FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr.1149 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt DK 551.510.535: 621.317.79 Dip/.-Ing. Hans Georg Moller Institut fUr Ionosphăren-Physik am Max-P/anek-Institut fUr Aeronomie, Lindau/Harz im Auftrage der Deutsehen Gesellsehaft fUr Ortung und Navigation e. V., DUsscldorj Impulslibertragungsversuche mit schrager Inzidenz und veranderlicher Frequenz liber Entfernungen zwischen 1000 km und 2000 km SPRINGER FACHMEDffiN WIESBADEN GMBH 1963 Von der Technischen Hochschule Hannover angenommene Dissertation - 1961 ISBN 978-3-663-06350-6 ISBN 978-3-663-07263-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-07263-8 Vcr1ags-Nr.011149 © 1963 by Springer Fachrnedien Wiesbaden Urspri1nglich erschienen bei Westdeutcher Verlag, KOln und Op1aden 1963. Inhalt Einleitung ........................................................ 9 Übersicht über frühere Arbeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Aufgabenstellung .................................................. 13 A Beschreibung der Geräte Al Grundsätzliche Darstellung .................................. . 15 A1.1 Fernübertragung mit veränderlicher Frequenz ................. . 15 A 1.2 Impulszeitzeichen .......................................... . 17 A 1.3 Rückstreumessung und Senkrechtlotung ...................... . 18 A2 Technische Daten .......................................... . 18 A3 Quarzuhranlage ........................................... . 20 A 4 Synchronisation der Quarzuhren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 23 A 4.1 Einstellung der Uhr ........................................ , 23 A4.2 Ausgleich von Standdifferenzen .............................. , 24 A5 Frequenzgleichlauf zwischen Sender und Empfänger ............ 25 A 5.1 Dynamische Fehler ......................................... . 26 A 5.1 a Ungenauigkeit beim Beginn der Drehbewegung des Abstimm- kondensators .............................................. . 26 A 5.1 b Ungenauigkeit der Drehgeschwindigkeit ...................... . 26 A 5.2 Statische Fehler ........................................... . 27 A5.3 Registrierung des Frequenzgleichlaufs ......................... 27 A6 Senderverstärker .......................................... . 29 B Übertragungsversuche und Meßergebnisse B 1 Die Versuchsstrecken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 32 B2 Auswerteverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 34 B 2.1 Grundsätzliche Vorbemerkung .............................. . 34 B 2.2 Umrechnung Senkrechtlotung auf Fernübertragung 35 B 2.3 Umrechnung Fernübertragung auf Senkrechtlotung .... ;........ 39 5 B 2.4 Br.stimmung des Laufweges .................................. 40 B 2.4a durch Hin- und Rückübertragung ... . ........ . ...... ..... . .. 40 B 2.4b aus der Differenz der Laufwege ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 41 B 2.4c Vergleich der Verfahren zur Bestimmung des Laufweges ......... 42 B 2.5 Deutung einiger typischer Aufnahmen..... . .. .... ..... . ....... 43 B 3 Vergleich zwischen Senkrechtlotung und Fernübertragung ....... 45 B 3.1 Vergleich einiger typischer Fernübertragungsaufnahmen ......... 46 B 3.2 Tagesgang der Grenzfrequenzen .............................. 48 B 3.3 Statistische Zusammenfassung der Meßwerte ................... 53 B 3.4 Diskussion der Abweichung der Mittelwerte. . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 54 B 3.4a Einfluß der Krümmung der Ionosphäre ......, . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55 B 3.4 b Einfluß der Empfängerlaufzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 58 B 3.4c Einfluß des Erdmagnetfeldes ................................. 