Identity Politics in Indonesian Advertising Gender, Ethnicity/Race, Class and Nationality in TV Advertisements during the New Order and the Post-New Order Era Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie in der Fakultät für Philologie der RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM vorgelegt von RATNA NOVIANI Gedruckt mit der Genehmigung der Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum Referentin: Prof. Dr. Eva Warth Koreferentin: Prof. Dr. Astrid Deuber-Mankowsky Tag der mündlichen Prüfung: 26. Januar 2009 Danksagung Ich bedanke mich für die Promotionsförderung, die ich von dem Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) erhalten habe. Mein besonderer Dank gilt Fr. Prof. Eva Warth, die mich mit intensivem Interesse und Einsatzfreude betreut hat. Danke für die persönliche und wissenschaftliche Unterstützung sowie die gewährte hilfreiche Diskussionen bei der Durchführung der Arbeit. Weiterhin danke ich Fr. Prof. Astrid Deuber-Mankowsky für ihre kompetente Unterstützung und wertvolle Anregungen, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Sehr zu Dank bin ich für die Unterstützung meiner Eltern und meiner groβen Familie. Herrn. RTS Masli danke ich für seine Hilfe und vielfache Anregungen. Herrn. Kees Vermey für das Korrekturlesen und die viele gute Gespräche. Nicole Pink danke ich sehr für ihre Unterstützung und die besondere angenehme Schwesternschaft. Dank gilt auch Esti Wahyuni, Pus-dok Matari Advertising (Eri Laksmono, Didik Witono und Markus), meinen Freundinnen und Freunden, meine Freunde beim Kolloquium ‚Gender und Medien’ (besonder an Bianca Westermann, Christian Stewe, Florian Rosenbauer, Claudia Tribe und Anja Michaelsen) und Kolleginnen und Kollegen. Ganz besondere danke ich meinem Ehemann, Heru Nugroho, der mich mit seinem Vertrauen, seiner Liebe und seiner unablässige Unterstutzung gegen alle Zweifel an mir als eine Frau so weit begleitet hat. i Zusammenfassung Indonesien gehört zu den vier bevölkerungsreichsten Ländern der Welt und ist bekannt für seine ausgeprägte Heterogenität, die sich über die Jahrhunderte aus einer Fülle divergierender ethnischer Gruppen mit kulturellen Differenzen. Diese kulturellen Differenzen prägten von Beginn an den Entstehungsprozess der „harmonischen Nation“ Indonesien. Auf die multikulturellen Gruppen, die das Land bevölkern, übte jede politische Herrschaftsperiode in der indonesischen Geschichte ihre eigenen Einflüsse aus bezüglich der jeweiligen Konstruktion von Identität/Differenz. Dies zeigte sich ganz offensichtlich und beispielhaft in der politischen Transition, die sich in den Jahren nach 1998 vollzog, nach dem Zusammenbruch der jahrzehntelangen Regierung der Neuen Ordnung. Denn seit dem Ende der Neuen Ordnung befindet sich Indonesien in einer Übergangssituation von autoritärer Regierung hin zu einer demokratischeren Regierung, die sich zusätzlich mit den Herausforderungen der Globalisierung konfrontiert sieht. Der politische Wandel und sein Wechselspiel mit der Art und Weise wie in der indonesischen Gesellschaft kulturelle Identitäten/Differenzen bestimmt und wieder neu bestimmt werden, haben ein interessantes und spezifisches Narrativ über Indonesien geschaffen. Die vorliegende Arbeit soll dieses Narrativ aus der Perspektive der Fernsehwerbung sichtbar machen. Indem diese Arbeit sich auf die kulturelle Identität/Differenz in Bezug auf Geschlecht, Ethnizität/Rasse, Klasse und Nationalität in Indonesien konzentriert, hebt sie gleichzeitig die Tatsache hervor, dass es ein Wechselspiel gibt zwischen Werbetext und sozio-politischem Kontext, in dem der Text erscheint. Ich halte es für besonders wichtig, die Konstruktion und Repräsentation von Identität/Differenz durch die Linse der sozio-politischen Transition zu betrachten. Der ungewisse sozio-politische Transition von der Neuen Ordnung hin zur Nach-Neuen Ordnung hat aus meiner Sicht eine Art von Spalt geöffnet, wodurch dominante und hegemoniale Diskurse über Geschlecht, Ethnizität/Rasse, Klasse und Nationalität, die sich während der Neuen Ordnung etabliert hatten, sowohl