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Japans Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft: Fallstudien regionaler Entwicklungen PDF

260 Pages·1983·6.741 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN I Nr. 3168 Fachgruppe Geisteswissenschaften Herausgegeben vom Minister fUr Wissenschaft und Forschung Prof. Dr. phil. Josef Kreiner Dr. phil. Regine Mathias-Pauer Priv. -Doz. Dr. phil. Erich Pauer Japanologisches Seminar der Universitlit Bonn Japans Wandel von der Agrar zur Industriegesellschaft - F allstudien regionaler Entwicklungen - Westdeutscher Verlag 1983 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kreiner, Josef: Japans Wandel von der Agrar- zur Industrie gesellschaft : Fallstudien regionaler Ent wicklungen / Josef Kreiner ; Regine Mathias Pauer ; Erich Pauer. - Opladen : Westdeutscher Verlag, 1983. (Forschungsberichte des Landes Nordrhein Westfal~n ; Nr. 3168 : Fachgruppe Geistes wiss.) NE: Mathias-Pauer, Regine:; Pauer, Erich:; l.ordrhein-Westfalen: Forschungsberichte des Landes ••• © 1983 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Herstellung: Westdeutscher Verlag Lengericher Handelsdruckerei, 4540 Lengerich ISBN 978-3-531-03168-2 ISBN 978-3-322-87753-6 (eBook) 00110.1007/978-3-322-87753-6 - III - Inhalt VORWORT 1 1. EINLEITUNG I - DIE BEDEUTUNG DES THEMAS 1M 3 RAHMEN DER JAPANOLOGIE-DISKUSSION (Josef Kreiner) Literatur 31 2. EINLEITUNG II - DIE POLITISCHE ENTWICKLUNG JAPANS 34 1850 - 1930 2.1. Die Vorgeschichte der Meiji-Restauration 34 2.2. Die politische Modernisierung bis 1889/90 37 2.3. Innenpolitische Konsolidierung und 42 auBenpolitische Expansion bis 1914 2.4. "TaishO-Demokratie" 47 Literatur 52 3. EINLEITUNG III - FRAGEN DER WIRTSCHAFTLICHEN ENTWICKLUNG 53 JAPANS 1850 - 1930 3.1. Die industrielle Entwicklung 53 3.1.1. Der Begriff der "Industriellen Revolution" 53 und Japan 3.1.2. Die industrielle Lehrzeit Japans 58 3.1.3. Der Ausbau der Infrastruktur 61 3.1.4. Die industrielle Wachstumsphase 67 3.1.5. Die Herausbildung der Dualstruktur 74 3-.1.6. Die Krisenwirtschaft der 20er Jahre 76 3.1.7. Zusammenfassung 81 Literatur 86 3.2. Technologietransfer und industrielle Revolution 88 in Japan 1850 - 1930 (Erich Pauer) 3.2.1. Einleitung 88 3.2.2. Die naturwissenschaftlich-technische Basis 88 1m Japan der Tokugawa-Zeit (1600-1868) 3.2.3. Japans industrielle Lehrzeit 91 3.2.4. Technologietransfer in der frUhen Meiji-Zeit 95 3.2.4.1. Die auslandischen Arbeitskrafte 97 3.2.4.2. Auslandsstudien 99 3.2.4.3. Das gewerbliche Schulwesen 101 3.2.5. Industrieller Aufschwung und Technologietransfer 105 3.2.6. Industriebeteiligungen und Technologietransfer 112 3.2.7. Zusammenfassung 114 Literatur 117 - IV - 3.3. Landliche Industrialisierung: 120 Eine Fallstudie (Erich Pauer) 3.3.1. Einleitung 120 3.3.2. Die wirtschaftliche Situation in Shimane 121 und Tottori gegen Ende der Edo-Zeit 3.3.3. Die wirtschafts-politischen MaBnahmen der Meiji 123 Regierung nach 1868 und der Ausbau der Infra struktur in Shimane und Tottori 3.3.4. Von der Agrarwirtschaft zur Industrie 135 3.3.4.1. Landwirtschaft und Wirtschaftsforderung 135 3.3.4.2. Die Eingliederung der Samurai in 144 das Wirtschaftsleben 3.3.4.3. Die Textilindustrie: Von der Baumwolle zur Seide 151 3.3.4.4. Die Eisenindustrie: Der Niedergang eines 167 traditionellen Gewerbes 3.3.4.5. Die Veranderungen anderer traditioneller 183 Industriezweige zwischen 1870 und 1920 3.3.5. Zusammenfassung 191 Literatur 197 4. SOZIALE FRAGEN DER ENTWICKLUNG 199 (Regine Mathias-Pauer) 4.1. Einleitung 199 4.2. Die Entwicklung der Lohnarbeit 200 4.2.1. Veranderungen in der Beschaftigungsstruktur 201 4.2.2. Der Obergang von der Landwirtschaft 208 