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Interkulturelle Spezifika bei antisozialem Verhalten männlicher Jugendlicher: Längsschnittliche Auswirkungen der Diskriminierung auf Gewalt- und Delinquenzverhalten PDF

235 Pages·2017·5.857 MB·German
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Burcu Uysal Interkulturelle Spezifika bei antisozialem Verhalten männlicher Jugendlicher Längsschnittliche Auswirkungen der Diskriminierung auf Gewalt- und Delinquenzverhalten Interkulturelle Spezifika bei antisozialem Verhalten männlicher Jugendlicher Burcu Uysal Interkulturelle Spezifika bei antisozialem Verhalten männlicher Jugendlicher Längsschnittliche Auswirkungen der Diskriminierung auf Gewalt- und Delinquenzverhalten Burcu Uysal Erlangen, Deutschland Dissertation Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 2016 u.d.T.: Burcu Uysal: „Interkulturelle Spezifika bei antisozialem Verhalten männlicher Jugendlicher - längsschnittliche Auswirkungen der wahrgenommenen Diskriminie- rung auf das Gewalthandeln und auf das Delinquenzverhalten.“ ISBN 978-3-658-18239-7 ISBN 978-3-658-18240-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-18240-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Vorwort Die hier vorliegende Arbeit wurde 2016 von der Philosophischen Fakultät der Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Originaltitel „Interkulturelle Spezifika bei antisozialem Verhalten männlicher Jugendlicher- längsschnittliche Auswirkungen der wahr- genommenen Diskriminierung auf das Gewalthandeln und auf das Delinquenzverhalten“ als Dissertation angenommen. Sie wurde im Rahmen des durch die DFG geförderten längsschnittlichen Teilprojektes A02 „Chancen und Risiken im Lebensverlauf“ des Sonder- forschungsbereiches 882 „Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten“ erstellt. Mein allererster Dank gilt meinen beiden Betreuern Herrn Prof. Dr. Mark Stemmler und Herrn Prof. Dr. Jost Reinecke für Ihre Unterstützung und Ihre wertvollen Ratschläge. Mein Dank gilt dem ganzen Erlanger-SFB-Team. Besonders möchte ich mich bei Dr. Maren Weiss und Mag. Eva Link für das Korrekturlesen dieser Arbeit verbunden mit ihren wertvol- len Anmerkungen bedanken. Herzlich sei auch Dr. Susanne Wallner für ihre fachlichen Anre- gungen und Dipl.-Krim. Maria Arnis für ein stets offenes Ohr gedankt. Meiner lieben großen Familie schulde ich den allergrößten Dank. Vor allem möchte ich mich bei meinem Mann sehr bedanken, da er meinen Horizont erweitert und mich immer für mehr als ich geträumt habe ermutigt. Ohne sein Verständnis und seinen Rückhalt wäre diese Arbeit mit zwei kleinen Kindern nicht möglich gewesen. An dieser Stelle gebührt mein herzlicher Dank meinen Eltern sowie Schwiegereltern, die trotz der Entfernung immer für mich und ihre Enkelkinder da waren. Bei meinen Eltern und meinen Geschwistern bedanke ich mich sehr, weil sie mir seit dem ersten Augenblick meines Lebens in jeder Hinsicht mit ihrer Liebe und Vermittlung von bestimmten Eigenschaften Kraft gegeben haben. Widmen möchte ich diese Arbeit meinen beiden Söhnen, Yusuf Emir und Yunus Emre, die mir einen einzigartigen Ausgleich und Lebensfreude geboten haben. Erlangen, Januar 2017 Burcu Uysal Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................................................................ V I THEORETISCHER HINTERGRUND 1. Einleitung .................................................................................................................................................. 1 1.1 Forschungskontext und Problemdarstellung .......................................................................................... 1 1.2 Gliederung der Arbeit ............................................................................................................................ 3 2. Migration und antisoziales Verhalten ..................................................................................................... 5 2.1 Migration und Begriffsbestimmung des Migranten in Deutschland ...................................................... 5 2.2 Antisoziales Verhalten und antisoziale Persönlichkeitsstörung ............................................................. 6 2.3 Antisoziales Verhalten bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund .................................................... 7 2.3.1 Stand der Forschung im Hellfeld .................................................................................................. 7 2.3.2 Stand der Forschung im Dunkelfeld ........................................................................................... 10 2.3.3 Erklärungsversuche der heterogenen Ergebnissen in den genannten Studien ............................ 14 2.3.4 Ansätze zur Erklärung der Gewalt- und Kriminalitätsbelastung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ................................................................................................................ 18 3. Migrationsspezifische Korrelate des antisozialen Verhaltens ..............................................................23 3.1 Diskriminierung ................................................................................................................................... 23 3.2 Gewalteinstellung bzw. Gewaltakzeptanz............................................................................................ 29 3.3 Gewalt in der Erziehung ...................................................................................................................... 30 3.4 Sozioökonomischer Status ................................................................................................................... 31 3.5 Schulform............................................................................................................................................. 33 4. Desintegrationsansatz ..............................................................................................................................35 4.1 Die Perspektive der sozialen Desintegrationstheorie ........................................................................... 35 4.2 Stand der Forschung ............................................................................................................................ 