fortgeführt als auch herausgefordert werden. Darüber hinaus lassen sich die Bereiche von Identitätspolitik bezüglich Geschlecht, Ethnizität/Rasse, Klasse und Nationalität sichtbar machen, in denen die dominanten Diskurse über jene Identitäten/Differenzen in Werbetexten verhandelt und herausgefordert werden. ii Diese signifikanten Themen mit einem soziologischen, psychologischen oder massenkommunikativen Ansatz anzugehen, wäre hier wenig hilfreich. Solche Ansätze bieten keinen geeigneten Rahmen für diese Arbeit, denn sie neigen dazu, die Tatsache zu übersehen, dass Werbetexte in größere sozio-politische Kontexte eingebunden sind, innerhalb derer sie produziert und eingesetzt werden. Diskursive Konstruktionen und ideologische Bedeutungen in Bezug auf Identität/Differenz, die in der Werbung verarbeitet werden, könnten so nur schwerlich sichtbar gemacht werden. Aufgrund dieser Überlegungen ziehe ich es vor, diese Arbeit im Rahmen des Cultural Studies- Ansatzes zu organisieren, welcher ein hermeneutisches Verständnis von Werbung liefert. Innerhalb des Ansatzes werden Werbetexte als ein umstrittenes Terrain von Bedeutungen angesehen, das nicht von seinem sozio-politischen Umfeld isolierbar ist. Somit lässt sich untersuchen, auf welche Art und Weise ein Werbetext mit dem Kräftespiel der in einer Gesellschaft vorherrschenden Diskurse über Identität/Differenz verbunden ist. Darüberhinaus bietet dieser Ansatz auch eine signifikante Sichtweise, aus der die Intersektionalität zwischen Identität/Differenz von Geschlecht, Ethnizität/Rasse, Klasse und Nationalität gesehen werden kann. Ich vertrete die Auffassung, dass jene Kategorien von Identität/Differenz nicht getrennt und isoliert von einander sind. Ich erkenne jene Kategorien eher als fließende, die enge, reziproke und widersprüchliche Beziehungen zueinander haben. Es sollte jedoch vermerkt werden, dass ich aus analytischen Gründen beabsichtige, jene Kategorien zu isolieren und so ihre Besonderheiten zu untersuchen, um die individuelle und diskursive Problematik jeder Kategorie offenzulegen. Diese Arbeit konzentriert sich auf die indonesische Fernsehwerbungen, die während der Neuen Ordnung (1993-1998) und der Nach-Neuen Ordnung (1999-2005) produziert und ausgestrahlt wurde. Fast alle herangezogenen Werbefilme wurden mit einer Citra Pariwara Auszeichnung geehrt, welche alljährlich einen angesehenen Preis für kreative indonesische Werbung vergibt. Die ausgezeichneten Werbefilme erhalten dann die Gelegenheit, Indonesien auf dem internationalen Niveau ähnlicher Wettbewerbe zu vertreten. Man kann sagen, dass die Citra Pariwara Auszeichnung darauf ausgerichtet ist, das spezifisch indonesische Projekt der Schaffung einer Nation zu unterstützen, indem der Archetyp der „indonesischen“ Werbung gesucht und dazu bestimmt wird, als Repräsentant Indonesiens auf internationalem Niveau zu agieren. Somit bieten diese Werbefilme ein weites Feld für Verständnisansätze über die iii Konstruktion und Repräsentation von Identität/Differenz in Abhängigkeit von der sozio-politischen Transition in Indonesien. Um die große Fülle der in Betracht gezogenen Werbefilme zu organisieren, unterteile ich sie in fünf binäre Kategorien, die auf der Basis von Bildern und Narrativen gebildet werden, welche die jeweiligen Werbefilme transportieren. Es ist von Bedeutung festzuhalten, dass ich jene Binärkategorien nur zu einem analytischen Zweck aufstelle. Auf diese Weise bewerte ich die Binärkategorie als nur eine von vielen anwendbaren Strategien um komplexe Gebilde aufzugliedern und Werbebotschaften zu analysieren. Um die ausgewählten Werbefilme zu untersuchen, wird ausdrücklich eine Kombination aus sozialer Semiotik und narrativer Analyse angewandt. Die soziale Semiotik ermöglicht mir zu untersuchen, wie eine große Spannbreite an semiotischen Ressourcen, sowohl auditiv wie visuell, in den Werbefilmen eingesetzt wird, und welche ideologischen Funktionen die verwendeten semiotischen Ressourcen haben. Die soziale Semiotik ermöglicht auch einer genauen Untersuchung des ideologischen Komplexes und der Machtbeziehungen, die