ebook img

Integration von politischer und ökonomischer Bildung? PDF

173 Pages·2005·7.509 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Integration von politischer und ökonomischer Bildung?

Dietmar Kahsnitz (Hrsg.) Integration von politischer und okonomischer Bildung? Dietmar Kahsnitz (Hrsg.) Integration von politischer und bkonomischer Bildung? VS VERLAG FOR SOZIALWISSENSCHAFTEN Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet liber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. 1. Auflage Dezember 2005 Aile Rechte vorbehalten © VS Verlag fOr Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2005 Lektorat: Frank Schindler Der VS Verlag fOr Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer SciencNBusiness Media. www.vs-verJag.de Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dlirften. umschlaggestaltung: KlinkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Satz: Beate Glaubitz ISBN-13: 978-3-531-14667-6 e-ISBN-13: 978-3-322-80756-4 001: 10.1007/978-3-322-80756-4 Inhalt Dietmar Kahsnitz Einfiihrung: Okonomische und politische Allgemeinbildung im gesellschaftlichen Umbruch. Konzeptionelle Herausforderungen und Probleme der Lehrerqualifikation ..... ...... ....... ... .... .............. ........... ... 7 Reinhold Hedtke Gemeinsam und unterschieden. Zum Problem der Integration von politischer und okonomischer Bildung ......... ... ........ ..... ......... ....... ....... ..... .... ............ ........ 19 Klaus-Peter Kruber Okonomische und politische Bildung - der mehrperspektivische Zugriff auf Wirtschaft und Politik ................... 75 Dietmar Kahsnitz Okonomische und politische Bildung sowie die Frage ihrer Integratiott aus der Perspektive einer sozialwissenschaftlichen Allgemeinbildungstheorie ........................................................................ 111 Ehlert Briiser-Sommer Neuausrichtung der okonomisch-politische Bildung in Baden-Wiirttemberg ............................................................................ 159 Martin Speck Zur Bedeutung und Organisation der politischen und okonomischen Bildung im Schulwesen der Freien und Hansestadt Hamburg ................. 169 Autorenhinweise ...................................................................................... 176 Dietmar Kahsnitz EinfClhrung: Okonomische und politische Aligemeinbildung im gesellschaftlichen Umbruch. Konzeptionelle Herausforderungen und Probleme der Lehrerqualifikation 1. Seit Mitte der 90er Jahre besteht in Deutschland ein gesellschaftsweiter und parteientibergreifender Konsens dartiber, dass die Jugendlichen in der allgemeinbildenden Schule umfassendere Kenntnisse tiber die Wirtschaft, tiber deren Funktionszusammenbange, deren Bedeutung fUr die Gesellschaft und den Einzelnen und tiber ihre Handlungs- und Mitgestaltungsmoglich keiten erwerben sollen. In Bevoikerungsumfragen sprach sich die Mehrheit ftir die Einftihrung eines Unterrichtsfachs Wirtschaft aus. Unternehmen und Wirtschaftsverbande intensivierten ihre Kooperation mit Schulen und Schti lern, z.B. tiber Betriebserkundungen, Betriebspraktika, Juniorunternehmen, WeiterbildungsmaBnahmen fur Lehrer usw. Von einer besseren wirtschaftli chen Bildung erhofft man sich eine positivere Einstellung zur Wirtschafts ordnung, zu Globalisierungsprozessen und -folgen, eine groBere Aufge schlossenbeit fur gesellschaftliche Reformen, eine hohere individuelle An passungsbereitschaft und mehr Eigen- und Mitverantwortung. Wirtschaftli che Bildung wird als ein wichtiger Beitrag zur Bewaltigung unabwendbarer gesellschaftlicher Wandlungsprozesse verstanden. 