BEISPIELE „Jede Form ist das erstarrte Moment- bild eines Prozesses. Also ist das Werk Haltestelle des Werdens und nicht erstarrtes Ziel.“ El Lissitzkys Worte lassen sich auf den Krankenhausbau übertragen, der in seiner jeweiligen Ausprägung immer nur vorübergehend Bestand hat. Daraus ergibt sich auch die Auswahl derBeispiele. Unter den vielen Kranken- häusern, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts international entstan- den sind oder konzipiert wurden, gibt es viele, die im Sinne des Buches beispiel- haft sind. Die Darstellung beschränkt sich aber nicht nur auf sie, sondern umfasst mit Bedacht auch solche, mit denen eine kritische Auseinander- setzung lohnt. 59 Krankenhäuser und 2 Krankenhaus- netzwerke werden dargestellt. Dabei reicht das Spektrum von Neubauten großer Allgemeiner Krankenhäuser ein- schließlich Universitätsklinika in einem Zuge oder in Baustufen über Häuser unterschiedlicher Größenordnung bis zum Teilneubau für die wichtige Strukturänderung der Notfallversorgung und der Bildgebenden Verfahren in einer großen alten Anlage. Wegen der Bedeutung der Psychiatrie ist ein Beispiel eines Krankenhauses für dieses Fachgebiet aufgenommen. Schließlich werden noch zwei Krankenhausnetz- werke in Hinblick auf die zunehmende Entwicklung von Bündelungen aufge- führt. Wegen der Probleme, die sich bei der oft unumgänglichen abschnittsweisen Erstellung für die Erzielung eines guten Gesamtorganismus ergeben, werden einige große Einrichtungen dargestellt, die in Baustufen über einen langen Zeitraum entwickelt wurden bzw. noch werden. Diese Beispiele leisten einen teilweise auch kritischen Beitrag zur Weiterentwicklung von Krankenhäusern in der Zukunft. BEISPIELE ERLÄUTERUNGEN ZU DEN BEISPIELEN Ziel- und Auswahlkriterien Darstellung Zukunftsoffenheit Alphabetische Ordnung – bauliche Flexibilität zur Anpassung an die Entwicklungen in Die Beispiele sind alphabetisch nach Städten geordnet. der Medizin, der Medizin- und Labortechnik, sowie der Betriebstechnik. Sie erfordert Variabilität des Ausbaus und Beschreibung der Beispiele der Haustechnik im Innern der Gebäude und Erweiterbar- Die Anmerkungen versuchen, die Aspekte keit nach außen – Standort und Erschließung – Anpassungsfähigkeit an die Differenzierung medizinischer – Idee der funktionellen und baulichen Struktur Fachgebiete und an die Veränderung der Verweildauer der – Bau- und Gebäudetechnik sowie Patienten – Architektonische Gestaltung – Vernetzung der Fachgebiete innerhalb des Funktionsberei- zu würdigen, zu charakterisieren und ein Fazit zu formulieren. ches Untersuchung und Behandlung und seiner Funktions- stellen mit dem Pfl egebereich Zeichnerische Darstellung – Anpassungsfähigkeit an die Personalentwicklung, an Alle Beispiele sind in Lageplan, Grundriss und Schnitt in geänderte Unterrichtsformen, -zeiten und -methoden Strichstärken, Farben, Symbolen und Beschriftung gleich – Barrierefreie Erreichbarkeit, Zugänglichkeit und innere dargestellt. Wegeführung Manche Beispiele werden nur mit Lageplänen erläutert: – zur Verdeutlichung ihrer Entwicklungsstufen Einheit – als Zeugnisse einer besonderen Epoche (Neue Bundes- – der Medizin im Hinblick auf ihre Fach- und Teilgebiete von länder nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990) Krankenversorgung, Forschung und Lehre und Ausbildung – oder als beispielhafte Projekte (Venedig) aller im Krankenhaus tätigen Berufsgruppen – von somatischer und psychiatrischer Versorgung Bezeichnungen – des