Geert Hofstede Interkulturelle Zusammenarbeit Kulturen - Organisationen - Management Geert Hofstede Interkulturelle Zusammenarbeit GEERT HOFSTEOE INTERIKULTURELLE ZUSAMMENARBEIT KULTUREN - ORGANISATIONEN - MANAGEMENT GABLER Die Übersetzung erfoigte am Institute for Multilingual Communication an der European Business St:hool unte:' wissenschaftlicher Leitung von Anthony Lee und Nadia Hasen kamp. Martina Sondermann gilt besonderer Dank. Die Deutsche Bibliothek - CIP·Einheitsaufnahme I Hofstede, Geert: Interkulturelle Zusammenarbeit: Kulturen - Organisationen - Management / Geert Hofstede. Aus dem Engl. von Nadia Hasenkamp und Anthony Lee. - Wiesbaden: Gabler, 1993 ISBN 978-3-409-13157-5 ISBN 978-3-322-90037-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-90037-1 © 199 I by Geert Hofstede © Springer Fachmedien Wiesbaden 1993 Ursprünglich erschienen bei Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1993. Lektorat: Barbara Marks Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen. Mikroverfilmungen und die Einspeiche rung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Verbreitung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorarm gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweißfolie besteht aus Polyäthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen. Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Satz: I. Junge, Düsseldorf Vorwort zur deutschen Ubersetzung Es wäre paradox, wenn man ein Buch, das die verschiedenen Kulturen - im anthropologi schen Sinne des Wortes - der Welt beschreibt, nur in einer Sprache - in Englisch -lesen könnte. Als Verfasser freue ich mich natürlich über die deutsche Übersetzung. Die Aufgabe der Übersetzer war nicht leicht. Das Verhältnis zwischen Sprache und Kultur ist delikat. In meinem Buch nannte ich es: die Sprache ist Vehikel der Kultur, und sie ist ein eigensinniges Vehikel. Injeder Sprache können manche Gedanken einfach und andere nur sehr schwer ausgedrückt werden. Obwohl wahrscheinlich nichts in einer anderen Sprache unsagbar ist, fällt es in einer Sprache leichter, gewisse Begriffe einfacher und genauer zum Ausdruck zu bringen als in einer anderen. Teilweise löst man das Problem, indem man einfach Worte aus Nachbarsprachen übernimmt: So wie Manager im Deutschen und Weltanschauung im Englischen verwendet werden. Dennoch ist das Übersetzen eines einigermaßen komplexen Textes wegen dieser engen Verknüpfung zwischen Sprache und Kultur im Grunde eine mission impossible. Man muß immer wieder zwischen Annäherun gen an die Bedeutung des Urtextes auswählen, wobei keine die genaue Nuance des ursprünglich Gemeinten trifft. Wenn das Buch dann noch von Kulturunterschieden handelt, wird es noch schwieriger. Die beiden Übersetzer sind mit diesen Problemen gut zurechtgekommen. Ich glaube, daß die Aussage des englischen Textes dem deutschen Leser so sinnvoll wie möglich vermittelt wird. Vorläufer dieses Buches ist Culture's Consequences aus dem Jahre 1980 - eine wissenschaftliche Arbeit, geschrieben für Wissenschaftler. Culture's Consequellces wurde damals von mehreren deutschen Verlagen zur Übersetzung geprüft, es kam aber keine Übersetzung zustande. Das Urteil der Lektoren lautete: "Wer dieses Buch im deutschen Sprachgebiet liest, spricht auch Englisch." Das Buch, dasjetzt vorliegt, ist für ein breiteres Publikum geschrieben - zwar, wie ich hoffe, wissenschaftlich fundiert, aber in der Umgangssprache geschrieben. Hier war das Interesse an einer deutschen Übersetzung unmittelbar vorhanden. Übersetzungen ins Chinesische, Dänische, Finnische, Holländi sche, Japanische, Koreanische, Norwegische und Schwedische liegen bereits vor. Das Thema dürfte für den deutschsprachigen Leser ab 1993 von besonderem Interesse sein. Die deutschsprachigen Länder waren und sind aus geographischen Gründen schon immer Treffpunkt von Menschen aus unterschiedlichen