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Intuition oder Kalkül?: Zur (Un-)Konventionalität ästhetischer Kommunikation am Beispiel der Musikproduktion PDF

212 Pages·2003·8.125 MB·German
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Gerrit Jons-Anders Intuition oder Kalkiil? KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT Gerrit Jons-Anders Intuition oder Kalkiil? Zur (Un-)Konventionalitat asthetischer Kommunikation am Beispiel der Musikproduktion Mit einem Geleitwort von PO Dr. Joachim Westerbarkey Deutscher Universitats-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Universitat Munster, 2002 1. Auflage Marz 2003 Aile Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2003 Lektorat: Ute Wrasmann / Anita Wilke Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.9s unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnun gen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der An nahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier I SBN-13: 978-3-8244-4525-7 e-I SB N-13: 978-3-322-81298-8 DOl: 10.1007/978-3-322-81298-8 Geleitwort Intuition und Kalkiil bilden em Spannungsfeld kompositorischer Selektionskriterien, das bisher theoretisch nicht angemessen modelliert werden konnte. Stattdessen wird zur Analyse von Musikkommunikation gewohnlich die problematische Differenz von Kunst und Alltags kommunikation verwendet, ohne zugleich das Konzept asthetischer Kommunikation zu kliiren. Gerrit Jons-Anders bestreitet nunmehr die Brauchbarkeit dieser traditionellen Unter scheidung, und er weist darauf hin, dass die postulierte asthetische Theorie bereits in S. J. Schmidts Kommunikationstheorie enthalten ist. Urn dessen Modell exemplarisch zu konkre tisieren und empirisch zu iiberpriifen, versucht er, die kognitive Entstehung von Musik zu entratseln, wobei er das fast vergessene Konzept der intrapersonalen Kommunikation re aktualisiert. Theoretisch kommt er zunachst zu dem Schluss, dass das Musiksystem nicht mit dem Kunstsystem identisch sein kann, weil asthetische Kommunikation ein Aspekt jeder Kommu nikation ist, ob diese nun als kunstvoll, asthetisch oder alltaglich bezeichnet wird oder nicht. Als hilfreich erweist sich hier das Konventionalisierungskonzept der Cultural Studies, das die gleichzeitige Einhaltung und Negation kommunikativer Konventionen hervorhebt. Dies gilt nicht nur fur die Produzenten asthetischer Medienangebote, die immer ein Mindestmail an Konventionen zu beachten haben, sondem flir die gesamte Medienkultur, die asthetische Kommunikationskriterien zu allgemeinen macht. Mithin muss Asthetik nicht als Qualitat, sondem als Resultat von Wahmehmungen (i. S. v. Sinnbildung und Nutzenbewertung) be griffen werden. Sein eigenes Modell musikalischen Schaffens beruht schlieJ31ich auf der Annahme, dass musikalische Kreativitat ein mehrstufiger Prozess eines als Interaktion konzipierten Probe handelns ist, also eine bewusste Simulation interpersonalen Handelns, die stets sozial bedingt und gemeint ist. Urn diesen Prozess systematisch zu rekonstruieren, gliedert er ihn in die drei konsekutiven Phasen Inspiration, Komposition und Produktion, die verschiedene kognitive Systemzustiinde markieren, aber iihnliche intrapersonale Kommunikationsstrukturen beinhal ten. Dazu hat er acht Komponisten befragt, die er typologisch als "KiinstIer", ,,Klang-For scher" und "Pragmatiker" klassifiziert, urn das Spektrum zwischen hoch-und niedrig-konven tionalisierter Produktion abzudecken. Damit leistet er nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Entmystifizierung musikalischer Inspiration und Kreativitat, sondem er liefert auch schliissige Erkliirungen dafur, wie und warum soziale Determinanten das Mail kreativen Kalkiils beein flussen. Joachim Westerbarkey v Vorwort "Ober Geschmack lasst sich nicht streiten!" - fUr die Kunst gilt diese Redewendung sicherlich nur bedingt. Vielmehr ist es gerade die Subjektivitat des Betrachters, die immer wieder zu Diskussionen, ja sogar regelrechten Auseinandersetzungen tiber Qualitat und Gefallen eines Werkes fUhrt. Eine kommunikationswissenschaftliche, entdifferenzierte Perspektive, die Kreativitat nicht (nur) im Gegensatz, sondem in erster Instanz in Abhangigkeit von Konventionalitaten erfasst, nimmt in dieser Frage zwangslaufig eine re1ativierenden Standpunkt ein. Viele Indizien weisen jedoch darauf hin, dass es hilfreich ist, sich einen so1chen Standpunkt vor Augen zu fUhren, und erst in einem zweiten Schritt die (stets problematischen) Bewertungskriterien fUr Kunst und Nicht-Kunst einzufUhren. Am Beispiel der Musikproduktion bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass Produzenten asthetischer Medienangebote diese grundsatzlich in dem Wissen urn Nutzererwartungen und damit auch in dem Wissen um Hoch- und