2. Ausgelost wurden die Forderungen nach einer erheblich besseren okono mischen Bildung an den Schulen durch die verschlechterte wirtschaftliche und soziale Lage in Deutschland seit der Mitte der 90iger Jahre sowie durch eine zunehmende Unzufriedenbeit mit dem Wirtschafts-, Beschliftigungs und Sozialsystem. Nach dem Ende der kurzen Vereinigungskonjunktur wur den die Konsequenzen des zunehmenden internationalen Wettbewerbs bzw. der Globalisierung im Gefolge des Falls des eisernen Vorhanges immer deut licher sptirbar. Die Arbeitslosigkeit stieg, ebenso die Kosten ihrer "sozialen Abfederung" wie z.B. ftir UnterstUtzungszahlungen an Arbeitslose, arbeits marktpolitische MaBnahmen der Bundesanstalt ftir Arbeit, vorgezogenen Ru hestand etc. Zusatzlich zur Uberalterung der Bevoikerung machte die Ar beitslosigkeit Beitragserhohungen und hohere Bundeszuschtisse bei der ge setzlichen Kranken- und Rentenversicherung erforderlich. Eine ErhOhung der Sozialbeitrage zur Aufrechterhaltung der Sozialleistungen auf dem gewohn- 8 Dietmar Kahsnitz ten Niveau wurde auch wegen der negativen Auswirkungen erhohter Lohn nebenkosten auf die Wettbewerbsfahigkeit der Untemehmen bzw. der Wirt schaft zunehmend als untragbar angesehen. Wegen des von dem intensivier ten intemationalen Wettbewerb ausgehenden Drucks auf das Lohnniveau und das soziale Sicherungssystem Deutschlands nahm in der Bevolkerung die Kritik an der Globalisierung und auch an dem marktwirtschaftlichen System zu, obwohl Deutschland mit seiner stark exportorientierten Wirtschaft weiter hin zu den NutznieBem der Ausweitung des intemationalen Hande1s gehort. 1m Mittelpunkt der Diskussion standen die Verschlechterung des Wirt schaftsstandorts Deutschland im intemationalen Vergleich und MaBnahmen zu dessen Verbesserung. Von Wirtschaftswissenschaftlem und der Wirtschaft wurden als Ursachen hiiufig ein zu hohes Lohnniveau, das Tarifkartell von Arbeitgebem und Gewerkschaften bzw. die Macht der Gewerkschaften, zu hohe Lohnnebenkosten sowie ein zu starker Arbeitnehmerschutz (z.B. Klin digungsschutz) genannt und Reformen vorgeschlagen, die die Gewinne der Untemehmen, deren Investitionsbereitschaft und damit Wachs tum und Be schliftigung stlirken sol1ten. Die Gewerkschaften und ihnen nahestehenden Politiker prliferierten dagegen MaBnahmen zur Nachfragestlirkung wie Kon jUnkturprogramme und aktive Arbeitsmarktpolitik, aber auch eine Umvertei lung der Arbeit durch Arbeitszeitverklirzungen. Dass Reformen zur Bewliltigung der okonomischen und sozialen Proble me unumglinglich seien, war eine weit verbreitete Auffassung. Dementspre chend stieB auch die Rede des Bundesprlisidenten Herzog, nach der ein Re formruck durch Deutschland gehen mUsse, auf breite Zustimrnung. Doch we1che Regierung auch imrner versucht hlitte, Reformen in Angriff zu neh men, die Uberkomrnene und liebgewonnene Besitzstlinde spUrbar schmliler ten, musste mit Wahlstimrnen- und Regierungsmachtverlust rechnen, insbe sondere ,wenn die Opposition noch anklindigte, diese Reformen nach ihrem Wahlsieg wieder zuruckzunehmen. Da die Opposition in den 90iger lahren auch noch in der Lage war, Reformvorhaben im Bundesrat zu verhindem, setzte sich in der Offentlichkeit ein weitverbreitetes Bild von Reformstau, Untatigkeit und Llihmung der Regierung gegenUber den neuen Herausforde rungen fest. Eine wesentliche Ursache flir die zunehmende Unzufriedenheit mit dem Wirtschafts-, Beschliftigungs- und Sozialsystem sowie fUr die unzureichende gesellschaftliche Reform- und individuelle Anpassungsbereitschaft wurde in mangelnden Kenntnissen der BUrger Uber wirtschaftliche Zusammenhlinge, Handlungszwlinge und -moglichkeiten gesehen. Dem solI die okonomische Bildung in der Schule entgegenwirken. Durch sie sollen die lugendlichen die wohlstandsteigemde Funktion der (sozialen) Marktwirtschaft und der intema tionalen Arbeitsteilung (Intemationaler Wettbewerb, Globalisierung), die Be dingungen der Wettbewerbsfahigkeit der Untemehmen und der deutschen Wirtschaft und Notwendigkeiten sowie Moglichkeiten der Gestaltung von EinfOhrung 9 Rahmenbedingungen erkennen, die die Wettbewerbsfahigkeit fOrdem und