ebook img

Italienischer Faschismus in der Weltwirtschaftskrise (1925–1936): Wirtschaft, Gesellschaft und Politik auf der Schwelle zur Moderne PDF

458 Pages·1984·11.525 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Italienischer Faschismus in der Weltwirtschaftskrise (1925–1936): Wirtschaft, Gesellschaft und Politik auf der Schwelle zur Moderne

Traute Rafalski Italienischer Faschismus in der Weltwirtschaftskrise Schriften des Zentralinstituts rur sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin ehemals Schriften des Instituts fiir politische Wissenschaft Band 45 Traute Rafalski Italienischer Faschismus in der Weltwirtschaftskrise (1925-1936) Wirtschaft, Gesellschaft und Politik auf der Schwelle zur Modeme Westdeutscher Verlag CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Rafalski, Traute. Italienischer Faschismus in der Weltwirtschafts- krise (1925-1936): Wirtschaft, Gesellschaft und Politik auf d. Schwelle zur Modeme/Traute Rafalski. - Opladen: Westdeutscher Verlag, 1984. (Schriften des Zentralinstituts für Sozialwissen schaftliche Forschung der Freien Universität Berlin; Bd. 45) ISBN 978-3-531-11699-0 ISBN 978-3-322-91074-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-91074-5 NE: Zentralinstitut für Sozialwissenschaftliche Forschung <Berlin, West): Schriften des Zentral instituts ... © 1984 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Alle Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervielfältigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. ISBN 978-3-531-11699-0 Vorwort Gilbert Ziebura Nach der Arbeit von Gustav Schmidt über die britische Appeasement-Politikl legt Traute Rafalski nun die zweite grundlegende Monographie vor, die im Rahmen des von mir geleiteten Forschungsprojektes über die Außenpolitik Deutschlands, Frank reichs, Großbritanniens und Italiens während der 30er Jahre entstanden ist2 . In die sem Forschungsprojekt ging es darum, jenseits der traditionellen Diplomatiege schichtsschreibung die Frage zu untersuchen. welche Beziehungen zwischen dem Umbruch der Weltwirtschaft, vor allem seit der Krise von 1929, dem Zusammen bruch des "Versailler Systems" einerseits sowie gesamtgesellschaftlichem Struktur wandel und außenpolitischen Entscheidungsprozessen in diesen Ländern anderer seits bestehen. Noch heute stellt die vergleichende Analyse der Interdependenz von externen und internen Bestimmungsfaktoren für das außenpolitische Verhalten ei ner nationalen Gesellschaftsformation ein Stiefkind der Forschung dar. Dabei liegt der Gedanke so nahe, daß zwischen ihrer inneren Verfassung (im weitesten Sinne) und ihrer Stellung in Weltpolitik und Weltwirtschaft jene Wechselwirkung herrscht, deren Kenntnis erst erlaubt, ihren Charakter, ihre spezifische Eigenart genauer zu er fassen. Die Originalität der Arbeit von Traute Rafalski liegt darin, einem speziellen, bis lang völlig vernachlässigten, nichtsdestotrotz aber fundamentalen Aspekt dieser all gemeinen Fragestellung nachgegangen zu sein, der gerade für Italien besonders auf schlußreich ist: dem Zusammenhang zwischen binnenwirtschaftlicher Restrukturie rung. außenwirtschaftlicher und -politischer Orientierung sowie den Veränderungen innerhalb des faschistischen Herrschaftsbündnisses zwischen 1925/27 und 1934/36, den Wendejahren des faschistischen Regimes. Hinzu kommt die Absicht, über diesen G. Schmidt, England in der Krise. Grundzüge und Grundlagen der britischen Appeasement Politik (1930-1937), Opladen 1981 (Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftli che Forschung der Freien Universitiit Berlin, Bd. 34). 