Gaßner Implementierung organisatorischer GABLER EDITION WISSENSCHAFT Markt- und Unternehmensentwicklung Herausgegeben von Professor Dr. Dr. h.c. Arnold Picot, Professor Dr. Dr. h.c. Ralf Reichwald und Professor Dr. Egon Franck Der Wandel von Institutionen, Technologie und Wettbewerb prägt in vielfältiger Weise Entwicklungen im Spannungsfeld von Markt und Un ternehmung. Die Schriftenreihe greift diese Fragen auf und stellt neue Erkenntnisse aus Theorie und Praxis sowie anwendungsorientierte Kon zepte und Modelle zur Diskussion. Winfried Gaßner Implementierung organisatorischer Veränderungen Eine mitarbeiterorientierte Perspektive Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Dr. h.c. Arnold Picot Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme Gaßner, Winfried: lmplementierunB organisatorischer Veränderungen : eine mitarbeiterorientierte Perspektive I Winfried Gaßner. Mit einem Geleitw. von Arnold Picot. -Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl.; Wiesbaden: Gabler, 1999 (Gabler Edition Wissenschaft : Markt- und Unternehmensentwicklung) Zugl.: München, Univ., Diss., 1999 Alle Rechte vorbehalten ©Springer Fachmedien Wiesbaden 1999 Ursprünglich erschienen Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden, und Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden, 1 999 Lektorat: Ute Wrasmann I Michael Gließner Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Je de Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlag~s unzulässig und strafbar. Das gilt insbe sondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. http:/l www.gabler-online.de http:/l www.duv.de Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Werke ist unser Ziel. Bei der Produktion und Verbreitung unserer Werke wollen wir die Umwelt schonen. Dieses Buch ist deshalb auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweißfolie besteht aus Polyäthylen und da mit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schad stoffe freisetzen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Na men im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. ISBN 978-3-8244-6940-6 ISBN 978-3-322-99281-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-99281-9 Zum Geleit V Zum Geleit Bekanntermaßen sind viele Reorganisationsprojekte in der Praxis zum Scheitern verurteilt. Trotz einer umfangreichen betriebswirtschaftliehen Literatur zu überlegenen Organisations formen und zum Management des Wandels gibt es viele Fehlschläge. Offensichtlich ist das Wissen um den Prozeß des Wandels noch unvollkommen. Eine äußerst wichtige Seite dieses Prozesses steht im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit, nämlich die Perspektive der betroffe nen und beteiligten Mitarbeiter. Als konkretes Ziel hat es sich der Verfasser gesetzt, die Wahrnehmung und Bewertung von Reorganisationsprojekten durch die betroffenen Mitarbei ter zu untersuchen und empirisch zu überprüfen sowie dem interessierten Praktiker bei der Gestaltung einer Reorganisation dabei zu helfen, die betroffenen Mitarbeiter zur Unter stützung des Projekts zu motivieren. Ausgangspunkt ist die Vermutung, daß die Bedürfnisse der betroffenen Akteure bei tiefgreifenden Umstrukturierungsprojekten häufig nicht angemes sen berücksichtigt werden. Darin sieht der Verfasser eine wesentliche Quelle des Scheiteros von Reorganisationsvorhaben. Nach der prägnanten Darstellung des Gegenstands der Untersuchung, der Reorganisation von Unternehmen, entwickelt der Verfasser auf Basis der Verhaltensannahmen der Neuen Institu tionenökonomik ein Verhaltensmodell, das den weiteren Ausführungen zugrundeliegt Durch Ergänzung um zahlreiche sozial-individualpsychologische Aspekte entsteht ein interdiszipli närer Bezugsrahmen ftir die Wahrnehmung und das Verhalten von Mitarbeitern in Organisa tionen. Vor diesem Hintergrund konzipiert der Verfasser einen neuartigen Denkrahmen zur Gestal tung von Reorganisationen, der besondere Aufmerksamkeit verdient: Die Implementierung einer neuen Organisationsstruktur sollte zum einen den betroffenen Mitarbeitern Nutzen stif ten, zum anderen verursacht sie Kosten für das jeweilige Unternehmen. Beide Bewertungsdi mensionen stehen mit der Art und Weise der Implementierung in Beziehung. Dieser Blick winkel führt zu einer anreiz- und nutzenbezogenen Betrachtung von Reorganisationsprojekten aus individueller wie auch aus Unternehmenssicht In der Zusammenschau ergibt sich der sogenannte "Anreiz-Tensor", der den Mitarbeitemutzen, die Kostensituation für das Unter nehmen sowie die Anreizdimension verknüpft. Konkret zielt der "Anreiz-Tensor" darauf ab, einerseits die betroffenen Mitarbeiter zur Unterstützung des Projektes zu bewegen und gleich zeitig die Kosten für das Unternehmen möglichst gering zu halten. Aus dieser Intention erge ben sich Konsequenzen ftir die Wahl der