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Jesus überlistet Darwin PDF

118 Pages·2007·1.622 MB·German
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W TRACE Transmission in Rhetorics, Arts and Cultural Evolution Reihe der HGK Zürich Herausgegeben von Gerhard Blechinger wissenschaftlicher Beirat Thomas Grunwald Martin Kurten Heiner Mühlmann TRACE Heiner Mühlmann Jesus überlistet Darwin mit einem Vorwort von Thomas Grunwald Illustrationen von Rainer Gabriel SpringerWienNewYork Professor Dr. Heiner Mühlmann Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wie- dergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwer- tung, vorbehalten. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Wa- renzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Produkthaftung: Sämtliche Angaben in diesem Fachbuch erfolgen trotz sorg- fältiger Bearbeitung und Kontrolle ohne Gewähr. Insbesondere Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Eine Haftung des Autors oder des Verlages aus dem Inhalt dieses Werkes ist ausgeschlossen. © 2007 Springer-Verlag/Wien • Printed in Austria Springer-Verlag Wien New York ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media springer.at Lay-out und Satz: Springer-Verlag, Wien Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., 3580 Horn, Österreich Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier – TCF SPIN: 11888635 Mit 50 Abbildungen Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut- schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Inter- net über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISSN 1863-6411 ISBN-10 3-211-46228-7 Springer-Verlag Wien New York ISBN-13 978-3-211-46228-7 Springer-Verlag Wien New York KOGNITIVE MODULE UND MODULARE PROZESSE. EIN VORWORT. Thomas Grunwald Neurowissenschaften haben Konjunktur. Dies gilt besonders für die Bilder, die neurowissenschaftliche Untersuchungen ge- nerieren, wenn sie zu zeigen versuchen, wie kognitive Prozesse mit Aktivierungen umschriebener Gehirnregionen einherge- hen. Dass das Ziel solcher Untersuchungen manchmal mit dem Wunsch, «dem Gehirn beim Denken zusehen» zu wollen apostrophiert wird, trägt jedoch nicht gerade zu ihrer Reputa- tion bei. So verwundert es nicht, wenn ihnen entgegen gehalten wird, dass nicht alles denkt, was blinkt.1 Konjunktur hat auch eine mit dem Schlagwort «Neurotheolo- gie» gekennzeichnete Forschungsrichtung, seit gezeigt wurde, dass auch religiöse Erfahrungen mit lokalisierbaren Hirnakti- vitäten assoziiert sind. Um es gleich vorweg zu nehmen: Heiner Mühlmann sucht in dem vorliegenden Buch nicht nach einem «Gottesmodul» im Gehirn, und er fragt auch nicht, ob ein sol- ches Modul Gott schafft oder von ihm geschaffen wurde. Diese Frage ließe sich durch den Nachweis einer religiöse Erfah- rungen vermittelnden Hirnstruktur auch nicht klären. Warum sollte sich ein an Religion interessierter Kulturwissenschaftler dann eigentlich überhaupt um die Lokalisation kognitiver Pro- zesse im Gehirn kümmern? Menschliche Gehirne leisten weit mehr als nicht-menschliche tierische Gehirne. So offensichtlich dies sein mag, so umstrit- 1 Gehring P (2004) Es blinkt, es denkt. Die bildgebenden und die weltbildgebenden Verfahren der Neurowissenschaft. Philosophische Rundschau 51: 273-295 ten ist jedoch der Grund dafür. Wissenschaftler und Kultur- schaffende halten sich nicht selten für intelligenter als Ange- hörige anderer Berufe, die dagegen etwa die Aufgabe, einen Wandschrank zu montieren, deutlich schneller bewältigen, – ein möglicher Rückschlag für «Gebildete», wenn man bedenkt, dass der Werkzeuggebrauch gewöhnlich eines der Kriterien ist, an dem sich die überlegene Intelligenz