zur Industriearbeit 4.2.3. Arbeitsmarkt und Anwerbung 214 4.3. untersuchung zur Agrarverfassung und Mobilitat 217 von landlichen Arbeitskraften in Hiroshima in der Zwischenkriegszeit: Eine Fallstudie (Regine Mathias-Pauer) 4.3.1. Hiroshima als Abwanderungsgebiet und 217 Arbeitskraftereservoir 4.3.2. Obayashi: historische Kontinuitat und Quellenlage 221 4.3.3. Analyse ausgewahlter Probleme 222 4.3.3.1. Die wirtschaftliche Situation 223 4.3.3.2. Die Textilarbeiterinnen, 230 ein Beispiel fUr dekasegi-Abwanderung 4.3.3.3. Die Abwanderer in den Bergbau - Beispiele fUr 243 langer- und langfristige Abwanderung 4.4. Zusammenfassung 249 Literatur 253 NACHWORT 255 1 VORWORT Die vorliegende Studie beruht auf Forschungen der drei Mitarbeiter des Pro jektes "Japans Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft - Analyse des sozio-okonomischen und sozio-religiosen Hintergrundes in einem abge grenzten Gebiet Japans wahrend der Formativperiode des modernen japani schen Industriestaates", das vom Ministerium fUr Wissenschaft und For schung des Landes Nordrhein-westfalen in den Jahren 1979, 1980 und 1981 gefordert wurde. unter der Leitung von Josef Kreiner arbeiteten Priv. Doz. Dr. Erich Pauer vom Japanologischen Seminar der Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universitat Bonn, sowie Dr. Regine Mathias-Pauer vom Seminar fur Orientalische Sprachen, Japanische Abteilung, derselben Universitat an die sem Vorhaben, das in seiner ursprUnglichen Fassung drei Problemkreise umfas sen sollte: 1. "Grundherrschafts- und Pachtsystem im Zusammenhang mit der traditionellen Eisenindustrie und deren EinfluB auf die Industrialisierung und Modernisierung der landlichen Industrie", bearbeitet von E. Pauer (vergl. Kap. 3.2. und 3.3oi dazu als Zwischenbericht: "Die traditionelle EisE industrie Japans in der Meiji-Zeit", in: Bonner Zeitschrift fur Japanologie 1:309-326, Bonn 1979); 2."Grundlagen der sozio-okonomischen und sozio-reli giosen Struktur im Nordwest-Teil von Shikoku unter Einbeziehung von Kult Organisation und Glaubensinhalt von regionalen Shinto-Schreinen", bearbei tet von J. Kreiner; 3. "Agrarverfassung und Mobilitat von landlichen Arbeits kraften in Hiroshima in der Zwischenkriegszeit - Analyse der Krisenfaktoren in der Landwirtschaft wahrend der Industrialisierungsperiode Japans", bear beitet von R. Mathias-Pauer (vergl. Kap. 4.2. und 4.3.). Die fur die Themenstellung bzw. fUr die Wahl des Untersuchungsraumes aus schlaggebenden tiberlegungen werden vor dem Hintergrund der Japanologie Diskussion im Abschnitt "Einleitung I" (Kap. 1.) ausfUhrlich dargestellt. Hier sei nur kurz bemerkt, daB wir ein Abrucken von der allzu stark gene ralisierenden Betrachtung auf gesamt-japanischer Ebene fUr unbedingt not wendig erachten, sowohl fur Studien tiber das Wesen japanischer Kultur an sich, als auch fUr tiberlegungen wirtschafts- und sozialgeschichtlicher Art zum Problemkreis der Modernisierung Japans. Fur beide Ansatzpunkte bieten sich Arbeiten zur Geschichte und Kultur auf regionaler Ebene an - das Bon ner Japanologische Seminar hat sich besonders dem Raum von Chugoku und Shikoku in West japan zugewandt. Es ist dies ein teilweise fUr die gesamte japanische Entwicklung bedeutender Raum. Die fur diese konkrete Studie ausgewahlten Regionen innerhalb von Chugoku sind allerdings eher solche, die in dem Problem-Zeitraum (1850-1930) ausgesprochen zurucktreten. Gera de dadurch vermogen sie aber das allgemeine Bild zu relativieren. 