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Individualität und psychologische Gruppenbildung: Eine sozialpsychologische Perspektive PDF

207 Pages·2001·3.496 MB·German
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Claudia Kampmeier Individualität und psychologische Gruppenbildung Eine sozialpsychologische Perspektive Claudia Kampmeier Individualität und psychologische Gruppenbildung Psychologie ~ Claudia Kampmeier Individualität und psychologische Gruppenbildung Eine sozialpsychologische Perspektive Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Bernd Simon Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Kampmeier, Claudia: Individualitiit und psychologische Gruppenbildung : eine sozialpsychologische Perspektive I Claudia Kampmeier. Mit einem Geleitw. von Bernd Simon. - 1. Auf!.. (DUV : Psychologie) Zug!.: Kiel, Univ., Diss., 2001 ISBN 978-3-8244-0610-4 ISBN 978-3-663-08054-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-08054-1 1 . Auflage Dezember 2001 Aile Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 2001 Ursprünglich erschienen bei Deutscher Universitiits-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2001 lektorat: Ute Wrasmann / Britta Gohrisch-Radmacher www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgeset zes ist ohne Zustimmung des Verlag.s unzuliissig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfiiltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wiiren und daher von jedermann benutzt werden durften. Gedruckt auf siiurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN 978-3-8244-0610-4 Geleitwort Floyd Allport. einer der Begriinder der modernen Sozialpsychologie, bezeichnete das Ver haltnis von Individuum und Gruppe als das "master problem" der Sozialpsychologie. Diesem Problem widmet Frau Kampmeier ihre Dissertationsschrift und wendet sich dabei der grund legenden sozialpsychologischen Dualitat zu, dass Menschen gleichzeitig sowohl Individuen als auch Gruppenmitglieder sind. Ihr besonderes Interesse gilt den psychologischen Mecha nismen und Bedingungen, die es Menschen ermoglichen, ihre Gruppenmitgliedschaften wahrzunehmen, ohne dabei ihre Individualitat aufgeben zu miissen. 1m ersten Kapitel referiert Frau Kampmeier die zentralen sozialpsychologischen Theorien zum Verhaltnis von Individuum und Gruppe. Nach einer iiberzeugenden kritischen Diskussi on individualistischer Ansatze, die in ihren Erklarungsversuchen danach streben, Gruppen verhalten "restlos" auf Verhalten zwischen einzelnen Individuen zu reduzieren, wendet Frau Kampmeier sich interaktionistischen Ansatzen zu. Diese erkennen grundsatzlich die Dis kontinuitat im Verhalten von Menschen qua Individuen und qua Gruppenmitglieder an und riicken die Aufdeckung vermittelnder Prozesse in den Vordergrund ihrer Analysen. Besonde re Aufmerksamkeit widmet Frau Kampmeier der Darstellung der z.Z. wohl prominentesten sozialpsychologischen Theorie zum Verhaltnis von Individuum und Gruppe, der Selbst Kategorisierungs-Theorie von John C. Turner, in deren Rahmen ein funktionaler Antagonis mus zwischen dem individuellen und dem kollektiven Selbst postuliert wird. 1m zweiten Ka pitel arbeitet Frau Kampmeier so dann die psychologische Literatur zum Thema Selbst syste matisch auf. Sie deckt dabei ein breites Spektrum psychologischer Theoriebildung und For schung ab, welches von starker kognitiv orientierten Ansatzen iiber im engeren Sinne sozi alpsychologische Ansatze bis hin zu Ansatzen des Symbolischen Interaktionismus reicht. Von besonderer Bedeutung im Hinblick auf das Thema ihrer Arbeit sind dabei die theoretischen sowie empirischen Hinweise auf ein mit dem Selbst verbundenes psychologisches Bediirfnis nach Individualitat. Ein drittes Kapitei reichert das theoretische Fundament noch um die so ziologische bzw. sozio-historische Perspektive auf Individualitat und Individualismus an und beriicksichtigt zusatzlich kulturvergleichende Forschungen zum Selbst. Kapitel 4 bis 6 biJden den empirischen Kern der Arbeit. Darin werden insgesamt sechs zum Teil auBerst aufwendige Untersuchungen berichtet. Den Auftakt bildet Kapitel4, in dem Frau Kampmeier ein kiirzlich entwickeltes Selbst-Aspekt-Modell vorstellt und in einem ersten Experiment dessen Annahmen iiber die kognitiven Grundlagen des individuellen und kollek tiven Selbst testet. Sie erweitert dieses Modell jedoch um eine motivationale Komponente, die ein mogliches Bediirfnis nach Individualitat beriicksichtigt. