Marketing und Innovationsmanagement Marc Liewehr Internationalisierun- gspotenziale im Zeitschriftenmarkt Ein Bewertungsmodell für das Verlagsmarketing Mare Liewehr Internationalisierungspotenziale im Zeitschriftenmarkt GABLER EDITION WISSENSCHAFT Marketing und Innovationsmanagement Herausgegeben von Professor Dr. Martin Senkenstein Die Schriftenreihe .. Marketing und lnnovationsmanagement" soll drei für die Betriebswirtschaftslehre richtungsweisende Forschungsfel der integrieren: die marktorientierte Unternehmensführung mit Fragen der Kunden- und der Wettbewerbsorientierung, die marktori entierte Technologiepolitik mit allen Fragen des Innovationsmanage ments und schließlich das internationale Marketing mit einer speziel len Fokussierung auf den Ostseeraum und Osteuropa. Die Schriften reihe will dabei ein Forum für wissenschaftliche Beiträge zu diesen Themenbereichen des Marketing-Managements bieten, aktuelle Forschungsergebnisse präsentieren und zur Diskussion stellen. Mare Liewehr Internationalisierungs potenziale im Zeitschriftenmarkt Ein Bewertungsmodell für das Verlagsmarketing Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Martin Senkenstein Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Dissertation Universităt Rostock, 2001 1. Auflage Juli 2002 Alle Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 2002 UrsprOnglich erschienen bei Deutscher Universităts-Verlag GmbH, Wiesbaden 2002 Lektorat: Brigitte Siegel 1 Sa bine Schăller www.duv.de Das Werk einschlie131ich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschUtzt. Jede Verwertung aul3erhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulăssig und strafbar. Das gilt insbe sondere tur Vervielfăltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als trei zu betrachten wăren und daher von jedermann benutzt werden dUrften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipi.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf săurefreiem und chlorfrei gebleichtem Pa pier ISBN 978-3-8244-7685-5 ISBN 978-3-663-10397-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-10397-4 V Geleitwort Internationalisierungs- und Globalisierungsstrategien sind in der jüngeren Marketing- und Managementforschung immer wieder Gegenstand der Diskussion. Dabei ist insbesondere die Standardisierung oder Differenzierung der Marktbearbeitungsaktivitäten im internationalen Marketing Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. In diesem Zusammenhang ist auf unterschiedlichstem Aggregationsniveau und aus verschiedensten Perspektiven analysiert worden, in welchen Märkten oder auch ftir welche Marketingmixinstrumente welche Standar disierungspotenziale bestehen. Die Entwicklung der Volkswirtschaften in den mittel- und osteuropäischen Konversionsstaa ten in den vergangenen Jahren hat auch ftir diesen Marktraum die Fragestellung aufgeworfen, ob und in welcher Form Produkte und Marktbearbeitungsstrategien, die sich in Westeuropa als erfolgreich erwiesen haben, auf diese Märkte übertragen werden können. Dies berührt somit die Forschungstradition, die im internationalem Marketing als Standardisierungsfor schung Eingang in die Literatur gefunden hat. Dieser Forschungsfrage kommt speziell in Me dienmärkten eine besondere Relevanz zu, weil diese Märkte bis zum Wechsel des kommuni stischen Herrschaftssystems und teilweise darüber hinaus in besonderer Weise reglementiert und reguliert waren. Dies hat zu einem ausgeprägt kritischen Verhältnis der Leser zu den je weiligen Medien geführt, ein Anzeigenmarkt war bis zur Konversion nicht existent. Vor diesem Hintergrund hat sich die vorliegende Schrift die Aufgabe gestellt, ein Analyse und Bewertungsmodell zu entwickeln, das die Potenziale zur standardisierten Internationali sierung von Zeitschriften - unabhängig von den Markträumen, in die internationalisiert wer den soll - aufzeigen soll. Dazu sollen die relevanten Einflussfaktoren des Standardisierungs potenzials auf der Produktebene-sowohl aus der Perspektive des Leser- als auch des Anzei genmarktes - erfasst und zu einem Bewertungsmodell zusammengeftihrt werden. Darüber hinaus soll - am Beispiel ausgewählter Zeitschriftenmarken bzw. -konzepte, die in jüngerer Vergangenheit aus Deutschland auf Polen, Ungarn und Russland übertragen wurden - über prüft werden, inwieweit das Analyse- und Bewertungsmodell die in der Praxis der Internatio nalisierung im Verlagsmarketing beobachtbaren Standardisierungs- bzw. Differenzierungs strategien reproduzieren kann. Bereits mit dieser Zielsetzung wird deutlich, dass der Verfasser eine konsequent entschei dungsorientierte Arbeit vorlegt, die ausgehend von einer detaillierten Analyse der Ergebnisse bestehender Forschungsarbeiten zur Internationalisierung im Verlagsmarketing bzw. angren zender Forschungsfelder ein eigenständiges Analyse- und Bewertungsmodell entwickelt und empirisch auf der Grundlage von Fallbeispielen überprüft. Er liefert damit gezielte Lösungs vorschläge zur