des Menschen im Ver- gleich zu nicht-menschlichen Tieren beweisen soll. Nun mögen «Gebildete» einwenden, sie hätten den für die Wandschrank- Montage notwendigen Werkzeuggebrauch eben nicht gelernt, dafür aber anderes, das schwieriger zu erlernen gewesen sei, was wiederum beweise, dass ihre Lernfähigkeit an sich besser ausgeprägt sei. Der im Umgang mit Inbusschlüsseln Geübte könnte hierauf jedoch erwidern, er habe gelernt, mit noch ganz anderen Werkzeugen umzugehen, und dies zu erlernen, sei ihm gerade leicht gefallen. Offensichtlich gibt es ganz unterschiedliche Fähigkeiten, die Menschen erwerben können. «Die» Intelligenz könnte man sich so als Fähigkeit vorstellen, Fähigkeiten zu erwerben, – eine Verdoppelung, die zu beweisen wäre, indem man etwa nach Fä- higkeiten sucht, um aus deren Nachweis auf die Fähigkeit zu schließen, die gesuchten Fähigkeiten erwerben zu können. Tat- sächlich testen Intelligenztests viele unterschiedliche Funkti- onen, um aus ihnen eine Messgröße abzuleiten, die eine «allge- meine» Leistungsfähigkeit eines Gehirns charakterisieren soll. Dies hat ihnen den Vorwurf der Tautologie eingetragen. Den Intelligenzbegriff durch den der «Flexibilität des Verhaltens» zu ersetzen, mag einige Probleme lösen. Ob dies jedoch der Gefahr der Tautologie sicher begegnet, erscheint offen. In der Tat gibt es aber neurologische Erkrankungen und Be- hinderungen, die die Leistungsfähigkeit des gesamten Groß- hirns in vielen Bereichen beeinträchtigen. Hierzu zählen etwa VI degenerative Erkrankungen wie die Alzheimer Demenz, durch Stoffwechselerkrankungen oder Sauerstoffmangel bedingte diffuse Schädigungen des Gehirns oder z.B. genetisch be- dingte Aufbaustörungen des Gehirns. Derartige Erkrankungen könnten die Auffassung stützen, dass Gehirn sei ein «All- zweck-Problemlöser», der als Ganzes, holistisch, arbeite. Viel häufi ger gibt es jedoch auch Schädigungen des Gehirns, die nur ganz bestimmte Funktionen beeinträchtigen, andere aber völlig intakt lassen. Derartige umschriebene Defi zite stützen die Annahme, dass sich unsere kognitiven Fähigkeiten kei- nem «Allzweck-Problemlöser» verdanken, sondern durch ganz unterschiedliche, wenn auch im Normalfall zusammen arbei- tende, «Module» vermittelt werden, deren genaue Lokalisation im Gehirn im Prinzip auffi ndbar sein sollte. Biologische Erklärungsversuche für die überlegene Intelligenz des Menschen wie der Verweis auf die absolute oder relative Größe des Gehirns oder der Großhirnrinde etc. werden immer wieder durch überraschende Befunde bei Tieren vor Probleme gestellt.2 Alternativ könnte man versuchen, spezifi sche menschliche Fähigkeiten zu charakterisieren, um uns von anderen Tieren abzugrenzen. Vieles spricht jedoch dafür, dass unsere beson- deren Fähigkeiten nicht einfach vom Himmel gefallen sind und uns ein überlegenes Allzweck-Problemlösungs-Gehirn verschafft haben, das uns qualitativ von allen anderen Tieren unterscheidet. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass wir über eine Reihe spezifi scher Problemlösungs-Module verfügen, die sich als evolutionäre Adaptationen graduell verbessert haben. Tatsächlich wissen wir heute mit Sicherheit, dass sich nicht immer das ganze Gehirn um alles kümmert, was ihm an Auf- 2 Roth G, Dicke U (2005) Evolution of the brain and intelligence. Trends Cogn Sci 9: 250-257 VII gaben abverlangt wird, sondern dass spezifi sche Strukturen und Neuronenverbände jeweils besondere Aufgaben erledigen, die durch Krankheit oder Verletzungen einzeln gestört werden können und die im Verlauf der Evolution unterschiedlich «de- signt» worden sind. Wodurch sich ein kognitives Modul auszeichnet, ist Gegenstand der neurowissenschaftlichen