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass trotz fOrderlicher kognitiver Bedingungen (geringe Anzahl kognitiv verfiigbarer Selbst Aspekte) der Obergang von individuellem zu kollektivem Selbst behindert wird, wenn die eigene Individualitat durch Gruppenbildung in Frage gestellt wird. Folgerichtig wendet Frau Kampmeier sich ab diesem Zeitpunkt der Frage zu, wie Individualitat und GruppenbiJdung psychologisch zu vereinbaren sind und somit der iiblicherweise unterstellte Antagonismus aufgehoben werden kann. In einem ersten Schritt hin zur Beantwortung dieser Frage entwik kelt Frau Kampmeier in Kapitel 5 auf der Grundlage theoretischer Arbeiten des Soziologen Georg Simmel eine Zwei-Komponenten-Theorie der Individualitat, in der sie zwischen Indi vidualitat im Sinne von Unabhangigkeit und Unterscheidung differenziert. Diese Theorie wird V in zwei urnfangreichen Fragebogenstudien mit tiber 500 Teilnehmern empirisch validiert. Ausgerustet mit diesem differenzierten Verstandnis von Individualitat begibt sich Frau Kampmeier mit den folgenden drei Studien (Kapitel 6) wiederum direkt in den Gruppen kontext, urn dort das Wechsel- bzw. Zusammenspiel von Individualitat und Gruppenbildung systematisch aufzuklaren. Aufgrund pragmatischer wie theoretischer Uberlegungen wiihlt sie dabei als Paradigma Minoritats-Majoritats-Kontexte und formuliert in diesem Zusammenhang zwei hochst interessante Hypothesen. Sie erwartet, dass Individualitat im Sinne von Unter scheidung eher vereinbar ist mit der Zugehorigkeit zu einer Minoritiit als Individualitat im Sinne von Unabhangigkeit, wiihrend sie umgekehrtes fUr Majoritaten annimmt. Diese Hypo thesen werden in einem liuBerst kompetent und sorgfaltig durchgefiihrten Laborexperiment tiberpruft und erfahren gute Bestlitigung. Die Ergebnisse einer weiteren Untersuchung deuten an, dass die in Studie 4 mit ktinstlichen Laborgruppen gefundenen Ergebnisse auch flir "na tiirliche" soziale Gruppen Geltung besitzen. Mit dieser bereits sehr imponierenden Befundlage gibt sich Frau Kampmeier allerdings nicht zufrieden und strebt eine weitere konzeptuelle Klli rung der bisher erhobenen Befunde an. Sie vermutet nlimlich und kann auch zeigen, dass die Kompatibilitlit von Minoritlitsmitgliedschaft und Individualitat im Sinne von Unterscheidung sowie von Majoritlitsmitgliedschaft und Individualitlit im Sinne von Unabhangigkeit nicht auf die relative Gruppengrol3e per se zuruckzuflihren ist. Vielmehr bietet Frau Kampmeier eine theoretisch wei taus interessantere Erkliirung an, wonach eine typischerweise, aber nicht not wendigerweise mit Minoritliten verbundene Intergruppen-Orientierung bzw. mit Majoritliten verbundene Intragruppen-Orientierung fUr die in den Studien 4 und 5 aufgezeigten Befunde verantwortlich ist. Das 6. und abschliel3ende Laborexperiment stellt sowohl in methodisch operationaler als auch theoretisch integrativer Hinsicht den Kulminationspunkt dieser Arbeit dar. Es gelingt Frau Kampmeier hier in hervorragender Weise, ihre konzeptuellen Uberlegun gen in ein methodisches Design zur empirischen Hypothesentiberprufung zu tibersetzen. Bei der Ergebnisdarstellung verschweigt sie dabei keineswegs qualifizierende Befunde. AlIer dings gelingt es ihr im abschliel3enden Kapitel 7, auch diese aufgrund ihres theoretischen Tie fenblicks und hervorragender Kenntnis der sozialpsychologischen Literatur zur Gruppen-und Selbstforschung integrativ in einen sinnvollen Gesamtzusammenhang einzuordnen. Bei der von Frau Kampmeier vorgelegten Dissertationsschrift handelt es sich urn eine her vorragende wissenschaftliche Arbeit. Sie besticht durch vielfaltige Stlirken. Eine exzellente Kenntnis der psychologischen Fachliteratur paart sich mit der erfolgreichen Anstrengung, auch tiber den engen Tellerrand des eigenen Faches hinauszublicken. Hier beeindruckt insbe sondere die liuBerst fruchtbare