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Industrielle Revolution : Vom Ursprung der modernen Technik PDF

265 Pages·1989·23.762 MB·German
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h c Deu hes Museum u b h Kultui^eschichte c a S der Naturwissenschaften und der Technik Zu der Buchreihe «Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik» Naturwissenschaftliche und technische Gegenstände sind nicht eindeutig, sondern vieldeutig. Ihre humanen, sozial- und geistesgeschichtlichen Bezie­ hungen zeigen sich nicht in Funktionsbeschreibungen. Ebenso sagt die rein fachliche Darstellung der Geschichte von Naturwissenschaft und Technik nichts aus über deren gesellschaftliche, wirtschaftliche und allgemein geistes­ geschichtliche Voraussetzungen und über die sich ergebenden Konsequenzen. Demgegenüber versucht die gemeinsam vom Deutschen Museum und dem Rowohlt Taschenbuch Verlag herausgegebene neue Buchreihe «Kulturge­ schichte der Naturwissenschaften und der Technik> auch jene Bezüge, welche die Fachgebiete übergreifen, zu beschreiben und durch Bilder zu veranschau­ lichen. Die Bände richten sich an Lehrer und Ausbilder; doch sind sie so gestaltet, daß jeder interessierte Laie sie verstehen kann. Es zeigt sich, daß der Weg durch die Geschichte nicht eine zusätzliche Erschwerung des Lehr- und Lern­ stoffes bedeutet, sondern das Verständnis der modernen Naturwissenschaften und der Technik erleichtert. Der Autor Akos Paulinyi, geboren 1929 in Budapest; Studium der Geschichte und der Archivistik, Staatsexamen 1953, Promotion 1959 und Habilitation 1964; Assi­ stent und Dozent für allgemeine Geschichte der Neuzeit an der Komensky- Universität in Bratislava (ÖSSR) bis 1969. Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung 1969/70, Professor für Wirtschaftgeschichte an der Phi­ lipps-Universität Marburg von 1970 bis 1978, Professor für Technikgeschichte und Wirtschaftsgeschichte an der TH Darmstadt seit 1978. Monographien über die staatlichen Hüttenwerke in Rhonitz (Hronec - CSSR) im 18. und 19. Jahrhundert (Habilitationsschrift), über soziale Ausein­ andersetzungen mittelslowakischer Bergleute zwischen 1790 und 1815 und über das Puddelverfahren (1987). Veröffentlichungen zur slowakischen und ungarischen Wirtschaftsgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts sowie zu ver­ schiedenen Problemen der Geschichte der Technik und der Verbreitung tech­ nischer Neuerungen in der industriellen Revolution. Akos Paulinyi Industrielle Revolution Vom Ursprung der modernen Technik ro ro ro Deutsches Museum Rowohlt Die Buchreihe zur Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik entstand im Rahmen zweier Projekte am Deutschen Museum, die vom Bun­ desminister für Bildung und Wissenschaft und der Stiftung Volkswagenwerk finanziell unterstützt wurden. Verantwortlich für die Konzeption der Reihe: Ilse Baumgarten, Bert Heinrich, Friedrich Klemm t, Otto Krütz, Michael Matthes, Jürgen Teichmann. Die Interpretation der Fakten gibt die Meinung des Autors, nicht die des Deutschen Museums wieder. Redaktion im Deutschen Museum: Ilse Baumgarten Bildredaktion: Ludvik Vesely Redaktionsassistentin: Edeltraut Hörndl Dieae Veröffentlichung wurde mit Mitteln des Bundesministers Mr Bildung und Wissenschaft gefördert. Originalausgabe Veröffentlich im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, November 1989 Umschlagentwurf: Werner Rebhuhn (Großes Bild: Nasmyths Dampfhammer; kleines Bild: Werkzeugmaschinen, Zeichnung von Nasmyth) Redaktion: Jürgen Volbeding Layout: Edith Lackmann Copyright © 1989 by Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg Satz Times (Linotron 202) Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany 1680-ISBN 3 49917735 8 Inhalt A. Einführung 7 Industrielle Revolution - eine neue Epoche der Technik? 