Internationale Mathematische Nachrichten International Mathematical News Nouvelles Mathe´matiques Internationales Die IMN wurden 1947 von R. Inzinger Bezug: als NachrichtenderMathematischenGe- sell”schaftinWien“gegru¨ndet.1952wur- DieIMNerscheinendreimalja¨hrlichund dedie Zeitschriftin InternationaleMa- werden von den Mitgliedern der O¨ster- thematischeNachrich”ten“umbenanntund reichischenMathematischenGesellschaft war bis 1971 offizielles Publikationsor- bezogen. gander InternationalenMathematischen Jahresbeitrag: 18,– ” Union“. Bankverbindung:KontoNr.229-103-892- Von1953bis1977betreuteW.Wunder- 00derBankAustria–Creditanstalt(IBAN lich,derbereitsseitderGru¨ndungalsRe- AT83-12000-229-103-892-00). dakteur mitwirkte, als Herausgeber die IMN. Die weiteren Herausgeber waren H. Vogler (1978–79), U. Dieter (1980– 81, 1984–85), L. Reich (1982–83) und P.Flor(1986–99). Herausgeber: O¨sterreichische Mathematische Gesell- schaft, Wiedner Hauptstraße 8–10/1182, [email protected], http://www.oemg.ac.at/ Redaktion: M.Drmota(TUWien,Herausgeber) U.Dieter(TUGraz) Eigentu¨mer, Herausgeber und Verleger: P.Flor(Univ.Graz) O¨sterr.Math.Gesellschaft. Satz: O¨sterr. J.Schwaiger(Univ.Graz) Math. Gesellschaft. Druck: Grafisches J.Wallner(TUWien) Zentrum, Wiedner Hauptstr. 8–10, 1040 Wien. Sta¨ndigeMitarbeiterderRedaktion: C.Binder(TUWien) (cid:0)c 2003 O¨sterreichische Mathematische R.Mlitz(TUWien) Gesellschaft,Wien. K.Sigmund(Univ.Wien) ISSN0020-7926 O¨sterreichische Mathematische Gesellschaft Gegru¨ndet1903 Beirat: A.Binder(Linz) Sekretariat: H.Bu¨rger(Univ.Wien) C.Christian(Univ.Wien) TUWien,Institut1182, U.Dieter(TUGraz) WiednerHauptstr.8–10,A1040Wien. G.Gottlob(TUWien) Tel.(+43)1-58801-11823 P.M.Gruber(TUWien) G.Helmberg(Univ.Innsbruck) VorstanddesVereinsjahres2003: H.Heugl(Wien) H.Engl(Univ.Linz): E.Hlawka(TUWien) Vorsitzender. W.Imrich(MULeoben) R.Tichy(TUGraz): M.Koth(Univ.Wien) StellvertretenderVorsitzender. W.Kuich(TUWien) M.Drmota(TUWien): R.Mlitz(TUWien) HerausgeberderIMN. W.G.Nowak(Univ.Bodenkult.Wien) W.Woess(TUGraz): N.Rozsenich(Wien) Schriftfu¨hrer. K.Sigmund(Univ.Wien) M.Oberguggenberger(Univ.Inns- H.Sorger(Wien) bruck):StellvertretenderSchriftfu¨hrer. H.Stachel(TUWien) W.Schachermayer(TUWien): H.Strasser(WUWien) Kassier. G.Teschl(Univ.Wien) I.Troch(TUWien): H.Troger(TUWien) StellvertretendeKassierin. W.Wurm(Wien) G.Teschl(Univ.Wien): Web-Beauftragter(kooptiert). Mitgliedsbeitrag: VorsitzendederSektionen undKommissionen: Jahresbeitrag: 18,– L.Reich(Graz) Bankverbindung: Kto. Nr. 229-103- M.Oberguggenberger(Innsbruck) 892-00 bei Bank Austria–Creditan- H.Kautschitsch(Klagenfurt) stalt. Wir bitten, bei U¨berweisungen G.Larcher(Linz) den Verwendungszweck ”Mitglieds- P.Hellekalek(Salzburg) beitrag“ anzugeben und den Betrag C.Schmeiser(Wien) sozubemessen,dassnachAbzugder R.Geretschla¨ger(Lehrersektion) Bankspesen der Mitgliedsbeitrag der W.Schlo¨glmann(Didaktik- O¨MGinvollerHo¨hezufließt. kommission) http://www.oemg.ac.at/ Internationale Mathematische Nachrichten International Mathematical News Nouvelles Mathe´matiques Internationales Nr.193(57.Jahrgang) August2003 Inhalt ChristaBinder:Vor100Jahren:MathematikinWien . . . . . . . . . . . . 