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Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie: Band 7: Experiment und Simulation PDF

191 Pages·2012·1.856 MB·German
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Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie Thomas Bräuninger • André Bächtiger Susumu Shikano (Hrsg.) Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie Band 7: Experiment und Simulation Herausgeber Thomas Bräuninger Susumu Shikano Universität Mannheinm Universität Konstanz Mannheim, Deutschland Konstanz, Deutschland André Bächtiger Universität Luzern Luzern, Schweiz ISBN 978-3-531-19605-3 ISBN 978-3-531-19606-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-19606-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nation- a lbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Inhalt Editorial .............................................................................................................. 7 Teil I: Experiment und Simulation in der Politikwissenschaft Rebecca B. Morton und Kenneth C. Williams Experimente in der Politischen Ökonomie ....................................................... 13 Jan Lorenz Zur Methode der agenten-basierten Simulation in der Politikwissenschaft am Beispiel von Meinungsdynamik und Parteienwettstreit ....................................................................................... 31 Teil II: Anwendungen Hanja Blendin und Gerald Schneider Nicht jede Form von Stress mindert die Entscheidungsqualität: Ein Laborexperiment zur Groupthink-Theorie ................................................. 61 Jan Sauermann Ticken Gruppen anders? Ein Laborexperiment zur unterschiedlichen Motivation von Individuen und Gruppen in Verhandlungen ....................................................................... 81 Ulrich Hamenstädt Das „Lab in the field“ Experiment. Kontrolle und die Integration finanzieller Anreize in feldexperimentellen Forschungsdesigns anhand eines Beispiels ................................................................................... 105 Martin Brunner Der Einfluss strategischen Wahlverhaltens auf den Parteienwettbewerb in Mehrparteiensystemen mit Koalitionsregierungen: Eine Computersimulation ................................... 125 5 Eric Linhart und Friedrich Hedtrich Prognosemärkte als Mittel zur Messung von Eintrittswahrscheinlichkeiten politischer Entscheidungen im Zusammenhang mit der Bundestagswahl 2009 ......................................... 165 Autorinnen und Autoren ................................................................................. 195 6 Editorial Theorie und Empirie sind die beiden Bausteine der empirischen Sozialfor- schung. Ohne Empirie kann man nicht beurteilten, wie gut die Theorie die Rea- lität abbildet. Ohne Theorie steht man orientierungslos vor den empirischen Da- ten. Die Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung sind der Mörtel, der diese Bausteine zusammenhält und es uns ermöglicht, aus der Viel- zahl möglicher Erklärungen und der Vielfalt empirischer Beobachtungen ein tieferes Verständnis für soziale Prozesse und Zusammenhänge zu gewinnen. Die analytische Methode, die es uns erlaubt, aus formalen theoretischen Modellen empirisch überprüfbare Implikationen herzuleiten, ist in den Sozialwissenschaf- ten mittlerweile keine Ausnahmeerscheinung mehr. Und es gehört zum wissen- schaftlichen Alltagsgeschäft, dass die Implikationen einer Theorie anhand von Daten aus diversen Quellen, wie Umfragen oder offizieller Statistik, überprüft werden. Zum Repertoire derartigen Methoden kamen in letzter Zeit zwei weitere Werkzeuge hinzu: Experiment und Simulation. Das Laborexperiment ermög- licht uns, durch die randomisierte Zuordnung der Untersuchungsobjekte sowie durch das bewusst eingesetzte Treatment theoretisch interessierende kausale Mechanismen gemäß den idealisierten Annahmen des Modells zu überprüfen. Feldexperimente versuchen, die bestmöglichen Bedingungen der Laborexperi- mente in realen Situationen herzustellen. Auch wenn selbst unter experimentel- len Bedingungen nicht alle Störfaktoren vollständig ausgeschlossen werden, können sie hier besser als in jeder anderen Forschungsumgebung kontrolliert werden. Außerdem ermöglicht das Experiment uns auch, die empirische Gültig- keit der Annahmen der theoretischen Modelle zu prüfen. Dies wiederum gibt entscheidende Feedbacks für die Modellbildung. Während das