ebook img

Islamverherrlichung: Wenn die Kritik zum Tabu wird PDF

381 Pages·2010·1.52 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Islamverherrlichung: Wenn die Kritik zum Tabu wird

Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.) Islamverherrlichung Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.) Islam - verherrlichung Wenn die Kritik zum Tabu wird Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. . . 1. Auflage 2010 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2010 Lektorat: Frank Engelhardt / Cori Mackrodt VS Verlag für Sozialwissenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesond ere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Umschlagfoto: Thorsten Gerald Schneiders Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-16258-4 Inhaltsverzeichnis 5 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Einleitung..............................................................................................................9 Grundlagen des theoretischen Diskurses David Kiltz Schatten über den Anfängen. Was sagen frühe Quellen zum Islam über das aus, was wirklich war?.................................................................................19 Felix Körner Der Koran ist mehr als die Aufforderung, anständig zu sein. Hermeneutische Neuansätze zur historisch-kritischen Auslegung in der Türkei..........................29 Rainer Brunner Wie er Euch gefällt. Anmerkungen zu zwei neuen Muhammad-Biographien....45 Harald Motzki Ewig wahre Quellen? Wie glaubwürdig sind die Hadithe? Die klassische islamische Hadith-Kritik im Licht moderner Wissenschaften....57 Ömer Özsoy und Serdar Güne(cid:250) Plädoyer für ein aufgeklärtes Islamverständnis in Zeiten der Islamkritik...........73 Abbas Poya Ijthihad, Scharia und Vernunft............................................................................83 Thomas Eich Von Wurzeln, Ästen und Bäumen – Kasuistik im sunnitisch-islamischen Recht..............................................................................95 Harry Harun Behr Muslim sein – eine Frage der Person. Gedanken zum Aspekt der Individualität im Islam......................................................................................107 6 Inhaltsverzeichnis Roswitha Badry Das Instrument der Verketzerung, seine Politisierung und der Bedarf nach einer Neubeurteilung der „Scharia“ und der Apostasiefrage im Islam.....117 Lamya Kaddor Warum das islamische Kopftuch obsolet geworden ist. Eine theologische Untersuchung anhand einschlägiger Quellen......................131 Zum gegenwärtigen Umgang mit dem islamischen Erbe in Europa Nasr Hamid Abu Zayd Fundamentalismus. Von der Theologie zur Ideologie......................................159 Mathias Rohe Islamismus in Deutschland. Einige Anmerkungen zum Thema.......................171 Stefan Reichmuth Jihad – Muslime und die Option der Gewalt in Religion und Staat..................185 Hartmut Bobzin „Ihr seid die beste Gemeinde“ (3:110). Zum Aspekt der Überlegenheitsansprüche am Beispiel der christlichen und islamischen Welt und wie wir damit umgehen.................................................199 Ralf Elger Ibn Battûta, ein Ideal für Muslime heute?.........................................................211 Rabeya Müller Gleich und doch nicht gleich. Die Dimensionen der Frauenfrage im Islam.....221 Katajun Amirpur Iranische Geistliche als Vorbild? Warum nicht! Wenn Großayatollahs fortschrittlicher denken als Vertreter deutscher Islamverbände........................237 Udo Tworuschka Auf dem Weg zu einem zeitgemäßen Islam. Erinnerungen an Abdoldjavad Falaturi........................................................................................253 Inhaltsverzeichnis 7 Adel Theodor Khoury Der Islam im europäischen Umfeld. Muslime und ihr beschwerlicher Weg in die Zukunft...................................................................................................259 Verhalten und Eigendarstellung von Muslimen in Deutschland Wendelin Wenzel-Teuber Yûsuf al-Qaradâwî – Wenn ein arabischer Fernsehprediger das Denken übernimmt.........................................................................................................277 Michael Kiefer Die D(cid:248)T(cid:248)B in der Zuwanderungsgesellschaft – Garant oder Hindernis der Integration?.................................................................................................287 Rauf Ceylan Imame in Deutschland. Religiöse Orientierungen und Erziehungsvorstellungen türkisch-muslimischer Autoritäten...........................295 Kemal Bozay Fatale Synthese. Nationalistische Spuren im Islam am Beispiel türkischer Organisationen in Deutschland.........................................................................315 Thorsten Gerald Schneiders Wie viel Islam steckt in einem