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Internationale Währungsprobleme: Zur Geschichte, Funktion und Krise des Internationalen Währungssystems PDF

197 Pages·1989·6.692 MB·German
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Peter Czada/Michael Tolksdorf/Alparslan Yenal Internationale Währungsprobleme Zur Geschichte, Funktion und Krise des Internationalen Währungssystems Leske + Budrich, Opladen 1988 Die Autoren Peter Czada, Dr. rer. pol., Dipl. -Volkswirt Geb. 1936 in Berlin. 1956-1961 Studium der Volkswirtschaftslehre an der FU Berlin. 1962-1972 Wiss. Mitarbeiter der Historischen Kommission zu Berlin, Assistent und Assistenzprofessor am Institut für Wirtschafts-und Sozialgeschichte der FU Berlin. Seit 1973 Professor an der Berliner Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspfle ge. Veröffentlichungen zur Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftspolitik. Michael Tolksdorf, Dr. rer. pol., Dipl.-Volkswirt Geb. 1942 in Berlin. Wirtschaftswissenschaftliches Studium an der FU Berlin, in London und Princeton, USA. 1967-1971 Mitarbeiterdes Bundeskartellamts. Seit 1971 Professor an der Fachhochschule für Wirtschaft, Berlin. Veröffentlichungen zu ver schiedenen wirtschaftspolitischen Themen aus den Bereichen Wettbewerb und Außenwirtschaft. Alparalan Yenal, Dr. rer. pol., Dipl.-Politologe Geb. 1935 in Izmir/Türkei. Studium der Politologie und derWirtschaftswissenschaft in Frankfurt und Berlin. Promotion und Habilitation an der FU Berlin. Planungsdirektor und Generalsekretär in der Textil-und Bekleidungsindustrie in Istanbul. Assistent, Assistenz-Professor, Privatdozent am FB-Politische Wissenschaft der FU Berlin. Ver öffentlichungen zur Wirtschaftspolitik und Weltwirtschaft. Grafik: Thomas Rödig (S. 25, 58) Titelbild: Der Tagesspiegel, v. 6.1.1988 Schaubilder: Globus-Kartendienst Hamburg, Wandsbeker Zollstr. 5a, 2000 Hamburg 70 Zahlenbilder: Erich-Schmidt-Verlag, Genthiner Straße 30G, 1000 Berlin 30 - StaatsbürgerliChe Arbeitsmappe iwd/div: Deutscher Instituts Verlag, Postfach 510670, 5000 Köln 51 Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin (LZ) Redaktion: Josef Schröer (LZ); Dr. Peter Massing, Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut) ISBN 978-3-8100-0737-7 ISBN 978-3-322-95526-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95526-5 © 1988 by Leske + Budrich, Opladen Gesamtherstellung: Felgentreff & Goebel, Berlin Redaktionsschluß: Juli 1988 2 Inhaltsverzeichnis Seite Vorbemerkung 4 Wesen, Wandel und Wirren des Weltwährungssystems 1870-1970 5- 76 von Peter Czada 1.1. Geld, Währung und Außenwirtschaft 6 1.2. Die "gute alte Zeit" - Freihandel und Goldstandard 17 1.3. Die "goldenen zwanziger Jahre" 33 1.4. Der "goldene Dollar" - Von Bretton Woods zur Dollarkrise 57 Die Währungsturbulenzen der 70er und 80er Jahre 71-124 von Michael Tolksdorf 2.1. Kapitalströme und Spekulation 79 2.2. Anpassungen ohne Reform 90 2.3. Das Europäische Währungssystem - eine Insel der Stabilität? 102 2.4. Ansätze währungspolitischer Zusammenarbeit 111 IWF, Weltbank und Entwicklungsländer. Das Damokles schwert der internationalen Verschuldung 125-186 von Alparslan Yenal 3.1. Die Entwicklung der Auslandsschulden 131 3.2. Die Ursachen der Schuldenkrise 138 3.3. Die Rolle des IWF in der Schuldenkrise 153 3.4. Ansätze zur Lösung der Schuldenkrise 175 Uteraturhinweise 187 Zeittafel 189 Schlagwort-Register 194 3 Vorbemerkung Wenn im September dieses Jahres die Regierungs-und Notenbankvertre ter des Internationalen Währungsfonds und derWeltbankgruppe in Berlin zu ihrer Jahrestagung zusammenkomme", wird die seit Jahren andauernde Verschuldungskrise der Entwicklungsländer erneut einen Schwerpunkt der Beratungen bilden. Viele