Anreize. Welche Merkmale einer Reorganisation für betroffene Mitarbeiter einen Anreiz darstellen, das jeweilige Projekt zu unterstützen, ist letzt lich eine empirische Frage und wird im Rahmen der umfangreichen empirischen Untersu chung geklärt, die im Rahmen eines DFG-Projektes ermöglicht wurde. VI Zum Geleit Ausgangspunkt dieser Studie ist die Einstellungsforschung. Die empirische Untersuchung stellt die Frage in den Mittelpunkt, nach welchen Kriterien betroffene Mitarbeiter eine Reor ganisation bewerten. Der Verfasser kommt zu sehr wichtigen und innovativen Einsichten in das empirische Material. Ebenso wie die Phase der Implementierung (der Reorganisations prozeß) wird auch die neue Struktur (das Reorganisationsergebnis) im Lichte der Einschät zungen der Befragten aus den fiinfbeteiligten Unternehmen eingehend analysiert. Sowohl die Mitarbeitertypologisierung als auch die Erfolgsfaktorentabellen bieten zahlreiche Anregungen fiir Theorie und Praxis. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung bestätigen Vermu tungen, sind zum Teil aber auch überraschend und geben Aufschluß über die Bewertung von Reorganisationsprozessen durch die betroffenen Mitarbeiter. Die empirische Erhebung ist methodisch sauber, ausreichend kritisch reflektiert und kompetent umgesetzt, die Vorgehens weise spiegelt den zuvor entwickelten theoretischen Rahmen wider, ist jederzeit systematisch und vollständig nachvollziehbar. Schließlich leitet der Verfasser aus den gewonnenen Erkenntnissen generelle Instrumente zur Gestaltung von Reorganisationen ab, wobei er konsequent in dem von ihm entwickelten theo retisch-methodischen Rahmen bleibt. Es gelingt ihm, so wichtige Themen wie Vermeidung unnötiger Unsicherheit, Betriebsklima, Sicherheit, Gerechtigkeit, Information und Kommuni kation, Partizipation, Tradition, Mehrbelastung oder Karriere vor dem Hintergrund der quan titativen und qualitativen empirischen Untersuchungen zu positionieren und in allgemeine Empfehlungen ftir die Praxis zu gießen. Sowohl der "Anreiz-Tensor" als auch die empirischen Ergebnisse setzen neue Akzente in der wissenschaftlichen Diskussion zum Management des Wandels, das immer auch Management von Menschen ist. Die interdisziplinäre Vorgehensweise integriert Erkenntnisse aus der Psy chologie in ein ökonomisches Modell und hilft so, das Erleben und Verhalten der betroffenen Mitarbeiter besser zu erklären und zu prognostizieren. Nicht zuletzt der Kooperation mit fünf deutschen Großunternehmen ist es zu verdanken, daß sich die vorliegende Arbeit durch erhebliche Praxisrelevanz auszeichnet. Ich wünsche dieser außergewöhnlichen Arbeit eine interessierte Aufnahme in der Fachdiskus sion in Theorie und Praxis. Die theoretischen und empirischen Analysen dieser Dissertation fordern das Verständnis von Wandlungsprozessen und können dem Praktiker helfen, organi satorische Veränderungen mit Unterstützung der eigenen Mitarbeiter erfolgreich umzusetzen. Prof. Dr. Dr. h.c. Arnold Picot Vorwort VII Vorwort Das Gelingen einer Reorganisation hängt entscheidend von der Unterstützung der betroffenen Mitarbeiter ab. Ihr Wissen ist für die Planung und Implementierung einerneuen Struktur hilf reich und letztlich sind sie es, die die neuen Prozesse im Tagesgeschäft leben sollen. Wie lassen sich betroffene Mitarbeiter dazu motivieren, ein Reorganisationsprojekt zu unterstützen? Mit meiner Dissertation möchte ich versuchen, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Die Arbeit beschäftigt sich in erster Linie mit dem Erleben und Verhalten von Menschen in Orga nisationen und verbindet so die beiden wissenschaftlichen Disziplinen Betriebswirtschaft und Psychologie. In der Frage, was Menschen zu bestimmten Handlungen bewegt, lag für mich intrinsische Motivation genug, um mich zwei Jahre lang empirisch und theoretisch mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Diese Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Organisation der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde am 24. Februar 1999 vom Promotionsausschuß der Fakultät für Betriebswirtschaft als Dissertation angenom men. Sie ist ein Ergebnis des zweijährigen Forschungsprojekts "Anreiz zu Wandel". Für die außerordentlich großzügige finanzielle Unterstützung dieses Projekts bedanke ich mich bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Daß die Arbeit in der vorliegenden Form zustande kam, verdanke ich der Unterstützung zahl reicher Personen. Mein Doktorvater Prof. Dr. Dr. h.c. Amold Picot hat das Forschungsprojekt in den entscheidenden Phasen mit Rat und Tat unterstützt. Gleichzeitig hat er über weite Strecken den notwendigen Freiraum geschaffen, der insbesondere für die Anfertigung einer interdisziplinären Arbeit unerläßlich ist. Herrn Prof. Dr. Lutz von Rosenstiel danke ich glei chermaßen für die außergewöhnlich engagierte Übernahme des Korreferats. Ebenso danke ich Herrn Dr. Nik Franke, Herrn Prof. Dr. Dieter Frey, Herrn Dr. Benno Hank und Frau Dr. Dr. habil. Birgitta Wolff für zahlreiche wichtige Hinweise zur Konzeption des Forschungsprojekts "Anreiz zu Wandel" und zum Design der empirischen Untersuchung. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle auch bei Robert Fischer, Dr. Paul Gaßner, Berthold Hass und Dr. Florian Pfingsten, die die erste Version dieser Arbeit gelesen und zahl reiche Verbesserungsvorschläge gemacht haben. VIII Vorwort Weiterhin möchte ich meinen studentischen Hilfskräften Natalie Fremuth und Beatrix von Törne danken. In jeder Phase des Projekts zeigten sie bei den verschiedensten Aufgaben -von A wie "Abbildungen erstellen" bis Z wie "Zitate überprüfen" - ein außergewöhnlich hohes Maß an Motivation, Einsatz und Selbständigkeit. Sybille Rodriguez-Schneider und Angela Sanganas, die inzwischen zu SPSS-Spezialistinnen geworden sind, haben mir insbesondere in der Phase der empirischen Untersuchung sehr geholfen. Dafür danke ich ihnen herzlich. Mein besonderer Dank gebührt darüber hinaus Dr. Heino Freudenberg, der während der letz ten beiden Jahre mit mir gemeinsam das Forschungsprojekt "Anreiz zu Wandel" durchgeführt hat. Unsere Zusammenarbeit war in allen Phasen des Projekts außergewöhnlich produktiv. Ich denke, wir haben uns hervorragend ergänzt. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden wir von unseren fünf Partnerunternehmen tat kräftig unterstützt. Insbesondere unseren jeweiligen Kontaktpersonen und Gesprächspartnern danke ich für ihr Engagement und ihren Einsatz. Auch bei allen Mitarbeiterinnen und Mitar beitern, die einen Fragebogen ausgefüllt haben, möchte ich mich bedanken. Den größten Dank schulde ich jedoch den Menschen, die mir am liebsten sind: Meinen Freunden, die den Entstehungsprozeß dieser Arbeit mit aufmunternden Worten begleitet haben; meinen Eltern, die mir meine Ausbildung ermöglicht haben und mich als (Un-)Dank dafür in der letzten Zeit immer seltener gesehen haben und meiner Freundin Evelyn, ohne deren liebevolle Unterstützung ich den Entstehungsprozeß dieser Arbeit nicht so hätte bewäl tigen können. Winfried Gaßner Inhaltsverzeichnis IX Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................... XV Tabellenverzeichnis ............................................................................................................ XVII Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................... XIX 1. Einführung ....................................................................................................................... ! 1.1. Problemstellung und Zielsetzung ................................................................................ 3 1.2. Aufbau der Arbeit ......................................................................................................... 5 2. Reorganisation- Gegenstand der Untersuchung ............................................... 8 3. Ein Verhaltensmodell ................................................................................................. ll 3.1. Methodologischer Individualismus als Ausgangspunkt der theoretischen Betrachtung ................................................. 12 3.2. Die ökonomische Theorie -der Rahmen des Verhaltensmodells ........................... 13 3.2.1. Individuelle Nutzenmaximierung ...................................................................... 13 3.2.2. Begrenzte Rationalität ....................................................................................... 15 3 .2.3. Opportunismus .................................................................................................. 16 3.3. Verhaltenswissenschaftliche Ansätze -eine Ergänzung ökonomischer Verhaltensannahmen ........................................... 17 3.3.1. Wahrnehmung ................................................................................................... 18 3.3.1.1. Das Drei-Speicher-Modell ................................................................. 18 3.3.1.2. Selektive Informationsaufnahme ........................................................ 20 3.3.1.2.1. Filter des Ultrakurzzeitspeichers ..................................... 21 3.3.1.2.2. Filter des Kurzzeitspeichers ............................................ 22 3.3.1.2.3. Filter des Langzeitspeichers ............................................ 25 3.3.1.3. Wahmehmungsverzerrungen .............................................................. 32 3.3.1.3.1. Theorie der kognitiven Dissonanz ................................... 32 3.3.1.3.2. Attributionstheorie ........................................................... 36 3.3.1.3.3. Framing ........................................................................... .40