1 KarlSigmund:Nachlesezuden,Go¨del-lectures‘ . . . . . . . . . . . . . . 21 Buchbesprechungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 InternationaleMathematischeNachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 NachrichtenderO¨sterreichischenMathematischenGesellschaft . . . . . . 87 DasTitelblattzeigteinensogenanntentwindragon,einefraktaleTeilmengeT G(cid:2) ,lediicehduinegPTunkte1deriFoTrm(cid:229)T¥k(cid:3) 11e k(cid:4)(cid:6)(cid:5)21,w(cid:7) ais(cid:8)(cid:10)(cid:9)mkamniftu¨erke(cid:11)(cid:13)ine(cid:12) 0re(cid:14)1k(cid:15)uresnivthea¨Eltr.zTeuegrufun¨lgltvdoi(cid:1)ne Na¨herungenf(cid:16)u¨r(cid:4) T(cid:7) ve(cid:8)r(cid:4)we(cid:17)nd(cid:4)en(cid:7) kan(cid:8)(cid:18)(cid:8)(cid:18)n(cid:19). Istl diereelleLo¨sungderGleichungl 3 l 2 2,soistdieHausdorff-DimensiondesRandesvonT durch2logl log2(cid:5) (cid:16) (cid:19) (cid:20) 1523627gegeben. (cid:21) Internat.Math.Nachrichten Nr.193(2003),1–20 Vor 100 Jahren: Mathematik in Wien ChristaBinder TechnischeUniversita¨tWien ZurSituationderMathematikinWienindenJahren1903und1904,alsdie Ma- ” thematischeGesellschaftinWien“gegru¨ndetwurde. Vor100JahrenwarWiendieHauptstadteinesWeltreiches,einederwenigenMil- lionensta¨dte, ZentrumeinesrelativstabilenKaiserreiches,wohlorganisiertdurch einHeervonBeamten. DerAufschwunginderIndustriebewirkteeinenstarken ZuzugausdenKronla¨ndern.DieWohnungsnotwargroß.Undobwohlindenvor- angegangenen DezenniendurchdieEingemeindungvieler Vororteundden Bau zahlreichersogenannterGru¨nderha¨userversuchtwurde,Abhilfezuschaffen,lebte dochmehralsdieHa¨lftederEinwohner Wiensina¨rmstenVerha¨ltnissenalsAr- beitermitmindestens60ArbeitsstundenproWoche,vielenKinderninEin-oder ZweizimmerwohnungenohneWasserundToilette.Oftwurdentrotzdemnochso- genannteBettga¨ngeraufgenommen,umeinwenigdazuzuverdienen. Obwohles bereitsAutosgab,(denenaberalsMassenverkehrsmittelkeineZukunftvorherge- sagt wurde), wurde der Großteil des Verkehrs mit o¨ffentlichen Verkehrsmitteln, in der Stadt per Straßenbahn, u¨berland mit der Bahn oder mit Pferdefuhrwer- kenbestritten(wobeidasEisenbahnnetzinnerhalbdesReichessehrgutausgebaut war,dieVerbindungenzumBeispielnachPrag,PreßburgundBudapestwarenoft schnelleralsheute). DasgroßeReichhattevielerortsmitNationalita¨tskonflikten zuka¨mpfen. InUn- garnundaufdemBalkangabesha¨ufigUnruhen,dochauchinItalienundTirol gabesgroßeProbleme.ImNovember1903lo¨stedasvondero¨sterreichisch-unga- rischenRegierungausgesprocheneVerbotfu¨rdieErrichtungeineritalienischspra- chigenUniversita¨t(inInnsbruck)einebreiteProtestbewegungaus.InallenHoch- schulsta¨dten Norditaliens kam es zu Kundgebungen. Die Universita¨t Innsbruck musstevoru¨bergehend geschlossenwerden, nachdemZusammensto¨ßezwischen deutschenunditalienischenStudentengewaltta¨tigeFormenangenommenhatten. DieUnruhenbegannenimMai,alsdeutscheKommilitonendagegenprotestierten, dass italienische Professoren einige Seminare und Vorlesungen in italienischer ISSN0020-7926 (cid:22)c 2003O¨sterr.Math.Gesellschaft Sprachehielten. DieDeutschensetzteneineEinschra¨nkungdesItalienischenim Lehrbetriebdurch. Wien erlebte zu dieserZeitbei Kunst und