politisch und sozial Engagierte stehen diesen in ternationalen Organisationen mit heftiger Kritik und Ablehnung gegenüber. Sie bezweifeln nicht nur deren Fähigkeit, die Schuldenkrise zu lösen, sie er blicken vor allem im Internationalen Währungsfonds ein von den USA und den Industrieländern beherrschtes Finanzinstrument, das im Interesse der Gläubigerbanken den hochverschuldeten Entwicklungsländern Bedin'gun gen und Auflagen diktiert, die das Massenelend in diesen Ländern verstär ken. Die Repräsentanten dieser Organisationen sehen dies zwar anders, aber auch sie können nicht verhehlen, daß derWährungsfonds und die Welt bank mit der Lösung der Schuldenkrise überfordert sind und daß bisher kein allseits akzeptabler "Königsweg" zur Bewältigung einer Krise in Sicht ist, die für Schuldner und Gläubiger gleichermaßen gefährliche Dimensionen er reicht hat. Die Verschuldungsfrage ist aber nur ein - besonders brisanter - Aspekt der Schwierigkeiten, mit denen das internationale Währungssystem gegenwär tig konfrontiert ist. Die ehemals allein dominierende Leitwährung, der US Dollar, befindet sich in heftigen Turbulenzen, die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte nehmen zu, internationale Kapitalströme beeinträchti gen das Wechselkursgefüge mit negativen Folgen für den Welthandel, der ohnehin durch zunehmenden Protektionismus behindert wird. Die Furcht vor einer neuen Weltwirtschaftskrise erscheint nicht unbegründet, die Forderungen nach einer Reform des Weltwährungssystems, nach einem kooperativen Neubeginn, mehren sich. In diesem Heft soll der Versuch unternommen werden, währungspolitische Zusammenhänge zum besseren Verständnis aktueller Probleme und Kon flikte gerade auch den politisch Interessierten näher zu bringen, die nicht über spezielle ökonomische Vorkenntnisse verfügen. Ein komprimierter Rückblick in die Währungsgeschichte soll sowohl über immer wiederkeh rende währungspolitische Grundzusammenhänge als auch über die krisen reichen Etappen informieren, die zum Internationalen Währungsfonds und zum Währungssystem der Nachkriegszeit führten. Dessen fortschreitender Zerfall im Zeichen "erratischer" Wechselkursschwankungen, außenwirt schaftlicher Ungleichgewichte, nationaler Alleingänge und vielfältiger Sta bilisierungsversuche wird im zweiten Abschnitt untersucht. Das Verschul dungsproblem der Entwicklungsländer, seine Ursachen und die Frage nach Lösungsmöglichkeiten im Rahmen der internationalen Organisationen wer den im letzten Abschnitt behandelt. 4 PeterCzada Wesen, Wandel und Wirren des Weltwährungssystems 1870-1970 Zwei Weltkriege sowie die wirtschaftlichen und politischen Krisen und Kata Weltwährung im strophen der Zwischenkriegszeit haben in der ersten Hälfte unseres Jahr Wandel hunderts zu tiefgreifenden nationalen und internationalen Erschütterungen und Veränderungen in nahezu allen Bereichen von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik geführt. Zugleich änderten sich in diesem Jahrhundert die welt wirtschaftliche Raumordnung und die weltpolitischen Machtstrukturen grundlegend. Man denke nur an den Niedergang des britischen Empires, den Aufstieg der USA und der UdSSR zu Supermächten, an die Auflösung der Kolonialreiche oder auch an die bemerkenswert starke wirtschaftliche Position, die Japan und die Bundesrepublik - die Verursacher und Verlierer des Zweiten Weltkriegs - in den letzten Jahrzehnten erreichten. Diese Ereignisse und die Veränderungen der politischen und ökonomischen Kraft felder haben auch das Weltwährungssystem entscheidend tangiert. Das liberale Weltwirtschafts- und Weltwährungssystem, das sich in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg als relativ krisenfrei erwiesen hatte und damals eine