islamistischen Selbstmordanschlag? Einige Überlegungen zur Positionierung gegenüber Gewaltakten......................................................................................................329 Ahmet Toprak Gott als Lückenbüßer. Wie der Islam für die eigenen Unzulänglichkeiten herhalten muss..................................................................................................341 Mahrokh Charlier Macht und Ohnmacht. Religiöse Tradition und die Sozialisation des muslimischen Mannes......................................................................................353 Haci-Halil Uslucan Muslime zwischen Diskriminierung und Opferhaltung....................................367 8 Inhaltsverzeichnis Juliane Wetzel Moderner Antisemitismus unter Muslimen in Deutschland.............................379 Die Autorinnen und Autoren............................................................................393 Einleitung 9 Einleitung Einleitung Vernünftige Islamkritik hat Seltenheitswert in Deutschland. Oftmals wird die Kritik an Muslimen mit unqualifizierten Äußerungen und Verallgemeinerungen vermischt – jedenfalls diejenige, die in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Dabei gibt es in Deutschland zahlreiche Experten, die seit langem offen auf Missstände und Herausforderungen hinweisen – ohne Pauschalisierungen, Popu- lismus und Polemik. Das vorliegende Buch versammelt eine große Auswahl prominenter Experten, die ihre Gedanken und Anmerkungen zum Thema nieder- geschrieben haben. Dabei geht es ihnen nicht darum, Kritik um der Kritik willen zu äußern, sondern darum, Anregungen zu geben, wie sich das (Zusammen-) Leben in Deutschland verbessern ließe. Welche theologischen Probleme sollten von Muslimen in Angriff genommen werden? Wo sollte sich im alltäglichen Verhalten von Muslimen etwas ändern? Welche geistigen Strömungen des Islam müssten gefördert, relativiert oder bekämpft werden? Allein diese Fragen rufen jedoch in manchen muslimischen Kreisen sponta- ne Abwehrhaltungen hervor. Dem Islamwissenschaftler, Publizisten und Intel- lektuellen Navid Kermani zufolge liegt das unter anderem daran, dass sich Mus- lime in Deutschland oft in einer als feindselig wahrgenommenen Öffentlichkeit wähnen, der gegenüber sie sich keine Blöße geben wollen. (Die Zeit, 18.11.04) Und in der Tat hört man in persönlichen Gesprächen immer wieder die Forde- rung, erst müsse sich die deutsche Mehrheitsbevölkerung ändern. Muslime be- fänden sich in der Minderheit und würden nicht akzeptiert. Sie seien Ablehnun- gen und Ausgrenzungen ausgesetzt! Das ist richtig. Der erste Band aus dem Buchprojekt „Islamfeindlichkeit versus Islamverherrlichung“, der unter dem Titel Islamfeindlichkeit. Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen ebenfalls im VS-Verlag Wiesbaden erschienen ist, dokumentiert dies und geht darauf ausführlich ein – vom europäischen Islamhass vergangener Jahrhunderte bis zur heutigen Hetze im Cyberspace. Weitere Belege lassen sich jederzeit finden: Während diese Zeilen entstehen, stößt man beispielsweise im Online-Portal der WAZ-Mediengruppe aus Essen auf einen Bericht über „Ausländerquoten“ in Fitness-Centern (derwesten.de, 11.9.09). Demzufolge ist türkischstämmigen Menschen in mehreren Einrichtungen im Ruhrgebiet die Aufnahme verweigert worden – in Dortmund mit dem Hinweis des Geschäftsführers: „Er habe schlech- te Erfahrungen mit Muslimen gemacht.“ In den Kommentarspalten zu dem Bei- 10 Einleitung trag heißt es. „Ich würde gar keine Muslime reinlassen. Andere Ausländer dürfen gerne kommen.“ (Mr. Nice Guy); „Ich habe auch keine Lust in der Muckibude nur Türken zu sehen. Wenn du die reinlässt hast du bald nur noch Türken drin.“ (Reter Peter); „Was mich aber davon abhalten würde, dort einen Vertrag zu un- terschreiben wäre Menschen mit Kopftuch und Burka.“ (max.headroom). Aber neben solchen Feindseligkeiten liest man eben auch im muslim- forum.de über nicht-muslimische Frauen Folgendes: „Nenn mir bitte eine […], die nicht nach Schwein riecht!“; „sie sind kleine dreckige Ratten“; „…darin kann man sich […] nicht verlieben“ (siehe den Beitrag von Rohe in diesem Buch). Oder man hört antisemitischen Rap-Gesang, in dem es heißt: „Ich bin Nazi, sag na und, andere Nazis, sagt nicht nein, tötet jedes Judenschwein, die Yahudis sind gemein, es lohnt sich nicht, um sie zu weinen, alle sollen sie hier krepieren, Ara- ber werden hier regieren, Palästina dirigieren, […] Allahu Akbar.“ (siehe den Beitrag von Wetzel). Oder man sieht sich Aufrufen zum Jihad gegenüber: „Von der Türkei bis nach Afghanistan, von Palästina bis zum Irak. Schafft islamisches Recht. Bekennt Farbe!! Allah verlangt es. Führt den weltweiten Jihad!! Holt unseren islamischen Boden zurück“; „Jeder einzelne Muslim sollte ein Soldat Allahs sein.