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Isonomia: Entwicklung Und Geschichte PDF

338 Pages·2021·2.704 MB·German
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Charlotte Schubert Isonomia Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Susanne Daub, Michael Erler, Dorothee Gall, Ludwig Koenen und Clemens Zintzen Band 392 Charlotte Schubert Isonomia Entwicklung und Geschichte Dieser Band wurde fertiggestellt während eines Forschungssemesters (2019/20), bewilligt und gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). ISBN 978-3-11-071796-9 e-ISBN (PDF) 978-3-11-072366-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-072376-2 ISSN 1616-0452 Library of Congress Cataloging in Publication Control Number: 2020952194 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbib- liografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb. de abrufbar. © 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com Inhalt Vorwort VII A: Isonomia: Semantische Befunde und Ordnungsvorstellungen 1 B: Isonomia: Entstehung und Geschichte 19 I. Politisches Denken im 6. Jahrhundert v.Chr. 19 I. Das Politische und politische Tätigkeit im 6. Jahrhundert v.Chr. 19 I. Solon: Eunomie für die Polis 25 I. Solon und Anaximander: Gerechtigkeit und Ausgleich – regulatorisch-distributive vs. ausgleichende Gerechtigkeit 37 I. Xenophanes von Kolophon: Politisches Denken im archaischen Griechenland 43 II. Isonomia in Ionien 62 II. Thales’ und Bias’ Ratschläge an das ionische Koinon 65 . Koina der Ionier: Teos, Phokaia 72 . Chios 80 II. Die Entwicklung der ionischen Isonomien 82 . Isonomien von Samos bis Lade bei Herodot 82 . Heraklits Xynon und die Isonomie 89 . Ionisches Scheitern und athenischer Erfolg bei Herodot 97 III. Isonomia in Athen 102 III. Voraussetzungen: Hipparchs Reformen 102 . Hipparchs Kulturprogramm 102 . Hipparchs Wegeprogramm 106 III. Der Tyrannensturz und die Isonomie: Harmodios und Aristogeiton als Initiatoren der attischen Isonomie? 110 III. Die Phylenreform des Kleisthenes: Verwirklichung der Isonomie 128 IV. Isonomia in der Magna Graecia 142 IV. Pythagoras in Samos und Kroton 142 IV. Die pythagoreische Lebensführung: Gesundheit und Gleichgewicht 149 IV. Alkmaion: Isonomie im Kreis der Pythagoreer 152 . Alkmaion im Kreis der Pythagoreer 152 . Alkmaions Isonomia und Maßverfehlung 159 . Alkmaions Isonomia: Gleichgewicht und Symmetrie 168 VI Inhalt IV. Das Koinon in Kroton und Sybaris 174 V. Isonomia und Demokratia 180 V. Isonomia – ein leeres Schlagwort? 180 V. Isonomia in arithmetischer und geometrischer Gleichheit 193 . Isonomia im Menexenos und Siebenten Brief Platons 194 . Isonomia vs. geometrische Gleichheit 202 . Politeia ohne Isomomia 206 V. Isonomia in der griechischen Myth-Historie 208 . Isokrates: Vergangene Isonomie – eine Utopie? 208 . Eine messenische Isonomia? 212 V. Isonomia als Charakteristikum einer demokratischen Verfassung 216 . Isonomia und Demokratia im politischen Diskurs 216 . Isonomia und Demokratia in Smyrna und Magnesia am Sipylos 219 V. Isonomia in Rom – ein diskreditiertes Argument 223 . Isonomia und Verfassungsentwicklung 223 . Isonomia und Mischverfassung: Maß und Mitte 233 VI. Isonomia in Kosmos und Polis 246 . Isonomia in der Philosophie 246 . Isonomia in den Selbstbetrachtungen des Mark Aurel 251 . Ausblick: Isonomia und christlicher Glaube 254 VII. Schlußbetrachtung 258 C: Anhang 261 VIII. Appendix 1: Die Überlieferung des Alkmaion-Lemmas „Περὶ ὑγείας καὶ νόσου …“ 261 VIII. Appendix 2: Die Methode des Alkmaion 269 IX. Literaturverzeichnis 271 IX. Textausgaben und Kommentare 271 IX. Sekundärliteratur 276 IX. Abkürzungen 301 IX. Abbildungsverzeichnis 307 X. Indices 308 Vorwort Isonomie wird heute meist als Charakteristikum der Demokratie angesehen.Ob- wohldieseSubsumierunghöchstenseinenTeilaspektdesBegriffsabdecktundsie auchnurfüreinebestimmtePhasedergriechischenGeschichtegilt,hatsichdiese