beachtliche Expansion des Welthandels und des Wirt schaftswachstums (nicht nur) in den entwickelten Ländern ermöglichte, brach spätestens in der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre zusammen, nachdem es in der Zwischenkriegszeit nur mangelhaft repariert und restau riert worden war. Die Hypothek der Kriegsschulden und Reparationen des Ersten Weltkriegs belastete das Weltwährungssystem der 20er Jahre schwer. Hinzu kam, daß die Währungspolitik nun zunehmend einer nationa len und nationalistischen Macht-und Wirtschaftspolitik untergeordnet wur de. Diese Währungspolitik und die Schwächen des damaligen WeItwäh rungssystems förderten so die große Depression, anstatt sie zu verhindern oder zu bekämpfen. Der Zweite Weltkrieg brachte das Gefüge der Weltwirt schaft vollends aus dem Gleichgewicht. Gütermangel, HandeIsbeschrän kungen und fehlende internationale Kaufkraft hinderten vor allem die vom Krieg schwer getroffenen europäischen Staaten daran, einfach zu den libe ralen Weltwirtschaftsverhältnissen früherer Zeiten zurückzukehren. Viele Ökonomen und Politiker fürchteten eine lange anhaltende Depression als Folge des Krieges. Bereits 1943, also noch während des Krieges, wurden daher in den USA und in Großbritannien Pläne für eine Neuordnung des Weltwährungssystems entwickelt, aus denen u. a. der Internationale Währungsfonds und die Welt bank hervorgingen. Beide Institutionen, die zunächst als Instrumente zur Wiederherstellung und Neuordnung der Weltwirtschaft konzipiert waren, stehen heute im Brennpunkt neuer Krisen, die u. a. in den Währungsturbu lenzen des Dollars, vor allem aber auch in der extremen Auslandsverschul dung der Entwicklungsländer zum Ausdruck kommen. Die Sorge vor einer 5 neuen Weltwirtschafts-und Weltwährungskrise sechzig Jahre nach der gro ßen Depression beunruhigt die Öffentlichkeit dabei nicht erst seit dem 19. Oktober 1987, als der weltweite Börsenkrach des "schwarzen Montags" den "schwarzen Freitag" vom 25. Oktober1929 noch in den Schatten stellte. Viele Parallelen zur damaligen Situation sind in der Tat erstaunlich und be sorgniserregend, wenn auch Grund zu der Annahme besteht, daß die Kennt nis der wirtschafts-und währungspolitischen Fehler der Vergangenheit ihre Wiederholung weniger wahrscheinlich macht. Die Kenntnis der Vergangenheit schließt freilich neue Fehler nicht aus, denn die Wirtschafts-und Währungskrisen wiederholen sich nicht in gleichartiger Konstellation und unter gleichbleibenden Bedingungen. In den folgenden Abschnitten soll nun der Versuch unternommen werden, einige wichtige Etappen der internationalen Währungspolitik seit der Jahr hundertwende zu umreißen, die zum gegenwärtigen Weltwährungssystem geführt haben. Dies geschieht nicht in der Absicht, die außerordentlich kom plexe Geld-und Währungsgeschichte auf wenigen Seiten zureichend abzu handeln. Ein solches Vorhaben wäre angesichts der Material-und Literatur fülle und der noch immer anhaltenden Kontroversen in Detailfragen von vornherein zum Scheitern verurteilt. Vielmehr geht es darum, grundlegen de Einsichten in internationale Währungsprobleme zu vermitteln und dazu aus der Vergangenheit einige Konstellationen herauszugreifen, die zum Verständnis von Krisen und Veränderungen im Weltwährungssystem bei tragen können. Zuvor soll anhand einfacher Modelle den Zusammenhän gen von Außenwirtschaft, Wirtschaftswachstum, Wechselkursen, Kapital strömen, Währungskrediten, Zinsen etc. nachgegangen werden, um den Leser mit den Mechanismen eines Währungssystems vertrauter zu ma chen. 1.1. Geld, Währung und Außenwirtschaft Zum besseren Verständnis außenwirtschaftlicher und währungspolitischer Zusammenhänge sollen in diesem Abschnitt zunächst unter Bezug auf ak tuelle