äußeren und inneren Verkehrssystems für Personen Die Funktionsbereiche und Funktionsstellen folgen der bzw. Ver- und Entsorgung Nomenklatur der DIN 13080. – von Wohnort der Bevölkerung und Krankenhaus, soweit möglich Maßstäbe – Lagepläne im Maßstab 1:5000 oder im Maßstab 1:10000 Architektonischer Anspruch – Grundrisse und Schnitte im Maßstab 1:1500 Klarheit und Einfachheit, mit der die Komplexität eines Kran- – Details im Maßstab 1:200 kenhauses im jeweiligen Entwurf architektonisch bewältigt – Die Maßstäbe der Stadtpläne sind unterschiedlich wurde, ob als architektonisches Unikat oder als offene Struktur. Krankenhaustypen Legende Es werden – dem Thema des Buches entsprechend – solche Krankenhaustypen ausgewählt, die die Komplexität der As- Hubschrauberlandeplatz pekte eines Krankenhausentwurfes bieten: also Allgemeine Krankenhäuser, vor allem aber Universitätsklinika bzw. Medical Erweiterungspotential Schools, sind sie doch Keimzellen der Entwicklung der Medi- zin. Sie werden beispielgebend für die zukünftigen Konzentra- Darstellung des Ausschnitts (Grundriss) tionen im Krankenhauswesen sein. Die Allgemeinen Kranken- häuser sind aufgrund ihrer Bevölkerungsnähe besonders auf Haupteingang eine optimale Kooperation der Fachgebiete angewiesen. Die Angaben zur Bettenzahl eines Krankenhauses beziehen Liegendkrankeneingang sich im Allgemeinen auf die gesamte Krankenhausanlage. Zufahrt Ver-/Entsorgung Entstehungszeiten Zukunftsoffene bauliche Lösungen werden an Beispielen vor- Parkplatz, Parkhaus gestellt, von denen die meisten in den letzten 50 Jahren ent- standen. Bus Geographischer Bereich der Beispiele U-Bahn Zu den Entwicklungen im und den Auswirkungen auf den Krankenhausbau haben in Europa die skandinavischen Länder S-Bahn sowie der angloamerikanische Kulturkreis wesentliche Beiträ- ge geleistet. Die Beispiele aus Deutschland nehmen, bedingt Tram durch die Erneuerung der Krankenhaussubstanz nach dem Zweiten Weltkrieg, einen breiteren Raum ein. Magistrale Gemeinsamkeiten Hauptfl ursystem Den Beispielen gemeinsam ist die geplante oder funktionie- rende Anpassungsfähigkeit, bauliche Flexibilität und/oder Ver-/Entsorgung Erweiterungsfähigkeit. Der tatsächliche Erfolg lässt sich nur am einzelnen Beispiel nachvollziehen. Operationsraum Verschiedenartigkeit Leitstelle Unterschiedlich sind die betriebliche Organisation und die Leitbilder, die diese beeinfl ussen, die Wirtschaftlichkeit, mit Information der die Ziele erreicht werden, und das ästhetische Ergebnis in der städtischen oder landschaftlichen Umgebung sowie im Bahnhof Inneren des Krankenhauses. Die Leitbilder sind von Kranken- haus zu Krankenhaus ebenso verschieden wie die Bewertung Standort des Krankenhauses durch die Bevölkerung. BEISPIELE Entwicklungs- und Entstehungszeiten der Allgemeinen Krankenhäuser und Universitätsklinika der in Text und Plänen dargestellten Bauten Allgemeine Krankenhäuser Universitätsklinika Bestand BEISPIELE AACHEN, DEUTSCHLAND UNIVERSITÄTSKLINIKUM DER RWTH AACHEN Die Gesamtanlage der Hochschulmedizin mit Krankenbehand- lung, Lehre und Forschung, die Zusammenfassung gleich- Der Neubau für die gesamte Klinische und Theoretische gerichteter Funktionen – z. B. Operation, Notfallversorgung, Medizin der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hoch schule Bildgebende Verfahren, Laboratorien, Unterrichtsräume – er- Aachen entstand am Stadtrand in Nachbarschaft zu den neu- laubt eine optimale Kooperation zwischen den medizinischen