JacobNoigt· Investitionsrechnung Herbert Jacob und Kai-Ingo Voigt Investitionsrechnung Mit Aufgaben und Losungen 4., uberarbeitete und erweiterte Auflage GABLER Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Jacob ist em. Professor fur Betriebswirtschaftslehre an der Universitat Hamburg und wissenschaftlicher Leiter des Instituts fur interna tionale betriebswirtschaftliche Forschung e. V. (IbF) in Hamburg. Dr. Kai-Ingo Voigt ist Hochschulassistent und Habilitand am Seminar fur Indu striebetriebslehre und Organisation der Universitat Hamburg. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Jacob, Herbert: Investitionsrechnung : mit Aufgaben und Losungen / Herbert Jacob und Kai-Ingo Voigt. - 4., tiberarb. und erw. Aufl. - Wiesbaden: Gabler, 1994 (Gablers Kurzlehrbiicher) 1.-3. Aufl. u.d.T.: Jacob, Herbert: Kurzlehrbuch Investitionsrechnung NE: Voigt, Kai-Ingo ISBN-13: 978-3-409-37224-4 e-ISBN-13: 978-3-322-85768-2 001: 10.1007/978-3-322-85768-2 l. Auflage 1977 2. Auflage 1979 3. Auflage 1984 1.-3. Auflage unter dem Titel: Kurzlehrbuch Investitionsrechnung 4. Auflage 1994 Der Gabler Verlag ist ein Untemehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. © BetriebswirtschaftIicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1994 Lektorat: Silke Specht Das Werk einschlieBlich alIer seiner Teile ist urheberrechtlich geschtitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzuliissig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr Vervielfiiltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Hochste inhaltliche und technische Qualitiit unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Verbreitung un serer Bticher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf siiurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie besteht aus Polyiithylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der HerstelIung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB soIche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dtirfen. Satz: Satzstudio RESchulz, Dreieich-Buchschlag Vorwort zur ersten Auflage Urn produzieren zu konnen, muB zuvor investiert werden. Die Investi tionspolitik der Unternehmung wird damit zu einem Angelpunkt des betrieblichen Geschehens. Von ihr hiingt es weitgehend ab, ob und wie ein Unternehmen den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden vermag, ob es in der Lage ist, sich durchzusetzen, zu wachsen und zu gedeihen, oder ob es iiber kurz oder lang seinen Platz anderen starkeren Konkurrenten iiberlassen muB. Hier Hilfestellung zu leisten, ist die Aufgabe der InvestitionsrechR.ung. Sie bemiiht sich urn eine - im Hinblick auf die Zielsetzung des Unter nehmens - optimale Gestaltung der Investitionstatigkeit. Nicht auf Grund yager Hoffnungen und gefiihlsbetonter Erwagungen sollen Investitions entscheidungen getroffen werden, sondern, soweit das iiberhaupt moglich ist, auf der Grundlage einer rationalen Durchdringung der Zusammen hange und Gegebenheiten. In dem hier vorliegenden Band, der als Kurzlehrbuch konzipiert ist, wer den die relevanten Verfahren der Investitionsrechnung, die eine rationale Beurteilung investitionspolitischer Magnahmen ermoglichen sollen, in gestraffter Form dargestellt und ihre Anwendungsmoglichkeiten gezejgt1). Nach einer Beschreibung der Investitionsbereiche und einer Darlegung der allgemeinen Grundlagen und Zusammenhange befagt sich Kapitel III mit den klassischen Methoden der Investitionsrechnung. Die Beurteilung einer einzelnen I nvestition , das Wahlproblem, die Ermittlung der optimalen Nutzungsdauer und des optimalen Ersatzzeitpunktes von Maschinen und Anlagen sowie die Bestimmung des zieladaquaten Investitionsprogrammes werden hier behandelt. Der Investitionsplanung mit Hilfe der linearen Programmierungsrechnung sind die Kapitel IV und V gewidmet. Jede Investitionsentscheidung beruht notgedrungen auf Daten, die mehr oder weniger unsicher sind. Es steHt sich damit die Frage, wie diesem Phiinomen der Unsicherheit begegnet werden kann, d. h. welche