58 B 4 Einfluß von Inhomogenitäten auf die Fernübertragung .......... 61 B 4.1 Diskussion der Streuung der Meßwerte............... .... . . ... 61 B 4.2 Vergleich zwischen Fernübertragung und Senkrechtlotung bei großen Inhomogenitäten ...... ; . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 65 B 4.2a Großer Nord-Süd-Gradient der kritischen Frequenzen. . . . . . . . . .. 65 B 4.2b Einseitige Frequenzerhähung durch Streuzentren. ... .......... .. 71 B 4.3 Einseitige Abweichung der MUF durch kleine Inhomogenitäten. .. 74 B 4.3a Änderung der Grenzfrequenz längs des Übertragungsweges . . . . . .. 75 B 4.3 b Änderung der Schichthähe längs des Übertragungsweges ........ 77 B 5 Rückstreubeobachtungen .................................... 80 C Sammlung von ausgewählten Fernübertragungs-Ionogrammen C 1 Normale Tagesgänge ... ............ ...... ..... . ..... . ....... 85 C 2 F -Übertragung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 90 2 C 3 E-Übertragung.... ...................... ..... ...... ........ 90 C 4 E- und F-Übertragung ...................................... 90 C 5 Bildung der F 1-Schicht ...... .............................. 90 C 6 Dämpfung ......................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 90 C 7 Rückstreuaufnahmen ............ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 90 C 8 Starkes Spread-F. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 90 Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 112 Literaturverzeichnis ................................................ 115 6 DAnhang D 1 Trennung von zwei Impulsen, deren Laufzeitdifferenz kürzer ist als die Impulsdauer ......................................... 117 o 2 Verringerung der Drehgeschwindigkeitsschwankungen des Abstimm- kondensators . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 118 D 3 Vergleich zwischen ebener und gekrümmter Ionosphäre. . . . . . . . .. 121 D 4 Berechnung der Fernübertragung mit Sprungstelle .............. 130 D 4.1 Sprung in der Grenzfrequenz ................................ 130 D 4.2 Sprung in der Schichthöhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 133 D 5 Berechnung einer Fernübertragung über Streuzentren ........... 133 D 6 Echolotungsgerät ...... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 136 7 Einleitung Beim Kurzwellen-Funkverkehr außerhalb der Bodenwellenreichweite wird der für die Übertragung brauchbare Frequenzbereich durch den jeweiligen Zustand der Ionosphäre bestimmt. Die Elektronenkonzentration und ihre Höhenverteilung in den reflektierenden Schichten bestimmen die höchste brauchbare Frequenz. Die Ionisation in den tiefer liegenden Schichten begrenzt den Bereich durch Dämpfung nach tieferen Frequenzen. Die entsprechenden Daten werden von einem weltweiten Netz von Ionosphärenstationen durch senkrechte Echo lotungen und Absorptionsmessungen laufend bestimmt. Diese Meßergebnisse benutzt die Praxis, um die übertragungswege für Funksignale zu berechnen, die von einem Sender ausgestrahlt werden und nach Reflexion an der Ionosphäre am Boden in einer Entfernung D empfangen werden sollen. Insbesondere interessieren die Grenzen des Frequenzbereichs, in dem eine Funk verbindung möglich ist. Nach der im angelsächsischen Schrifttum üblichen Bezeichnung wird die obere Grenze dieses Bereiches MUF (maximal usable frequency) und die untere Grenze LUF (lowest usable frequency) genannt. Je flacher die Übertragungswege verlaufen, desto höher ist die MUF im Vergleich zur kritischen Frequenz fc, die bei der Senkrechtlotung als höchste Frequenz an einer Schicht reflektiert wird. Bei der Berechnung der übe1tragungswege wird zur Vereinfachung angenommen, daß die Elektronenverteilung in der Ionosphäre