Diana Schumann Interessenvermittlung im europaischen Mehrebenensystem Diana Schumann Interessenvermittlung im europaischen Mehrebenensystem Strategien Elektrizitats gro~er unternehmen im Vergleich Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Ulrich Widmaier Deutscher Universitats-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Ober <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Ruhr-Universitat Bochum, 2004 u.d.T.: Schumann, Diana: Interessenvermittlung groBer Elektrizitatsunternehmen im europaischen Mehrebenensystem: ein deutsch-franztisischer Vergleich Die Vertiffentlichung der Studie wurde durch die Hans-Btickler-Stiftung geftirdert. 1. Auflage Marz 2005 Aile Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2005 Lektorat: Ute Wrasmann / Anita Wilke Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschOtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.9s unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fOr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dOrften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13:978-3-8244-461 0-0 e-ISBN-13:978-3-322-81368-8 001: 10.1007/978-3-322-81368-8 Geleitwort Die Liberalisierung des Energiemarktes - speziell des Stromsektors - ist in Deutschland und in Europa ein hoch aktuelles Thema. Allzu lange "erfreute" sich die Elektrizitatswirtschaft der Ftirsorge durch den Staat, wobei diese von der Etablierung staatlicher und der Duldung priva ter Monopole tiber die affentliche Sanktionierung von exklusiven Versorgungsgebieten bis zur Subventionierung bestimmter Energietrager reichte. Die Foige war eine enge Verflech tung von Staat, Verbanden und Untemehmen. Der wichtigste Rechtfertigungsgrund fur diese Strukturen war die Garantie einer national en Versorgungssicherheit. Durch die zunehmende wirtschaftliche Integration Europas im Zuge des Binnenmarktprojekts gerieten Rechtfertigun gen wie Sektorstrukturen ins Wanken. Es war nicht langer einzusehen, warum sich ausge rechnet dieser wirtschaftliche Schltisselsektor durch Staatsmonopole und demarkierte Versor gungsgebiete auszeichnen sollte. Trotz fehlender direkter Kompetenzen der Europaischen Kommission in der Energiepolitik kam es zur Verabschiedung einer Liberalisierungsrichtline, die durch nationale Rechtsakte sowie administrative Verfahren umgesetzt werden muss. Die ser Prozess ist bis heute in vie len Mitgliedslandem noch nicht abgeschlossen. Diese spannende Ausgangskonstellation stellt den Kontext der Studie von Diana Schu mann dar. Es ist das Ziel der Verfasserin, nationale und europaische institutionelle Einfltisse auf die Interessenvermittlung groBer Elektrizitatsuntemehmen aus Frankreich und Deutsch land zu untersuchen. Die Forschungen von Frau Schumann beschaftigen sich folglich mit dem an Bedeutung gewinnenden Thema der direkten administrativen Interessenvertretung von GroBuntemehmen. Da solche Untemehmen tiber gentigend Kapazitaten verftigen, ihre Inte ressen auch auBerhalb von Verbanden erfolgversprechend vertreten zu kannen, wahlen sie bei untemehmenspezifischen Interessenlagen diese Strategie. Die zunehmende Verflechtung nati onaler mit europaischer Politik, die sich in netzwerkartigen Strukturen des Regierens (Gover nance) manifestiert, bietet ressourcenstarken Akteuren vielfaltige Einflussmaglichkeiten. Be sondere Aufmerksamkeit verdienen dabei Koppelgeschafte als eine Maglichkeit des Interes senausgleichs zwischen Untemehmen und der Europaischen Kommission. Die Autorin zeigt, wie solche Optionen wahrgenommen und umgesetzt werden kannen. Auch die Kosten fUr die Allgemeinheit und die damit verbundenen Legitimitatsprobleme derartiger Strategien der In teressenvermittlung werden in ihrer Arbeit diskutiert. Diana Schumann legt mit dieser VerOffentlichung eine Untersuchung vor, die umfassend, theoriegeleitet und empirisch belegt den Eintluss unterschiedlicher nationaler politischer Sys teme, landerspezifischer Sektorstrukturen und institutioneller Spezifika des europaischen Mehrebenensystems auf die Interessenvermittlungsstrategien groBer Untemehmen darstellt. Damit ist ihr ein bedeutender Beitrag zur politikwissenschaftlichen Europaforschung im All gemeinen und zum Thema Interessenvermittlung in der Europaischen Union im Besonderen gelungen. Prof. Dr. Ulrich Widmaier v Vorwort Das vorliegende Buch ist eine geringfligig liberarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Sommer 2004 von der FakulUit flir Sozialwissenschaft der Ruhr-Universitiit Bochum ange nommen wurde. Sie ist im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt "Politikfeldliber greifende Koppelgeschiifte zwischen EU-Kommission und groBen Untemehmen: Interessen strukturen, Entwicklung, Legitimitiit" entstanden, das am Lehrstuhl flir Vergleichende Regie rungslehre und Politikfeldanalyse durchgeflihrt und von der Deutschen Forschungsgemein schaft (DFG) als Teilprojekt des Schwerpunktprogramms "Regieren in Europa" gefOrdert wurde. Die Entstehung und VerOffentlichung der vorliegenden Studie hiitte nicht gelingen konnen ohne die Unterstlitzung und die Hilfe einer Vielzahl von Freunden und Kollegen. Ih nen mochte ich an dieser Stelle danken. Mein besonderer Dank gilt Ulrich Widmaier. Er hat meine Dissertation betreut und zu sammen mit Nils C. Bandelow das Projekt geleitet. Von seinen kritisch-konstruktiven Anre gungen und seiner hilfreichen Unterstlitzung hat meine Studie wesentlich profitiert. Zudem riiumte er mir flir die Fertigstellung der Arbeit aile notigen Freiriiume ein. Viele hilfreiche Kommentare und wertvolle Unterstlitzung erhielt ich auch von Nils C. Bandelow. Niitzliche Hinweise fUr die Oberarbeitung meiner Dissertation gab mir Ludger Pries, der das Zweitgut achten verfasste. Wertvolle Kommentare verdanke ich auch den Teilnehmem der Tagungen des Schwer pUnktprogramms "Regieren in Europa". Die empirische Seite meiner Studie hat vor allem von der Beteiligung und der Auskunftsbereitschaft meiner Interviewpartner aus den Elektrizitats untemehmen, den Branchenverbiinden, der Europiiischen Kommission und den nationalen Ministerien profitiert. Ihnen gilt daher mein herzlicher Dank. Flir ihre vieWiltige Unterstlitzung bei der Durchflihrung des Projekts und der Entstehung der vorliegenden Studie mochte ich mich ganz besonders bei Wibke Beckmann, Monika Ble dowska, Lars Heidemann, Kerstin Nolle, Stephan Seifen und Kay Tewes bedanken. Angelika J. Hlipen hat nicht nur das miihevolle Korrekturlesen auf sich genommen, sondem mich auch wiihrend der Entstehungsphase des Manuskripts freundschaftlich unterstiitzt. Freundschaftli chen Beistand erhielt ich auch von Lars Czommer, Peter Ittermann, Gemot Miihge, Andreas Schroller und Sebastian Struck. Flir ihre Unterstlitzung bei der VerOffentlichung des Buches danke ich besonders Ina Drescher und der Hans-Bockler-Stiftung, die den Druckkostenzu schuss libemommen hat. Mein groBter Dank gilt jedoch meinen Eltem, Regina Schumann-Fiiting und Friedel Fliting. Ihre unvergleichliche und unschiitzbare Unterstiitzung hat die Entstehung und Verof fentlichung dieses Buches erst ermoglicht. Diana Schumann VII InhaIt Geleitwort ............................................................................................................ v Vorwort. ............................................................................................................ VII Abbildungsverzeichnis .................................................................................. XIII Tabellenverzeichnis ......................................................................................... XV Ubersichtsverzeichnis ...............................................................•................... XVII Abkiirzungsverzeichnis .................................................................................. XIX 1. Einleitung ................................................................................................... 1 1.1 Untersuchungsdesign, Fallauswahl und Forschungshypothesen ............................. 3 1.2 Methodisches Vorgehen und Autbau der Untersuchung .......................................... 9 2. Forschungsstand zur Interessenvermittlung groller Elektrizitatsunternehmen im europaischen Mehrebenensystem ....... 15 2.1 Interessenvermittlung gro8er Unternehmen und europaische Integration .......... 15 2.2 Studien der Elektrizitatswirtschaft ............................................................................ 20 2.3 Zwischenfazit ............................................................................................................... 23 3. Interessen, Interessenvermittlung und Institutionen: Theoretische Bezugspunkte und Untersuchungsperspektive ............. 