Gestaltung standardisierter Internationalisierungskonzeptionen im Verlags marketing. Es ist deshalb zu wünschen, dass die vorliegende Schrift in Theorie und Praxis eine weite Verbreitung findet. Prof. Dr. Martin Henkenstein VII Vorwort Vor gerade einmal 25 Jahren gab es die ersten Engagements deutscher Großverlage in ausländischen Märkten. Erfolgreiche Zeitschriftenkonzepte wurden in neue Märkte übertragen und an die jeweiligen Marktbedingungen angepasst. Dieses Vorgehen hat sich über die Jahre für die Verlage als sehr erfolgreich erwiesen, so dass das Auslandsgeschäft mitunter einen bedeutenden Teil des Gesamtumsatzes ausmacht. Aufgrund der hohen Entwicklungs- und Markteinflihrungskosten ftir neue Zeitschriften ist ein Transfer von erfolgreichen Konzepten in fremde Märkte ökonomisch sinnvoll und notwendig. Im Konsumgütermarketing stellt die Frage nach den Standardisierungsmöglichkeiten und Differenzierungsnotwendigkeiten einen zentralen Aspekt dar. Auf dem Gebiet der Medien hingegen, sind solche Ansätze nur sehr selten zu finden und beschränken ihre Betrachtung meist auf einzelne Zeitschriftentypen oder sehr spezifische Fragestellungen, die isoliert betrachtet werden. Dies ist umso verwunderlicher, da die Branche sonst eine sehr aufwändige Marktforschung betreibt und versucht, ein möglichst detailliertes Bild von ihren Lesern zu erhalten. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die ersten erfolgreichen Schritte ins Ausland oftmals auf der Intuition erfahrener Verlagsmanager basierten, so dass in den Anfangsjahren noch kein großer Bedarf an theoretisch-wissenschaftlicher Analyse gegeben war. Mit der politischen Wende in Osteuropa öffnete sich dann ein großer Markt fiir westliche Verlage, den es möglich! schnell und strukturiert mit den eigenen Produkten zu erschließen galt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war die Notwendigkeit einer intensiveren wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dieser Problematik gegeben. Das Ziel der Untersuchung ist daher die Entwicklung eines Analyse- und Bewertungsmodells für das internationale Zeitschriftenmarketing, das die strukturierte und möglichst umfassende Identifikation aller relevanten Einflussfaktoren auf die Internationalisierung einer Zeitschrift ermöglicht. Dabei wird gezielt auf die bestehenden Erkenntnisse aus anderen Wissenschaftsbereichen zurückgegriffen, die sich auf das Untersuchungsobjekt "Zeitschrift" übertragen lassen. Auf Basis dieser Erkenntnisse soll das Modell, unter Berücksichtigung der Produkteigenschaften und der Umfeldkonstellationen im Zielland, eine realistische Einschätzung des Internationalisierungspotenzials einer Zeitschrift ermöglichen. Zugleich sollen aus den Modellergebnissen konkrete und flir den Produkttransfer notwendige Maßnahmen abgeleitet werden können. Bei der Modellkonzeption ist die Anwendbarkeit flir die verlegerische Praxis ein wesentlicher Kernaspekt Aus diesem Grund sind zum Umgang mit dem Modell keine besonderen wissenschaftlichen Vorkenntnisse notwendig. Die Überprüfung des Modells erfolgt anhand von konkreten Internationalisierungsprojekten in osteuropäischen Märkten. Dabei wurde darauf geachtet, dass die betrachteten Titel aus unterschiedlichen Segmenten stammen und verschiedene Zielmärkte in den osteuropäischen Konversionsstaaten betrachtet werden. Die Fokussierung auf Osteuropa hat zwei wesentliche Gründe. Zum einen kann die Entwicklung von Medienmärkten analysiert werden, auf denen zuvor noch kein Zeitschriftenmarkt in westlichen Sinn existierte. Zum anderen fanden die VIII Markteintritte der westlichen Großverlage fast zeitgleich statt, wodurch gute Vergleichs möglichkeiten gegeben sind. Die Erstellung dieser Arbeit war nur mit der tatkräftigen Unterstützung verschiedener Personen möglich. Besonderen Dank möchte ich dabei an Herrn Prof. Dr. Martin Henkenstein richten, der großes Interesse an dem Thema zeigte und mich während der gesamten Zeit mit seinen Vorschlägen und Anregungen zu inhaltlichen und strukturellen Verbesserungen sowie zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themenkomplexes ans Ziel begleitete. Herrn Prof. Dr. Jürgen Althans, meinem Zweitgutachter, möchte ich daflir danken, dass er mir viele, ftir die Arbeit wichtige, Aspekte aufzeigte und mir aus seinem praktischen Erfahrungsschatz zahlreiche, ftir die Verlagsbranche relevante, Sichtweisen eröffnete. Schließlich möchte ich meinen Interviewpartnern danken, auf deren Aussagen ein wesentlicher Teil der Arbeit und insbesondere die Verifizierung der Modellergebnisse basiert. Mare Liewehr IX Inhalt Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................... XIII Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................... XV Die weitreichenden Entwicklungen und Veränderungen im Medien-und Zeitschriftenmarkt als Anlass ftir eine wissenschaftliche Analyse ................................... I 1.1 Internationalisierung und wachsende Dynamik als zentrale Herausforderungen an die Medienwirtschaft der Zukunft .................................................................................. I 1.2 Einordnung der Untersuchung in das Marketing ............................................................ 