Moglich keiten bestehen, dennoch zu rational begriindeten Entscheidungen zu gelangen. Sowohl bei der Behandlung der klassischen Methoden als auch bei der Betrachtung der komplexeren Investitionspianungsmodelle ist dieser Fragenkreis beriicksichtigt worden. I) Zu iihnlichen Themenkreisen siehe die Handworterbuch-Artikel des Verfassers "Investitions planung" in: Hd Finanzwirtschaft, Stuttgart 1976, Sp. 872 ff.; "Investitionsplanung". in: Hd Betriebswirtschaft, Stuttgart 1975, Sp. 1978 ff.; "Investitionen, II. betriebswirtschaftliche", Hd Wirtschaftswissenschaft, Stuttgart, New York u. a. 1977, S. 254 ff. 5 Die Methoden der Investitionsrechnung stellen Planungsinstrumente dar. Es geniigt nicht, sie nur theoretisch verst and en zu haben. U m sie richtig einsetzen zu konnen, muS ihre Anwendung geiibt und beherrscht werden. Zu diesem Zweck ist der Textteil durch einen nahezu ebenso umfangrei chen Aufgabenteil erganzt worden. An Hand der hier gestellten Planungs und Entscheidungsaufgaben sollen die Methoden der Investitionsrechnung geiibt und ihre Anwendung gelehrt werden. Zu jeder Aufgabe ist die Lo sung angegeben. Meinen Mitarbeitern, den Herren Dr. Bahsi, Dr. Trilck und Dr. Leber, danke ich fiir ihre Hilfe beim Entwurf der Aufgaben und der Erstellung der Losungen sowie fiir wertvolle Hinweise und Anregungen. Der Band erscheint ebenfalls in tiirkischer Sprache, herausgegeben von dem Institut fiir Rechnungswesen an der betriebswirtschaftlichen Fakultat der Universitat Istanbul. Allen jenen, die diese Ausgabe ermoglichten, mochte ich auch an dieser Stelle meinen Dank sagen. Vorwort zur vierten Auflage Das Grundkonzept des Buches erwies sich auch angesichts der neueren Entwicklungen als so tragfahig, daS es fiir die vierte Auflage beibehalten werden konnte: Als maSgebliches Ordnungskriterium dient die Problem struktur, das heiSt hier: die Art der Interdependenzen, die in einem kon kreten Fall beriicksichtigt werden miissen. Die Methoden der Investitions rechnung sind, nach diesem Kriterium geordnet, behandelt. Der Text wurde insgesamt iiberarbeitet und in einigen wesentlichen Punk ten erganzt. Neu sind die Abschnitte III.E und V.D, die sich mit der Wir kung von Steuern auf die Investitionsentscheidung befassen. In Abschnitt III.E wird der EinfluS von Steuern bei Anwendung der klassischen Me tho den der Investitionsrechnung aufgezeigt. Abschnitt V.D behandelt die gleiche Problematik im Rahmen von Integrationsmodellen. Die Aufgaben 26, 27 und 40 geben Gelegenheit, sich in der Handhabung des in den ge nannten Abschnitten Dargebotenen zu iiben. Fiir die Konzeption und Abfassung der zusatzlichen Abschnitte und sein Mitwirken bei der Gesamtiiberarbeitung danke ich meinem langjahrigen Mitarbeiter, Herrn Dr. Kai-Ingo Voigt. Nicht vergessen seien die Anre gungen meiner friiheren Mitarbeiter, der Herren Dr. Jorn Roper, Dr. Dr. Reinhart Schultz und Dr. Reinhard Wienke. Ein erweitertes Sachwortregi ster solI den Gebrauch des Lehrbuches erleichtern. HERBERT JACOB 6 Inhaltsverzeichnis I. Investitionsbegriff und Investitionsbereiche 11 A. Der Investitionsbegriff .................................. 11 B. Die Investitionsbereiche ................................. 11 1. Investitionen zum Auf- und Ausbau des Produktionsapparates 13 2. Finanzinvestitionen ................................... 15 3. Investitionen im Personalbereich ....................... 15 4. Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung ..... 16 5. Investitionen zur Starkung des akquisitorischen Potentials der U nternehmung ................................... 17 6. Die Beziehungen zwischen den Investitionsbereichen und ihre Beriicksichtigung bei der Planung .................. 17 II. Das Interdependenzproblem im Produktionsbereich ........... 20 A. Die indirekten Interdependenzen ......................... 20 B. Die direkten Interdependenzen ........................... 21 III. Die klassischen Methoden der Investitionsrechnung ........... 25 A. Vorbemerkungen ....................................... 