en Teilen der Technischen Hochschule. Er besteht aus einem Fachgebieten mit den vorgenannten fächerübergreifenden 3-geschossigen Flachbaukörper mit großen Lichthöfen für Funktionsstellen, mit dem Pfl egebereich und der Forschung. Untersuchung-Behandlung und Infrastruktur. Der Pfl egeb e- reich liegt doppel kammartig über dem Flachbau. Bau- und Gebäudetechnik Die Erarbeitung des Struktur- und Raumprogramms erfolgte Weitgehend stützenfreie Feldzonen und Installationsgeschosse synchron mit der Planung und Ausführung ab 1969 bis zur zwischen allen Nutzgeschossen schaffen in Verbindung mit abschnittsweisen Inbetriebnahme von 1982 bis 1984. elementierten Ausbauelementen veränderbare Nutzfl ächen. Die räumliche Dichte erfordert künstliche Klimatisierung und Standort und Erschließung schränkt den Außen- und Tageslichtbezug ein. Dieser Mangel Die Lage am Stadtrand erlaubt Erweiterungsmöglichkeiten in wird z. T. durch die innere Transparenz kompensiert. Arzt- und alle vier Himmelsrichtungen und eine einfache Erschließung im Personalräume haben Außenbezug. Schwerpunkt der Südseite mit einem ausreichenden Angebot 5 km an Parkplätzen. Der Liegendkrankeneingang liegt unter dem Architektonische Gestaltung Universitätsklinikum: Haupteingang. Die Kompaktheit der Anlage verm eidet die Zer- Die Konstruktion, die rhythmisiert angeordnete markante und Klinische Medizin: 1539 Betten (2004) siedelung der Landschaft. Die Monumental ität steht in Balance sichtbare Gebäudetechnik und die Funktion – in Pfl ege, inte- mit 31 Kliniken, 29 Abteilungen zur großzügigen Landschaft. grierte Untersuchung und Behandlung, Lehre und Forschung Theoretische Medizin: 19 Institute gegliedert – prägen das für seine Zeit einmalige Architektur- (s. Tabelle 05) Idee der funktionellen und baulichen Struktur monument. Die vier Kernzonen enthalten Magistralen für Personal und Entwicklung: Strukturprogramm 1969 Patienten. Die vertikale Logistik, bestehend aus Treppen, Instal- • Beispielhaft ist das Zusammenführen aller medizinischen Inbetriebnahme 1982 – 1984 lationsschächten, Aufzügen und Versorgungsstützpunkten, Funktions-, Lehr- und Forschungsbereiche „unter einem Dach“ vernetzt die Funktionsstellen der Klinischen und Theor etischen aus Gründen der Kooperation, der Wirtschaftlichkeit und der Struktur- und Raumprogramm, Medizin miteinander. Zwischen diesen Kernzonen liegen die langfristigen Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Bedin- Betriebsorganisation: drei großen störungsfreien Feldzonen. Das Versorgungszent- gungen. Riethmüller, Tübingen rum wurde ähnlich systemisiert westlich des Hauptg ebäudes erstellt. Betriebsorganisation Versorgungs- zentrum: Mediplan, Hamburg Architekten: Weber, Brand und Partner, Aachen Schnittperspektive – Nord-Süd BEISPIELE Eingangsgeschoss M 1:1500 – gemeinsame Einrichtungen, Lehre BEISPIELE AUGSBURG, DEUTSCHLAND KLINIKUM AUGSBURG Bau- und Gebäudetechnik Das systematische wenn auch enge Stützenraster von 1956 sollten in Augsburg sechs Standorte mit insgesamt 7,20 m x 7,20 m erleichtert bauliche Änderungen. Vorteile hat 1652 Betten zusammengeführt werden. Der Neubau für die das Installationsgeschoss zwischen Flachbaukörper und gesamte Klinische Medizin liegt im westlichen Stadtgebiet. Hochhaus. Die Geschosshöhe – 4,95 m im EG und UG sowie Das Klinikum arbeitet mit dem benachbarten Bezirkskranken- 3,30 m im Hochhaus – ist sparsam bemessen. haus (Psychiatrie) zusammen. Architektonische Gestaltung Standort und Erschließung