Verhältnisse einige Grundbegriffe geklärt und einige Grundprobleme skizziert werden, die immer dann auftreten können und werden, wenn Län der mit unterschiedlichen Währungen durch internationale Wirtschaftsbe ziehungen verbunden sind. Nationales Geld Der Vielzahl der bestehenden Staaten entspricht die Vielfalt ihrer unter schiedlichen Währungen.' Allen Währungen ist gemeinsam, daß sie in ihrem 1 Einen Überblick vermitteln die vierteljährlich erscheinenden Statistischen Beihefte zu den Monatsbe richten der Deutschen Bundesbank, Reihe 5: Die Währungen der Welt. 6 jeweiligen Geltungsbereich mehr oder minder gut die sog. Geldfunktionen erfüllen, d. h. als Tauschmittel, Wertaufbewahrungsmittel und als Rechen einheit dienen (vgl. Kasten a.S. 7). Sie sind also zunächst einmal rein natio nale Zahlungsmittel oder Binnengeld. Das nationale Geld besteht dabei - eng definiert - aus den jeweils umlaufenden Banknoten und Münzen, also dem Bargeld, sowie dem sog. Buchgeld, d. h. den jederzeit fälligen und auf Verlangen in Bargeld einlösbaren Giroguthaben des Publikums bei inländi schen Banken (vgl. Kasten a. S. 8). Der Binnenwert einer Währung resultiert aus ihrer Kaufkraft. Diese wird üblicherweise an der Preisentwicklung eines Warenkorbes bemessen, dessen Zusammensetzung dem jeweiligen Durchschnittsverbrauch der privaten Haushalte entspricht. Der AuBenwert einer Währung kommt in ihrem Wechselkurs gegenüber anderen Währun- Geld und Geldfunktionen Im Gegensatz zur juristischen Betrachtung, die im Geld primär das mit Annah mezwang versehene gesetzliche Zahlungsmittel sieht, stellt die ökonomische Definition auf die Funktionen des Geldes ab. Geld ist demnach das "Gut höch ster Liquidität", welches Geldfunktionen erfüllt, gleichgültig, woraus es be steht. So trat z. B. die "Zigarettenwährung" in derunmittelbaren Nachkriegszeit an die Stelle der entwerteten Reichsmark, die aber immer noch gesetzliches Zahlungsmittel war. Bei einer gesunden Währung erfüllt natürlich das gesetzli che Zahlungsmittel auch alle Geldfunktionen, d. h. es dient 1. als Tausch-und Zahlungsmittel: Alle Käufe, aber auch alle sonstigen Ver bindlichkeiten (z. B. Zinsen, Tilgungen, Strafen, Steuern) können mit Geld be glichen werden; 2. als Wertaufbewahrungsmittel: Geld wird auch zum ZweckderVermögens bildung gehalten, solange man darauf vertraut, daß es seine Kaufkraft behält, also jederzeit wieder in eine (relativ) gleichbleibende Gütermenge verwandelt werden kann; 3. als Recheneinheit: Alle Bewertungen und Kalkulationen erfolgen in Geld einheiten. Im Falle einer fortschreitenden Geldentwertung, wie sie z. B. in Deutschland in diesem Jahrhundert zweimal nach verlorenen Kriegen eintrat, gehen die Funk tionen des Geldes schrittweise verloren. Zunächst wird das Geld als Wertauf bewahrungsmittel gemieden (Flucht in die Sachwerte oder - wenn möglich - in andere stabile Währungen). Dann verliert es seine Funktion als Rechenein heit (die Unternehmen kalkulieren in wertbeständigen Währungen und errech nen die geforderten Preise über den jeweiligen Wechselkurs). Schließlich wird das Geld auch als Zahlungsmittel zurückgewiesen, wenn seine Entwertung so rasch verläuft, daß zwischen Geldeinnahme und -ausgabe in jedem Fall Ver luste entstehen. 