7 Industrialisierung und industrielle Revolution 8 Technik - was ist das? 14 Die Produktionstechnik 17 Die Epoche der Hand-Werkzeug-Technik 29 B. Die Technik in den tragenden Sparten der Wirtschaft 39 I. Das Textilgewerbe - Durchbruch zur neuen Produktionstechnik 39 Vom Faserstoff zum Gewebe 42 Das Spinnen - Engpaß im Textilgewerbe 44 Auf dem Weg zur Maschinenspinnerei 45 Die Jenny - eine Spinnmaschine auf Handantrieb 60 Cromptons Mule - die Universalspinnmaschine 64 Maschinen für das Krempeln und Vorspinnen 71 Der lange Weg zur Maschinenweberei 76 Der Außenseiter, dem zuviel einfiel 79 Die Insider verbessern den Prototyp 82 II. Werkzeugmaschinen- Alpha und Omega des modernen Maschinenbaus 90 Die Entwicklung der modernen Drehmaschine 94 Das Problem der planen Flächen 103 Von der Werkstatt zur Fabrik 105 Die Maschinisierung greift um sich 109 III. Die Grundstoffindustrien: Eisen und Stahl - Kohle und Chemie 113 Alles begann im Coalbrookdale 116 Ein Gaswerkmanager belehrt die Hüttenleute 119 Puddeln und Walzen: die englische Methode der Stabeisenbereitung 123 Das Flammofenfrischen von Henry Cort 125 Warum der Puddler unersetzbar war 128 Walzen verdrängt das Schmieden 131 Der größte Kohlenpott Europas 137 Der Tiefbau und seine Gefahren 142 Der Häuer und seine Schlepper 146 Die Chemie - Von der Apotheke zur Großindustrie 150 Die Anfänge der Gasbeleuchtung 156 IV. Energieversorgung-Wasserrad und Dampfmaschine 158 Die Modernisierung des Wasserrades 158 Der Universalmotor entsteht 162 Watts Lizenzgebühren und ihre Folgen 165 V. Die lYansporttechnik - Vom Zugpferd zum Dampfroß 169 Die Wasserstraßen - Flüsse und Kanäle 170 Mautstraßen und McAdam 176 Auf Schienenwegen 180 Das Dampfroß wird gezüchtet 182 Die Dampfeisenbahn 183 Die Herausforderung an die Maschinenbauer 190 Der Einzug der Dampfmaschine in die Schiffahrt 193 Schiffsschraube und Eisenschiff 195 C. Zum Entstehen des Fabrlksystems 201 Woher kam das Kapital? 208 Fabrikarbeit und Disziplinierung 209 ' '' Industrielle Lohnarbeit von Kindern und Frauen 212 1 Zur Öebatte über den Lebensstandard der Fabrikarbeiter 214 D. Praxis und Wissenschaft - Über die Schöpfer der neuen Technik 217 Praktiker entwickeln die neue Technik 218 Die neue Technik - Herausforderung an die Wissenschaft 221 Die Verbreitung der neuen Technik - treibende Kräfte und Widerstände 223 Wege und Hindernisse des lYansfers der Technik 228 E. Technische Revolution oder viele kleine Verbesserungen? 235 Anhang Literaturhinweise 245 Register 253 Bildquellen 256 A. Einführung Indastrielle Revolution - eine nene Epoche der Technik? Das vorliegende Buch handelt von der Technik in der industriellen Revo­ lution. Ort und Zeitraum der Handlung sind Großbritannien zwischen etwa 1750 und 1850, also ein kleiner Raum und eine kurze Zeitspanne. Die zentrale Frage lautet: Was veränderte sich in der Technik während der industriellen Revolution? War diese zweifelsohne ereignisreiche Pe­ riode in der Geschichte der Technik nur eine, wenn auch bedeutende, Beschleunigung der Entwicklung, eine Häufung von Neuerungen, die die alte Technik verbesserten? Oder war diese Beschleunigung die Folge einer grundlegenden Veränderung der Technik, eine Zäsur, die als Durchbruch zu einem qualitativ neuen System der Technik zu bezeichnen wäre? Wir vertreten letztere Auffassung. Wenn aber bewiesen werden soll, daß sie zutreffend ist, dann reicht es nicht zu fragen, wie viele und welche technischen Neuerungen es gab, sondern es muß versucht werden herauszufinden, was das qualitativ Neue an der Technik der industriellen Revolution war, das sie von der Technik davor unterscheidet. Die Behauptung, daß mit der industriellen Revolution auch in der Technik eine neue Epoche angefangen hat, stimmt mit den meisten Perio- disierungsmodellen der technischen Entwicklung überein. Es wird auch kaum jemand Charles Babbage (1792-1871) widersprechen, der