25 3.1 Interessen, Akteure und Interessenvermittlung. ...................................................... 25 3.1.1 Der InteressenbegrifJ in der politikwissenschaftlichen Forschung .............................. 25 3.1.2 Die 1nteressen korporativer Akteure .. .................................................... 28 3.1.3 Pluralism us, Korporatismus, Policy-Netzwerke, administrative Interessenvermittlung und "Ko-Evolution" .............................................. . . .... 31 3,2 "Institutions matter" - Theoretische Grundlagen eines neo-institutionalistischen Ansatzes zur Untersuchung der Interessenvermittlung gro8er Unternehmen ............... ,. ........................................... 39 3.2.1 Neo-institutionalistische Theorieperspektiven in der Politikwissenschaft: Entstehungszusammenhang und Oberblick .................................................................. 39 3.2.2 Institutionen, institutionelle Konfigurationen und institutionelle Arrangements ......... 48 3.2.3 Die Institutionalisierung individuellen Handelns und die PraJerenzbildung der Akteure.. ................... .. ..................................................................... 53 IX 3.2.4 Handlungsorientierungen .... ...................... 60 3.2.5 Akteurkonstellationen, Inleraktionsorientierungen und InteraktionsJormen ......... . .. 62 3.2.6 Institutioneller Wandel .. . ..... 68 3.3 Zusammenfassung. ...................................................................................................... 72 4. Nationale institutionelle Arrangements und Interessenvermittlung gro8er Elektrizitatsunternehmen ................... 75 4.1 Die Elektrizitiitsversorgung: Besonderheiten einer Branche ................................. 7S 4.2 Institutionelle Einfliisse des politisch-administrativen Systems auf die Interessenvermittlung groDer Elektrizitiitsunternehmen ....................................... 80 4.2.1 Ausgestaltung und Kompetenzen der Kernexekutive und des Parlaments im politischen Entscheidungsprozess .................................... 80 4.2.1.1 Ausgestaltung und Kompetenzen der Kemexekutive im politischen Entscheidungsprozess ..................................................................................................... 81 4.2.1.2 Ausgestaltung und Kompetenzen des Parlaments im politischen Entscheidungsprozess ..................................................................................................... 86 4.2.2 Kompetenzen und Selbstverstdndnis der Ministerialverwaltung ................................. 89 4.2.2.1 Zentralisierte und funktional ditTerenzierte Kompetenzverteilung zwischen den politisch-administrativen Ebenen ................................................................................... 90 4.2.2.2 Die Kompetenzverteilung zwischen den politisch-administrativen Ebenen in der Energiepolitik ....................................................................................................... 94 4.2.2.3 Das Selbstverstandnis der Ministerialverwaltung ........................................................ 102 4.2.3 ZwischenJazit ................................. 108 4.3 Institutionelle Einfliisse des sektoriellen Regimes der Elektrizitiitsversorgung auf die Interessenvermittlung der groDen Elektrizitiitsunternehmen ......................................................................................... 111 4.3. I Sektorielles Leitbild und politische Steuerung ... ............................................ 112 4.3.2 Sektorielle Koordinationsmuster. .. ............................................... 1n 4.3.3 ZwischenJazit ................................. 144 4.4 Die Bedeutung nationaler institutioneller Arrangements fiir die Interessenvermittlung groDer Elektrizitiitsunternehmen auf der europiiischen Ebene: Forschungshypothesen ......................................................... 146 x 5. Institutionelle Einfliisse des politisch-administrativen Systems der Europaischen Union auf die Interessenvermittlung gro6er Elektrizitatsunternehmen ......................................................... 151 5.1 Die Europiiische Union als Mehrebenensystem ..................................................... 151 5.2 Ausgestaltung und Kompetenzen der politischen Institutionen im europiiischen Entscheidungsprozess .................................................................. 