Werbebilder und -narrative konstituieren. Mithilfe der narrative Analyse untersuche ich, wie das Narrativ konstruiert und manipuliert ist, und wie wiederum das Narrativ arbeitet, um Bedeutungen zu produzieren und die Zuschauer auf eine spezifische Weise anzusprechen. Die narrative Analyse ermöglicht mir auch zu erforschen, wie Werbefilme einen Binarismus der Konflikt-Lösung diskursiv konstruieren, wobei das Verkaufsprodukt und gewisse filmische Technologien mit hineingezogen und funktionalisiert werden. Die genaue Untersuchung dieser Werbefilme hat dargelegt, dass die sozio- politische Transition in Indonesien einen Spalt geöffnet hat, in dem dominante und hegemoniale Diskurse über Geschlecht, Ethnizität/Rasse, Klasse und Nationalität perpetuiert, verhandelt und herausgefordert werden. Diese Arbeit geht davon aus, dass sich die Konstruktionen und Repräsentationen von Geschlecht, Ethnizität/Rasse, Klasse und Nationalität seit der Nach-Neuen Ordnung im Vergleich zur Ära der Neuen Ordnung verändern und abwandeln. Die Redeweise über Geschlecht, Ethnizität/Rasse, Klasse und Nationalität sind während der Ära der Nach-Neuen Ordnung modifiziert, und zwar in enger Verzahnung mit der wachsenden Kritik und dem Widerstand gegen diejenigen dominanten Diskurse über Identitäten/Differenzen, die unter dem Vorgänger-Regime etabliert worden waren. Es ist erwiesen, dass die Fernsehwerbungen während der Ära der Neuen Ordnung dahin tendierten, die iv dominanten und hegemonialen Diskurse über Geschlecht, Ethnizität/Rasse, Klasse und Nationalität, die vom Staat politisch sanktioniert wurden, zu artikulieren und reproduzieren. Durch den politischen Wandel in Indonesien tat sich ein Spalt auf, in dem Unterredungen und Verhandlungen zwischen der wahrgenommenen ‚Mehrheit/Zentrum/Selbst’ und der als solcher wahrgenommenen „Minderheit/Marginalen/Anderen“ in Bezug auf Geschlecht, Ethnizität/Rasse und Klasse erst möglich werden. Genauer gesagt, neigen die Fernsehwerbungen während der Ära der Nach-Neuen Ordnung bis 2005 dazu, Kritik, Verhandlungen und Widerstände gegen die Konstruktion einer als solchen wahrgenommenen ‚Minderheit/Marginalen/Anderen’ zu berücksichtigen und umzusetzen. Sie unterscheiden sich somit deutlich von den Fersehwerbungen der Ära der Neuen Ordnung in den 1990ern, welche es vorzogen jene Kritiken und Herausforderungen zu ignorieren. Die als solche wahrgenommene ‚Minderheit/Marginale/Andere’ in den Mainstream aufzunehmen, hat sich zu einer beliebten Diskurs-Strategie entwickelt, mit der Konstruktionen und Repräsentationen von Geschlecht, Ethnizität/Rasse, Klasse und Nationalität in der indonesischen Fernsehwerbung seit der Ära der Nach- Neuen Ordnung modifiziert werden. Nichtsdestotrotz hat eine genaue Analyse dieser Werbefilme belegt, dass Werbung auch eine Tendenz dazu zeigt, die dominanten und hegemonialen Konstruktionen jener Identitäten/Differenzen zu perpetuieren und zu erhalten. Das Gutheißen von Kritik und Widerstand gegen dominante Konstruktionen in der Werbung darzustellen, funktioniert nur auf einer dekorativen und oberflächlichen Ebene, in dem Sinne, dass die wahrgenommene „Mehrheit//Zentrum/Selbst“ diejenige bleibt, die das Werbenarrativ beherrscht und vorantreibt. In dieser Hinsicht wird Kritik in den Werbebildern und –narrativen zwar verkörpert, aber sie verbleibt subsumiert unter dominierenden Perspektiven. Die Aufnahme der als solche wahrgenommenen ‚Minderheit/Marginalen/Anderen’ in den Mainstream wird aus der Perspektive der als solche wahrgenommenen ‚Mehrheit/Zentrum/Selbst’ organisiert und gestaltet. Hinzukommt, dass die Übernahme in den Mainstream schlichtweg neutralisiert und nullifiziert wird, wenn Werbenarrative so funktionieren, dass die dominante Position der als solche wahrgenommenen ‚Mehrheit/Zentrum/Selbst’ wiederum bestätigt und gesichert wird. Auch das Verkaufsprodukt und die filmischen v Technologien werden dazu benutzt, die dominante Konstruktion von Geschlecht, Ethnizität/Rasse und Klasse aufrecht zu halten und zu perpetuieren. Mit anderen Worten findet die modifizierte Redeweise über