nur eine Funktion der Höhe ist. Außerdem werden die Krümmung der Ionosphäre, der Einfluß des Erdmagnet feldes und die Dämpfung vernachlässigt. Ob diese vereinfachenden Annahmen bei der Berechnung zulässig sind, kann geprüft werden, wenn man die Ausbreitungsbedingungen zwischen zwei Punkten als Funktion der Betriebsfrequenz f experimentell bestimmt. Im allgemeinen treten mehrere Übertragungswege gleichzeitig auf. Diese unterscheiden sich durch die Größe ihrer Laufzeit vom Sender zum Empfänger. Sie können daher durch Impulsübertragung getrennt beobachtet werden. Wird außerdem die Betriebsfrequenz f variiert, kann für jeden Weg die Laufzeit als Funktion der Frequenz registriert werden. (Es ist üblich, statt der Laufzeit den Laufweg p anzugeben, welcher, entsprechend der scheinbaren Höhe, definiert ist als die Laufzeit multipliziert mit der Lichtgeschwindigkeit im freien Raum. Bei den Impulsübertragungen mit veränderlicher Frequenz wird also der Laufweg p als Funktion der Frequenz f registriert.) Aus diesen Registrierungen können für jeden übertragungsweg die Grenzen des brauchbaren Frequenzbereichs, die Werte von MUF und LUF, direkt abgelesen werden. Eine zweite Möglichkeit, die MUF zu bestimmen, gibt die Registrierung der Laufzeit von Rückstreuungssignalen. Wenn die vom Sender ausgestrahlte 9 Energie nach Reflexion an der Ionosphäre wieder am Erdboden auftrifft, wird der größte Teil gespiegelt; ein kleinerer Teil wird an den Bodenrauhigkeiten nach allen Seiten gestreut, also auch in Richtung der einfallenden Welle. Dieser kleine Bruchteil der gestreuten Energie läuft zum Sendeort zurück. Bei Sende frequenzen oberhalb der kritischen Frequenz ist der Rand der toten Zone die kürzeste Entfernung, aus der Energie zurückgestreut werden kann. Er ist aber auch die kürzeste Entfernung, über die Fernübertragung möglich ist. Da die tote Zone mit steigender Frequenz anwächst, ist die Frequenz, bei der der Radius der toten Zone gerade gleich der Übertragungsentfernung ist, gerade die MUF für diese Entfernung. Allerdings läßt sich bei Rückstreubeobachtungen nicht direkt die Größe der toten Zone bestimmen, sie läßt sich jedoch berechnen aus dem Laufweg der Echos, die am Rande der toten Zone gestreut und in einer Höhe h reflektiert wurden. Bei großen Rückstreuentfernungen ist diese Methode recht genau, selbst wenn man die momentanen Reflexionshöhen nicht genau kennt und dafür ein zeitlicher Mittelwert angenommen werden muß. 10 Übersicht über frühere Arbeiten FARMER und RATCLIFFE [1] und FARMER, CHILDS und COWIE [2] sind wahr scheinlich die ersten, die die Methode der Impulsfernübertragung mit ver änderlicher Frequenz angewandt haben. Zur Berechnung des Laufweges p(f) benutzten sie den Mittelwert aus den Meßdaten der beiden Senkrechtlotungs stationen an den Endpunkten einer 464 km langen Übertragungsstrecke. Sie fanden, daß an ungestörten Tagen für die höchste Übertragungsfrequenz der ordentlichen Komponente der F2-Schicht (F2-MUF = maximal usable frequency der F2-Schlcht) der Mittelwert der relativen Differenz zwischen Rechnung und Messung < 0,5% war. Auch BEYNON [3] findet auf einer 700 km langen Meß strecke für die F2-MUF eine gute Übereinstimmung zwischen Rechnung und Messung. Bei größeren Entfernungen werden dagegen deutliche Abweichungen zwischen der Berechnung aus den Meßwerten einer Senkrechtlotungsstation in der Mitte der Übertragungsstrecke und der Fernübertragung festgestellt. Diese Abweichungen können sehr groß werden, wenn die Ionosphäre gestört ist. In diesem Fall kann der Zustand der Ionosphäre durch die Meßwerte der Senk rechtlotungsstation in der Mitte der Übertragungsstrecke allein nicht mehr dargestellt werden. Es ist daher zweckmäßig, bei der Bestimmung der höchsten Übertragungsfrequenz zwei Fälle zu unterscheiden. 