Sichtweisepraktischalscommunisopinioetabliert.DiesesVerständnisvonIsono- mie ist auch nicht ungerechtfertigt, denn der Bezug auf das Politische, auf die GemeinschaftderBürgerundihreTeilhaberechtebleibtdemBegrifferhalten,wie auch an der Formel δημοκρατία καὶ ἰσονομία abzulesen ist. Sie wurde als eine spezifische Ausprägung der Demokratie eingesetzt, in der die Isonomie die Ge- samtheit der Rechtsregeln einer demokratisch institutionalisierten Ordnung be- deutete. In der Historiographie verliert Isonomie den spezifischen Bezug auf die DemokratiejedochimLaufederZeit.DerBegriffwurdeauchinganzanderen,an sichunpolitischenZusammenhängenverwendetwieetwainderMedizinundder Philosophie.IndenchristlichenSchriftenwiederumerhältderBegriffschließlich eine metaphysische Aufladung,die ihm einen ganz anderen Sinn gibt. Isonomie wird ein theologisch imprägnierter Begriff, dessen säkulare und politische Be- deutung völlig in den Hintergrund tritt,und diese Wendung markiert einen Ein- schnitt,derfürdieAntikedasEndedespolitischenGehaltesderIsonomiebedeutet. Das vorliegende Buch geht der Entwicklung des politischen Begriffs nach, d.h.vonseinemUrsprungim6.Jahrhundertv.Chr.bisindierömischeKaiserzeit. Die Anfänge der Isonomie liegen in einer Epoche, mitder ich mich inverschie- denen älteren und neueren Aufsätzen beschäftigt habe, die in dieses Buch in aktualisierterundzumTeilgekürzterFormeingegangensind. InVorträgenundvielenGesprächenmitKolleginnen,KollegenundFreunden konnteichdasThemavertiefen.Vorab-VersionenihrerForschungsergebnissehaben mirVerenaGassnerzuElea,StavrosKouloumentaszuAlkmaionundDenisRousset zueinerInschriftausdemAsklepieioninDaphnousfreundlicherweisezurVerfü- gunggestellt.HellmutFlashar,PeterFunke,VerenaGassner,RoxanaKath,Foteini Kolovou, Hartmut Leppin, Friedrich Meins,Ulrike Muss, Dietrich Raue, Michaela Rücker,ReinholdScholl,KurtSierundLuigiVecchiohabenmirwichtigeHinweise gegeben. Sylvia Kurowsky hat das Manuskript Korrekturgelesen und die Indices erstellt.EinForschungssemester,dasmirdieDFGfürdasWintersemester2019/20 bewilligthat,ermöglichteschließlichauchdieFertigstellungdesBuchs.Allenge- bührt mein Dank,und natürlich sind die Fehler, die sich bei einem so weit aus- greifendenThemakaumvermeidenlassen,nurmiranzulasten. Leipzig,imSommer2020 C.S. https://doi.org/10.1515/9783110723663-001 „WasauchimmeranvorsprachlichenVoraussetzungenin dieGeschichteeingehtoderinsieeingegangenist,die RealitätdervergangenenGeschichtenistnurinihren sprachlichenGestaltungenpräsent.“¹ A: Isonomia: Semantische Befunde und Ordnungsvorstellungen IsonomiealsTeildesbegrifflichenInstrumentariumsderpolitischenEntwicklung wird in der Regel als ‚Gleichheit vor dem Gesetz‘ übersetzt; begrifflich und his- torischstandundstehtIsonomieimSchattenderDemokratie.Interessanterweise zerfällt die Forschung zur antiken Isonomie in zwei recht klar voneinander ge- trennteBereiche:ZumeinenwirdIsonomiealsTeileineshistorischenProzesses– derpolitischen Entwicklung,insbesonderederjenigenAthens–behandelt,zum anderenimRahmender antikenPhilosophiegeschichte,insbesondereaufgrund der Überlieferungzu Alkmaion als Teil der sog. Placita-Überlieferung.² Eine zu- sammenfassende, beide Stränge der antiken Vorstellungen einbeziehende Dar- stellung, die nach Verbindungen, Abhängigkeiten oder Differenzen zwischen diesenSträngenfragt,fehltbisher.NebendiesemgrundsätzlichenDesideratsind weitereLeerstellenzukonstatieren:EinerseitsistdieGeschichtederIsonomiein Ionien,aberauchimAthenderPeisistratidenzeitsowieinUnteritalien(Kroton)in derForschungseitlangemfastvölligindenHintergrundgetreten.Indenphilo- sophiehistorischen Untersuchungen wird andererseits zwar die komplexe Über- lieferungssituationderwichtigstenTextpassagensehrwohlbeachtet,jedochder historischeKontextderjeweiligenAutorenseltenodergarnichteinbezogenund sojeglicher Handlungszusammenhangaufgelöst.AuchdiespätereVerwendung des Begriffs, in der politische Kontexte immer seltener werden, jedoch die ord- nungstheoretischen sichtbar bleiben,wirft bisher kaum behandelte Fragen auf. Dem Befund, daß Isonomie etwa in der historiographischen Literatur des Prin- zipats und der Kaiserzeit zur Bezeichnung und zur Charakterisierung einer  Koselleck2010,54.  