Integration klassischer soziologischer Analysen und deren Nutzung ftir sozialpsychologische Hypothesenbildung. Durch die kompetente Anwendung eines umfangreichen Methodeninventars beweist Frau Kampmeier sogleich, dass sie bei aller theoretischen Inspiration und Innovation keineswegs die methodische Bodenhaftung verliert. Vielmehr gelingt es ihr in vorbildlicher Weise, ihre theoretischen Einsichten zu tiberprufbaren Hypothesen zu verdichten und diese methodisch adliquat einer empirischen Uberprufung zu unterziehen. Es gelingt ihr, den Dialog zwischen Feld- und Laborforschung fruchtbar zu ge stalten und zu nutzen. Die einzelnen Studien bauen logisch aufeinander auf und das konse quent und kompetent umgesetzte Forschungsprogramm resultiert schliesslich in einem be achtlichen Wissensfortschritt. Prof. Dr. Bernd Simon VI Vorwort An dieser Stelle sei all denen gedankt, die an der Entstehung dieser Arbeit beteiligt waren und mir mit kompetenter fachlicher sowie freundschaftlicher Hilfe zur Seite gestanden haben. Der erste und grol3tmogliche Dank gebiihrt Bernd Simon fUr seine jahrelange Unterstiitzung. Sein Interesse an den bearbeiteten Fragestellungen sowie seine bewundemswerte fachliche Unterstiitzung und Forderung haben diese Arbeit iiberhaupt erst ermoglicht. Aber auch die von ihm in unserer Arbeitseinheit Sozialpsychologie zur Verfligung gestellten Maglichkeiten wahrend der Planung und Realisierung der Arbeit waren von unschatzbarem Wert. Mein ganz besonderer Dank gilt auch Gun Semin flir sein Interesse an dieser Arbeit und flir seine Bereitschaft, sich als Koreferent zur Verfligung zu stellen. Bedanken machte ich mich aul3erdem bei all denen, die tatkraftig an der Erhebung der Daten mitgewirkt haben: Verena Frohnes, Christina Jager, Brigitte Jahnke, Sanna List, Markus Liicken, Hendrik Schneider sowie Helge Wenck. Auch allen Untersuchungsteilnehmem sei herzlichst gedankt. Besonderer Dank gilt auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft fUr ihre finanzielle Unterstiitzung, ohne die die vorliegende Arbeit in dieser Form nicht realisierbar gewesen ware. Markus Lucken mochte ich herzlichst flir die Freundschaft danken, die in den letzten J ahren entstanden ist und zu verschiedensten Zeitpunkten eine grol3e Stiitze darstellte. Er ist zu einer immer unentbehrlicheren Person flir mich geworden. Guido Hertel danke ich ebenfalls flir die Freundschaft, sowie auch flir das Korrekturlesen. Schliel3lich sei noch an all diejenigen erinnert, die ebenfalls ihren Beitrag zu der Arbeit geleistet haben, auch wenn sie hier nicht namentlich erwahnt sein kannen. Claudia Kampmeier VII Inhaltsverzeichnis Einfiihrung............................................................................................................... 1 1 Wissenschaftshistorischer Hintergrund: Sozialpsychologische Theorien zur Beziehung Individuum - Gruppe........................................................................................................................ 5 Individualistischer Reduktionismus ....................................................................... . 7 Gruppenbildung aus individualistisch-reduktionistischer Perspektive........... 9 Interaktionismus 10 Funktionale Interdependenz und psychologische Gruppenbildung,......................... 12 Die Theorie des realistischen Gruppenkonflikts........................................... 12 Soziale Kategorisierung und psychologische Gruppenbildung................................ 13 Die Theorie der sozialen Identitat 15 Das Kontinuum von interpersonalem und intergruppalem Verhalten............... ........ .......... ............ ................. ........................ ......... 15 Die Entstehung von Verhalten zwischen Gruppen........................... 16 Die soziale Gruppe.............................................................................. 17 Die Se1bst-Kategorisierungs-Theorie............................................................. 18 Soziale Kategorisierung........ ................... ...... . . ....... 18 Selbst-Kategorisierung aufverschiedenen Abstraktionsebenen. 20 Depersonalisation....... .............................................................. 