2 In engem Zusammenhang mit der Thematik des Forschungsprojektes stehen folgende, in zwischen veröffentlichte Beiträge: G. Ziebura, Determinanten der Außenpolitik Frank reichs 1932-1939. Zum Verhältnis von innerer, äußerer, internationaler Politik und Wirt schaft; R. Höhne, Innere Desintegration und äußerer Machtzerfall: Die französische Politik in den Jahren 1933-1936; G. Schmidt, Das Zusammenspiel sicherheitspolitischer, wirt schaftlicher und ideologischer Faktoren in der englischen Weltpolitik und die Restrukturie rung der internationalen Politik; ders., Die Westmächte und das Dritte Reich 1933 -19 39. Allgemeine Einführung, sämtlich in: K. Rohe (Hrsg.), Die Westmiichte und das Dritte Reich 1933-1939. Klassische Großmachtrivalitiit oder Kampf zwischen Demokratie und Dikta tur?, Paderbom 1982. Hinweise zum Forschungsprojekt in meinem Vorwort zu Schmidt, England in der Krise (Anm. 1). 6 Gilbert Ziebura strukturgeschichtlichen Ansatz ein zweites, überaus kontroverses Problem zu erhel len, nämlich die Bedeutung des faschistischen Regimes für die historische Kontinui tät der italienischen Gesellschaftsformation. Die Art und Weise, wie Traute Rafalski dabei vorgeht, sollte auch alle diejenigen interessieren, die sich mit dem Kontinui tätsproblem in der deutschen Geschichte auseinandersetzen. Für beide Problembereiche bringt die Arbeit eine Fülle neuer Erkenntnisse. Präg nant und auf breiter Quellenbasis zeigt die Verfasserin, wie 1925/27 jener Kompro miß aus rivalisierenden ökonomischen Interessen und gesellschaftlichen Gruppen entsteht, der. mit Hilfe verstärkter staatlicher Intervention. auf eine Binnenmarkt ausweitung und zugleich auf eine verbesserte Stellung Italiens in der internationalen Arbeitsteilung abzielt und damit einen Konsens erreicht, der zur Stabilisierung des faschistischen Regimes führt. Allerdings wird auch deutlich, daß die Herausbildung dieses Herrschaftsbündnisses mit hohen sozialen Kosten (starke Lohn-und Einkom menseinbußen der breiten Massen) und wachsenden ökonomischen Widersprüchen (Unterordnung der agrarischen unter die industriellen Interessen; Verschärfung der Nord-Süd-Disparitäten) bezahlt werden muß und im übrigen auch nur solange funk tionieren kann, wie die konjunkturelle Erholung, national wie international, anhält. Kein Wunder, wenn mit der Weltwirtschaftskrise dieses Herrschaftsbündnis ins Wan ken gerät, nun binnenmarktorientierte Kräfte die Oberhand gewinnen, was die sub alterne Stellung Italiens in der internationalen Arbeitsteilung (im Schlepptau Deutschlands) erneut zementieren muß. Vor diesem, gerade die spezifischen Strukturprobleme Italiens ins Licht rücken den Hintergrund wird dann die Frage untersucht, warum es Italien während der Weltwirtschaftskrise zunächst gelang, bestimmte Markt- und Einflußzonen im heiß umkämpften Donau- und Balkanraum zu erobern. Überzeugend weist Traute Ra falski nach. inwiefern diese neo-merkantilistische Expansionspolitik mit dem Ziel der Schaffung eines ökonomischen Großraums eine zeitgemäße Ausprägung des "in formellen Imperialismus" darstellt. Bis ins Detail werden die außenwirtschaftlichen. innergesellschaftlichen und diplomatischen Aspekte dieses Ringens um eine Neuord nung des Donauraums (im Sinne einer Blockbildung Italien-Österreich-Ungarn) in der Auseinandersetzung mit Deutschland und Frankreich nachgezeichnet. Wie diese auf den Balkan gerichtete Strategie einmal als eine Art Erweiterung des Binnen marktes (aber zu Gunsten des Exportsektors) und damit zugleich als Ventil zur Ent lastung der im faschistischen Herrschaftsbündnis vorhandenen Widersprüche fun gierte und wie sie wegen ihrer schwachen sozialökonomischen Basis schließlich 1934/35 am Widerstand des in jeder Hinsicht überlegenen Deutschland scheiterte - dies gehört zu den eindrucksvollsten Teilen der Arbeit. Die am Beispiel von Fiat, ei nem stark weltmarktabhängigen Unternehmen, durchgeführte Branchenanalyse er gänzt und konkretisiert das Hauptergebnis der Arbeit. nämlich