2 Im Verlauf der Feldforschungen (jeweils Juli bis September 1980 und 1981) ergaben sich gewisse Verlagerungen des Schwerpunktes, so wohl in den genannten drei Problemkreisen als auch in der gesamten Ausrichtung des Projektes, das sich nun eher dem Ansatz der Sozial und Wirtschaftsgeschichte zuwandte. Dazu trugen sowohl die jeweili gen Feld-Erfahrungen der Mitarbeiter bei wie auch das knappe Budget. Dieses fUhrte auch dazu, daB im folgenden nur Berichte zu den Problem kreisen 1 und 3 ausfUhrlicher gebracht werden konnen, wie wohl auch hier keineswegs schon abschlieBende Folgerungen erwartet werden darfen. Es ist im Gegenteil so, daB dieses Projekt in der Arbeit des Japanolo gischen Seminars der Universitat Bonn weiterverfolgt wird. Der vorlie gende Band stellt also nur den ersten Teil der langfristig geplanten Ausarbeitung dar. Dem Wunsche des Ministeriums folgend, haben wir den speziellen Teilen (Fallstudien) allgemeine, auch dem Nicht-Japanologen verstandliche Ein fUhrungen vorangestellt, in denen wir den Zeitraum der Modernisierung Ja pans Uberblicksweise behandeln (Kap. 2. und 3.1.), aber auch erstmals den Versuch eines allgemeinen llberblickes der Problematik von Technolo gietransfer und industrieller Revolution in Japan aus un serer Sicht ma chen (Kap. 3.2.). Wir hoffen, daB diese Kapitel dem Leser das Verstand nis der nachfolgenden Fallstudien erleichtern. AbschlieBend m5chten wir es nicht versaumen, dem Ministerium far Wissen schaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen far die Forderung die ses Projektes sowie der Drucklegung des Berichtes nochmals zu danken. Un ser Dank gilt eben so der Japan-Foundation, Tokyo, die unsere Feldforschung im Jahre 1980 erheblich unterstutzte, sowie allen Verwaltungsstellen auf Prafektur-, Stadt- und Gemeindeebene, die unsere Forschungen z. T. durch betrachtliche Spenden von Buchern und anderen Publikationen forderten. Bonn, im Juli 1983 Josef Kreiner Anmerkung: Die Umschrift des Japanischen im Text erfolgt nach dem Hepburn System. Vokale werden wie im Deutschen, Konsonanten wie im Engli schen ausgesprochen. Personennamen werden in der in Japan Ubli chen Weise angefUhrt, d. h. der erste Name ist der Familien-, der zweite der Vorname. 3 1. EINLEITUNG I - DIE BEDEUTUNG DES THEMAS IM RAHMEN DER JAPANOLOGIE-DISKUSSION Josef Kreiner Theodor Adorno hat in einer seiner Schriften den Vorwurf erhoben, die empirische Sozialforschung begnuge sich damit, die sozialen Gegebenheiten abzuschildern - mit anderen worten, sie verdopple nur die Wirklichkeit -, und zeige keinen Ehrgeiz, eine Erklarung der sozialen Gegebenheiten zu erarbeiten (Adorno 1957). Demgegen aber betont Justin Stagl, dieser Vorwurf beruhe auf einer gewal tigen Uberschatzung der Leistungskraft und des Leistungsvermogensi die mittels der modernen empirischen Sozialforschung erstellten Beschreibungen von Gruppen hoherer Ordnung warden keine einprag samen Bilder der sozialen Wirklichkeit m~hr geben (Stagl 1973). Diese beiden Aussagen scheinen in ihrer Widerspruchlichkeit das Dilemma der Japanologie als Wissenschaft von der Kultur Japans im weitesten Sinne wiederzuspiegeln: Einerseits hat die Japano logie seit ihren frUhesten Anfangen, ja selbst schon bevor die- se Bezeichnung fUr die wissenschaftliche Beschaftigung mit Japan gebrauchlich wurde, immer wieder den Versuch unternommen bzw. wur de von auBen an sie die Forderung gerichtet, allgemeine Aussagen aber das "Wesen" japanischeJ: Kultur und Gesellschaft zu machen - sei es nun der an Siebold ergangene Auf trag, die ganzheitliche, Geographie, Natur, Yolk, Wirtschaft, Institutionen und Politik umschlieBende Erforschung Japans, oder sei es die moderne Frage, worauf der wirtschaftliche Erfolg Japans in der Gegenwart beruhe. Die Japanologie - bzw. die infolge der offensichtlichen oder nur angenommenen Unsicherheit dieser Wissenschaft neuerdings oft an ihre Stelle