20 Die Salienz einer sozialen Kategorisierung als Produkt aus "Verfligbarkeit" und "Passung....... 21 Die Annahme eines "funktionalen Antagonismus" zwischen personaler und sozialer Identitat... ..................................... 23 2 Sozialpsychologische Theorien zum "Selbst"............................................ 29 Sozial-kognitive Ansatze des Selbst................................................. ................. ........ 30 Das Selbst als multidimensionale Struktur 31 Die KomplexiUit des Selbst-Konzepts......................................................................... 32 Das "dynamische" Selbst.................. ................................................... 33 Die Tradition des symbolischen Interaktionismus................................................ 35 Die historischen Grundlagen eines sozialen Selbst................................................... 35 IX Die grundlegenden Ideen Cooleys. ................................................................. . 36 Die grundlegenden Ideen Meads .................................................................. . 37 Neuere soziologische Theorien in der Tradition des syrnbolischen Interaktionismus: Identitlit als soziale Rolle ............................................................. . 37 Die Theorie der Rollen-Identitlit ................................................................... . 38 Die Identitlits-Theorie ..................................................................................... . 38 Das Selbst-Konzept in der Selbst-Kategorisierungs-Theorie ............................. 39 Abgrenzung gegen sozial-kognitive Anslitze des Selbst............................................ 40 Strukturaler versus proze13-orientierter Ansatz.............................................. 40 Die Involviertheit der sozialen Gruppe injede Selbst-Konzeption............... 40 Unterschiedliche Konzeptualisierung von Selbst-Konzept- Verlinderungen. .............................................. ...... ........................ ....... .............. 41 Unterschiedliche Konzeptualisierung von Selbst-Konzept-Stabilitlit.......... 42 Abgrenzung zur Tradition des syrnbolischen Interaktionismus................................ 43 Abgrenzung zu weiteren Konzeptualisierungen personaler und sozialer Identitliten...................................................................................................................... 44 Weitere Konzeptualisierungen einer personalen Identitlit........................... 45 Weitere Konzeptualisierungen einer sozialen Identitlit................................. 45 Die zuslitzliche Annahme einer interpersonal en Identitlit............................. 46 Unterschiedliche Modelle kognitiver Reprlisentation.................................... 46 Die motivationale Seite des Selbst 47 Ein Bediirfnis nach Individualitlit ...................................................................... . 48 Die Theorie der Einzigartigkeit...................................................................... 48 Die Theorie optimaler Distinktheit................................................................. 49 3 Die Prioritat des individuellen Selbst in modernen Gesellschaften.......................................................................................................... 53 Soziologische bzw. sozio-historische Analysen...................................................... 53 Die differenzierungstheoretische Perspektive........................................................... 54 Die Herausbildung der Individualitlit............................................................. 56 Kulturvergleiche ..................................................................................................... .... 59 Individualismus und Kollektivismus als kulturelle Syndrome................................. 60 Kultur und Selbst-Konzeption.................................................................................... 61 Ausblick auf die Fragestellungen.......................................................................... 63 x

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