so ziale Gerechtigkeitskriterien beachten. Sie soIlen u.a. lemen, zwischen kurz und langfristigen Wirkungen von wirtschafts- und sozialpolitischen MaBnah men zu unterscheiden, kreislauftheoretische Zusammenhange zu beach ten und Begriindungsdefizite und -inkonsistenzen von auf den ersten Blick plausibel klingenden Patentrezepten zur Losung wirtschaftlicher und sozialer Probleme zu identifizieren. Wert-, Ziel- und Interessenkonflikte z.E. zwischen Wirt schafts- und Umweltzielen, zwischen Untemehmen und Mitarbeitem werden durch bessere Kenntnisse wirtschaftlicher Zusammenhange zwar nicht aufge lOst, doch soIl der Wirtschaftsunterricht die Jugendlichen beflihigen, die Kon flikte und mogliche Konfliktlosungen sachlich angemessen zu beurteilen. Gleichzeitig werden sie darnit in die Lage versetzt, Scheinlosungen und Inte ressenspolitiken besser zu durchschauen. Letzteres kann von Politikem aller dings sowohl als Vorteil wie auch als Nachteil angesehen werden. Von einer intensivierten okonomischen Bildung in Schulen wird erwartet, dass sie ein Verstandnis des Wirtschafts-, Beschaftigungs-und Sozialsystems und dessen Bedeutung fur den Einzelnen und die GeseIlschaft vermittelt, das sachlich angemessenere, anspruchsvoIlere und vorausschauendere Politiken und ReformmaBnahmen zur Bewaltigung der geseIlschaftlichen Probleme ermoglicht. Umfassendere Kenntnisse tiber die Zusammenhange, Mechanismen und Entwicklungen der Wirtschaft soIlen femer die Flihigkeit der Individuen star ken, berufliche und wirtschaftliche Aufgaben und Probleme in eigener Ver antwortung zu bewaltigen. Darnit ist auch die Hoffnung verbunden, das~ die Einsicht in die Anpassungszwange der Wirtschaft an sich standig andemde Wettbewerbsbedingungen die Anpassungsbereitschaft der Individuen, ihre Flexibilitats-, Mobilitats- und Weiterbildungsbereitschaft erhoht, dass diese dartiber hinaus zunehmend bereit werden, mehr Eigenverantwortung fur ihre wirtschaftliche und soziale Lage zu tibemehmen und ihre Erwartungen an den Sozialstaat zuruckschrauben. Das soIl indirekt die Wettbewerbsfahigkeit der deutschen Wirtschaft starken und Arbeitsplatze sichem. II 1. Diese geseIlschaftliche Aufwertung der okonomischen Bildung belebte so fort wieder die alte Auseinandersetzung dartiber, wie die Wirtschaftsbildung zu konzipieren sei. Sol1en die Jugendlichen unabhangig von landesspezifi schen Wirtschafts- und Sozialordnungen grundlegende Einsichten in die Funktionsweise von erwerbswirtschaftlichen Untemehmen, von Marktwirt schaften und gesamtwirtschaftlichen Zusammenhangen, d.h. grundlegende betriebs- und volkswirtschaftliche Kenntnisse erwerben? Oder solI die Wirt schaft auch als Teilsystem einer konkreten Gesellschaft und darnit auch als 10 Dietmar Kahsnitz das Ergebnis gesellschaftsspezifischer Werte-, Interessen-, Machtstrukturen und -auseinandersetzungen thematisiert werden und sol1en die politischen Gestaltungsmoglichkeiten auch danach beurteilt werden, inwieweit sie ge sellschaftliche Realisierungsmaglichkeiten rnitreflektieren? Kurz: solI die wirtschaftliche Bildung als wirtschaftswissenschaftlieher Fachunterricht oder als Teil einer politischen Bildung irn weiteren Sinne bzw. der Sozialkunde gestaltet werden? Urn die Antwort darauf der Beliebigkeit, individuellen Vorlieben, Stan des- und Verbandsinteressen, parteipolitischem Dezisionismus u.a. zu entzie hen und wissenschaftlich zu fundieren, bedarf es einer den gegenwartigen ge sellschaftliehen Verhaltnissen und Lebensbedingungen der Individuen ge recht werdenden Allgemeinbildungstheorie. Die Gestaltung der wirtschaftli chen Bildung und ihres Verhaltnisses zur politischen Bildung ist sornit nicht nur eine gesellschaftlich bedeutsame und hochaktuelle Fachfrage, sondem thernatisiert gleiehzeitig auch die Aufgabe des allgemeinbildenden Schul we sens als Ganzes und deren theoretische Begrundung bzw. Begrtindbarkeit. In