Teilen Europas gewesen; seit kurzem auch von Menschen aus anderen Teilen der Welt. Sprecher der deutschen Sprache gehen mehr als früher ins Ausland - sei es aus beruflichen Gründen oder aus Abenteuerlust. Der Zusammenbruch des eisernen Vorhanges führt zu neucn Kontakten mit den Kulturen Osteuropas, wobei die deutschsprachigen Länder in der ersten Reihe stehen. Auch im Dialog zwischen den neuen und den alten Bundesländern in Deutschland spielen kulturelle Faktoren, wie sie in diesem Buch beschrieben werden, ebenfalls eine bedeutende Rolle. Die Aussage meines Buches ist, daß man über Kulturunterschiede in Ruhe sprechen und auf diese Weise lernen kann sowie, daß unser Überleben in einer multikulturellen Welt 5 solches Lernen notwendig macht. Aus dieser Auffassung spricht ein gewisser Idealismus. Als Verfas~er freue ich mich, daß ich diesen Idealismus jetzt mit den deutschen Lesern teilen kann. Ich danke dafür den Übersetzern und dem Verlag. Maastricht, Niederlande GEERT HOFSTEDE 6 Vorwort Ende der 60er Jahre beschäftigte ich mich eher zufällig mit kulturellen Unterschieden - und stieß dabei auf umfangreiches Material für eine Studie. Als Ergebnis dieser Studie wurde im Jahr 1980 ein Buch zu diesem Thema mit dem Titel Culture's Consequences veröffentlicht. Es war bewußt für ein Fachpublikum geschrieben, denn es weckte Zweifel an der Allgemeingültigkeit traditioneller Lehren der Psychologie, Organisationssoziolo gie und Manag!!menttheorie: ich mußte daher sowohl die theoretische Argumentation darlegen, als auch Basisdaten und die statistischen Verfahren angeben, an hand derer ich meine Thesen aufstellte. Die 1984 erschienene Taschenbuchausgabe verzichtete auf Basisdaten und Statistik, war ansonsten aber mit der gebundenen Ausgabe von 1980 identisch. Culture's Consequences erschien in einer Zeit, als das Interesse an kulturellen Unterschie den sowohl zwischen Ländern als auch zwischen Organisationen rapide anstieg; es gab damals kaum empirisch gestützte Informationen zu diesem Thema. Die Unterschiede zwischen Ländern waren zwar auch in dem vorherigen Buch enthalten, aber vielleicht waren es zu viele auf einmal. Offensichtlich haben sich viele Leser nur mit einem Teil des Inhalts befaßt. Viele Leute, die sich auf das Buch berufen, behaupten beispielsweise, ich hätte die Wertvorstellungen von IBM-(oder "Hermes-") Führungskräften untersucht. Die von mir verwendeten Daten bezogen sich auf IBM-Mitarbeiter, und wie das Buch selbst zeigte, ist dies ein erheblicher Unterschied. Die Thematik kultureller Unterschiede ist natürlich nicht ausschließlich, und nicht einmal in erster Linie, für Sozialwissenschaftler oder internationale Studenten der Wirtschaftswis senschaft von Interesse. Sie betrifft jeden, der Menschen von außerhalb seines eigenen engen Kreises trifft, und heutzutage ist das praktisch jeder. Dieses neue Buch holt etwas nach, was man eigentlich schon früher hätte tun müssen: es wendet sich an jeden interessierten Leser. Sozialwissenschaftliche Fachsprache wird, soweit möglich, vermie den und, soweit notwendig, erklärt; zu diesem Zweck wurde ein Glossar eingefügt. In diesem neuen Buch wurde die Aussage von Culture 's Consequences nun nach 10 Jahren neu formuliert; dadurch war es mir möglich, die Ergebnisse neuerer - von mir selbst oder anderen durchgeführter - Forschung mit aufzunehmen, unter anderem zu Unterschieden bei Organisationskulturen. Seit 1980 haben viele Autoren bedeutende Studien zu kulturellen Unterschieden veröffentlicht. Die zweite Hälfte des Buches stützt sich fast ausschließlich auf neues Material. Zu besonderem Dank verpflichtet bin ich Michael Bond in Hongkong und Michael Hoppe in Chapel HiIl/North Carolina, USA, deren Arbeit mir Anregungen zu grundsätzlichen Gedanken gab. Weiterer Dank gilt den Mitarbeitern am IRIC-Forschungsprojekt zu Organisationskulturen in Dänemark und