7 Geldarten, Geldmenge Die Geldmenge kann verschieden weit definiert werden. In engster Fassung (M 1) besteht sie aus dem Bargeld und dem Buchgeld. In weitester Fassung (M 3) rechnen auch die Spareinlagen und Termineinlagen, die Inländer bei Banken unterhalten, zur Geldmenge. Das Bargeld besteht aus Banknoten und Münzen. Zur Ausgabe von Banknoten ist in der Regel nur die jeweilige Zentralbank, in der Bundesrepublik die Deut sche Bundesbank, berechtigt. Die Bundesbank bringt die Noten in Umlauf, indem sie dafür von den Banken .zentralbankfähige" Forderungen (z. B. Han deiswechsel, bestimmte Wertpapiere und Devisen) erwirbt. In der Bundesre publik sind die Banknoten unbeschränktes gesetzliches Zahlungsmittel. Daneben gibt es Scheidemünzen mit begrenztem Annahmezwang. Sie wer den von den staatlichen Münzstätten geprägt und von der Bundesbank unter Gutschrift ihres Nennwerts für den Bund in Umlauf gebracht. Derweitaus größ te Teil der Geldmenge (M 1) besteht8us Guthaben, die Haushalte und Unter nehmen auf Girokonten der Geschäftsbanken unterhalten (Buch-oder GIral geld). Die Zahlungen mit diesem Geld erfOlgen bargeldlos durch Überweisung oder durch Scheck. Die Geschäftsbanken müssen jedoch diese Guthabenje derzeit auf Verlangen (Hauf Sicht") in Bargeld auszahlen. Es würde die Banken allerdings in arge Verlegenheit bringen, wenn von den Kunden alle Guthaben auf Girokonten gleichzeitig in Bargeld abgehoben würden, denn die Reserven an Bargeld der Banken einschließlich ihrer Guthaben bei der Bundesbank (Mindestreserven) machen nur einen Bruchteil dieser.V erbindlichkeiten aus Sichteinlagen" aus. In einem solchen Fall könnte nur die Bundesbankden Ban ken helfen, indem sie ihnen Banknoten gegen die Übertragung von Forderun gen zur Verfügung stellt. Ohne eine solche Hilfe durch die Zentralbank müßten die Banken bei einem solchen Abzug von Einlagen ihre Schalterschließen (vgl. hierzu S.54). Die Giroguthaben beliefen sich Ende 1987 in der Bundesrepublik auf rd. 266 Mrd. DM, der Bargeldumlauf außerhalb der Banken auf rd. 122 Mrd. DM, darun ter auch ein (unbekannter) Teil von .im Ausland befindlichen DM-Noten". Buchgeldschöpfung. In vereinfachter Form kann die Geldvermehrung durch die Banken an einem Beispiel verdeutlicht werden. Ein Kunde eröffnet bei ei ner Bank ein Giro-Konto, indem er 1000 DM bar einzahlt. Die Bank "verwandelt" sein Bargeld in Buchgeld. Der Kunde hat jetzt ein Siehtguthaben in Höhe von 1000 DM. Die Geldmenge ist noch unverändert. Die Bank wird nun nur den Teil des Bargeldes in ihren Kassen halten, der erfahrungsgemäß ausreicht, um die üblichen Barabhebungen zu ermöglichen. Unter der Annahme, daß hierzu 10 0/0 ausreichen, kann sie 900 DM wieder ausleihen, indem sie z. B. einen Wechsel gegen Bargeld kauft. Die Geldmenge ist um 900 DM gestiegen. Gelangen die se 900 DM wieder zu einer BankalsSicht-Einlage, dann wiederholt sich derVor gang: Reserve 90 DM, Kredit 810 DM usw. 8 gen zum Ausdruck.2 Der Wechselkurs bildet sich dabei entweder nach An gebot und Nachfrage frei an den Devisenbörsen (sog. "Floating") oder er wird durch die jeweiligen Regierungen fixiert (Festkurssystem), wobei es auch vorkommt, daß für verschiedene Zwecke (z. B. Auslandsreisen, Impor te wichtiger und weniger wichtiger Güter) unterschiedliche Kurse festge setzt werden (gespaltene Wechselkurse). Viele Währungen fungieren ausschließlich als nationales Geld, d. h. sie kön "Weiche nen oder dürfen nur innerhalb der jeweiligen Landesgrenzen verwendet Währungen" werden. Ihr Umtausch in andere Währungen (die sog. Konvertierbarkeit) ist für Inländer begrenzt, die Aus-und Einfuhr untersagt. Hierzu zählen z. B. alle Ostblockwährungen, die reines Binnengeld darstellen und daher auch im internationalen Zahlungsverkehr keine Rolle spielen. Ähnliches gilt für die meisten Entwicklungsländer. Deren "weiche" Währungen werden, auch wenn sie frei konvertierbarsind, von Ausländern nur erworben, wenn und so weit sie in diesem Land Ausgaben, z. B. für Warenkäufe, Investitionen oder Reisen vornehmen wollen. Harte Währungen - Weiche Währungen Ursprünglich verstand man unter harten Währungen solche, die im Gegensatz zu unserem heutigen unterwertigen "Hartgeld" aus vollwertigen