der Offentlichkeit entwiekelte sieh hierzu eine intensive Diskussion, an der die jeweiligen Fachvertreter, Eltemvertretungen, Berufsverbande und ei ne Vielzahl von Wirtschaftsverbanden teilnahmen. Offentliche Memoranden wurden u.a. yom Deutschen Aktieninstitut (1999), dern Deutschen Lehrer verband (DL 2000) und gemeinsam von der Bundesvereinigung der Deut schen Arbeitgeberverbande und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (BDA, DGB 2000) erstellt. Ausfiihrlieh wurde dartiber in der Presse berichtet und diskutiert. Eine substantielle Annaherung der Standpunkte ist allerdings nieht zu verzeiehnen. Haufig steht die Verteidigung von Berufs-, Standes- und Verbandsinteressen sowie einmal eingenommener Positionen im Vorder grund. Die Orientierung an den Bildungsbedtirfnissen und Bildungsanspru chen der.Jugendlichen und eine an Wahrheits- und Konsistenzkriterien sowie an der Falsifikation eigener Ansatze ausgerichtete wissenschaftliche Argu mentation treten dann dahinter zuruck. 2. Die universitaren Vertreter der akonornischen Bildung sind vorwiegend der Meinung, die angestrebten Ziele kannten am besten durch einen wirt schaftswissenschaftlichen Unterricht in einem eigenstandigen Fach gefOrdert werden. Dafiir spreche auch, dass die gesellschaftlichen und politischen As pekte der Wirtschaft nicht ohne grundlegende Kenntnisse wirtschaftlicher Zusammenhange verstanden werden kannen. Diese Begrundung fUr ein wirtschaftswissenschaftlich ausgerichtetes Un terrichtsfach ist aber zweischneidig. Denn wenn die gesellschaftlichen und politischen Aspekte der Wirtschaft bzw. des deutschen Wirtschafts-, Be schaftigungs- und Sozialsystems nieht ohne fundiertes akonornisches Wissen verstanden werden kannen, dann konnen sie auch nur in Verbindung mit den okonornischen Funktionszusarnmenhangen unterrichtet werden. Die Berufs- EinfUhrung 11 vereinigung der Politiklehrer/innen, die Deutsche Vereinigung fur politischen Bildung, fordert deswegen die Integration von okonomischer und politischer Bildung bzw. Sozialkunde in einem Fach. Beispielhaft dafur, wie dieselben Ausgangsiiberlegungen sowohl fur die Begriindung der Integration der okonomischen Bildung in die bestehenden Facher, aber auch fur die Begriindung eines eigenstandigen Wirtschaftfachs herangezogen wurden und werden, sind das Memorandum des Deutschen Lehrerverbandes: "Okonornische Grundbildung ist Allgemeinbildung" (DL 2000) und das gemeinsame Grundsatzpapier von BDA und DGB (BDA, DGB 2000): "Wirtschaft - notwendig fur schulische Allgemeinbildung". Beim Deutschen Lehrerverband heiBt es: "Aufgrund der hohen Komple xitiit und der ausgepragten Interdisziplinaritiit okonomischer Grundfragen spricht vieles dafur, okonomische Themen in mehreren Fiichern zu behan deln. Die Hcher PolitikiSozialkunde, Geschichte und Erdkunde haben dabei eine Leitfunktion". Die Gefahr einer Atomisierung der akonomischen Grund bildung bei dieser Lasung wird durchaus gesehen. Eine Abstimmung zwi schen Curricula und den Lehrem der Facher gilt deshalb als unverzichtbar (DL 2000, 2). Das Grundsatzpapier von BDA und DGB stellt die Konzeption einer sozioakonomischen Bildung vor, folgert aus deren Komplexitat und Interdisziplinaritat jedoch die Notwendigkeit eines eigenen Fachs, in dem kontinuierlich und systematisch die notwendigen Fachkompetenzen erarbeitet werden. Das haufig vorherrschende, nur punktuelle Aufgreifen wirtschaftli cher Themen in anderen Fachem unter deren fachspezifischen Fragestellun gen, z.B. in Erdkunde, Geschichte und Sozialkunde, erilille dagegen nicht den Anspruch auf einen systematischen und kumulativen Kenntnisgewinn tiber das Wirtschafts- und Beschaftigungssystem (BDA, DGB 2000,8 u. 13). Die Auseinandersetzung dartiber, ob die wirtschaftliche Bildung in einem eigenstandigen Fach zu unterrichten sei, bezieht sich bei naherem Hinsehen nur auf die Gyrnnasien. Denn an den Haupt- und Realschulen der meisten BundesHinder gibt es mit der Arbeits- bzw. Wirtschaftslehre bereits eigen standige, aus der Sozialkunde ausdifferenzierte Unterrichtsfacher, die die Wirtschaf~ und die Berufswahlsituation zum Gegenstand haben. 