38 5. Fragestellungen ........................................................................................................................................43 6. Operationalisierung der vorliegenden Arbeit .......................................................................................47 6.1 Anpassung des Modells von Babka von Gostomski ............................................................................ 47 6.2 Das Modell der Untersuchung ............................................................................................................. 49 II METHODE 1. Untersuchungskontext und Studiendesign ............................................................................................51 2. Datenerhebung .........................................................................................................................................53 3. Stichprobe.................................................................................................................................................55 3.1 Stichprobe der ersten Untersuchungswelle .......................................................................................... 55 3.2 Stichprobe der zweiten Untersuchungswelle ....................................................................................... 57 3.3 Längsschnittstichprobe ........................................................................................................................ 58 VIII Inhaltsverzeichnis 4. Erhebungsinstrumente ............................................................................................................................63 4.1 Soziodemographische Daten ................................................................................................................ 63 4.2 Sozialstrukturelle Dimension ............................................................................................................... 65 4.3 Institutionelle Dimension ..................................................................................................................... 65 4.4 Sozioemotionale Dimension ................................................................................................................ 71 4.4.1 Negative Erziehung .................................................................................................................... 71 4.4.2 Bindung an die Eltern ................................................................................................................. 72 4.5 Mediatorvariablen ................................................................................................................................ 73 4.5.1 Gewaltakzeptanz ........................................................................................................................ 73 4.5.2 Selbstkontrolle ............................................................................................................................ 73 4.5.3 Delinquenz der Freunde ............................................................................................................. 74 4.6 Delinquenz- und Gewaltverhalten........................................................................................................ 74 III ERGEBNISSE 1. Deskriptive Befunde ................................................................................................................................79 1.1 Gewaltakzeptanz .................................................................................................................................. 80 1.2 Körperliche Bestrafung als Erziehungsstil ........................................................................................... 81 1.3 Sozioökonomischer Status ................................................................................................................... 83 1.4 Schulform............................................................................................................................................. 87 1.5 Wahrgenommene Diskriminierung ...................................................................................................... 88 1.6 Zusammenfassung der deskriptiven Befunden .................................................................................... 91 2. Empirische Überprüfung ........................................................................................................................95 2.1 Delinquenzverhalten von einheimischen Jungen vs. Jungen nichtdeutscher Herkunft und mit Migrationshintergrund .......................................................................................................................... 95 2.2 Delinquenzverhalten von Jungen mit verschiedenen Migrationshintergründen ................................ 108 2.3 Zusammenhang zwischen wahrgenommener Diskriminierung und antisozialem Verhalten ............. 113 2.4 Überprüfung der Kausalmodelle ........................................................................................................ 118 2.4.1 Voranalysen .............................................................................................................................. 118 2.4.2 Überprüfung des Kausalmodells bei Jungen mit Migrationshintergrund ................................. 118 2.4.3 Modelle mit Restriktionen ........................................................................................................ 