Edelmetall münzen bestanden oder deren Banknoten jederzeit zu einem festen Kurs in Edelmetall einlösbar waren. Später wird dieser Begriff auf solche Währungen übertragen, die jederzeit unbegrenzt und in der Regel zu stabilen Kursen in an dere Währungen umtauschbar (konvertibel) sind. Währungen mit begrenzter oder fehlender Konvertibilität und/oder mit stark fallendem Geldwert gelten als "weiche" Währungen. Auf der anderen Seite gibt es Staaten, deren Währung zugleich auch Funk "Harte tionen eines internationalen Geldes erfüllt. Banknoten oder Guthaben in Währungen" dieser Währung können weltweit als Zahlungsmittel eingesetzt werden, sie dienen internationalen Kredittransaktionen, und ein großer Teil des Welt handels wird auf der Basis von Preisen abgewickelt, die in solchen Währun gen ausgedrückt sind (z. B. der Ölpreis in US-Dollar). Manchmal bilden solche "harten" Währungen in Weichwährungsländern sogar eine Art zwei ten Geldkreislauf. Sie dienen dann dort z. B. zum Kauf von Gütern, die am offiziellen Markt gegen Landeswährung kaum oder gar nicht zu haben sind, oder als Geldanlage bei einer starken Entwertung dereigenen Währung (In flation). Beispiele bieten die D-Mark in der DDR oder der US-Dollar in Polen 2 Als Maßstab des Außenwertes kann man auch einen .Währungskorb" verwenden. d. h. eine bestimmte Menge verschiedener Währungseinheiten. die man zu ihrem jeweiligen Wechselkurs in die nationale Währung umrechnet. Ein Beispiel tür eine solche .Korbwährung" ist die EuropäiSChe Währungseinheit ECU oder das Sonderziehungsrecht (SZR). 9 leitwährung, Reservewährung Als Leitwährung wird die Währung eines Landes bezeichnet, die im intematio nalen Währungssystem die dominierende Rolle eines "Weltgeldes" spielt, d. h., ein GroBteil der internationalen Zahlungen wird in dieser Währung abge wickelt, sie dient als intemationale Recheneinheit und im System fester Wechselkurse als Fixpunkt der Wechselkurse, indem zwischen den übrigen Währungen und der Leitwährung ein festes Kursverhältnis vereinbart und auf rechterhalten wird. Zur "Verteidigung" dieser Kurse "intervenieren" die am Wechselkursverbund beteiligten Länder durch ihre Notenbanken an den Devi senbörsen, indem sie bei einem Kursrückgang der Leitwährung diese gegen eigene Währung aufkaufen (stützen) oder im anderen Fall aus ihren Währungs reserven Leitwährung abgeben. Die Währungsreserven der Notenbanken bestehen heute hauptsächliCh aus Guthaben in fremder Währung (Devisen). Solange der US-Dollar unangefochtene Leitwährung war, diente er auch vor rangig als Reservewährung der Notenbanken. Inzwischen fungieren weitere "harte" Währungen neben dem noch immer dominierenden Dollar als Reser vewährung (vgl. nachstehende Tabelle). Devisenreserven und Währungsreserven der Mitgliedsländer des Internationalen Währungsfonds (zuzügliCh Schweiz und Talwan) - Stand am Jahresende - Werte in Mrd. US-Dollar1 Währung 1980 1983 1986 1987 US-Dollar 197,3 187,0 221,0 411,1 Deutsche Mark 40,8 32,3 55,8 81,7 Yen 10,6 13,6 28,4 38,2 Pfund Sterling 9,0 7,5 10,2 14,8 Schweizer Franken 9,1 6,7 7,4 9,4 Französischer Franc 3,8 3,1 4,1 5,8 Holländischer Gulden 2,7 2,4 4,7 6,2 Nicht identifizierte Anlagen 36,8 23,8 58,1 Devisenreserven insgesamt 310,1 276,4 389,7 567,2 Währungsreserven insgesamt 450,6 417,7 545,5 753,1 darunter Gold2 40,2 40,0 40,1 39,9 1 Die Umrechnung der einzelnen Währungen in ihren Gegenwert in US'Doliar bewirkt bei steigendem (fallendem) Dollarkurs einen bewertungsbedingten Anstieg (Rückgang) der angegebenen Beträge für die übrigen Währungen 2 Bewertet mit 42,22 US-Dollar je Unze FeingOld (31,104g) Quelle: Geschäftsbericht der Deutschen Bundesbank, diverse Jahrgänge 10

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