Auseinandersetzung. Ausgangs- punkt vieler Diskussionen sind dabei Merkmale kognitiver Module, die Fodor 1983 vorschlug.3 Module sind danach be- reichsspezifi sch, d. h. kümmern sich nur um Input, den zu ver- arbeiten sie sich entwickelt haben (spezifi sche Sinneswahrneh- mungen, Sprache etc.). Sie sind genetisch bestimmt, arbeiten schnell, automatisch und autonom. Ihre Verarbeitungsschritte sind dem Bewusstsein nicht zugänglich und haben keinen Zu- griff auf höhere, ggf. bewusste, kognitive Prozesse. Und sie sind «fest verdrahtet» (hard-wired) und damit zumindest prinzipiell im Gehirn lokalisierbar. Die Wertigkeit all diese Merkmale war und ist Gegenstand der Diskussion4, was wohl auch Fodor vor- aussah, als er zugestand, dass das Konzept der Modularität Ab- stufungen zulasse.5 Der Streit um die Eigenschaften kognitiver Module könnte vielleicht geschlichtet werden, wenn Sperbers Hypothese zutrifft, dass es kognitive Module in allen Formaten und Größen gibt.6 In der Tat gibt es Anwärter auf einen «Mo- dul-Status», die von eng umrissenen anatomisch-neurophysio- logischen Strukturen bis hin zu komplexen psychologischen Prozessen reichen. So ist bekannt, dass die Neuronen im primären Sehzentrum unserer Großhirnrinde säulenartig angeordnet sind. Neuronen 3 Fodor JA (1983) The modularity of mind. Mass, Cambridge: MIT Press 4 z. B. Coltheart M (1999) Modularity and cognition. Trends Cogn Sci 3: 115-120 5 Fodor JA (1983) loc cit, 37 6 Sperber D (1996) Explaining Culture: a Naturalistic Approach. Blackwell, Oxford VIII solcher Säulen reagieren gemeinsam z. B. nur auf visuelle Reize einer bestimmten Orientierung (etwa vertikal, senkrecht oder diagonal), Säulen einer anderen, kooperierende corticalen Re- gion dagegen nur auf Bewegungsrichtungen.7 Derartige corticale Säulen leisten eine Analyse des Gesehenen, die bereichsspezi- fi sch ist, schnell, fest verdrahtet und nicht durch bewusste Pro- zesse beeinfl ussbar. Die Analyse selbst ist unserem Bewusst- sein nicht zugänglich, wohl aber ihre Folgen. Und ohne Zweifel sind die neuroanatomischen und -physiologischen Grundlagen dieser visuellen Analyse genetisch bestimmt. Visuelle corticale Säulen erfüllen somit viele der genannten Kriterien kognitiver Module. Aber wollen wir deshalb von einem «Vertikalen-Er- kennungs-Modul» sprechen? Könnte es sich bei diesen cor- ticalen Säulen nicht auch um Bausteine eines umfassenderen kognitiven Moduls handeln, das wiederum aus Teil-Modulen zusammengesetzt ist, wie Sperber vorschlägt? So ist die auto- matische Analyse visueller Elemente sicher Voraussetzung für das Erkennen von Gesichtern, aber wir müssen inzwischen auch davon ausgehen, dass die Gesichter-Erkennung selbst ein kognitives Modul darstellt.8 Ja, wir können diese Leistung sogar im Gehirn lokalisieren und wissen, welche durch Krank- heit oder Verletzung bedingten, umschriebenen Läsionen dazu führen, dass die betroffenen Patienten zwar alle anderen vi- suellen Objekte erkennen können aber eben keine Gesichter. Selbst das Wiedererkennen vertrauter Gesichter ist modular organisiert und selektiv störbar. Dass diese Fähigkeiten Konse- quenzen für unser soziales Verhalten haben, ist offensichtlich. Sie lassen so aber auch die – polemisch verhärteten – Grenzen zwischen Genen und Lernen, zwischen «nature and nurture» unscharf werden: Vertraute Gesichter müssen wir erst kennen 7 Für eine Einführung s. z. B. Koch C (2005) Bewusstsein ein neurobiologisches Rät- sel. Spektrum Akademischer Verlag, Elsevier, München 8 Haxby JV, Hoffman EA, Gobbini MI (2000) The distributed human neural system for face perception. Trends Cogn Sci 4: 223-233 IX

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