“ (siehe den Beitrag von Reichmuth). Oder man erlebt Pierre Vogel, einen in der Szene bekannten deutschen Islamkonvertiten, der erklärt: „Wenn jemand sagt: Ein Christ ist kein Kafir – dann ist er selber ein Kafir! […] Man muss den Leuten auch klar machen, dass sie den Islam annehmen müssen. […] Wer zu feige ist, zu sagen, dass der Islam die wahre Religion ist, als Muslim, der hat den Islam nicht verstanden. […] Wir sind nicht im Schmusekurs, sondern es geht hier um den Islam.“ (zitiert nach ufuq.de, 14.10.07) Oder man muss zur Kenntnis nehmen, dass der Imam einer deutschen Moschee die Auffassung ver- tritt: „Die Demokratie ist ein System, das den Menschen von Gott trennt und die Menschen zu Sklaven von anderen Menschen macht.“ Und: „Bin Laden ist wirk- lich ein gerechter Mann. Er ist kein Terrorist, wie im Westen oft zu hören ist. […] Ganz im Gegenteil, er stellt sich dem Terror des Westens, versucht diesen zu bekämpfen.“ (siehe den Beitrag von Ceylan). Gewiss mögen diese Aussagen extremistische Einzelstimmen sein. Aber sie sind da. Und sie lassen sich mühelos finden. Sie sind ebenso in der Welt wie Gewalt- und Terrorakte, die im Namen der Religion begangen werden, und sie tragen zu den Missverständnissen zwischen Mehrheitsbevölkerung und muslimi- scher Community bei (siehe den Beitrag von Khoury). Man kann solche Ausfälle auf Dauer weder allein mit der Feindseligkeit in manchen Teilen der deutschen Gesellschaft beiseiteschieben, noch kann man sich immer wieder auf den Hin- weis zurückziehen, dass dies alles mit „dem“ Islam nichts zu tun habe – insbe- sondere dann nicht, wenn sich weiterhin „Muslime“ namentlich mit Worten und Taten negativ hervortun. Man mag es als ungerecht werten, dass fast nur kriti- Einleitung 11 sche Aspekte zum Islam in der Öffentlichkeit stehen, während doch die Muslime in ganz überwiegender Zahl friedlich und unauffällig ihrem Alltagsleben nach- gehen, aber Grundlage dieser Berichterstattung sind nun einmal die Feindselig- keiten und die Gewaltakte an sich, wer diese bekämpft, der bekämpft auch das negative Islambild in den Medien (siehe den Beitrag von Schneiders). Wenig zielführend sind dagegen die mehr oder weniger naiven Versuche, die islamische Theologie und Geschichte zu verherrlichen, indem nur auf positi- ve und verklärende Aspekte hingewiesen wird – etwa in Bezug auf den Prophe- ten Muhammad oder hinsichtlich der Biografien historischer Persönlichkeiten (siehe die Beiträge von Brunner und Elger). In Zeiten, in denen der Islam unter weltweiter „Aufsicht“ steht, sind solche Vorstöße nur allzu durchschaubar. Man muss nicht gleich die Existenz des historischen Muhammad leugnen oder den Offenbarungscharakter des Koran anzweifeln, aber man muss nüchtern zur Kenntnis nehmen, dass die historische Quellenlage nachweisbar dürftig ist (siehe den Beitrag von Kiltz). Jedenfalls ist nicht alles so überschaubar, wie es die is- lamische Tradition überliefert. Mangelnde Ehrlichkeit beziehungsweise man- gelnde Differenzierungsfähigkeit gerade an dieser Stelle markiert den Ausgangs- punkt für den Weg in den Fundamentalismus. Die Lage vieler muslimischer Bürger in Deutschland ist nicht rosig. Bil- dungsdefizite, Arbeitslosigkeit, schlechte Wohnsituationen und so weiter ziehen Erziehungsprobleme, Einschränkungen der persönlichen Individualität (siehe die Beiträge von Toprak, Charlier und Behr) oder hohe Kriminalitätsraten nach sich. Das hat zwar direkt mit dem Islam erst einmal nichts zu tun, aber laut diversen Studien der vergangenen Jahre sind Menschen mit türkischem oder arabischem Familienhintergrund in Deutschland signifikant davon betroffen oder daran be- teiligt. Da sich nun die meisten von ihnen vor allem als Muslime verstehen (sie- he zum Beispiel die Studie Muslime in Deutschland des Bundesinnenministeri- ums von 2007), ist die Situation faktisch doch wieder ein Problem, dem sich die Glaubensanhänger – vor allem die religiösen Würdenträger und Funktionäre – stellen müssten. Allerdings fehlt ihnen auch oftmals das Potenzial, sich wirksam zu Wort zu melden. Navid Kermani führt dies unter anderem auf die soziale Struktur der muslimischen Einwanderer zurück: „Anders als nach Frankreich oder nach England mit ihren kolonialen Vergangenheiten sind so gut wie keine Eliten aus muslimischen Ländern nach Deutschland gekommen, die natürlicher- weise an einem allgemeinen, öffentlichen Diskurs partizipieren und etwa mit christlichen Theologen oder europäischen Intellektuellen auf gleicher Augenhö- he debattieren können. Solche Eliten bilden sich, wenn überhaupt, erst langsam, in der zweiten, dritten Generation der Einwanderer, heraus.“ (Die Zeit, 18.11.04) Nach wie vor sind Einwandererkinder wie Kinder aus klassischen Arbeiterfami- lien an Universitäten unterrepräsentiert, und wenn sie denn ein Studium aufneh-

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.