Kultur einenAufschwung, der durch NamenwieRobertMusil,KarlKraus,OttoWagner(dessenEntwurffu¨rdasPost- sparkassengeba¨ude1903angenommenwurde),AdolfLoos,KolomanMoserund JosefHoffmann(SanatoriumPurkersdorf), die1903dieWienerWerksta¨ttenge- gru¨ndethaben,undGustavKlimtgekennzeichnetist. MitKlimtna¨hernwirunsdemThema:Am14.November1903wirdinderWie- nerSecessioneineAusstellungmit80WerkenvonGustavKlimtero¨ffnet. Unter anderemwerdendreiDeckengema¨lde,Auftragsarbeitenfu¨rdieAuladerUniver- sita¨t Wien, mit den Bezeichnungen Philosophie, Medizin und Jurisprudenz ge- zeigt. DiesesogenanntenFakulta¨tsbilderwarenschoninderEntwurfsphasewe- gen allzufreizu¨gigerDarstellung“aufKritikseitensderAuftragsgebergestoßen. ” NachBesichtigungdurchdiestaatlicheKunstkommissionwirdzwardieku¨nstle- rische Qualita¨t der Bilder anerkannt, jedoch zugleich die moderne Staatsgalerie zumneuenStandortbestimmt. Missversta¨ndnisseundVorwu¨rfewie Pornogra- ” phie“ veranlassen Klimtspa¨ter zur Ru¨cknahmeseines Werks. 1945 wurdendie Bilderzersto¨rt. Die Universita¨t war ausschließlichim Hauptgeba¨ude am Ringbeheimatet, auch das Mathematische Institut (die U¨bersiedlung in das neue moderne Geba¨ude –jetztStrudlhofgasse-Boltzmanngasse–fanderst1913/14statt)wardortimErd- geschoßEckeRing-Universita¨tsstraße. Bis1850wardieMathematikanderUniversita¨tWienbeinahebedeutungslos.Es gabkeineForschung,dieVorlesungenwurdennachvorgegebenenManuskripten gehaltenundesgabauchnurwenigKontaktezumAusland. ImBemu¨hen,diese Lagezuverbessern,wurdeversucht,bedeutendeMathematikernachWienzuru- fen,wasauchteilweisegelang.Dochalsnochweiterfolgreichersolltesichinden kommendenJahrzehnteneinegroßzu¨gigeStipendienpolitikerweisen. Besonders begabte Studenten wurden nach ihrer Promotion fu¨r ein oder zwei Jahre in die ZentrenderMathematik,nachBerlin,Go¨ttingen, ParisoderMailand,geschickt, umdortdie neuestenEntwicklungen kennenzulernenundKontakte zuknu¨pfen. NachihrerRu¨ckkehrhabensiedannofteinesteileKarriereinO¨sterreichgemacht. MeisterfolgtebereitsmitderzweitenwissenschaftlichenArbeitdieHabilitation, dannfolgtenRufeankleinereUniversita¨tenimKaiserreich,und beiBewa¨hrung“ ” konnteschließlichdasZiel,ProfessoranderUniversita¨tWienzuwerden,imUm- wegu¨berweitereStationenerreichtwerden. AufdieseWeiseistesimLaufeder zweitenHa¨lftedes19.Jahrhundertsgelungen,WienalseinweiteresZentrumder mathematischenForschungzuetablieren. BevorwirunsderSituationimStudienjahr1903/04zuwenden,seinocherwa¨hnt, dass1894dieja¨hrlicheVersammlungderDeutschenNaturforscherinWienstatt- fand,undbeidieserGelegenheiteinVertragzwischendenAkademieninGo¨ttin- gen, Mu¨nchen und Wien geschlossen wurde, in dem die Herausgabe der Ency- 2 klopa¨die der Mathematik und ihrer Grenzgebiete vereinbart wurde, zu der die o¨sterreichischenMathematikervielbeitragensollten. Beitra¨gevonO¨sterreichernzur Encyklopa¨die“indenJahren1900bis ” 1910: EmanuelCzuber: Wahrscheinlichkeitsrechnung (1900) WilhelmWirtinger: AlgebraischeFunktionenundihreIntegrale (1901) HansHahn-ErnstZermelo: WeiterentwicklungderVariations- rechnungindenletztenJahren (1904) GustavKohn: EbeneKurvendritterundvierterOrdnung (1908) GustavKohn–GinoLoria: SpezielleebenealgebraischeKurven (1909) EmilMu¨ller: DieverschiedenenKoordinatensysteme (1910) Die Deutsche Mathematikervereinigung war 1890 gegru¨ndet worden. Sie hatte sichvon derNaturforschergesellschaftlosgelo¨st, undeigenePublikationsorgane aufgebaut. Schonvorherhattendieo¨sterreichischenMathematikererkannt,dass ihreMo¨glichkeitenzupublizierendurchdiedeutschenJournalenichtausreichend gegebenwaren,und1890dieMonatsheftefu¨rMathematikundPhysikgegru¨ndet. UmdieJahrhundertwende(1900)hattedieMathematikinWienbereitseinsehr hohesNiveauerreicht.DieimStudienjahr1903/04hierwirkendenMa¨nner1,ihre PositionenundihreWirkungszeit,sindindenfolgendenzweiTabellen–getrennt fu¨rdieUniversita¨tunddieTechnischeHochschule–zusammengefasst: Universita¨tWien(1903/04) o.o¨.Prof.: GustavvonEscherich(1884–1920) FranzMertens(1894–1911) WilhelmWirtinger(1903–1935;NachfolgervonGegenbauer) a.o¨.Prof.: GustavKohn(1894–1921,ab1912tit.o.o¨.Prof.) 1AndieserStelledarfdaraufhingewiesenwerden,dassdasFrauenstudiuminO¨sterreichrecht fru¨hmo¨glichwar.Bereits1900gabesdieersteDissertationeinerFrauinMathematik,undinden folgendenJahrenhabenesimmerwiederFrauengeschafft, ihrMathematikstudiumerfolgreich abzuschließen(sieheauchdieTabelleu¨berdieAnzahlderPromoventen).DieSchwierigkeitwar, dassesnochkeineGymnasienfu¨rMa¨dchengab,unddiefu¨rdasStudiumnotwendigeSchulbil- dungnurinexperimentellenprivatenSchulenmo¨glichwar. Fu¨rdiehierbetrachteteZeitspielen daherFrauennochkeineRolle. 3 tit.a.o¨.Prof.: AlfredTauber(1903–1907,davorPrivatdoz.,danacha.o¨.Prof.) Privatdozenten: ErnstBlaschke(tit.a.o¨.Prof. TH) KarlZsigmondy(a.o¨.Prof.TH) RobertDaublebskyvonSterneck (ab1904a.o¨.Prof.Czernowitz) KarlCarda(Ass.TH) JosefPlemelj(ab1907a.o¨.Prof.Czernowitz) JosefGru¨nwald(Ass.TH,ab1907a.o¨.Prof.Prag). TechnischeHochschuleWien(1903/04) Lehrkanzelfu¨rBauingenieure (1902gegru¨ndet, ab1945I.Lehrkanzelfu¨r Mathematik): a.o¨.Prof.:KarlZsigmondy(1902–1906,danachPrag) Ass.:KarlCarda(1902–1906,danacha.o¨.Prof.) Lehrkanzelfu¨rMathematikI (bis 1866 Elementare Mathematik, ab 1945 II.Lehrkanzelfu¨rMathematik): o.o¨.Prof.:MorizAlle´(1896–1906) Ass.:JosefGru¨nwald(1900–1904,bis1906Privatdozent) Lehrkanzelfu¨rMathematikII (bis 1866 Ho¨here Mathematik, ab 1945 III. Lehrkanzelfu¨rMathematik): o.o¨.Prof.:EmanuelCzuber(1891–1921) Ass.:KarlCarda(1902–1905) Lehrkanzelfu¨rDarstellendeGeometrieI: o.o¨.Prof.:EmilMu¨ller(1902–1927) Lehrkanzelfu¨rDarstellendeGeometrieII: a.o¨.Prof.:TheodorSchmid(1900–1906,o.o¨.Prof. bis1929) Institutfu¨rVersicherungsmathematik: tit.a.o¨.Prof.: ErnstBlaschke(1899–1926) Honorardoz.:AlfredTauber(1902–1934). Wie bereits ausdieserU¨bersichterkenntlich ist, gabes zu Beginndes 20. Jahr- hundertseinigeA¨nderungen. Wirtingerkam1903vonInnsbruckandieUniver- sita¨t Wien, Tauber konnte endlich den Titel des Extraordinarius erreichen, und von Escherich wurde Rektor der Universita¨t Wien. Die Technische Hochschu- le (inder Folgekurz THgenannt)hatte1901 dasPromotionsrechterhaltenund damitalleBestrebungen,Universita¨tundTHzuvereinen,unterbunden. Sieent- wickeltesichzueinemgleichwertigenPartnerderUniversita¨ten. Zsigmondyund 4
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