die Unvereinbarkeit der konkurrierenden Strömungen im italienischen Faschismus und letztlich das Scheitern der faschistisch-korporativistischen und neo merkantilistischen Krisenüber windungs- und Modernisierungsstrategie. Diese wurde getragen von jenen ökono mischen Kräften, die, wie der Fiat-Chef AgneIIi, bereits vom Fordistischen Re- Vorwort 7 produktionsmodell der USA fasziniert waren, das freilich auf ganz anderen sozialen Voraussetzungen beruhte: der modernen Leistungs-und Konsumgesellschaft. Genau an dieser Stelle wird die Bedeutung der von Traute Rafalski vertretenen Kontinuitätsthese, vor allem im Hinblick auf die Entwicklung Italiens nach dem Zweiten Weltkrieg, verständlich. Die Analyse zeigt, daß das faschistische Regime weder eine "Zäsur" noch eine "Parenthese" war. So haben die tiefen Eingriffe des faschistischen Staates in Wirtschaft und Gesellschaft, vor allem in Gestalt eines im Vergleich zu anderen Ländern stark expandierten Staatssektors, die sog. "Wieder aufbauphase" entscheidend prädisponiert. Andererseits lehrt die Arbeit, wie die im faschistischen Herrschaftsbündnis zu Minderheitenpositionen verurteilten Export interessen der "Liberalen" - bereits in der Phase des niedergehenden faschistischen Regimes 1942/43 zunächst als systemimmanente Opposition eine wachsende Rolle spielten, um dann, unter den Bedingungen der von den USA dominierten Weltwirt schaft sowie veränderter innergesellschaftlicher Verhältnisse (Mehrheit für die Christ liche Demokratie) optimale Entfaltungschancen zu erhalten. Zugleich reproduziert das italienische "Wirtschaftswunder" jene Widersprüche und Ambivalenzen, wie sie schon im Faschismus auftraten, vor allem in der Privilegierung der Mittelschichten im tertiären Sektor auf Kosten der Arbeiterklasse. Als diese sich Anfang der 60er Jahre zur Wehr setzte, wurde dieses Modell erneut in Frage gestellt. Damit leistet die Arbeit von Traute Rafalski nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der 30er Jahre, indem sie für die Interpretation des italienischen Faschismus neue Perspektiven eröffnet. Sie zeigt vor allem, daß die Frage nach Kon tinuität und Diskontinuität nur dann eine befriedigende Antwort finden kann, wenn es gelingt, mit Hilfe einer strukturhistorischen Analyse den Zusammenhang von internen und externen Bestimmungsgründen in der Entwicklung einer nationa len Gesellschaftsformation zu erkennen. Inhaltsverzeichnis Vorwort von Gilbert Ziebura 5 AbkÜfzungsverzeichnis .................................... 15 Vorwort der Verfasserin 17 Einführung ........... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 19 1. Teil Vom Stabilisierungskompromiß im italienischen Faschismus 1925127 zur Weltwirtschaftskrise. Eine sozio ökonomische Strukturanalyse 1. Kapitel Ökonomischer Kurswechsel 1925/27. Währungsreform und Neuordnung des Kredit-und Kapitalmarkts durch den Staat .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 31 I. Konjunkturaufschwung, Stabilisierung der Währung und Aufwertung 32 11. Mobilisierung des Geld-und Kapitalmarkts durch den Staat ......... 40 2. Kapitel Ökonomischer Kurswechsel 1925127. Bedingungen und Maßnahmen staatlicher Stabilisierungspolitik .............................. 52 I. Lohnentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 53 11. Krise auf dem Arbeitsmarkt und Anwachsen der relativen Überbevölkerung ..................................... 58 111. Polivalente Stabilisierungspolitik des Staates ................... 63 3. Kapitel Entwicklung in Grundzügen. Die Landwirtschaft im Restrukturierungsprozeß 68 I. Allgemeiner Überblick ................................. 68 11. Auswirkungen der "Politik der Quote 90" .................... 71 10 Inhaltsverzeichnis 4. Kapitel Entwicklung in Grundzügen. Die Industrie im Restrukturierungsprozeß 85 I. Kennzeichen des neuen industriewirtschaftlichen Kurses ........... 