Der Hauptzugang führt ohne Umwege in die im Zentrum gele- – Lage im Schwerpunkt seines Einzugsraumes gene, von oben belichtete Eingangshalle mit guter Anbindung – lärmfreie Umgebung an die allgemeinen Einrichtungen, den Verkehrskern und die – gute Erschließung durch ÖPNV, PKW, 2-geschossige Magistralen. Nachteilig ist die massige Erscheinung der Ge- Tiefgarage vor dem Gebäude bäudegruppe, besonders vom Eingang her. – Reserven auf dem Grundstück für eine Erweiterung zur Hochschulmedizin • Das Klinikum Augsburg ist beispielhaft für einen großen Organismus mit sinnvoller Gliederung aller fachärztlichen und Idee der funktionellen und baulichen Struktur fächerübergreifenden Funktionsstellen, wie z. B. die zusam- 5 km Die Kinderklinik (1960 – 1964) war der erste Bauabschnitt mit mengefassten OP-Abteilungen. Allgemeines Krankenhaus: einem Bettenhaus mit einheitlicher Krankenzimmertiefe für alle 1602 Betten (2004) mit 22 Kliniken, Altersgruppen. Dieses offene Prinzip hat sich bei den Verände- 2 Instituten, 53 Abteilungen, rungen der Patientenstruktur bewährt. Das Hauptgebäude 1 Zentrum, 5 Berufsfachschulen (zweiter Bauabschnitt 1974 – 1982) besteht aus einem Flach- Akademisches Lehrkrankenhaus baukörper für Untersuchung und Behandlung und Infrastruktur der Ludwig-Maximilian-Universität mit vier Nutzgeschossen, Installationsgeschoss und acht Nutz- München geschossen für Pfl ege in Kreuzform mit versetzten Flügeln für (s. Tabelle 10) natürlich belichtete Funktionsfl ächen. Offen endende Flure im UB-Bereich erlauben unmittelbare Erweiterungen. Der Liegend- Entwicklung: Zentralgebäude und Ver- krankeneingang ist von außen und innen nur auf Umwegen sorgungszentrum, Wettbewerb 1971, erreichbar. Inbetriebnahme 1982 Durch die hohe Bettenzahl pro Ebene und die kontinuierliche Anordnung der Bettenzimmer im Pfl egebereich sind die Gren- Organisationsstruktur und Raum- zen zwischen den Organisationseinheiten verschiebbar. Eine bedarfs-Rahmenprogramm 1970: Umwandlung der Zwei- in Einbettzimmer – bei Veränderung Riethmüller, Tübingen des Standards medizinischer Überwachung, der Ansprüche an Betriebsorganisation: Arbeitsgemein- Räume oder bei Mitaufnahme von Angehörigen etc. – ergäbe, schaft Riethmüller, Tübingen/Mediplan dank des geringen Achsabstandes, wirtschaftlich angemes- Hamburg sene Größen. Das eigenständige Versorgungszentrum hat Veränderungs- und Erweiterungspotenzial. Architekten: Köhler, Kässens und Steffen, Frankfurt am Main BEISPIELE 10. Obergeschoss M 1:1500 – Pfl ege d ü S BEISPIELE BAD SÄCKINGEN, DEUTSCHLAND KREISKRANKENHAUS BAD SÄCKINGEN Die Pfl ege ist ebenfalls von der Mitte her entwickelt: Der ärzt- lich-pfl egerische Dienst auf der einen, patientenbezogener Das Kreiskrankenhaus Bad Säckingen ist ein Krankenhaus Freiraum für soziale, therapeutische und kulturelle Nutzung der Grundversorgung und liegt innerhalb des Kurparks. Über auf der anderen (Süd-)Seite; die Stützpunkte für 2 x 20 Betten einem eingeschossigen Flachbaukörper für Untersuchung und stehen in Sichtbeziehung. Behandlung mit Haupt- und Liegendkrankeneingang stehen Da die Bettenzahl bereits 1977 auf ein Minimum reduziert drei Ebenen mit je vier Pfl egegruppen in Kreuzform. wurde, dürfte die Weiterentwicklung zu einem lokalen Allge- meinen Krankenhaus und Gesundheitszentrum offen sein. Standort und Erschließung Die Lage des Krankenhauses am Stadtrand bietet Nähe zu Bau- und Gebäudetechnik Rehabilitations- und Kuranlagen, gutes Klima, Ruhe und kurze