Experiment wertvolle Informationen für die Theorie aus der Empirie liefert, erweitert die agentenbasierte Simulation unseren Horizont, weil sie eine leistungsstarke Methode zur Generierung von Modellimplikationen aus dem theoretischen Modell darstellt. Die Simulation stellt nämlich eine wichtige Alternative zur analytischen Methode dar. Die analytische Methode setzt vo- raus, dass das theoretische Modell so aufgebaut wird, dass es in geschlossener Form gelöst werden kann. Dies kann es durchaus erschweren, interessante Ele- mente in der Realität zu modellieren, wie zum Beispiel die Heterogenität von Akteuren in Systemen mit großer Akteurszahl oder die Dynamik von Prozessen, die sich auf einen Gleichgewichtszustand zubewegen. Da die Simulation keine 7 Lösung in einer analytisch-geschlossenen Form benötigt, lässt sich das theoreti- sche Modell flexibel gestalten. Die Simulation erlaubt, das Spektrum der ableit- baren Implikationen des theoretischen Modells drastisch zu erweitern. Diese neuen Forschungsmethoden stehen im Mittelpunkt des vorliegenden siebten Bandes des Jahrbuchs für Handlungs- und Entscheidungstheorie. Hierbei versuchen wir, die beiden Methoden nicht nur in ihren Grundzügen vorzustel- len, sondern auch ihr Potenzial bei der Beantwortung von unterschiedlichen Forschungsfragen aufzuzeigen. Dementsprechend gestaltet sich der Band aus zwei Teilen: In einem ersten Teil werden die methodischen Grundlagen und An- nahmen von sozialwissenschaftlichem Experiment und agentenbasierter Simula- tion beschrieben. Die Beiträge des zweiten Teils zeigen exemplarisch die Band- breite von Labor- und Feldexperimenten und Simulationen in der politik- und sozialwissenschaftlichen Forschung auf. Der erste Teil beginnt mit dem Beitrag von Rebecca Morton und Kenneth Williams, die die experimentellen Methoden in der Politischen Ökonomie ein- führen. Morton und Williams sehen drei Gründe, die zum Erfolg experimentel- ler Methoden in der politischen Ökonomie und der Politikwissenschaft im All- gemeinen beigetragen. Zum einen betonen sie die (zunehmende) Bedeutung kausaler Inferenz in den Sozialwissenschaften, welche in Experimenten mit ihrer randomisierten Zuweisung von Treatments besser zu erreichen ist. Einen zweiten Grund sehen sie in der verstärkten Nutzung formaler Modelle in der Politikwissenschaft, deren Parameter im Aufbau des Experiments besonders gut nachgebildet werden können. Schließlich heben sie die Entwicklung von neuen Technologien hervor, wenn beispielsweise Computernetzwerke dazu eingesetzt werden, Interaktionen von Individuen im Experiment nachzubilden und Pro- zessdaten der Interaktionen sekundengenau aufzuzeichnen. Morton und Willi- ams verdeutlichen diese Vorteile mit Beispielen von klassischen Experimenten zum Medianwählermodell und zum strategischen Wählen. Der Beitrag von Jan Lorenz führt in die allgemeinen Grundlagen der agen- tenbasierten Simulation ein und stellt einige Beispiele mit politikwissenschaft- lichen Fragestellungen vor. Er bezeichnet die agentenbasierte Simulation als "Methode zur spielerischen theoretischen Exploration von formalen Modellen". "Spielerisch" heißt jedoch nicht, dass es keine Systematik gäbe. Lorenz schildert die sechs typischen Schritte für die Modellentwicklung, die als Orientierung für eine neue Methode sehr nützlich sind. Anschließend stellt Lorenz zwei natur- wissenschaftliche und vier sozialwissenschaftliche Beispiele vor, was die Über- tragbarkeit dieser stark von den Naturwissenschaften geprägten Methode auf die Sozialwissenschaft in gelungener Weise verdeutlicht. 8 Der erste Beitrag im zweiten Teil stammt von Hanja Blendin und Gerald Schneider, die ein Laborexperiment einsetzen, um den Mechanismus des Grup- pendenkens (Groupthink) zu untersuchen. Dabei wird der Effekt von Stresssitu- ationen auf die Gruppenentscheidung untersucht, wobei Stress in zwei verschie- denen Treatments eingesetzt wird. In einem Treatment werden die Probanden gezwungen, unter Zeitdruck zu entscheiden, während im zweiten Treatment ein Stresshormon verabreicht wird. Die Daten aus den entsprechenden Experimen- ten zeigen, dass der Zeitdruck zu einer Verschlechterung der Entscheidungsqua- lität führt, während anders als in bisherigen Studien für das Stresshormon kein eindeutiger Effekt nachzuweisen ist. Jan Sauermann befasst sich mit der Frage, worauf Verhaltensunterschiede von individuellen gegenüber kollektiven Akteuren zurückzuführen