1m allgemei nen thematisiert dieser Unterricht die Wirtschaft als gesellschaftliches Teil system. Er behandelt neben den akonomischen auch die gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen und teilweise auch die technischen Aspekte der Wirt schaft. Die Vertreter der Gyrnnasialfacher beharren dagegen auf einer unter richtlichen Behandlung der Wirtschaft im Rahmen der bereits bestehenden Facher, weil sie nicht zu Unrecht befurchten, dass eine Ausdifferenzierung der Wirtschaftsthemen zu einer Reduzierung des Stundenanteils der tradier ten Facher ftihrt. Eine Ausweitung der akonomischen Bildung innerhalb die ser Hcher hat allerdings die gleiche Wirkung. Ein wichtiges Entscheidungskriterium fur die Organisation des Wirt schaftsunterrichts in einem eigenstandigen Fach oder integriert in die Sozial- 12 Dietmar Kahsnitz kunde bzw. politische Bildung ware ferner, ob und wie die fachliche Qualifi kation der Lehrkrafte fur die jeweilige Konzeption und Organisation der oko nomischen Bildung gewahrleistet werden kann. Der Forderung, die wirt schaftliche Bildung auf die bestehenden Unterrichtsfacher zu verteilen, halten BDA und DGB z.B. entgegen, es sei illusionlir zu glauben, die dafur notwen digen wirtschaftlichen Fachkenntnisse konnten auch im Rahmen oder neben den Fachstudien von Erdkunde, Geschichte, politische Bildung und Sozial kunde erworben werden. Die fur die soziookonornische Bildung erforderli chen interdisziplinaren Fachkompetenzen seien nur in einem eigenstlindigen Studiengang zu erwerben (BDA, DGB 2000, 13). Dessen Einrichtung setzt aber voraus, dass es auch ein entsprechendes eigenstandiges Unterrichtsfach gibt. 3. Die Antwort der Kultusministerkonferenz auf die Forderung von BDA und DGB, fur die soziookonornische Bildung ein Unterrichtsfach Wirtschaft ein zufuhren, war ein emeutes Bekenntnis zur Starkung der wirtschaftlichen Bil dung in den Schulen, aber auch eine klare Absage an "die Einfuhrung eines neuen verbindlichen Unterrichtsfaches ,Wirtschaft' fur alle SchUler. .. " (KMK 2000). Die Tatsache, dass Bayem und Thuringen ein Unterrichtsfach "Wirt schaft und Recht" an Gymnasien haben und es das Fach Wirtschaftslehre in Haupt- und Realschulen anderer Bundeslander gibt, spielte weiter keine Rolle fur das klare Votum, dass die wirtschaftliche Bildung im Rahmen bestehen der Unterrichtsfacher gestlirkt werden soUte. Dieser Verlautbarung der Kultusrninisterkonferenz folgten bald entspre chende Taten. Einzelne Bundeslander begannen, den Zeitanteil fur Wirt schaftsthemen in der Sozialkunde bzw. politischen Bildung deutlich zu erho hen und kUrzten dafur meist den fur die sozialkundlichen (politischen) The men: - Hessen erweiterte z.B. den Unterrichtsanteil fUr Wirtschaftsthemen in der Sozialkunde an Gymnasien auf die Halfte, reduzierte gleichzeitig die Ge samtunterrichtszeit und benannte das Fach in "Politik und Wirtschaft" urn (ab Schuljahr 200112002). - Baden-WUrttemberg erhohte den Wirtschaftsunterricht auf ca. ein Drittel der Unterrichtszeit fUr den Facherverbund Geografie/wirtschaft/Gemein schaftskunde an Gymnasien bei konstanter Gesamtunterrichteszeit, d.h. auch zu Lasten der sozialkundlichen Themen. In der Oberstufe wird im Rahmen eines Schulversuchs das Neigungsfach Wirtschaft angeboten (2003/2004). - Nordrhein-Westfalen weitete die okonomische Bildung im Rahmen der Facher Gesellschaftslehre, Arbeitslehre, Erdkunde, Geschichte in allen Schulformen der Sekundarstufe I aus (200412005). In der gymnasialen Oberstufe kann im Integrationsfach Sozialwissenschaften der Schwer-

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.