Dieter Grunow Hrsg. Implementation in Politikfeldern Eine Anleitung zum verwaltungsbezogenen Vergleich 2. Auflage Implementation in Politikfeldern Dieter Grunow (Hrsg.) Implementation in Politikfeldern Eine Anleitung zum verwaltungsbezogenen Vergleich 2., aktualisierte und überarbeitete Auflage Herausgeber Dieter Grunow Duisburg, Deutschland Die erste Auflage ist unter dem Titel ‘Verwaltungshandeln in Politikfeldern’ erschienen. ISBN 978-3-531-17790-8 ISBN 978-3-531-94039-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-94039-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail- lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2003, 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. 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Lektorat: Jan Treibel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhalt Inhalt Vorbemerkung zur Neuaufl age des Buches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Teil I Der Ansatz der politikfeldbezogenen Verwaltungsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Dieter Grunow Teil II Das Politikfeld Innere Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Jens Lanfer Das Politikfeld Sozialpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Karola Köhling Das Politikfeld Umweltpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Hildegard Pamme und Dieter Grunow Das Politikfeld Migration Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Margarita Gestmann und Markus Hilz Das Politikfeld Steuerpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 André Lemm und Dieter Grunow Das Politikfeld Verwaltungspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 Frederik Brandenstein und Daniela Strüngmann V VI Inhalt Teil III Bilanz und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 Dieter Grunow Autoren des Bandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 Vorbemerkung zur Neuaufl age des Buches Vorbemerkung zur Neuaufl age des Buches Seit dem Erscheinen der ersten Fassung dieses Buches sind mehr als zehn Jahre vergangen . Dies führt unmittelbar zu der Frage, wie sich die Fragestellung in dieser Zeit entwickelt hat; oder anders ausgedrückt: passt das Buch noch in die heutige Landschaft von Politik und Öff entlicher Verwaltung? Das eindeutige Ja, mit dem die Frage zu beantworten ist, hat verschiedene Gründe: 1 . Allgemein – mit Blick auf den Rahmen des Th emas Politikfeld – ist festzustellen, dass die Politikwissenschaft (auch) in Deutschland ihre Vorbehalte gegen die Analyse von Politikinhalten – so gennannte materielle Politik – längst aufgegeben hat: die Zeiten, in der sich die Analysen auf regulative Politik und ihre (Norm-)Adressaten beschränken konnten, sind ebenfalls vorüber . Das Th ema Politikfeld (-Variationen) gehört daher zunehmend zum Kernbestandteil der politikwissenschaft lich ausgerichteten BA- und MA-Studiengänge . Zugleich gibt es ein Anwachsen verwaltungswissenschaft licher Fragestellungen (und Kompetenzen), die in diese Studiengänge integriert sind . 2 . Nimmt man eine Konferenz der fachlich zuständigen Sektion der DVPW im Frühjahr 2014 als Referenz, so wird die Verbreiterung und Intensivierung des Th emas in den vergangenen Jahren bestätigt: „der Begriff Politikfeld(analyse) ist wichtig und muss breit diskutiert und genutzt werden“ – so der Tenor auf der Konferenz . Ein Blick auf die aktuelle Publikationslandschaft bestätigt diese Einschätzung (Reiter/Töller 2014) . 3 . Es mag übertrieben sein, den Begriff Politikfeld als „overloaded signifi er“ zu bezeich- nen, aber eine schon lange beobachtbare Schwierigkeit ist off enbar noch immer nicht behoben: die Unterscheidung von Policy (politisches Programm) und Politikfeld . Da es für letzteres kein Äquivalent in der englischen Sprache gibt, werden beide Begriff e nicht selten synonym verwendet . Der Unterschied zu der Zeit des ersten Erscheinens des Studienbuches (Grunow 2003) scheint dabei zu sein, dass nun nicht mehr Policy sondern Politikfeld als dominante K ategorie benutzt wird – mit der Folge, dass auch sehr begrenzte Politikinhalte (z . B . Anpassungsstrategie an den Klimawandel) als Po- litikfeld verhandelt werden . 4 . Bei diesen weiterhin bestehenden Unschärfen ist allerdings zu beachten, dass sie teil- weise der Tatsache geschuldet sind, dass sich vor allem die politik-wissenschaft lichen VII VIII Vorbemerkung zur Neuauflage des Buches Analysen neuer öffentlicher Probleme und Themen auf diffusem („seamless“) Terrain bewegen, so dass eine präzise Kennzeichnung (noch) schwierig ist – wie gegenwärtig z . B . das Thema Netzpolitik zeigt . Bezogen auf die üblichen Unterscheidungen des Politikzyklus (Policy cycle) ist oft noch nicht einmal die Phase des „Agenda-Setting“ erreicht - geschweige denn die Programmierung oder gar die Implementation . Dar- über hinaus ist zu berücksichtigen, dass nach wie vor viele Diskursbeiträge spezielle Einzelfragen behandeln, wie z . B . Formen symbolischer Politik oder die Rolle von par- teiinternen Konflikten – also nicht einmal umfassende Policies oder gar Politikfelder in Augenschein nehmen . In diesen Fällen findet die Klärung der Basiskonzepte wenig Beachtung (z . B . Wenzelburger/Zolnhöfer 2015) . 