gesetzten, methodisch mehr an die Social Sciences angelehnten "Japanese Studies" - haben denn auch verschiedene Er klarungen vorgelegt. Es war und ist nicht zu umgehen, daB alle diese umfassenden und meist nur auf einem einzigen Erklarungs prinzip fuBenden Versuche zwar bestimmte Eigenschaften Japans 4 trafen, die komplexe Gesamtheit Japan jedoch in keinem Fall einpragsam und vor allem treffend beschreiben konnten - hierin stimmt Stagl's XuBerung, daB alles, was in der modernen empi rischen Sozialforschung Uber die Beschreibung von Kleingruppen hinausgeht, in den meisten Fallen angreifbar bleibt. Auf der anderen Seite sind von den innerhalb des Faches Japa nologie angewandten Betrachtungsweisen - sei es nun klassische Philologie, Sprachwissenschaft oder auch Soziologie -, eine groBe Anzahl von ausgezeichneten Spezialstudien vorgelegt wor den. Wenn wir hier nur 1m Rahmen der Gesellschaftswissenschaf ten bleiben, so kann man mehrere Studien hier nennen, angefan gen von der wissenschaftsgeschichtlich bedeutenden Dorfuntersu chung John Embree' 5 "Suye Mura" (1939) bis zu vergleichenden in dustriesoziologischen Veroffentlichungen von Ronald P. Dore, et wa "British Factory - Japanese Factory" (1973). Aber alle diese Beitrage bleiben eben auf dem Niveau von akribisch genauen, auch hochst informativen Detailstudien, und in diesem Sinne trifft sie der Vorwurf Adorno's, sie warden sich mit einer Verdopplung der Wirklichkeit begnugen. Das von unserer Gruppe geplante und durchgefUhrte Projekt sollte methodisch einen Ausweg aus dieser schwierigen Lage versuchen. An seinem Beginn standen einige Oberlegungen zur Geschichte und zum Wesen der Japanologie, die im folgenden kurz zusammengefaBt und dargelegt werden sollen. Die Anfange einer Japanwissenschaft in Europa reichen in das 18. und 19. Jahrhundert zuruck, als europaische Gelehrte in hollandi schen Diensten wie Carl Peter Thunberg, Engelbert Kampfer und Philipp Franz von Siebold sich mit Japan und seiner Kultur be schaftigten. Vor allem der an Siebold ergangene und hier bereits einmal zitierte Auft rag, namlich"die gesamtheitliche, Geographie, Natur, Volk, Wirtschaft, Institutionen und Politik umschlieBende Forschung Japans" (Ouwehand 1969), erscheint mir des Hervorhebens wert, wiewohl eine solche Aufzahlung von 1m einzelnen sehr ver schiedenartigen Objekten in sich bereits unschwer den Kern kUnf tiger Aufspaltung und Spezialisierung erkennen laBt. In Europa selbst beginnt ebenso frUh auch schon das Studium ja panischer Sprache 'und Literatur aufgrund schriftlicher Quellen, 5 sehr frllh z.B. in Wien mit August Pfizmaier und seinen bahn brecbenden Werken und Ubersetzungen ab 1848. Das erste Mal erscheint die Bezeichnung "Japano'logie" bzw. englisch "Japanology" dann 1881 in Nordenskiold's "The Voyage of the Vega around Asia and Europe" im Zusammenhang mit dem britischen Gelehrten, Japanforscher und Diplomaten Ernest Satow (Bownas 1967:4-5). In der Meiji-Periode von 1868 bis 1912 sind es vor allem die in Japan tatigen Englander, die "language as a tool for the penetration of historical, constitutional, or social problems" einsetzen (Bownas 1967:3). Aber auch prakti sche Orientierung und politische Zielsetzungen finden sich. Die Forschungen eines Satow, Alcock, Aston, Gubbins, Brinckley, Mitford oder Chamberlain wirken sich nicht zuletzt in dem groBen Verstandnis britischer Politik gegenUber japanischen Fragen aus, von der Unterstutzung der Koalition Satsuma-Choshu gegenUber dem Shogunat 1867/68 angefangen bis zum britisch-japanischen BUndnis von 1902 und zum Eintritt Japans in den Ersten Weltkrieg an der Seite Englands im Jahre 1914. (Zur BegrUndung eines engen Neben einander- und