sind. Hierzu unterstellt er unterschiedliche Motivationen zweier Akteurstypen in Anlehnung an zwei Erklärungsansätze aus der Sozialpsychologie und der experimentellen Wirtschaftsforschung (dem ERC-Modell). Um die Vorhersage der beiden Erklä- rungsansätze zu überprüfen, wird ein Ultimatumsspiel unter zwei verschiedenen Treatments im Labor durchgeführt. In einem Treatment wird ein Ultimatums- spiel von einzelnen Individuen gespielt, während im anderen Treatment dassel- be Spiel von zwei Gruppen von Individuen gespielt wird. Die Ergebnisse der Experimente sprechen weitgehend für beide Ansätze, die für Gruppenakteure jeweils eher egoistische Entscheidungen vorhersagen. Sauermann weist gleich- zeitig auf die Überlegenheit des ERC-Modells hin, da das explizit formulierte Modell die Interpretation der experimentellen Ergebnisse erleichtert. Während die vorherigen Beiträge Laborexperimente eingesetzt haben, ver- wendet Ulrich Hamenstädt eine andere Variante des Experiments: das Feldexpe- riment. Seine Forschungsfrage lautet, ob finanzielle Anreize ein umweltfreund- liches Verhalten hervorrufen. Hierzu werden die entsprechenden Experimente nicht im Labor, sondern auf der offenen Straße mit Passanten durchgeführt, was Verhalten in einem realitätsnäheren Kontext beobachten lässt. Das Ergebnis zeigt, dass die finanziellen Anreize den Effekt der Strompreissteigerung auf den Kauf von energieeffizienten Geräten verstärken. Dieses und weitere Ergebnisse aus dem Feldexperiment werden mit weiteren Eckdaten von nicht experimentel- len Daten verglichen. Auch werden kritische Punkte von Feldexperimenten diskutiert. Martin Brunner erweitert in seinem Beitrag das einschlägige, von Michael Laver entwickelte agentenbasierte Modell des Parteienwettbewerbs, um die Möglichkeit und die Wahrscheinlichkeit strategischen Wählens zu untersu- chen. Das zentrale Ergebnis seiner Simulation ist, dass sich die strategische Entscheidung hinsichtlich der Koalitionsbildung auf die Positionierung der 9 Partei systematisch auswirkt. Wenn die Wähler die ideologische Nähe als Faktor der Koalitionsbildung antizipieren, findet der Parteienwettbewerb in einem mitt- leren Bereich des ideologischen Spektrums statt. Hingegen wirkt die Annahme der Wähler über die Irrelevanz der Ideologie in der Koalitionsbildung zentrifu- gal auf den Parteienwettbewerb. Brunner beschränkt sich jedoch nicht auf die theoretischen Simulationsmodelle, sondern untersucht auch einen konkreten Fall, die Bundestagswahl 2005, auf der Basis der Befunde der Simulationsmo- delle. Durch eine differenzierte Analyse der empirischen Daten lässt sich zei- gen, dass das Modell auf Makro-Ebene der Realität nahe kommt, während die Konsistenz zwischen Modell und den empirischen Daten auf individueller Ebe- ne nicht ganz zufriedenstellend ist. Der Beitrag von Eric Linhart und Friedrich Hedtrich greift auf eine innova- tive Methode zurück und lässt sich nicht eindeutig als Studie mit experimentel- lem Design und/oder als Simulationsstudie einordnen. Gegenstand der Untersu- chung sind politische Wahl-Prognosemärkte, die in letzter Zeit auch zunehmen- de Anwendung in Deutschland finden. Linhart und Hedtrich richten ihren eige- nen online-Prognosemarkt ein und fordern die Teilnehmer auf, die Entwicklung des Markts und die Prognosegüte systematisch zu beobachten. Ein erstaunliches und positives Ergebnis für den Prognosemarkt ist sicherlich, dass er keine schlechtere Prognose als Meinungsinstitute mit Umfragedaten erzielt, und dies mit nur etwa 100 Personen. Die Autoren weisen aber auch darauf hin, dass noch nicht explizit untersucht wurde, welcher konkrete Mechanismus hinter der „gu- ten“ oder „schlechten“ Prognose steckt. Hier schlagen Linhart und Hedtrich vor, in Zukunft verschiedene Experimente mit dem Instrument des Prognosemarktes durchzuführen. Dieses Jahrbuch wäre ohne die fleißige und gewissenhafte Hilfe von Kol- legen und Mitarbeitern nicht zustande gekommen. Bei der Übersetzung des Beitrags von Rebecca Morton und Kenneth Williams aus dem Amerikanischen und der redaktionellen Bearbeitung der Beiträge haben uns Simon Ansel, Sarah Ciaglia, Deborah Gottinger-Würtz, Florian Hagenbeck, Fridolin Linder und Tilko Swalve geholfen. Für alle verbleibenden Fehler sind selbstverständlich nur wir verantwortlich. Mannheim, Luzern und Konstanz, im März 2012 Thomas Bräuninger André Bächtiger Susumu Shikano 10

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