den Niederlanden, insbesodnere Denise Ohayv in Kopenhagen, sowie Geert Sanders und Bram Neuijen in Groningen. Der schöpferische Geist von Bob Waisfisz, Unternehmensberater in Den Haag, stellte eine ständige Inspirationsquelle dar: er ließ mich an seiner unerschöpflichen 7 Erfahrung teilhaben, wie man praxisorientierten Menschen kulturelle Zusammenhänge nahebringt; darüber hinaus beurteilte er einen Entwurf des Manuskripts. John W. Bing, Rene Olie, Louise Pannenborg-Stutterheim, Hein Schreuder und Gert Van de Paal waren mir ebenfalls eine große Hilfe, indem sie Entwürfe des Buches lasen und kritisch dazu Stellung nahmen. Im Unterschied zu früheren Büchern habe ich mich diesmal nicht bei den Sekretärinnen für deren gewissenhafte Schreibarbeit zu bedanken. Ich verfaßte das Manuskript auf einem Personal Computer, so daß ich den Sekretärinnen bessere Aufgaben zuteilen konnte. Sowohl die Sekretärinnen als auch ich erfreuen uns der neuen Technik, und ich habe diese sogar im Verdacht, meine Kreativität zu steigern. Im Kreis der Informatoren, Diskussionspartner und wohlgesonnenen Kritiker trugen die Mitglieder des Hofstede-Clans Maaike, Josephie, Gert-Jan, Rokus, Bart und Gideon in der Entstehungsphase des Buches gleichermaßen zu neuen Ideen bei. Die Gesprächspartner bei den Abendessen im Familienkreis zu Zeiten von CuLture's Consequences sind inzwi schen alle Profis aufihrenjeweiligen Gebieten geworden. Unser gemeinsames Interesse an kulturellen Unterschieden besteht weiterhin, und es war erneut eine Quelle der Unterstüt zung auf intellektueller wie auch auf emotionaler Ebene. An sie alle denke ich mit Liebe und Dankbarkeit. Dieses Buch ist unseren Enkeln Liesbeth und Bregje Hofstede, und weiteren, noch nicht geborenen Enkeln gewidmet. Die Welt, die wir nun an ihre Generation weitergeben, steckt voller Konflikte zwischen unterschiedlich programmierten Köpfen. Liesbeth und Bregje wird das Buch heute wohl nicht besonders gefallen, weil es keine schönen Bilder enthält. Das tut mir leid; aber ich hoffe, es wird ein klein wenig zum gegenseitigen Verständnis zwischen den Kulturen in der Welt von morgen beitragen, die die ihrige ist. MaastrichtlVelp, Niederlande GEERT HOFSTEDE 8 Inhaltsverzeichnis Vorwort zur deutschen Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Vorwort.............................................................. 7 Eine Anleitung zu diesem Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 J. Teil Einführung .......................................................... . 15 1. Kapitel Kulturebenen 17 Verschiedene Denkweisen, gemeinsame Probleme ......................... . 17 Kultur als mentale Programmierung ..................................... . 18 Kultureller Relativismus ............................................... . 21 Symbole, Helden, Rituale und Werte ..................................... . 22 Kulturebenen ........................................................ . 25 Unterschiede in der nationalen Kultur .................................... . 25 Dimensionen nationaler Kulturen ........................................ . 27 Kulturelle Unterschiede hinsichtlich Region, Religion, Geschlecht, Generation und Klasse ......................................................... . 30 Organisationskulturen ................................................. . 32 Anmerkungen ........................................................ . 33 11. Teil Nationale Kulturen 35 2. Kapitel Gleicher als andere 37 Ungleichheit in der Gesellschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Machtdistanzindex: ein Gradmesser für Ungleichheit in der Gesellschaft. . . . . . . . 38 Definition von Machtdistanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Machtdistanzunterschiede innerhalb eines Landes: soziale Schicht, Bildungsniveau und Beruf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Maße im Zusammenhang mit Machtdistanz: Der Einsatz von Korrelationen. . . . . 