gestalt 48 1.2.2. Der kommende Stärkere 49 1.2.3. Das Wort vom Lösen der Schuhriemen 51 1.2.4. Der Geist- und Feuertäufer 52 1.2.5. Zusammenfassung 55 X Inhaltsverzeichnis 2. Worte Jesu über die heilsgeschichtliche Rolle des Täufers: Mt 11,2-19/Lk 7,18-35 55 2.1. Die Täuferanfrage und die Antwort Jesu (Mt 11,2—6/Lk 7,18-23) 56 2.1.1. Die literarische Gestalt 56 2.1.2. Die Rezeption des Überlieferungsstückes in der Gemeinde der Logienquelle 58 2.1.3. Das Bild des Täufers 59 2.2. Das Urteil Jesu über den Täufer (Mt 11,7-11/Lk 7,24-28) 60 2.2.1. Der synoptische Vergleich 60 2.2.2. Traditionsgeschichtliche Analyse 61 2.2.3. Die Botschaft des Bezugswortes Mt ll,7-9[10]/Lk 7,24-26 [27] 62 2.2.4. Die Botschaft des Kommentarwortes Mt 11,11/Lk 7,28 62 2.2.5. Johannes der Täufer — seine Stellung zwischen »Alt und Neu« (Mt 11,12—13/Lk 16,16) 63 2.3. Das Gleichnis von den spielenden Kindern — Johannes und Jesus im Urteil der Menschen (Mt 11,16-19/Lk 7,31-35) 72 2.3.1. Die literarische Gestalt 72 2.3.2. Die Traditionsgeschichte des Textes 73 2.3.3. Das Gleichnis (Mt 11,16 f./Lk 7,31 f.) 75 2.3.4. Das Kommentarwort (Mt 11,18.19 a.b/Lk 7,33 f.) 75 2.3.5. Die Absicht der Redaktion 76 2.4. Abschließende Überlegungen zum Täuferabschnitt (Mt 11,2-19/Lk 7,18-35) 77 3. Das Täuferbild der Logienquelle 79 III. Johannes der Täufer in der Lukasredaktion 81 1. Lukas und die Elija-Typologie 81 1.1. Der Vergleich von Markus und Lukas 81 1.2. Der Vergleich der Logienquelle mit Lukas 84 1.3. Elija im Sondergut des Lukas (1,17.76; 4,25.26; 9,54 [v.l.] . . 87 2. Das Auftreten und die Predigt des Täufers im Verständnis der Lukasredaktion (3,1-18) 88 2.1. Johannes und das Evangelium 88 2.2. Die Vorlage des lukanischen Täuferberichtes 89 2.3. Die Gerichtspredigt des Täufers (3,7-9.17) 91 2.4. Die Standespredigt des Täufers (3,10-14) 93 2.5. Das Wort von der Wasser- und Geist-/Feuertaufe (3,16) ... 98 2.6. Zusammenfassung 99 3. Der Täufer tritt ab, bevor Jesus getauft wird (3,19 f.) 100 4. Worte Jesu über die heilsgeschichtliche Rolle des Täufers in der Darstellung des Lukas (7,18-35) 102

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