25 B. Kriterien zur Beurteilung der Ertragskraft einer einzelnen Investition ............................................. 26 1. Die Kapitalwertmethode ............................... 26 2. Die Interne-ZinsfuB-Methode .......................... 27 3. Die Annuitatsmethode ................................ 29 c. Das Wahlproblem ...................................... 31 D.Optimale Nutzungsdauer und Ersatzproblem .............. 34 1. Optimale Nutzungsdauer einer nicht zu wiederholenden Investition ........................................... 35 2. Optimale Nutzungsdauer einer einmal identisch zu wieder- holenden Investition .................................. 37 7 3. Optimale Nutzungsdauer einer unendlich oft identisch zu wiederholenden Investition ......................... 39 4. Das Ersa.tzproblem ................................... 42 E. Beriicksichtigung von Steuern ............................ 46 1. Standardmodell zur Beriicksichtigung von Ertragsteuern 47 2. Standardmodell unter Beriicksichtigung von Substanzsteuern .................................. 49 F. Moglichkeiten zur Beriicksichtigung der Unsicherheit der Daten ............................................. 51 1. Das Rechnen mit »wahrscheinlichsten" und »kritischen" Werten .................................. 51 2. Kriterien zur Messung des Risikos und ihre Ermittlung ... 52 G. Die Ermittlung des zieladaquaten Investitionsprogramms .... 54 1. ... auf der Grundlage von Kapitalwerten ................ 54 2 .... auf Grund von Gewinn-Annuitaten .................. 55 3 .... mit Hilfe interner ZinsfiiBe ......................... 55 4. Die Beriicksichtigung unsicherer Daten 56 IV. Kapitalwertmodelle 58 A. Einperiodige Kapitalwertmodelle ......................... 58 B. Mehrperiodige Kapitalwertmodelle ....................... 63 1. Modelltyp I ......................................... 63 2. Modelltyp II ........................................ 68 3. Vergleich der Modelltypen I und II .................... 71 V. Integrationsmodelle ....................................... 76 A. Einfiihrende Erlauterungen .............................. 76 B. Darstellung eines Integrationsmodelles .................... 77 C.Erganzende Bemerkungen ............................... 84 D. Erweiterungen des Grundmodells 87 VI. Die Beriicksichtigung unsicherer Daten im Rahmen der Investitionsprogrammplanung ........................... 93 8 A. Der Chancen-Risiken-Vergleich .......................... 93 B. Flexibilitat und Unsicherheit ............................. 97 C. Chance-Constrained-Programming ........................ 99 D. Portfolio-Selection 100 Aufgaben und Losungen ...................................... 103 Zu Abschnitt III.B.: Zur Beurteilung der Ertragskraft einer einzelnen Investition - Aufgaben 1-11 ................... 103 Zu Abschnitt III.C.: Das Wahlproblem - Aufgaben 12-17 111 Zu Abschnitt III.D.: Optimale Nutzungsdauer und Ersatzproblem - Aufgaben 18-25 ..................................... 117 Zu Abschnitt III.E.: Beriicksichtigung von Steuern - Aufgaben 26-27 ..................................... 126 Zu Abschnitt III.F.: Zur Beriicksichtigung der Unsicherheit der Daten - Aufgaben 28-32 ........................... 130 Zu Abschnitt III.G.: Die Ermittlung des zieladaquaten Investitions- programms - Aufgaben 33-34 .......................... 137 Zu Abschnitt IV.: Kapitalwertmodelle - Aufgaben 35-36 147 Zu Abschnitt V.: Integrationsmodelle - Aufgaben 37-40 ....... 155 Zu Ahschnitt VI.: Die Beriicksichtigung unsicherer Daten im Rahmen der Investitionsprogrammplanung - Aufgabe 41 ... 171 Literatur .................................................... 183 Tabelle der Auf- und Abzinsungsfaktoren, Kapitalwiedergewinnungs- und Barwertfaktoren .......................................... 187 Sachregister .................................................. 