4 1.3 Das Produkt "Zeitschrift" und dessen Besonderheiten im Rahmen des Marketing ....... 7 1.3.1 Definition und Kategorisierung von Zeitschriften .................................................. 7 1.3.2 Funktionen, Eigenschaften und Nutzenkategorien von Zeitschriften ..................... 9 1.3.3 Komponenten einer Zeitschrift... ........................................................................... 14 1.3.4 Besonderheiten des Marketing ftir Zeitschriften ................................................... 16 1.4 Zielsetzung und Gang der Untersuchung ..................................................................... 19 2 Grundlagen und Rahmenfaktoren des internationalen Zeitschriftenmarketing .............. 22 2.1 Begriff der Internationalisierung und des Internationalisierungspotenzials ................. 22 2.2 Strategien der Produktinternationalisierung ................................................................. 24 2.3 Marktauswahl-und Eintrittsverfahren im Rahmen der Internationalisierung .............. 26 2.4 Transnationale Interessenszentren und Erlebniswelten als grundlegende Voraussetzungen zur Internationalisierung .................................................................. 28 3 Entwicklung eines Analyse-und Bewertungsmodells zum Internationalisierungspotenzial von Zeitschriften ........................................................... 30 3 .I Anforderungen und Zielsetzungen eines Modells zur Bewertung des Internationalisierungspotenzials einer Zeitschrift ........................................................ 30 3.2 Erkenntnisse aus Forschungsansätzen und wissenschaftlichen Transfergebieten zur Unterstützung der Modellherleitung ............................................................................. 33 X 3.2.1 Erkenntnisse aus dem Bereich der internationalen Marktsegmentierung ............. 33 3.2.2 Erkenntnisse aus dem Bereich der Lebensstil-Forschung ..................................... 43 3.2.3 Erkenntnisse aus dem Bereich der internationalen Imageforschung und Markenpolitik ........................................................................................................ 46 3.2.4 Erkenntnisse aus dem Bereich der internationalen Produktpolitik ....................... 50 3.2.5 Erkenntnisse aus dem Bereich der internationalen Werbepolitik ......................... 52 3.2.6 Erkenntnisse aus der internationalen Medien-und Kommunikationsforschung ... 54 3.3 System der Einflussvariablen auf das Internationalisierungspotenzial von Zeitschriften ........................................................................................................... 58 3.3.1 Einflussvariablen der Makroumwelt ..................................................................... 59 3.3.2 Einflussfaktoren der Aufgabenumwelt. ................................................................. 64 3.4 BündeJung und Relevanz der Einflussvariablen als Vorstufe der Modellkonzeption .. 66 3.4.1 BündeJung der Variablen zu inhaltlich homogenen Faktoren ............................... 66 3.4.2 Relevanz der einzelnen Faktoren in der Modellanwendung ................................. 69 3.5 Filtermodell als Instrument zur systematischen Analyse des Internationalisierungspotenzials von Zeitschriften ....................................................... 71 3.5.1 Filterstufe der Faktoren der Makroumwelt ........................................................... 72 3.5.2 Filterstufe der Faktoren der Aufgabenumwelt ...................................................... 74 4 Fallstudien zur Modellanwendung .................................................................................. 76 4.1 Entwicklungen und derzeitige Situation der Pressemärkte in den ost-und mittelosteuropäischen Konversionsstaaten ................................................................... 76 4.2 Fallstudie zu Auto Bild in Deutschland und Auto Swiat in Polen ............................... 81 4.2.1 Das Konzept und die Zielgruppe der Zeitschrift Auto Bild in Deutschland ......... 81 4.2.2 Untersuchung des Zeitschriftenkonzepts im Bewertungsmodell .......................... 82 4.2.2.1 Das Marktumfeld in Polen zum Zeitpunkt des Markteintrittes ........................ 82 4.2.2.2 Aus den Modellergebnissen abgeleitete Maßnahmen zum Titeltransfer. ......... 87 4.2.3 Tatsächliches Vorgehen beim Transfer von Auto Bild nach Polen ...................... 88 4.2.4 Unterschiede zwischen den Modellergebnissen und dem tatsächlichen Vorgehen ............................................................................................................... 89 4.3 Fallstudie zu Auto Motor und Sport in Deutschland und Auto Magazin in Ungarn .... 90