153 5.3 Rechtliche Grundlagen und Charakteristika der politischen Steuerung in der europiiischen Elektrizitiitspolitik .................................................................. 160 5.4 Funktionale Zustiindigkeiten und Koordination der Europiiischen Kommission in der europiiischen Elektrizitiitspolitik ................... 163 5.4.1 Funktionale Zustiindigkeiten der Europiiischen Kommission in der europiiischen Elektrizitiit5politik...... . .............................................................. 164 5.4.2 Koordination der Kommissionsakteure im Entstehungsprozess allgemeiner und spezijischer Rechtsakte .................... . ........................................................... 167 5.5 Entscheidungsautonomie, Ressourcenabhiingigkeit und Selbstverstiindnis der Kommissionsakteure in der europiiischen Elektrizitiitspolitik ...................... 171 5.5.1 Entscheidungsautonomie und Ressourcenabhiingigkeit der Kommissionsakteure in der europiiischen Elektrizitiitspolitik.. .. .................................................... 173 5.5.2 Selbstverstiindnis der Kommissionsakteure in der europiiischen Elektrizitiitspolitik......... .. ...................................................... 197 5.6 Zwischenfazit ............................................................................................................. 203 5.7 Forschungshypothesen zu spezifisch europiiischen Interessenvermittlungsstrategien grol1er Elektrizitiitsunternehmen ................... 205 5.7.1 Exkurs: Voraussetzungen und Typen von Koppelgeschiifien ..................................... 206 5.7.2 GrofJe Elektrizitiitsunternehmen als Akteure der 1nteressenvermittlung durch Koppelgeschiifie mit der Europiiischen Kommission ................................................. 210 6. Interessenvermittlung der gro6en Elektrizitatsunternehmen in der europaischen Elektrizitatspolitik .............................................. 213 6.1 Liinderspezifische Interessenvermittlungsstrategien der grol1en Elektrizitiitsunternehmen in der europiiischen Elektrizitiitspolitik ..................... 213 6.1.1 Variationen der Ausgestaltung der 1nteressenvermittlung grofJer Elektrizitiitsunternehmen auf der europiiischen Ebene ............................................. 214 6.1.2 Varialionen der 1nteressenkoalilionen grofJer Eleklrizitiitsunternehmen bei der Realisierung und Vollendung des Energiebinnenmarktes .......................................... 226 XI 6. I .2. I Die AnHinge der Liberalisierung der Elektrizitatsversorgung ..................................... 230 6. I .2.2 Die erste Phase der Offnung der Elektrizitatsmarkte (1989-199 I) ............................. 233 6. I .2.3 Die zweite Phase der Offnung der Elektrizitatsmarkte (1992-1996) ........................... 236 6. I .2.4 Die dritte Phase der Offnung der Elektrizitatsmarkte (ab 1997) ................................. 245 6. 1.2.5 Interessenkoalitionen zwischen graBen deutschen Elektrizitatsuntemehmen und der Eurapaischen Kommission ............................................................................. 258 6.1.3 ZwischenJazil ..................... 264 6.2 Koppelgeschiifte mit der Europliischen Kommission als spezifische Form der Interessenvermittlung gro8er Elektrizitlitsunternehmen in der europliischen Elektrizitlitspolitik ............................................................................. 266 6.2.1 Ressourcen und Ressourcenabhdngigkeil der Europdischen Kommission in der europdischen E1ektrizitdtspolilik.. .. ......... 270 6.2.2 Ressourcen und Ressourcenabhdngigkeit der grofien Elektrizitdtsunternehmen in der europdischen Elektrizitdtspolitik... .................... .. ................... 271 6.2.3 Koppelgeschdfte zwischen den grofien Elektrizitdtsunternehmen und der Europdischen Kommission....... .................. .. ................... 274 6.2.4 ZwischenJazit ....................... 279 6.3 Zusammenfassung. .................................................................................................... 281 7. Die Interessenvermittlung gro8er Unternehmen im europiiischen Mehrebenensystem - Resiimee und Ausblick ....... 285 Literatur ........................................................................................................... 293 Anhang .............................................................................................................. 323 XII