Der Pfl egebereich hat ein Achsmaß von 7,20 m x 7,20 m in Erschließung. Es ist an ein Wohngebiet angebunden und hat Schottenbauweise. Entsprechend den höheren funktionellen ausreichende Entwicklungsmöglichkeiten für Untersuchung- Anforderungen und dem Wunsch nach größerer Veränderbar- Behandlung und zur Ansiedlung von Praxen niedergelassener keit erhielt der Flachbereich für Untersuchung und Behand- Ärzte. Parkplätze befi nden sich unter dem Haus. lung außerhalb der Fläche, über der das Bettenhaus steht, ein Stützenraster von 7,20 m x 14,40 m. Die vertikalen Schächte 2 km Idee der funktionellen und baulichen Struktur liegen an der Magistrale, die horizontalen Trassen im klima- Beispielhaft ist die eindeutige Mitte in allen Ebenen. Im Unter- tisierten UB-Bereich parallel zu den Hauptträgern. Allgemeines Krankenhaus: 190 Betten geschoss sind Ver- und Entsorgung, technische Zentralen und (2004) mit 6 Abteilungen Tiefgarage darauf bezogen. Im Erdgeschoss steuert ein Info- Architektonische Gestaltung punkt bzw. eine Leitstelle rund um die Uhr den Haupt- und Das Äußere folgt in seiner Einfachheit der landschaftlichen Entwicklung: Programm 1971, Wett- Liegendkrankeneingang. Sie liegen Rücken an Rücken. Von Situation. Das Innere – geprägt von viel Tageslicht und schö- bewerb 1972, Inbetriebnahme 1980 hier aus wird auch der UB-Bereich gesteuert: die Fachabtei- nen Ausblicken – beschränkt sich auf edle Naturmaterialien, lungen auf der Eingangsseite, die fächerübergreifenden Funk- auf die Farben Weiß und Grün. Seine Gesamterscheinung ist Raumprogramm: W. Gabelmann, tionen (OP, Intensivpfl ege, Notfallversorgung, Bildgebende noch heute von gültiger Modernität. Freiburg Verfahren und Labor) gegenüber, erschlossen durch eine Doppelmagistrale. • Beispielhaft ist der für einen kleinen Ort angemessene Betriebsplanung: top consult, Köln Krankenhaustyp mit Erweiterungsfähigkeit von Untersuchung und Behandlung in drei Richtungen. Architekten: Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart Schnitt M 1:1500 – Ost-West Lageplan M 1:5000 Obergeschoss M 1:1500 – Pfl ege BEISPIELE HOSPITAL DEL MAR Bereich einschließlich der OP-Abteilung. Ein Anbau an dem BARCELONA, SPANIEN vordersten Pavillon mit zentraler Aufnahme stellt die Verbin- Das Hospital del Mar befi ndet sich in einem Areal, das 1899 dung der einzelnen Baukörper her. Ein langgestreckter Flach- zunächst als Lazarett diente. 1925 wurde das Infektionshaus baukörper, Teil des Sockels des 11-geschossigen Hochhauses nach englischen Vorbildern als Abfolge einzelner, voneinander aus den 50er Jahren, enthält auf Straßenniveau neben Sozial- unabhängiger Pavillonbauten mit vorgelagerten Terrassen zur einrichtungen auch ein Einkaufszentrum. Diese Mischung soll Heliotherapie errichtet. Die damals entstandene charakteris- die Hemmschwelle beim Eintritt in das Gebäude herabsetzen. tische Fischgrätenstruktur bildet noch heute das Rückgrat der Das Hospital del Mar verwendet die bestehende Altbausub- Anlage. Der Haupteingang, ursprünglich im Norden, wurde stanz für eine neue Gesamtanlage innerhalb eines städtischen nach dem Bau des 11-geschossigen „Monoblocks“ in den Gefüges. Dabei wird der reale und psychologische Vorteil des 60er Jahren nach Süden verlegt. einst heliotherapeutischen Pfl ege- und Behandlungskonzep- Im Zuge der jüngsten Sanierung, die auf der Erhaltung der tes dadurch genutzt, dass der Bereich für Untersuchung und Fischgrätenstruktur und der dazwischen liegenden Grünräume