in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts als den prägendsten Unterschied zwi­ schen Großbritannien und anderen Ländern «den gewaltigen Umfang und die Perfektion, zu denen wir die Erfindung von Werkzeugen und Maschinen gebracht haben, um jene Genehmlichkeiten zu fertigen, die in so großen Mengen von beinahe allen Klassen der Gemein­ schaft konsumiert werden» (Babbage, Ch. 1833, S. 3). hervorgehoben hat. Mit weniger Zustimmung ist zu rechnen, wenn die mannigfaltigen Veränderungen auf allen Gebieten der Technik in diesen hundert Jahren als eine Zäsur oder gar als technische Revolution bezeich­ net werden. Denn Werkzeuge und Maschinen gab es schon lange, und nur das Aufzählen ihrer Menge und das Beschreiben ihrer Qualität gibt keine Antwort darauf, ob es allein um Verbesserungen der alten Technik oder aber um eine Zäsur in der Entwicklung der Technik geht. Unsere These, daß es eine Zäsur und eben deshalb auch der Anbruch einer neuen Epo­ che war, soll in dem vorliegenden Buch unter Beweis gestellt werden. In dieser Einführung soll zuerst knapp umrissen werden, was unter In­ dustrialisierung und unter industrieller Revolution verstanden wird. An- 7 1800 1851 1881 Transpon, Handel, 100% Dienstleistungen Tab. 1: Prozent der Anteile der drei Sektoren der Wirt­ schaft am Sozialprodukt (SP) bzw. an der Beschäftigung (B) für die Jahre 1800,1851 und 1881. Signifikant ist der deutliche Rückgang des An­ teils der Agrarproduktion, der in etwa einer Verdoppe­ lung des Anteils der Industrie entspricht. Der relativ kon­ stante, hohe Anteil des sehr breit gefaßten dritten Sektors deutet auf die führende Posi­ tion Großbritanniens im Wa­ ren- und Geldhandel, die durch die industrielle Revolu­ SP B SP B tion weiter ausgebaut wurde. schließend wollen wir uns eingehender damit beschäftigen, was wir mit Technik meinen und auf Grund einer vereinfachten Techniksystematik die wesentlichsten Merkmale der Technik vor und in der industriellen Revolution herausarbeiten. Auf dieser Grundlage wird in den folgenden Kapiteln dargestellt, was auf den wichtigsten Gebieten der britischen Wirtschaft mit der Technik geschehen ist, wer die neue Technik geschaf­ fen hat und zu welchen Folgen ihr Einsatz in der Organisation der Pro­ duktion geführt hat. Im Schlußkapitel soll dann gezeigt werden, welche Rolle die Praxis und die Wissenschaft bei der Entstehung der neuen Tech­ nik gespielt haben, wie sie sich verbreitet hat. Abschließend wird versucht zu begründen, daß es zutreffend ist, diese Veränderungen als eine Zäsur in der technischen Entwicklung, als eine technische Revolution zu be­ zeichnen. Industrialisierung und industrielle Revolution In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann in Großbritannien der sich mit unterschiedlicher Verzögerung im 19. Jahrhundert in Europa und Nordamerika verbreitende Prozeß der Industrialisierung. Wenn wir von dem einfachen volkswirtschaftlichen Drei-Sektoren-Modell ausgehen. 8 Landwirtschaft, Industrie mit Bergbau und Dienstleistungen, so war die Industrialisierung ein Prozeß, in dessen Verlauf der Anteil der Industrie­ produktion, das heißt die Gewinnung und Verarbeitung von Stoffen zu Konsum- oder Investitionsgütern, an der Gesamtheit aller Produktions­ ergebnisse einer Volkswirtschaft (Sozialprodukt, Volkseinkommen) deutlich erkennbar zunahm (Tab. 1). Industrialisierung bedeutet also eine Veränderung der Struktur der Wirtschaft. Der Verlauf dieses Prozes­ ses kann mit den Veränderungen der Anteile der einzelnen Sektoren an dem Sozialprodukt (Volkseinkommen) oder der Anteile der in den ein­ zelnen Sektoren Beschäftigten an der Gesamtzahl der Beschäftigten, also mit den Veränderungen der Beschäftigungsstruktur verdeutlicht werden. Neben der strukturellen Veränderung war ein ebenso bedeutungsvolles quantitatives Merkmal des Industrialisierungsprozesses «das sämtliche