45 Machtdistanzunterschiede zwischen Ländern: Wurzeln in der Familie .......... 46 Machtdistanz in der Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Machtdistanz am Arbeitsplatz ............................................ 50 Machtdistanz und der Staat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Machtdistanz und Gedankenwelt '" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Ursprünge von Machtdistanzunterschieden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Die Zukunft von Machtdistanzunterschieden ............................... 61 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 9 3. Kapitel Ich, Wir und Sie ...................................................... . 65 Individuum und Kollektiv in der Gesellschaft .............................. . 66 Messung des Grades an Individualismus in der Gesellschaft .................. . 67 Kollektivismus und Machtdistanz ........................................ . 70 Individualismus und Kollektivismus nach Berufen .......................... . 73 Individualismus und Kollektivismus in der Familie ......................... . 74 Individualismus und Kollektivismus in der Schule .......................... . 78 Individualismus und Kollektivismus am Arbeitsplatz ....................... . 80 Individualismus, Kollektivismus und der Staat ............................. . 85 Individualismus, Kollektivismus und Gedankenwelt ........................ . 88 Ursprünge von Unterschieden zwischen Individualismus und Kollektivismus ... . 91 Die Zukunft von Individualismus und Kollektivismus ....................... . 95 Anmerkungen ........................................................ . 96 4. Kapitel Er, Sie und M(F) 97 Bestimmtheit gegenüber Bescheidenheit .................................. . 97 Geschlecht und Geschlechtsrollen ....................................... . 98 Maskulinität-Femininität als Kulturdimension ............................ . 100 Kultur der Geschlechtlichkeit ........................................... . 103 Maskulinität und Femininität nach Berufen ............................... . 104 Maskulinität und Femininität in der Familie .............................•.. 105 Maskulinität und Femininität in der Schule ............................... . 109 Maskulinität und Femininität am Arbeitsplatz ............................. . 111 Maskulinität, Femininität und der Staat .................................. . 116 Maskulinität, Femininität und Gedankenwelt .............................. . 121 Ursprünge von Unterschieden bei Maskulinität und Femininität .............. . 124 Die Zukunft von Unterschieden bei Maskulinität und Femininität ............. . 125 Anmerkungen ........................................................ . 127 5. Kapitel Was anders ist, ist gefährlich ........................................... . 129 Die Vermeidung von Unsicherheit ....................................... . 129 Ein Maß für die (In-)Toleranz gegenüber der Uneindeutigkeit in einer Gesellschaft: der Unsicherheitsvermeidungsindex .................................... . 131 Unsicherheitsvermeidung und Angst ..................................... . 134 Unsicherheitsvermeidung ist nicht gleich Risikovermeidung ................. . 136 Unsicherheitsvermeidung nach Beruf, Geschlecht und Alter .................. . 137 Unsicherheitsvermeidung in der Familie .................................. . 138 Unsicherheitsvermeidung in der Schule ................................... . 139 Unsicherheitsvermeidung am Arbeitsplatz ................................ . 141 Unsicherheitsvermeidung, Maskulinität und Motivation ..................... . 143 Unsicherheitsvermeidung und der Staat ................. : ................ . 147 Unsicherheitsvermeidung, Religion und Gedankenwelt ...................... . 152 10