1. Der klassische Fall Dieser wird beobachtet, wenn die Ionosphäre ungestört ist, bzw. wenn die Elektronenverteilung auf der betrachteten Übertragungsstrecke praktisch nur eine Funktion der Höhe ist. In diesem Fall zeigt die Registrierung der Fern übertragung recht gut den Vedauf, der auf Grund der vereinfachenden Annahmen durch Berechnung der Fernübertragung aus einer Senkrechtlotung zu erwarten ist. K. DAVIES [4] schlägt vor, die höchste Übertragungsfrequenz in diesem Falle die klassische MUF zu nennen. Auf einer Meßstrecke über 1150 km fand WIEDER [5], daß die gemessene F2-MUF im Mittel 3% höher ist, als die Berechnung aus der Senkrechtlotung in der Mitte der Übertragungsstrecke erwarten ließ. Die Japaner [6] fanden auf einer 1090 km langen Strecke ebenfalls 3% als Mittelwert der relativen Differenz. Auf einer 1840 km langen Strecke wurde in Japan festgestellt, daß die F2-MUF im Mittel 6% höher lag als die berechneten Werte. SULZER [7] berichtet dagegen, daß auf einer 2400 km langen Strecke die mittlere relative Differenz nur 0,5% betrug. Diese Angabe bezieht sich allerdings nur auf eine beschränkte Anzahl von Meß- 11 werten, während AGY und DAVIES [8] auf derselben Meßstrecke einen mittleren Wert von 3% gefunden haben. Übereinstimmend wird bei allen Versuchen ein Effekt gefunden, der in folgendem Sinne als einseitig bezeichnet werden soll: die gemessene MUF ist im Mittel höher, als die Rechnung aus den Senkrechtlotungen erwarten läßt. Ein quantitati ver Vergleich dieser verschiedenen Resultate ist schwierig, weil nicht immer ein deutig angegeben ist, welche Komponente der magnetischen Aufspaltung aus gewertet wurde, und wie der Einfluß der Krümmung der Ionosphäre berück sichtigt wurde. 2. Die gestörte Ionosphäre Die Ionosphäre soll in diesem Zusammenhang als gestört bezeichnet werden, wenn die Flächen gleicher Elektronenkonzentration nicht mehr als waagerechte Ebenen betrachtet werden können, sondern in horizontaler Richtung merkliche Änderungen der Elektronenkonzentration auftreten. Störungen in diesem Sinne liegen z. B. vor, wenn die kritische Frequenz oder die Höhe der Schicht sich längs des Übertragungsweges ändert, oder wenn in die Schicht Wolken erhöhter Elektronenkonzentration eingelagert sind. In diesen Fällen werden auf den Regi strierungen der Fernübertragung zusätzlich Impulsspuren gefunden, die über die klassische MUF zu höheren Frequenzen laufen. DAVIES [4] schlägt vor, die höchste Frequenz, bis zu der diese Spuren beobachtet werden, im Unterschied zur MUF mit MOF = maximal observable frequency zu bezeichnen. K. BAILEY [9] berichtet als erster, daß auf einer 2400 km langen Übertragungs strecke Spuren beobachtet wurden, deren MOF bis zu 10% höher lag als die MUF. Er glaubte, die Spuren durch Streuung an Inhomogenitäten in der E-Schicht erklären zu können. DAVIES [4] dagegen vermutet, daß Wolken erhöhter Elek tronenkonzentration am unteren Rande der F-Schicht die Ursache sind. B. J. FULTON, L. E. PETRIC und W. S. P. WARD [10] beobachteten auf der 2760 km langen Strecke Winnipeg-Resolute Bay Spuren, deren MOF um 20% höher war als die MUF. Als Ursache nehmen auch sie Streuung an Unregel mäßigkeiten in der Polarlichtzone an. Über Vergleichsmessungen zwischen der Rückstreuung und der Fernübertragung mit veränderlicher Frequenz wurde zuerst 1958 von R. SILBERSTEIN [19] be richtet. Auf einer 2370 km langen Versuchsstrecke wurde 1954 nach beiden Ver fahren die MUF bestimmt. An ungestörten Tagen ist die Übereinstimmung zwi schen den beiden Messungen sehr gut. Die Rückstreumessungen ergeben im Mittel einen Wert der MUF, der um 0,5% höher liegt als die Werte der Fern übertragung. 12