bisherige Vorstellungen sprengende Wachstum der gesellschaftlichen Produktion» (Borchardt, K. 1976, S. 198). In der Industrialisierung wuchs nicht nur das gesamte Sozialprodukt ständig an, sondern auch der auf einen Beschäftigten oder auf einen Einwohner entfallende Anteil. Dabei waren die Wachstumsraten sowie die Produktivitätssteigerung in der Industrieproduktion höher als jene der gesamten Wirtschaft, mithin war die Industrieproduktion der lYäger des beschleunigten Wachstums der gesamten Volkswirtschaft. Industrialisierung bedeutet demnach einen steigenden Anteil der Industrieprodukte am Sozialprodukt bei einem gleichzeitig beschleunigten gesamtwirtschaftlichen Wachstum. BrottoKcialpnMhikt Bevölkerung in Millionen £ in Millionen 1801 1851 1881 1801 1851 1881 9 Zwischen 1760 und 1860 ist in GroBbritannien, also in England, Wales und Schottland, bei einer Bevölkerungszunahme von 8,1 auf 21 Millionen das Bruttosozialprodukt von £93 auf 523 Millionen gestiegen (Tab. 2). Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen erhöhte sich im gleichen Zeitraum von £9,6 auf £22,9 (Feinstein, C. H. 1981, S. 136). Kennzeichnend für die Einkommensverteilung war ein überproportionaler Anstieg der Kapi­ taleinkommen aus Profiten und Renten. Somit lag die Steigerung der Reallöhne zwischen 1790 und 1850 weit unter der Steigerungsrate des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens (Perkin, H. 1969, S. 134-138; O’Brien.P. K.,EngermannS. L. 1981, S. 164-171). Die jährliche Wachs­ tumsrate des Sozialproduktes betrug in der ersten Hälfte des 19. Jahr­ hunderts 2,9%, ein sehr hoher langfristiger Durchschnittswert, der hauptsächlich durch die zwischen 1800 und 1840 mit jährlich etwa 4,7 % wachsende Industrieproduktion (einschließlich des Bergbaus und des Bauwesens) getragen war. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft am Sozialprodukt ging in demselben Zeitraum von 40 auf 15 % zurück und jener der Industrieproduktion einschließlich des Bergbaus stieg von 21 auf 40% an (Deane, Ph.; Cole, W. A. 1969, S. 156-166). Solche quantitativen Meßwerte zeigen nur das Wesen des gesamtöko­ nomischen Prozesses in der Industrialisierung. Von den qualitativen Merkmalen ist hier vorerst nur zu erwähnen, daß in diesem Prozeß ein zunehmender Teil der Industrieproduktion, im Unterschied zur Verarbei­ tung von Stoffen vor der Industrialisierung, mit einer neuen Technik (maschinelle Fertigung) und in einer neuen Betriebsorganisation (Fa­ briksystem), stattfand. Das bedeutet keineswegs, daß die alte Technik (Handarbeit) und die herkömmlichen Organisationsformen der Produk­ tion (Handwerk, Heimarbeit) verschwunden wären, sondern nur so viel, daß maschinelle Fertigung und Fabriksystem zu den bestimmenden Ele­ menten der Industrieproduktion wurden. Strukturveränderung und Wachstum, maschinelle Fertigung und Fabriksystem sind die allgemein­ sten ökonomischen Merkmale des Industrialisierungsprozesses. Dieser Prozeß veränderte tiefgreifend die Schichtung und die Lebens­ formen der Gesellschaft. Einerseits wuchs die Zahl und die gesellschaft­ liche Bedeutung der Kapitalgeber und der Bankiers, der Unternehmer in verschiedenen Sparten der Industrie, im Handel und im Transportwesen und andererseits jene der lohnabhängigen Arbeiter. Befreit von den Be­ schränkungen, die die Wasserkraftnutzung und das alte Transportsystem für die Standortwahl von Industriebetrieben mit sich brachten, setzte sich in der Industrialisierung der TYend zur Ballung der Industrie an Orten mit entsprechenden Rohstoffressourcen und einer guten Infrastruktur durch. So wurde ein wesentliches Merkmal der Industrialisierung die Verstädte­ rung, das Entstehen von Industriestädten und industriellen Ballungsräu­ men (Tab. 3). Demzufolge stieg in Großbritannien der Anteil der Stadt- 10

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