Norbert Koubek Jenseits und Diesseits der Betriebswirtschaftslehre GABLER RESEARCH Norbert Koubek Jenseits und Diesseits der Betriebswirtschaftslehre Institutionen – Unternehmenstheorien – Globale Strukturen RESEARCH Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Aufl age 2010 Alle Rechte vorbehalten © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2010 Lektorat: Ute Wrasmann | Anita Wilke Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8349-2347-9 Vorwort Der Titel „Jenseits und Diesseits der Betriebswirtschaftslehre – Institutionen – Unternehmenstheorien – Globale Strukturen“ leitet sich aus dem Inhalt der ein- zelnen Beiträge ab, die neben betriebswirtschaftlichen Themen auch Veröffentli- chungen zu volkswirtschaftlichen, arbeitssoziologischen, wirtschaftspädagogi- schen, sozialphilosophischen und weltregionalen Fragestellungen umfassen. In die vorliegende Schriftensammlung wurde eine Auswahl von Beiträgen aufge- nommen, die vom Verfasser als Alleinautor veröffentlicht wurden, wodurch vor allem die in Koautorenschaft entstandenen Projektveröffentlichungen und empi- rischen Untersuchungen unberücksichtigt bleiben oder nur in Zusammenfassun- gen vorliegen. Die Schwerpunkte der wissenschaftlichen Tätigkeit im Zeitraum von vier Jahrzehnten lassen sich den Themengebieten Wirtschaftsstrukturen und Institutionen, Arbeitsorientierung und Betriebswirtschaftslehre sowie Internatio- nale Organisationen und Globalisierung zuordnen. Der erste Teil (Wirtschaftsstrukturen und Institutionen) bezieht sich einer- seits auf staatliche Planung, Wettbewerb und Konzentration und andererseits auf die Universitäten als gesellschaftliche Bildungsinstitutionen. Im zeitlichen Rückblick ist erkennbar, daß Zyklen nicht nur in der Realwirt- schaft bestehen, sondern auch bei wissenschaftlichen Themen und Forschungs- schwerpunkten. Zu nennen sind hier die Veröffentlichungen zur staatlichen Rahmenplanung und zur Funktion des Wettbewerbs. Die darin enthaltenen Posi- tionen wurden im Zuge des vordringenden Shareholder-Value-Ansatzes und der wachsenden Bedeutung neoklassischer Modelle in Verbindung mit der Annahme von sich selbst regulierenden Märkten im letzten Viertel des vorigen Jahrhun- derts zunehmend zurückgedrängt, erleben gegenwärtig aber angesichts der welt- weiten Bankenkrise und ihrer realwirtschaftlichen Auswirkungen seit 2008 eine beachtliche Renaissance. Dabei geht es auch um die Suche nach einem neuen Gleichgewicht zwischen Privatwirtschaft und Staat, da sich der Rückzug des Staates und der supranationalen Organisationen aus der Setzung und Durchse- tzung von Rahmenbedingungen und Normen für fast alle an der globalisierten Wirtschaft Beteiligten als zu weitgehend erwiesen hat. Am Beispiel der Universitäten als den zentralen Institutionen einer Gesell- schaft zur Vermittlung und Weiterentwicklung der Wissenschaft und zur intel- lektuellen und moralischen Bildung läßt sich zeigen, daß Form und Inhalt, Struk- tur und Strategie in einer sich fortwährend wandelnden Welt eng verbunden sind. Dies macht ein kurzer Gang durch die neuzeitliche Universitätsentwicklung in Deutschland ebenso deutlich wie das aktuelle Segment der Integration von aka- demischer Weiterbildung in den universitären Aufgabenbereich. VI Vorwort Im zweiten Teil (Arbeitsorientierung und Betriebswirtschaftslehre) werden eini- ge der zwischen 1973 und 1985 veröffentlichten Beiträge zu einer auf die Kate- gorie Arbeit ausgerichteten Theorie der Unternehmung und die vorausgehende Arbeitsorientierte Einzelwirtschaftslehre (AOEWL) vorgestellt. Dies war als Ge- gengewicht zu dem in der damals dominierenden Betriebswirtschaftslehre stark an der Optimierung des Kapitaleinsatzes ausgerichteten Zielsystem und den kor- respondierenden Instrumenten gedacht. In den später entstandenen angelsächsi- schen Ansätzen zum Shareholder Value wurden diese als einseitig bezeichneten Positionen nochmals deutlich verstärkt und auch begrifflich klar zum Ausdruck gebracht, parallel dazu entwickelte sich der interessenpluralistische Stakeholder- Value-Ansatz. Aus verschiedenen Gründen ist der arbeitsorientierte Ansatz in Richtung ei- ner ökonomischen Rationalität mit stofflich mehrdimensionaler und finanziell eindimensionaler Ausprägung, mit interessen- und machtbezogenen Instrumen- ten und Durchsetzungsformen sowie gesellschaftlich übergeordneten Zielsetzun- gen