193 9 I. Investitionsbegriff und Investitionsbereiche A. Der Investitionsbegriff Der Begriff "Investition" wird in der Praxis, auch in der Literatur, zum Teil sehr uneinheitlich gebraucht. Hier solI von der folgenden Definition ausgegangen werden: Eine Investition ist die Anlage finanzieller Mittel in Objekten materieller oder immaterieller Art, die im Hinblick auf die Zielsetzung des Investors Hingerfristig von Nutzen zu sein versprechen. Bet r i e b lie h e Investitio nen sind demgemaB solche Anlagen von Geldmitteln, die dem Auf- und Ausbau, der Gestaltung und Ausstattung eines Betriebes dienen. Dabei ist der Begriff "Ausstattung" weit zu fassen. Zur Ausstattung eines Betriebes gehoren auch sein "Know-how" und ebenfalls sein Marktpotential. Fagt man ein Unternehmen als ein System, d. h. eine geordnete Zu sammenstellung produktiver Krafte und Faktoren auf, mit dessen Hilfe bestimmte Ziele erreicht werden sollen, so werden insbesondere zwei Aufgabenbereiche der Unternehmensfiihrung sichtbar: 1. Das System "Unternehmung" ist so zu gestalten und auszustatten, dag es den Anforderungen, die sich aus der Zielsetzung ergeben, moglichst gut zu geniigen vermag. 2. Das System ist zieladaquat zu steuern. Magnahmen, die auf die Gestaltung und Ausstattung des Systems "Unter nehmung" gerichtet sind, stell en Investitionen (oder Desinvestitionen) dar; sie bilden den Gegenstand der Investitionsplanung und -rechnung. B. Die Investitionsbereiche Betriebliche Investitionen konnen sehr unterschiedliche Bereiche im Rah men eines Betriebes betreffen und damit entsprechend verschiedenartigen Zwecken dienen. Sie nach diesem Gesichtspunkt zu ordnen, vermittelt nieht nur einen Einbliek in die Vielfalt der Investitionsmogliehkeiten und -notwendigkeiten, sondem fiihrt zugIeieh aueh zu einer Gliederung, die im Hinbliek auf die Beurteilung der Investitionen und die dabei anzuwenden den Methoden von Bedeutung ist. Zu unterseheiden sind: 11 1. Investitionen, die dem Auf- und Ausbau des Produktionsapparates dienen. Der Produktionsapparat im hier gebrauchten weiteren Sinne umfaBt samtliche Einrichtungen (Maschinen, Anlagen, Fuhrpark usw.), die der ErsteHung, Beforderung und Lagerung der Erzeugnisse dienen; auch die hierfiir erforderlichen Grundstiicke und Gebaude gehoren dazu. 2. Finanzinvestitionen. Hier sind zu unterscheiden - Beteiligungen, die das Unternehmen eingeht, urn einen fiir das eigene Wohlergehen niitzlichen wirtschaftlichen Einflug ausiiben zu konnen, und - - Finanzanlagen, die dem Zwecke dienen, fliissige Mittel, fiir die keine ahnlich rentablen Anlagemoglichkeiten in den anderen Bereichen be stehen oder die nach relativ kurzer Zeit wieder verfiigbar sein solIen, gewinnbringend anzulegen. 3. Investitionen im Personalbereich. Sie dienen dazu, nach Quantitat und Qualitat jeweils iiber den Personalbestand verfiigen zu konnen, der be notigt wird, urn die angestrebten Ziele zu verwirklichen. 4.Investitionen im Bereich der Forschung und Entwicklung. Der Zweck dieser Investitionen besteht darin, die Voraussetzungen fUr die Entwick lung neuer oder verbesserter Produkte und neuer oder verbesserter Produktionsverfahren zu schaffen und diese Entwicklungen durchzu fiihren. 5. Investitionen, mit deren Hilfe das Image des Unternehmens verbessert, insbesondere sein akquisitorisches Potential erhoht werden soH. Langer fristig wirksame WerbemaBnahmen gehoren ebenso hierhin wie Aus gaben, die darauf abzielen, eine schlagkraftige Absatzorganisation auf zubauen oder Markte neu zu erschliegen. Der vorstehende Katalog ist, urn moglichst alle Investitionsarten ein ordnen zu konnen, urn zwei Positionen zu erganzen, namlich urn 6. Investitionen zum Auf- und Ausbau der Innen- und AuBenorganisation des Unternehmens (z. B. Einrichtung eines leistungsfahigen Informa tionssystems), sofern derartige MaBnahmen nicht schon unter den Punk ten 1, 3 und 5 zu erfassen sind und 7. Sozialinvestitionen. Mit ihnen solI die Wohlfahrt der Belegschaft gefor dert werden. Zu nennen sind hier z. B. der Bau von Wohnhausern, Er holungsheimen, Kantinen, Sportanlagen u. a. In Abb. 1 sind die fiinf we sentlichen Investitionsbereiche und ihre Auswirkungen dargestelIt. 12