85 ll. Industriewirtschaftliche Entwicklung in Zahlen ................. 93 IH. Hauptmomente des Strukturwandels und neue Widersprüche ........ 102 1. Exkurs. Zur begrifflichen Präzisierung: Binnenmarkt-und Weltmarktinteressen, Protektionismus, Autarkie ........... 111 2. Exkurs. Zum faschistischen Charakter der Rationalisierung - Das Bedaux-System .............................. 115 5. Kapitel Entwicklung in Grundzügen. Der tertiäre Sektor im Restrukturierungsprozeß 118 I. Tendenz zur Tertiarisierung auf dem Arbeitsmarkt . . . . . . . . . . . . . .. 119 ll. Zwischen gesellschaftspolitischer Stabilisierung und ökonomischer Belastung: Widersprüchlichkeit der "ceti-medi"-Politik ............ 122 6. Kapitel Struktur der italienischen Außenwirtschaftsverflechtung, 1925/27-1929/30 124 I. Außenwirtschaftliche Entwicklung zwischen Stabilisierungskrise und Weltwirtschaftskrise ................................ 126 ll. Zur Konkurrenzstruktur von Landwirtschaft und Industrie im Rahmen der Außenhandelsverflechtung Italiens . . . . . . . . 142 lll. Abschließende Betrachtung ............................. 144 7. Kapitel Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf Italiens Stellung in der Hierarchie der internationalen Arbeitsteilung. Das Ende eines Entwicklungszyklus .... 147 I. Allgemeine Grundzüge ......... . 147 Ir. Italiens Außenhandelsentwicklung 154 2. Teil Kampf um Märkte in Mittel- und Osteuropa 1. Kapitel Italiens wirtschaftliche und politisch-ideologische Expansion auf dem Balkan und im Donaubecken. Umriß des Problemfeldes ................... 175 Inhaltsverzeichnis 11 I. Italienische Expansionspolitik in Europa: ein kontroverses historiographisches Problem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 175 11. Konkretisierung der Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 177 2. Kapitel Blockbildung Italien/Österreich/Ungarn. Stellenwert der Handelsoffensive für die italienische Wirtschaft vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise . 181 I. Italiens Austauschbeziehungen mit Österreich und Ungarn vor dem Höhepunkt der Krise, 1928-30 ........................... 181 11. Die Austauschbeziehungen bis zur Unterzeichnung der Römischen Protokolle.1931-34 .................................. 183 III. Entwicklung der Austauschbeziehungen bis zur Krise um Abessinien, 1934-36 .......................................... 187 IV. Überblick über die Warenzusammensetzung ................... 189 V. Handelspolitische Blockbildung und italienische Aufrüstung. . . . . . . .. 198 VI. Die Interessenlage der italienischen Expansionskoalition ........... 201 3. Kapitel Blockbildung Italien/Österreich/Ungarn. Hauptkennzeichen und Schwerpunkte der politischen Strategie Roms ..................... 206 I. Auf der Suche nach einer autonomen Donauraumstrategie auf politisch-diplomatischer Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 206 11. Die Römischen Protokolle als handelspolitische Waffe im Kampf um Vorzugsmärkte ...................................... 220 Ill. Zur deutsch-italienischen Interessenaufteilung im Donauraum. Sondierungsgespräche Rom/Berlin, 1932-34 .................. 227 4. Kapitel Blockbildung Italien/Österreich/Ungarn. Rivalisierende Strömungen und alternative Strategien im italienischen Faschismus. Schritte der Formierung . 245 I. Auseinandersetzungen um die Neuorientierung der italienischen Handelspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 247 11. Zur Regierungsumbildung in Rom, Juli 1932 .................. 256 III. Zur Interessenparallelität von römischer Kurie, italienischer Regierung und faschistischer Bewegung ............................. 260

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.