5 . Es sollte allerdings nicht der Eindruck entstehen, dass diese Situationsbeschreibung allein eine Folge wissenschaftlicher Diskurse darstellt . Sie sind zugleich ein Reflex auf die Entwicklung von Politik und öffentlicher Verwaltung, die angesichts weiter zuneh- mender Differenzierung (Komplexitätsteigerung) der (Welt-) Gesellschaft zu immer mehr kleinteiligen Spezialisierungen veranlasst . Die Möglichkeiten der kommunikativen Verdichtung werden – angesichts vieler horizontaler und vertikaler Verflechtungen – zunehmend enger eingefasst . Dies kann auch als eine Ursache für die von der Kanzlerin praktizierte „Steuerung auf Sicht“ angesehen werden . 6 . Wie in der folgenden Einleitung gezeigt wird, entgeht der hier gewählte Zugang zu dem Thema einigen dieser Schwierigkeiten, indem er besonders die Implementationsphase von Policies (in Politikfeldern) behandelt – also schon relativ gut konturierte und beobachtbare Phänomene in den Mittelpunkt rückt . Im Hinblick auf die genutzten Analysekategorien ist es zudem von Vorteil, dass explizit auf einen Politikfeld-Vergleich abgehoben wird, für den die Kategorien geeignet sein müssen . Wie die Präsentationen und Diskussionen in der o . a . Veranstaltung gezeigt haben, weist das Studienbuch sowohl mit Blick auf die Implementation als auch mit Blick auf den Politikfeldvergleich einen besonderen Zugang zu dem Thema auf, der eine Neuauflage rechtfertigt . Dies bedeutet zugleich, dass andere Bücher (z . B . Schubert/Bandelow 2014) als sinnvolle Ergänzung genutzt werden können . 7 . Dieser Befund legt nahe, an der Grundstruktur des Buches festzuhalten – insbesondere in den drei Schritten „Darstellung der Analysekategorien“, „Beispiele für Politikfelder“, „vergleichende Bilanz“ . Sie wird deshalb in vielen Punkten beibehalten, in anderen aktualisiert . Im Hinblick auf die Politikfelder ist ein neues Ensemble gewählt worden: einige der in der ersten Ausgabe berücksichtigten Politkfelder bleiben (mit mehr oder weniger umfangreichen Modifikationen) erhalten: Sozialpolitik, Umweltpolitik, Politik der inneren Sicherheit; einige kommen neu hinzu: Integrationspolitik, Steuerpolitik und Verwaltungspolitik; die anderen entfallen (Außenpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Regionale Strukturpolitik), werden aber weiterhin bei der vergleichenden Bilanz be- rücksichtigt . Gerade diese vergleichende Perspektive gestattet es, Policy-Beispiele mit unterschiedlicher Aktualität zu erfassen – die zugleich unterschiedliche Transparenz in ihren Implementationsqualitäten aufweisen . Es wird dementsprechend die Auffassung vertreten, dass wissenschaftliche und praxisbezogene Lernprozesse von einer Gegenüber- Vorbemerkung zur Neuauflage des Buches IX stellung älterer und neuerer Policy-Beispiele in sehr verschiedenartigen Politikfeldern ausgehen können und sollten – und dadurch gefördert werden . Mit anderen Worten: nicht immer muss das Rad neu erfunden werden . Viele aktuelle Verwaltungsaufgaben sind ein Beleg für die hohen Kosten, die immer dann entstehen, wenn aus der Vergan- genheit nichts gelernt wurde . Jenseits der wissenschaftsbezogenen Begründung ist ein Hinweis auf die gesellschaftlichen Herausforderungen, auf die die Themen des Buches direkt oder indirekt Bezug nehmen, erforderlich . Dies soll an dieser Stelle durch einen Ausschnitt aus einem Leitartikel im SPIEGEL (16 .1 .2016 . S .8) erfolgen . „Der Staat übertreibt, der Staat versagt . Er tut zu viel, er tut zu wenig . Der Staat macht es in den Augen seiner Bürger nie richtig . Mal dominiert eine Kritik, mal die andere . Im Moment geht es vor allem um das Zuwenig . Zu wenig Polizei, zu wenig Grenzkontrolle, zu wenig Integration . Zu wenig Staat . Umgekehrt bedeutet das: mehr Staat, bitte . Genauer: mehr Nationalstaat . Was ein bemerkenswertes Comeback ist . Vor zehn Jahren schien der Nationalstaat dem Tode geweiht, dahingerafft von Globalisierung und Neoliberalismus . Nun ist er eine Hoffnung . Der Nationalstaat wird gebraucht, ist aber in einem schlechten Zustand . . . .Er kann dem Leben in Deutschland keinen guten Rahmen geben . Muss er aber . Es geht jetzt darum, einen guten Staat zu schaffen .“ Duisburg, Oktober 2016 Literatur Der SPIEGEL: Der gute Staat: Was die Bürger erwarten können und welche Rolle sie spielen sollten . 16 . Januar 2016 . Leitartikel der Printausgabe . Hamburg 2016: 8 . Grunow, Dieter (Hg .): Verwaltungshandeln in Politikfeldern . Wiesbaden 2003 . Reiter, Renate/Töller, Annette Elisabeth: Politikfeldanalyse im Studium . Baden-Baden 2014 . Schubert, Klaus/Bandelow, Nils C .: Lehrbuch der Politikfeldanalyse . München, Wien 2014 . Wenzelburger,Georg/Zohlnhöfer, Reimut (Hg .): Handbuch Policy-Forschung . Wiesbaden 2015 . IX Teil I