Mansfeld/Runia1997,2009,2010,2018,2020;Mele2009,49f.;Mansfeld2013;Kouloumentas 2014gehtaufdenhistorischenKontextzuAlkmaioneinundberücksichtigtauchdieSituationin der Magna Graecia; zu Alkmaion: Diskussionund Literatur in Kap.IV.3 sowie in den Appen- dices1und2.AuchdieVerwendungdesIsonomie-BegriffsbeiEpikurwirdausschließlichunter philosophiehistorischen Gesichtspunkten untersucht: Freymuth 1954; McKay 1964; Isnardi Parente1977;Kleve1979. https://doi.org/10.1515/9783110723663-002 2 A: Isonomia:SemantischeBefundeundOrdnungsvorstellungen monarchischen Ordnung verwendet wird, ist bisher praktisch keine Aufmerk- samkeitgewidmetworden. In den auf das Politische ausgerichteten Betrachtungen über die Isonomie spielt die Entwicklung der Poleis auf dem griechischen Festland, insbesondere natürlich in Athen, als Motor für die Entstehung der Demokratie eine zentrale Rolle.³ZwarhatsichauchinAthendieDemokratieschrittweiseentwickelt,doch gelten der Sturz der peisistratidischen Tyrannis und die anschließende Reform, dieKleisthenesdurchführte,alsInitialmoment.⁴VondieserPhase der attischen Geschichte aus, von manchen Althistorikern auch als ‚athenische Revolution‘ bezeichnet,⁵ wird die Entwicklung der Demokratie her definiert. Dabei wird selbstverständlich berücksichtigt, daß diese Entwicklung sich nicht innerhalb wenigerJahrevollzogunddaßdieEtablierungderrepräsentativenStruktur,ihre EinübungundAkzeptanzimRahmenalltäglicherPraxiseinigeZeitbenötigtha- benwird.TrotzdembetrachtetmandieseEntwicklungalskonzeptionelleEinheit. DieFormalisierungundInstitutionalisierungvonpolitischenEntscheidungspro- zessen und Verantwortlichkeiten lassen sich seit dem Ende des 7. Jahrhunderts v.Chr. punktuell,⁶ seit dem 6. Jahrhundert v.Chr. deutlicher in verschiedenen RegionendergriechischenWeltbeobachten.⁷ImKontextdieserEntwicklungist– so die heute zumeist vertretene Ansicht (ein Ergebnis, zu dem auch die vorlie- gende Untersuchung kommt) – die Vorstellung von Isonomie geprägt worden.⁸  Vgl.insb.Raaflaub2017;Raaflaubetal.2007;Rausch1999.  Raaflaub 2017, 103–128 und ders. 2007, 145f. in Raaflaub et al. 2007; Meier 1980, 88ff.; Cartledge2009,70.NeuereÜberlegungenzumBegriff‚Isonomie‘findensichbeiDmitriev2015, 53–83;Kouloumentas2014,867–887;Lombardini2013,393–420;Karatani2017.ZuKaratanivgl. dieRez.vonLombardiniin:TheReviewofPolitics,Volume81,Issue1,2019,171–73,derdem BucheineneklatantenMangelanBerücksichtigungdeshistorischenundliterarischenKontexts attestiert.  Eder1988;Flaig2004;insb.OberinRaaflaubetal.2007,83–104undz.B.auchRausch1999, wobeiletztereraufdenBegriffundseineBedeutungfürdaspolitischeGeschehennichteingeht.  Vgl.dieInschriftausDreros(KoernerNr.91=ML2).  ZuderInschriftausChios(KoernerNr.61=ML8)vgl.Kap.II.1.2.  EinediesablehnendePosition,diedenBegriffalsunbedeutendimKontextderpolitischen Entwicklungeinordnet,hatHanseneingenommen:Hansen1989,23und1995,84.Hansen,einer derbestenKennerderantikenPolisundihrerEntwicklungen,schreibta.a.O.1989,23:„Simil- arly,modernhistorianstendtoemphasizeisonomiaasthecentralaspectofdemocraticequality: ‘Ifanyonetermistobesingledoutasthe„banner“oftheultimatelyvictoriousdemocracy,itis thewordisonomia,whichhastwodistinctconnotations.Thedominantoneis„equalitythrough thelaw“,virtuallyasynonymfor„democracy“,andthereforeregularlyemployedinthecontext ofpoliticalrights.’ButthetermisonomiaispoorlyattestedinclassicalAthens.“Gegenargument gegendieAnnahme,IsonomiaseieinwichtigerundbedeutungsvollerBegriff,istseinerAnsicht nach,daßIsonomianiepersonifiziertundkultischverehrtwurde.Hansen1989,3und21sieht

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