Behandlung im Gegensatz zur üblichen horizontalen Vernet- aufbaut, wurden die Nutzfl ächen erweitert, die Funktionsab- zung im Hochbau von 1950 angeordnet wurde. läufe im Innern verbessert und die Erschließung entfl ochten. Bau- und Gebäudetechnik Standort und Erschließung Die Flachbauten für die Pfl ege, Ambulanz und Verwaltung sind 20 km Heute befi ndet sich das Hospital del Mar in unmittelbarer Nähe einfacher Art; die komplexeren, auf gleichgerichteten Funkti- zum olympischen Dorf direkt an der Uferpromenade. Seine onen mit ihren differenzierten technischen Systemen aufbau- Allgemeines Krankenhaus: 408 Betten Lage am Meer bringt ausgeglichenes Klima. Die 1-geschos- enden Funktionsstellen sind im Hochhaus konzentriert. sigen Bettenhäuser sind windgeschützt und haben durch Entwicklung: Wettbewerb 1989 den Zugang zum Garten sonnentherapeutische Qualität. Die Architektonische Gestaltung Neustrukturierung und Erweiterung Erschließung von Süden über ein Einkaufszentrum und die Der neue, parallel zum Meer angelegte 2-geschossige Riegel 1989 – 1992 Einrichtungen sozialer und ambulanter medizinischer Dienste korrigiert den durch den Monoblock entstandenen Maßstabs- schaffen einen guten Übergang zum Krankenhaus. bruch, indem er einen durchgehenden Sockel bildet, der das Architekten: Manuel Brullet und Hochhaus einbindet und die Bebauung am Paseo Maritimo Alberto de Pineda, Barcelona Idee der funktionellen und baulichen Struktur schließt. Das Gebäude erhält eine neue Front zum Meer, die Die Pfl ege liegt auf einer Ebene, der Untersuchungs-Behand- durch die großfl ächige Verglasung wie ein riesiges Schaufens- lungsbereich konzentriert in einem Hochbau, die Forschung ter wirkt. liegt an der Peripherie. Das Wegenetz ist orientierungsfreund- lich. Die Länge der Pavillons wurde vereinheitlicht. Die alte • Die Nutzung der alten Pavillonstruktur, der vorgegebenen axiale Verbindungsgalerie zwischen den Pavillons ist nach äußeren Straßentrassen und die Verbindung mit rektangulären einer Sanierung die Magistrale für den Besucherverkehr geblie- Neubauten ergeben ein Gesamtensemble, das auch dann ben. Parallel dazu gibt es neue Personalverbindungswege. Im noch sein Image behält, wenn es durch weitere Neubauten Obergeschoss befi nden sich Untersuchung und Behandlung ergänzt oder durch Ersatzbauten modernisiert wird. und ambulante Einrichtungen, im Hochhaus selbst der UB- Lageplan M 1:5000 S c h BEISPIELE BERLIN-MITTE, DEUTSCHLAND CHARITÉ – UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN erst auf der einen, dann ab 1975 auch auf der anderen Seite CHARITÉ CAMPUS MITTE das große Klinikum. Die nicht-operativen Fachgebiete, deren Kliniken in der alten Charité nach ihrer Rekonstruktion erhalten Der erste Bau als Pesthaus entstand 1710 auf dem Gelände blieben, wurden über einen Zentraltunnel mit dem Charité- vor dem Spandauer Tor, 1727 von König Friedrich Wilhelm Neubau verbunden. „Charité“ genannt. Die Geschichte der auf dem Gelände er- richteten Gebäude, ihre An- und Umbauten, Abrisse, Kriegs- Idee der funktionellen und baulichen Struktur zerstörungen und Wiederaufbauten refl ektieren die Entwick- Die Funktion konnte sich entlang dieser Magistrale stets den lung der Medizin – mal in Baracken, mal in repräsentativen neuen Entwicklungen der Medizin anpassen. So entstand eine Großpavillons – stets für ein Fach und i.d.R. auf demselben medizinische Lehr- und Forschungseinheit quasi „unter einem Gelände. Zwischen 1896 und 1916 kam es zu