ab Mitte der 80er Jahre vom Verfasser bisher nicht weiterentwickelt worden. Vergleicht man die damalige Diskussion mit den zwischenzeitlich in der Betriebswirtschaftslehre bzw. in nahestehenden Fachwissenschaften entstande- nen neuen Ansätzen, so zeigen sich Erweiterungen der theoretisch-begrifflichen und der praktisch-instrumentellen Ebene, die damals aus arbeitsorientierter Per- spektive gefordert und ansatzweise formuliert wurden. Zu nennen sind hier in- sbesondere die ökologieökonomischen Modelle zur Einbeziehung des Stoffkreis- laufs und der Nachhaltigkeit, die Integration sozialökonomischer Theorien durch nationale und internationale Richtlinien, die Corporate-Social-Responsibility (CSR-) Konzepte sowie kulturrelevante, unternehmensethische und neuroöko- nomische Kategorien. Die Bedeutung mehrdimensionaler Zielsysteme im Rah- men des bereits genannten Stakeholder-Ansatzes und der Balanced-Scorecard- Konzepte, institutionenökonomische Ansätze auch in der Betriebswirtschaftsleh- re und aktuell die Überlegungen zur stärkeren Regulierung der Märkte und Un- ternehmenstätigkeiten in der globalisierten Wirtschaft sind hier gleichfalls zu nennen. Insbesondere in ökologie- und sozialökonomischer Hinsicht wurden um- fangreiche Konzepte von dem Personenkreis vorgelegt, der an der Diskussion zur Entwicklung einer arbeitsorientierten Theorie beteiligt war. Im zweiten Abschnitt dieses Teils stehen Themen zu Unternehmenszyklen und Pionierunternehmen im Vordergrund. Damit lassen sich die in Marktwirt- schaften zentrale Rolle des dynamischen Unternehmers sowie die zyklischen Schwankungen im Wirtschaftsablauf und deren Auswirkungen auf die Unter- nehmenspolitik benennen. Die Beiträge beziehen sich in zentralen Aussagen auf Schumpeter’sche Positionen und Kategorien einschließlich der Gründung neuer Unternehmen im Zuge der Durchsetzung von Innovationen und Marktchancen. Vorwort VII Im dritten Teil (Internationale Organisationen und Globalisierung) liegt der Schwerpunkt auf mehreren Themen der internationalen bzw. globalen Verflech- tung von Unternehmen, Verbänden und Aktivitäten in einzelnen Ländern und Weltregionen. Dabei greifen die entsprechenden Aktivitäten meist über den eng- eren betriebswirtschaftlichen, in zahlreichen Fällen auch volkswirtschaftlichen Rahmen hinaus, da Länder und Weltregionen umfassend nur unter Einschluß von historischen, geographischen, politischen, soziologischen und kulturellen Frage- (cid:86)tellungen darstellbar sind. Daher muß jedes Unternehmen und jede Organisation bei der Expansion in internationale Wirtschaftsräume mit einem starken Anstieg von komplexen Aufgaben und neuen Herausforderungen rechnen, auch wird das bisherige labile nationale Gleichgewicht der Interessengruppen und Machtzen- tren in wesentlichen Teilen verschoben bzw. in Teilen aufgelöst. Eine der tragenden Säulen dieser Veränderungen stellen die internationalen bzw. multinationalen Unternehmen dar, von denen wesentliche Transferleistun- gen in technologischer, produktionsmäßiger, organisatorischer, finanzieller und entwicklungspolitischer Hinsicht ausgehen. Dazu werden neue betriebswirt- schaftliche Modelle des internationalen Managements und neue internationale Arbeitsbeziehungen entwickelt und auch die Gewerkschaften als Teil des Indu- strial-Relation-Systems richten sich zunehmend international aus. Auffällig ist das Entstehen neuer Machtzentren außerhalb der westlichen Staaten, in denen ursprünglich die Moderne mit der korrespondierenden Wirt- schaftsordnung entstanden ist. Dies trifft für Schwellenländer, insb. die vier be- deutendsten Länder Brasilien, Rußland, Indien, China (BRIC-Staaten) sowie die gesamte Pazifikregion mit den amerikanischen und ostasiatischen Anrainerstaa- ten zu. In diesem Zusammenhang wird es im 21. Jhdt. und darüber hinaus zu erheb- lichen Verschiebungen in der Welt-, Weltwirtschafts- und Unternehmenspolitik kommen. Es spricht somit vieles dafür, daß das europäisch-amerikanische und damit westliche Zeitalter der letzten 500 Jahre zu Ende geht und eine multipolare Weltordnung mit einer entsprechenden Weltwirtschaft entstehen wird. Erste An- zeichen für deren Aufbau erleben wir zurzeit. Die Zukunft ist hierbei strukturell bedingt eine unbekannte Größe, doch sie bildet sich nicht willkürlich und belie- big. Daher ist diese Beurteilung zwar nicht beweisbar, aber nach