Miteinanderbestehens von utilitaristischer und idealistischer Forschung in den Ostasienwissenschaften s. Latourette 1955:9-10). Mit der Ruckkehr dieser und anderer Gelehrter wie z.B. des Deut schen Karl Florenz nach Europa und der Schaffung der ersten ja panologischen LehrstUhle hier (in Mitteleuropa zuerst 1914 in Hamburg) andert sich jedoch das Wesen dieser Forschungen entschei dend. Waren sie vordem letztlich doch auf die groBen Fragen der Erkenntnis japanischer Kultur und Geschichte abgestellt und wa ren europaische Gelehrte in vorderster Front gemeinsam mit japa nischen Wissenschaftlern an der Klarung von Einzelfragen tatig, so fehlte es in den folgenden Jahrzehaten der europaischen Japa nologie an Forschungsmaterial, am Willen und wohl auch an der Mc3glichkeit zur Zusammenarbeit mit Japan (vgl. dazu Wenck 1955). Das Interesse verlagerte sich auf die Klarung von Einzelfragen, die der japanischen Wissenschaft mehr oder weniger unwesentlich erschienen oder die sie gar bereits gekla.rt hatte. Mit Recht sa hen die Japaner die eurCpaische Tradition der Japanforschung als Hobby einiger weniger Japanbegeisterter, in das sich nicht selten noch europa-zentrierte Uberhebliche Weltanschauung mischte. 6 Auf diese konkrete Situation der europaischen Japanwissenschaft aber mussen rezente scharfe Kritiken an der Japanologie bezogen werden, wie etwa jene von Bownas (1967:5), der Japanologie als "inward-looking", "self-contained" und "in its worst manifestation a little amateurish" nennt. (Vgl. Skinner 1964: 517 zur Lage der Sinologie: "a discipline up to itself" •.• "skills defined the field and became an end in themselves"; weiter Levenson 1964: 507: "A straw man .. / product of a dated Western-centered view •.. "). Den Vertreter dieser Pseudowissenschaft tut Bownas als "the one-man-band playing every known Japanese melody on all the instruments .•• , the Jack of all trades" ab (Bownas 1967:7). Der Scarbrough-Report tiber die Situation der Fernost-Wissenschaft an englischen Universitaten 1947 stellt nur kurz fest: " many Sinologues and Japanologues who never lift their noses from their texts and consequently do not know what is going on in the Oriental wor ld around them" (Bownas 1967: 8) • Konsequenterweise muB hier jedoch festgestellt werden, daB die zu dieser Zeit von den auf Japan bezogenen Einzelwissenschaften in Japan selbst erarbeitete Fulle von Materialien und Ergebnissen tatsachlich fur den einzelnen bereits untiberschaubar geworden war (Wenck 1954:I:3; Hammitzsch 1966:145; Bownas 1967:6). Solange man von den Japanologen im Sinne des an Siebold ergangenen, zitierten Auftrages die "Kenntnisse von Universalgelehrten" fordert (Hammitzsch 1966:1945) und Japanologie in etwa umschreibt wie Lewin (1968:172): " ••• gehoren zur Japanologie die historischen Bereiche wie politi sche, Kultur-, Geistes- und Religionsgeschichte. Im weiteren Sinne mussen auch die archaologischen, ethnologischen und soziologischen, die rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Aspekte der Japanolo gie zugeordnet werden, kurzum die Gesamtheit der geisteswissen schaftlichen Disziplinen, soweit sie sich mit Japan befassen" (vgl. dazu die Suche nach einem "thoroughly equipped Professor teaching Japanese history and the history of Japanese civilization and Japanese religion and all that" fur London im Jahre 1908, Bownas 1967:7); solange also Japanologie so verstanden wird, er geben sich angesichts der anscheinend untiberwindbaren Schwierig keiten der Materialbewaltigung nur drei Auswege, die denn auch aIle drei beschritten worden sind. Nahe liegt zunachst, vor allem in Hinblick auf die in Europa

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