einer Neuge- Dach“. Die damit bewirkte Integration fand ihren modernen staltung – wieder nach dem Prinzip „jedem Fach sein Haus“. Ausdruck im „Chirurgisch orientierten Zentrum“, dem COZ. In 1970 „platzte die Charité aus allen Nähten“. Entgegen vielen ihm wurden die Gebäude für Funktionen mit besonders hohen Vorschlägen der Zielplanung für den Fachbereich Humanmedi- Ansprüchen an Bausubstanz und technischer Ausrüstung zin, den Standort zu verlagern, wurde aufgrund eines General- errichtet: Alle operativen Fächer sind räumlich und funktional planes (1974 – 1976) die Anlage der Charité am tradit ions- mit der Intensivmedizin zusammgefasst. Über eine 3-ges chos- reichen Standort Berlin-Mitte weiterentwickelt. Die Streulage sige Gebäudebrücke für die Diagnostik ist das COZ über die 20 km der Kliniken in ihrem bauhistorisch zum Teil sehr wertvollen Luisenstraße an das alte Klinikgelände angebunden. Nördlich Universitätsklinikum: Äußeren wurde in der Generalplanung respektiert, aber vom Funktionstrakt mit darüberstehendem Bettenhochhaus Klinische Medizin: 1050 Betten (2004) zusammengefasst und durch den Neubau eines Flachbau- (15 Geschosse Pfl ege) schließt das Gebäude des zentralen mit 23 Kliniken körpers für die operativen Fachgebiete und eines Betten- Operationsbereichs (26 OPs auf vier Ebenen) an. Theoretische Medizin: 24 Institute hochhauses 1975 bis 1982 ergänzt. Die engen Grenzen des verfügbaren Geländes und die funk- Architektonische Gestaltung Entwicklung: 1710 – 1970 tionell sinnvolle Konzentration führten alle bis dahin getrennten Die Architektur wird bestimmt durch den über 300 Jahre wäh- Neubau 1975 – 1990 operativen Fachgebiete in einem Neubau zusammen. renden Wandel. Der denkmalpfl egerische Respekt gegenüber der jeweils zurückliegenden Periode hat nicht zur Erstarrung Betriebsorganisation: G. Dellas, Berlin Standort und Erschließung geführt. Zwischen 1976 und 1990 wurden keine wesentlichen Gesamtleitung: E. Gißke, Berlin Der Standort blieb über 300 Jahre immer derselbe. Seine Veränderungen vorgenommen. An einigen Gebäuden wurde Größe und die in der Nachbarschaft verfügbaren Grundstücke im Rahmen der Rekonstruktion der ursprüngliche Zustand, Architekten: P. Korneli, Berlin ließen quantitative Entwicklungen zu. Der sparsame Umgang der durch Kriegsschäden verändert wurde, wieder hergestellt. K.-E. Swora, Berlin mit der Fläche, aber auch der Mut zu Abrissen, erlaubte Der architektonische Gesamteindruck wird weiterhin von Neubauten bis in die Gegenwart. Die Lage an einer radialen Backstein und wildem Wein bestimmt. Straße erst außerhalb, dann innerhalb der Stadtgrenze funk- tioniert wie eine städtische Magistrale für ÖPNV, Rad- und – •Beispielhaft ist die Kontinuität von Bestand und Wandel, erschwert durch die innerstädtische Situation – PKW-Verkehr. der dadurch gewachsene Zusammenhang mit den anderen Sie erschließt die einzelnen Polikliniken – heute als zentrale wissenschaftlichen Einrichtungen der Humboldtuniversität Poliklinik in den rekonstruierten Altbauten – und den Funkt ions- und mit der Vielfalt innerstädtischer Funktionen wie ÖPNV- neubau. Die Verbindung zwischen beiden Schwerpunkten bil- Trassen, Parks und Wohngebieten. det der zum Neubau gehörende diagnostische und therapeu- tische Funktionsbereich. An der Magistrale entwickelte sich Die Charité ist eine immerfort Werdende. Lageplan 1897 vor Neuplanung M 1:10000 Lageplan 1897 Neuplanung M 1:10000
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