128 IV DISKUSSION 1. Interpretation und Diskussion der Ergebnisse ....................................................................................137 2. Reflexion zum Desintegrationsansatz ..................................................................................................153 3. Methodische Stärken und Schwächen der vorliegenden Studie ........................................................155 4. Ausblick ..................................................................................................................................................159 Inhaltsverzeichnis IX Zusammenfassung ...........................................................................................................................................161 Abstract ............................................................................................................................................................165 Literaturverzeichnis ........................................................................................................................................169 Tabellenverzeichnis .........................................................................................................................................183 Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................................................187 Anhang .............................................................................................................................................................191 I Theoretischer Hintergrund 1. Einleitung 1.1 Forschungskontext und Problemdarstellung Der Zusammenhang zwischen Migration und antisozialem Verhalten ist eines der populärsten Themen und wird sowohl in der sozialwissenschaftlichen Forschung als auch in politischen Diskursen und Medien vermehrt behandelt. In der Gesellschaft wird Jugendlichen nichtdeut- scher Staatsangehörigkeit bzw. Jugendlichen mit Migrationshintergrund hohe Gewaltbereit- schaft und höhere Straffälligkeit zugeschrieben. Laut der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) aus dem Jahr 2006 stimmte fast die Hälfte der Bevölkerung (45 %) der Aussage „Ausländer1 begehen häufiger Straftaten als die Deutschen“ zu, während nur ca. ein Drittel diese ablehnte (Geißler, 2008). Die Anzeichen der pauschalen negativen Vorstellungen und die darauf folgenden feindseligen Strömungen gegenüber den „Anderen“ oder „Fremden“ machen sich in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens bemerkbar. Als Beispiele können hier die Pegida-Bewegung und die po- pulären Urteile von Sarrazin über muslimische Migranten, die er in seinem Bestseller-Buch „Deutschland schafft sich ab“ (Sarrazin, 2010) dargelegt hat, angeführt werden. Eine weitere negative Konsequenz der Pauschalisierungen über Migranten zeigt sich aktuell beim Umgang mit der Flüchtlingswelle. Die Probleme, denen Flüchtlinge in politischer sowie in gesell- schaftlicher Hinsicht begegnen, werden durch diese vorurteilsbehaftete Einstellung verstärkt. Fremdenfeindliche Übergriffe gegenüber Migranten und Flüchtlingen, wie beispielsweise Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte oder Migrantenviertel, können als Probleme auf- geführt werden, mit denen Flüchtlinge und Migranten stets konfrontiert sind. Auch die NSU- 1 Die verschiedenen Bezeichnungen der ethnischen Gruppen liegen in den unterschiedlichen Behandlungen in verschiedenen Quellen. Bei Zitationen werden gleiche oder möglichst nahe Bezeichnungen wie in den Origi- nalquellen bevorzugt. Auf die verschiedenen Bezeichnungen der ethnischen Minderheiten wird in Kapitel 2.1 detalliert eingegangen. Für die vorliegende Untersuchung werden möglichst neutrale und realitätsnahe Be- zeichnungen für Einwanderer bevorzugt. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 B. Uysal, Interkulturelle Spezifika bei antisozialem Verhalten männlicher Jugendlicher, DOI 10.1007/978-3-658-18240-3_1 2 Einleitung Mordserie und der rassistische Mordanschlag auf die Marwa El-Sherbini können unter der Kategorie der fremdenfeindlichen Motive aufgeführt werden. Insbesondere werden in den Medien und in der Öffentlichkeit extreme Einzelfälle antisozialen Verhaltens von „Ausländern“ und Menschen mit Migrationshintergrund häufiger thematisiert und mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Somit wird das Bild krimineller Nichtdeutscher verfestigt und für verschiedene Ziele ausgenutzt (vgl. Uysal, Link & Weiss, 2016). Diese In- strumentalisierungen tragen unter Umständen zu einem Prozess der sich selbst erfüllenden Prophezeiung bei, in dem die Gesamtgruppe in der Öffentlichkeit stigmatisiert wird, was im Rahmen von Politik und Justiz auch einen nachteiligen Einfluss beispielsweise auf das Straf- recht und die allgemeinen Rechte von Ausländern und Asylbewerbern hat (Geißler, 2003). All dies hat in Folge negative Auswirkungen auf die Integration der Zielgruppe, was wiederum die sich selbst erfüllende Prophezeiung unterstützt (Geißler, 2003; Walburg, 2014). An dieser Stelle kommt der Wissenschaft eine besondere Aufgabe zu. Denn nur unter An- wendung objektiver wissenschaftlicher Verfahren können vorurteilsfreie Befunde erzielt wer- den, die einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlich relevanter Problemen leisten. Auf diese Weise können konstruktive Präventionsmaßnahmen entwickelt werden und Fortschritte im Lösungsprozess erzielt werden. Bisherige Studien zur Thematik gelangen zu heterogenen Ergebnissen (Mansel, 2001; Stroh- meier, 2007). Ein Teil der Studien, weist einerseits auf eine höhere Gewaltbelastung ausländi- scher Jugendlicher (Baier, Pfeiffer & Windzio, 2006; Fuchs, 1999; Popp, 2000) hin, während andere entweder vollkommen entgegengesetzte Ergebnisse erzielen oder keine deutlichen Unterschiede zwischen Einheimischen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sowie ausländischen Jugendlichen (Boers, Walburg & Reinecke, 2006; Klicpera & Gasteiger Klicpera, 1996; Lösel et al., 1999a; Othold & Schumann, 2003) zeigen, so dass in Bezug auf die interkulturelle Gewalttätigkeit nicht pauschal und einheitlich geschlussfolgert werden kann. Die Relevanz des kulturellen Hintergrundes für aggressives Verhalten und Gewalt wird im deutschsprachigen Raum meist nur als „Nebenfragestellung“ behandelt. In den untersuch- ten Stichproben ist zudem der Anteil der ausländischen Jugendlichen im Verhältnis sehr nied- rig (7 % bis 25 %) (Strohmeier, 2007). Obwohl Studienergebnisse in diesem Bereich nicht einheitlich sind, kommen mehrere Studien zu dem Schluss, dass Jugendliche nichtdeutscher Staatsangehörigkeit und Jugendliche mit Migrationshintergrund - insbesondere männliche Jugendliche mit türkischem Migrationshin- tergrund - gewaltbereiter seien. Die widersprüchlichen Ergebnisse und der geringe Anteil der jeweiligen Migrantengruppen in den Stichproben in diesem Forschungsbereich zeigen, dass es neuer Vergleichsstudien zwi-

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