Ansicht des Verfassers dennoch in hohem Maße wahrscheinlich. Mit diesem Nach-denken oder besser Vor-denken über die neuen Ordnun- gen und Strukturen und ihre ökonomische Relevanz auf globaler, weltregionaler, gesamt- und einzelwirtschaftlicher Ebene wird die Spurensuche für den Zeitraum von 1970 bis 2010 beendet. Der Band schließt mit einem Ausblick. VIII Vorwort Abschließend möchte ich denjenigen vielmals danken, die direkt oder indirekt am Entstehen dieses Buches beteiligt waren. Dies sind (cid:2) die Verlage. Sie haben ausnahmslos meiner Bitte um Wiederabdruck zugestimmt, wobei Näheres dem Quellennachweis zu entnehmen ist. (cid:2) die Kollegen der Schumpeter School, ehemalige Mitarbeiter sowie Freunde und Bekannte. Aus mehreren Gesprächen habe ich Ermunte- rung und Zuspruch erhalten, in einem Überblick ausgewählte wissen- schaftliche Arbeiten zusammenzustellen und im letzten der insgesamt 72 Semester meiner Tätigkeit als Hochschullehrer zu veröffentlichen. (cid:2) die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Lehrstuhl, insb. Dipl. Ök. Kirs- ten Meyer, Julia Nikolaus (B.Sc.), cand. rer. oec. Alexander Zocher so- wie vor allem cand. rer. oec. Johannes Elspaß. Sie haben die techni- schen Arbeiten zur Zusammenstellung einer einheitlichen digitalen Da- tei sowie die kritische Durchsicht des Manuskriptes, insbesondere auch bei den neu entstandenen Texten mit Zuverlässigkeit und Engagement geleistet. (cid:2) der Gabler Verlag. Hier fand die Idee, eine Veröffentlichung unter der nicht ganz alltäglichen Themenstellung in das Verlagsprogramm aufzu- nehmen, vorbehaltlose Zustimmung und professionelle Betreuung. Be- sonders erwähnen möchte ich die zuständige Lektorin Anita Wilke. Ich hoffe, daß mit der Auswahl von 20 Beiträgen, die zu unterschiedlichen The- men und in verschiedenen Zeiträumen entstanden sind, ein Text vorliegt, der ei- nen durchgängigen Grundgedanken erkennen läßt. Dieser besteht in der Ver- knüpfung sowohl einzel- und gesamtwirtschaftlicher Fragestellungen als auch ökonomischer und außerökonomischer Perspektiven und der Suche nach einer aussagefähigen ökonomischen Rationalität. Es erfüllt mich mit besonderer Freu- de, daß ich diese Veröffentlichung als Mitglied der „Schumpeter School of Busi- ness and Economics“ vorlegen kann. Den Lesern wünsche ich beim Gang durch die verschiedenen Themen und der damit verbundenen Zeitreise eine anregende Lektüre. Norbert Koubek Wuppertal, im Februar 2010 Inhaltsverzeichnis Vorwort V Teil I Wirtschaftsstrukturen und Institutionen A Planung, Wettbewerb, Konzentration A.1 Die zeitliche Dimension der Ausgaben im modernen Budget 3 A.2 Das Wettbewerbssystem im Rahmen volkswirtschaftlicher Steuerungssysteme 29 A.3 Konzentration in der Bundesrepublik Deutschland 45 B Universitäten als Bildungsinstitutionen B.1 Universitätsmodelle: Von der Ordinarien- zur Dienstleistungsuniversität 87 B.2 Executive Higher Education as a Challenge for Universities 104 Teil II Arbeitsorientierung und Betriebswirtschaftslehre A Arbeitsorientierte Theorie der Unternehmung A.1 Plädoyer für eine ökonomische Anthropologie auf der Grundlage von Interessen 109 A.2 Grundelemente einer Arbeitsorientierten Einzelwirtschaftslehre 130 A.3 Arbeitsorientierte Rationalität und Arbeitnehmerinteressen 157 A.4 Arbeit und ökonomische Rationalität in der Wirtschaftspolitik 175 A.5 Perspektiven der Weiterentwicklung einer arbeitsorientierten Theorie der Unternehmung 197 A.6 Wirtschaftlichkeit 208 X Inhaltsverzeichnis B Unternehmenszyklen und Pionierunternehmer B.1 Die Unternehmung III: Niedergang und Krise, Aufschwung und Boom 227 B.2 Der Unternehmer – Gestalter von Veränderungen in einer komplizierter werdenden Welt 245 Teil III Internationale Organisationen und Globalisierung A Internationale Unternehmen und Internationale Gewerkschaften A.1 Multinationale Unternehmen 251 A.2 Internationale Unternehmen und Internationale Gewerkschaften 263 A.3 Entwicklung der Geschäftsfeld-Organisation in Unternehmen der chemischen Industrie im internationalen Vergleich 273 B Länder und Weltregionen B.1 Der Pazifik – Das Mittelmeer des 21. Jahrhunderts? 285 B.2 Indien im weltwirtschaftlichen Wettbewerb 297 B.3 EU and ASEAN/ASEAN+3: World Region Developments, FDI and Multinational Corporation Strategies 315 B.4 BRIC-Staaten – Ein neues Zentrum der Weltwirtschaft 324 Ausblicke 349 Quellennachweis 353