Geschlecht, Ethnizität/Rasse und Klasse in der Werbung während der Ära der Nach-Neuen Ordnung kein entsprechendes inhaltliches Äquivalent für jene Identitäten/Differenzen. Denn die Diskurse über Geschlecht, Ethnizität/Rasse und Klasse haben sich substantiell nur geringfügig und wenig signifikant verändert von der Ära der Neuen Ordnung hin zu der der Nach-Neuen Ordnung. Es ist zu beobachten, dass seit der Ära der Nach-Neuen Ordnung die Werbefilme dazu tendieren, gleichzeitig Anerkennung wie auch Ablehnung der als solche wahrgenommenen ‚Minderheit/Marginalen/Anderen’ zu demonstrieren. Als ein Resultat hieraus wird die Ambiguität der Bilder in Bezug auf Geschlecht, Ethnizität/Rasse und Klasse sichtbar, was meines Erachtens die Tatsache untermauert, dass Werbung eine bedeutende Rolle dabei spielt, das Fortbestehen des “normalen”, dominanten und hegemonialen Konstruktionen von Geschlecht, Ethnizität/Rasse und Klasse zu gewährleisten. Von wesentlich größerer Bedeutung für die vorliegende Arbeit halte ich es allerdings, dass Randbereiche von Identitätspolitik zu Geschlecht, Ethnizität/Rasse und Klasse in den behandelten Werbefilmen sichtbar gemacht werden konnten. Die Ambiguität von Bildern impliziert geradezu Unterredungen und Verhandlungen, um die als solche wahrgenommene ‚Minderheit/Marginale/Andere’ in Bezug auf Geschlecht, Ethnizität/Rasse und Klasse innerhalb der sozio-politischen Transition in Indonesien zu repräsentieren und zu positionieren. Mit Blick auf die Repräsentation von Geschlecht, Ethnizität/Rasse und Klasse in der Werbung im Kontext der sozio-politischen Transition lässt sich darlegen, dass der ideologische Wandel in der indonesischen politischen Transition engste Auswirkungen hat auf die Art, wie Formationen von Identität/Differenz in der Fernsehwerbung konstruiert, verhandelt und herausgefordert werden. Diese Arbeit leistet einen Beitrag für das wachsende Feld der Cultural Studies, insbesondere unter Berücksichtigung des außer-westlichen Medien-Kontextes und seiner Verbindungen mit den westlichen und globalen Medien im Allgemeinen. In dieser Hinsicht hat die Arbeit neue und alternative Erkenntnisse eröffnet und weiterentwickelt, um zu erfassen, wie westliche und nicht westliche Arbeiten über Werbung innerhalb des wachsenden Feldes der Cultural Studies tatsächlich verbunden und komplementär zueinander sind. vi List of Figures 1. Figure 1.1. Coca Cola Advertisement 13 2. Figure 1.2. Non Permanent Kiosk 15 3. Figure 1.3. Suburban Housing 15 4. Figure 1.4. Telkom Vision Advertisement 20 5. Figure 1.5. Scene of Coca Cola Advertisement 23 6. Figure 1.6. Scene of Coca Cola Advertisement 23 7. Figure 1.7. Scene of Coca Cola Advertisement 23 8. Figure 1.8. Scene of Coca Cola Advertisement 24 9. Figure 1.9. Scene of Coca Cola Advertisement 24 10. Figure 1.10. Scene of Coca Cola Advertisement 24 11. Figure 1.11. Scene of Coca Cola Advertisement 24 12. Figure 1.12. Image of Motherhood in Coca Cola Advertisement 57 13. Figure 4.1. Bodrex Advertisement 72 14. Figure 4.2. Konidin Advertisement 80 15. Figure 4.3. Citra White Advertisement 86 16. Figure 4.4. Weight Reduction Program (WRP) Advertisement 92 17. Figure 5.1. Portrait of Javanese Princess in Citra White Advertisement 112 18. Figure 5.2. HSBC Advertisement 115 19. Figure 5.3. Rinso Advertisement 122 20. Figure 5.4. Djarum Black Advertisement 126 21. Figure 5.5. ‘Black’ Indonesian in Batik Shirt 130 22. Figure 5.6. Mototek Advertisement 133 23. Figure 5.7. Chinese and ‘Black’ Indonesian in HSBC Advertisement 135 24. Figure 6.1. Daihatsu Rocky Advertisement 141 25. Figure 6.2. Dji Sam Soe Advertisement 148 26. Figure 6.3. Sustagen Junior Advertisement 154 27. Figure 6.4. Surf Advertisement 157 28. Figure 6.5. Indomie Advertisement 160 29. Figure 7.1. Maggi Mi Advertisement 176 30. Figure 7.2. Pepsodent Advertisement 180 31. Figure 7.3. The son of ‘Black’ Indonesia in HSBC Advertisement 187 vii 32. Figure 7.4. Images of Opening Book in Mustika Ratu Advertisement 189 33. Figure 7.5. BNI Visa Card Advertisement 195 viii
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