Niedrigkonventionalitat materialisieren, und zwar sowohl in Bezug auf einzelne Genres als auch auf ein genretibergreifendes kollektives Wissen. Das hat entscheidende Auswirkungen auf die klassischen Determinanten asthetischer Theorien. Der Erkenntnisgewinn meiner Arbeit liegt meines Erachtens darin, diese Auswir kungen aufzuzeigen und vor dem Hintergrund des hier entwickelten Ansatzes zu reflektieren. Sie nimmt deswegen aber nicht fUr sich in Anspruch, ausdifferenzierte Ansatze der Kunst oder Musikwissenschaft zu ersetzen, sondem mochte in erster Linie als Denkanstoss und Dis kussionsgrundlage flir weitere Untersuchungen zu diesem Thema verstanden werden. Die Arbeit ist in dieser Form im Oktober 2002 seitens der Philosophischen Fakultat der West falischen-Wilhems-Universitat in Miinster als Dissertation angenommen worden. In diesem Zusammenhang danke ich Priv.-Doz. Dr. Joachim Westerbarkey und Prof. Dr. Siegfried 1. Schmidt flir die in jeder Hinsicht engagierte Betreuung, femer dem Land Nord rhein-Westfalen fUr finanzielle Forderung, Jan Oliver Jost fUr philosophischen Austausch, meiner Familie flir das in mich gesetzte Vertrauen und zu guter Letzt den Befragten meiner Studie fUr die anregenden Gesprache und -nicht selbstverstandlichen -Einblicke. Gerrit Jons-Anders VII Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Entdeckungszusammenhang 7 2. 1. Disziplinlosigkeit vs. Interdisziplinaritiit 7 2. 2. Zur Themengeschichte 9 2. 2. I. Musik-Kommunikation? 9 2. 2. 2. Syntaktische Kommunikationsmodelle 12 2. 2. 3. Semantische Kommunikationsmodelle 16 2. 2. 4. Pragmatische Kommunikationsmodelle 18 2. 2. 5. Neuere Forschungsansiitze 21 2.2.5. 1. Musikkommunikationstheoretische Ansiitze 22 2.2.5.2. Musiksoziologische Ansiitze 28 2.2.5.3. Musikpraktische Ansiitze 32 2.3. Zusammenfassung 33 3. Theoretische Grundlagen 35 3. 1. Konsequenzen 35 3.2. Die Kommunikationstheorie S. J. SCHMIDTs (1998) 37 3.3. Zusammenfassung 47 4. Asthetische Implikationen 49 4. 1. Einfiihrende Erliiuterungen 49 4. 1. 1. "Kommunikation, iisthetisch" - BAECKER (1998) 54 4. 1. 2. "Kalte Faszination ... " - SCHMIDT (2000) 55 4. 1. 3. Zum Verhiiltnis von Kunst und Konvention(alisierung) 56 4. 2. Kultur = Medienkultur!? 61 4. 3. A.sthetisierung des Alltags 64 4. 4. Das Paradoxe im Detail 68 4. 5. Originalitiit im Detail - Anmerkungen zum Stellenwert des 'Neuen' in der Kunst 75 4. 6. Polyfunktionalitiit oder Funktionslosigkeit? 78 4. 7. Der Begriff der A.sthetik - Aspekte einer Sinnbildungstheorie 82 IX 5. Zum Entstehungsprozess musikalischer Produktion: Ein.Modell intrapersonaler Musikkommunikation 87 5. 1. Zur Terminologie 87 5.2. Zum Stellenwert intrapersonaler Kommunikation 87 5.3. Aufbau und Funktionsweise des Modells 92 5.3. 1. Inspiration 95 5.3.2. Komposition 99 5.3.3. Produktion 104 5.3.3. 1. Exkurs: Das Kunstwerk im Zeitalter digitaler Re- produzierbarkeit 106 5.4. Zusarnmenfassung 107 6. Intuition oder Kalkiil? - 8 Produzentenbefragungen als Fallbeispiele der Ausdifferenzierung 109 6. 1. Zur Methode der Leitfadeninterviews 109 6.2. Intuition oder Kalkiil? - Zwei analytische Definitionen 110 6.3. Zur Hypothesenbildung 114 6.4. Indikatorenbildung und forschungsleitende Fragen 115 6.5. Zum Beobachterproblem 118 6.6. Zu den Befragten 119 6.7. Zum Leitfaden 120 6.8. Zur Interviewftihrung 120 6. 9 Auswertung 121 6. 9. 1. Der kiinstlerische Produzententyp 125 6. 9. 1. 1. Die Steckbriefe 126 6. 9. 1. 2. Musikalisches Selbstverstiindnis 126 6.9. 1. 3. Standardisiert vs. nicht-standardisiert 128 6. 9. 1. 4. Okonomische Determiniertheit 131 6.9. 1. 5. Interagierende Aktanten 133 6.9.1. 6. Musikalische Vorgaben 136 6.9. 1. 7. Deadline und Budget 137 6.9. 1. 8. Zusammenfassung 138 6. 9. 2. Der Klang-Forscher 139 6. 9. 2. 1. Die Steckbriefe 140 6. 9. 2. 2. Musikalisches Selbstverstiindnis 141 x 6.9.2.3. Standardisiert vs. nicht-standardisiert 141 6. 9. 2. 4. Okonomische Determiniertheit 145 6.9.2.5. Interagierende Aktanten 146 6.9.2.6. Musikalische Vorgaben 147 6.9.2. 7. Deadline und Budget 148 6.9.2.8. Zusammenfassung 149 6.9.3. Der pragmatische Produzententyp 150 6.9.3. 1. Die Steckbriefe 150 6.9.3.2. Musikalisches Selbstverstandnis 151 6.9.3.3. Standardisiert vs. nicht-standardisiert 152 6.9.3.4. Okonomische Determiniertheit 156 6.9.3.5. Interagierende Aktanten 158 6.9.3.6. Musikalische Vorgaben 162 6.9.3.7. Deadline und Budget 163 6.9.3. 8. Zusammenfassung 165 6.9.4. Typenubergreifender Vergleich 166 7. Fazit 177 Literaturverzeichnis 187 Anhang Interview-Leitfaden 203 XI Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 1: "Beobachtungsaspekte medienwissenschaftlicher Fo rschung" 38 Abb.2: "Entstehungsprozess musikalischer Produktion" 92 Tab. I: "Typeniibergreifender Vergleich" 166 XIII

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