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Identität(en): GLOB Art Academy 2007 PDF

148 Pages·2008·0.911 MB·German
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Preview Identität(en): GLOB Art Academy 2007

^ SpringerWienNewYork GLOBArt (Hrsg.) Identität(en) GLOBArt Academy 2007 SpringerWienNewYork GGlloobbAArrtt__ ffeerrttiigg..iinndddd IIIIII 2222..0022..22000088 99::4411::3322 UUhhrr Zum Geleit Pernegg: „here is a holy place“ sagte mir ein indischer Guru genau an jener Stelle, welche die Archäologen als den ältesten Platz für die ursprüngliche Kirche oder Kapelle der Burg- und späteren Klosteranlage Pernegg bezeichnet hatten. Das bringt wohl in Kurzformel zum Ausdruck, was Viele von uns empfinden und erfahren, wenn sie Pernegg als Kraftort bezeichnen und deshalb gerne jedes Jahr wieder- kehren, besonders wenn GlobArt zu Themen einlädt, die uns alle bewegen. Wir mögen dabei verspüren, dass dies nicht nur Rückkehr zu Quellen, ad fontes, wie es die Römer schätzten, besagt, sondern vielmehr dem Weg zum eigenen Selbst gleichkommt. Dieses im sensiblen Wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht Abhängige sind, wie es der Ort erfahrbar macht: von seinen geophy- sikalischen Gegebenheiten her, vom sicheren Fundament des wunderbaren Kirchenraums ausgehend, der durch das Gebet der Generationen Verbindung zu schaffen vermag, zwischen Transzendenz und Immanenz; in dem und um den herum zusätzlich Verankerung geschenkt wird durch die Gräber der vor uns Verewigten, wie es am Friedhof, dem Gottesacker, sichtbar ist und wie es die Schädel- und Beinknochen, aufgeschichtet im Karner, dem Beinhaus unter der Norbertikapelle, deutlich machen. In solchem Koordinatenkreuz über Identität(en) zu reden, zu hören, zu diskutieren und Gedanken auszu- tauschen, erwies sich wieder als unbezahlbares Gemeinschaftserlebnis, zu dem die Autoren, die hier mit ihren Referaten in der 6. Reihe der Publikation der GLOBArt Academy im SpringerVerlag vorgestellt werden, den wichtigs- ten Beitrag leisteten. Sie seien an dieser Stelle, nicht zuletzt auch für die Be- reitstellung ihrer Referate, für diese Publikation bedankt! Während unserer Begegnungen und Gespräche, dem Hinhören auf Musik, dem Eintauchen in Meditation und Stille, wird manch einer und einem die Richtigkeit des Wortes aus unserer abendländischen Tradition bewusst ge- worden sein: Omnis amor incipit ab ego Jede Liebe beginnt beim eigenen Ich. Wer ein gestörtes Verhältnis zu sich selbst hat, kann den Nächsten nicht lie- ben wie sich selbst, läuft andererseits in unserer Zeit und bei unseren Mög- lichkeiten Gefahr, sich zum Massenmenschen machen zu lassen. Dabei müs- sen wir uns eingestehen, „meine Lebensgeschichte habe ich nur zum geringen Teil selbst geschrieben. In dem Augenblick, in dem ich mir meiner Identität bewusst werde, finde ich sie im Wesentlichen schon vor. Nichts habe ich be- V GGlloobbAArrtt__ ffeerrttiigg..iinndddd VV 2222..0022..22000088 99::4411::3322 UUhhrr einflussen können, meinen Geburtsort nicht, die Auswahl meiner Eltern nicht, meine Muttersprache nicht, meinen Charakter nicht und meine Gesichtszüge auch nicht – alles ist vorgegeben“ (Notker Wolf OSB). Unsere 10. GLOBArt Academy 2007 mit ihrem krönenden Abschluss der Award – Verleihung an Maestro Riccardo Muti möge Eindrücke und Impulse vermittelt haben. Im Vorliegenden soll nachwirken, was wir gemeinsam be- ginnen durften und hinaustragen sollen in unsere Welt, die nichts mehr be- darf als Persönlichkeiten, Menschen mit Identität, weniger die Quantität der Menschen. Kein hoffnungsloses Unterfangen; denn in Ergänzung zum obigen Satz sei die Überzeugung der mittelalterlichen Lehrmeister hinzugefügt mit dem Wort: BONUM EST DIFFUSIVUM SUI DAS GUTE VERSPRÜHT, VERBREITET SICH SELBST – ES MÖGE SICH REICHLICH WEITERSCHENKEN Prälat Joachim Angerer Geschäftsführender Präsident GLOBArt VI GGlloobbAArrtt__ ffeerrttiigg..iinndddd VVII 2222..0022..22000088 99::4411::3333 UUhhrr Vorwort Es ist kein Zufall, dass die 10. GLOBArt Academy im niederösterreichischen Kloster Pernegg im Waldviertel „Identitäten“ als Thema gewählt hat. Der runde Geburtstag bietet den Anlass, sich dem heute so aktuellen Thema zu widmen. Jeder Einzelne, jede Gruppierung und jede Institution muss sich die Fragen stellen: „Woher komme ich? Wo stehe ich heute? Wohin soll es weiter- gehen?“ Hatten wir geglaubt, dass Nationalismus, Faschismus oder Kommunismus als irregeleitete Identitäten des 20. Jahrhunderts sich selbst in die Absurdität ge- führt haben und überwunden waren, so erleben wir derzeit eine religiös und kulturell motivierte Identitätssuche, die mit einem Zerrbild des Fanatismus einhergeht und durch Aggressivität und Gewaltbereitschaft charakterisiert ist. Betrachten wir die Entwicklung weltweit, so müssen wir feststellen, dass Symptome von Identitätskrisen deutlich zunehmen. Durch Vorurteile ver- stärkt, nehmen Akte des Extremismus und der Anarchie selbstzerstörerische Formen an. Das vergangene Jahrhundert war einerseits geprägt durch großen techni- schen Fortschritt und andererseits durch Grausamkeiten zweier Weltkriege. Es gab Verbesserungsmöglichkeiten des Lebens für Teile der Bevölkerung und hoffnungsvolle Visionen, aber gleichzeitig die Verelendung ganzer Regi- onen und die Lähmung der Gesellschaft aus Angst vor einer nuklearen Katas- trophe. Das 20. Jahrhundert, in dem Licht und Schatten dicht beisammen waren, hat gezeigt, dass Nationalstaaten, die ihre Bürger schützen sollten, selbst zu Ver- brechern geworden waren. Daher wurde es notwendig 1948 die Rechte des Einzelnen in der Form der Charta der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen zu verankern und somit den Menschen vor dem willkürlichen Eingriff des Staates zu schützen. Hier ist zum ersten Mal eine Identität formuliert worden, die den Menschen als Individuum und somit als ein unteilbares Ganzes definiert, ohne Unter- scheidung der Hautfarbe, Herkunft, Religion oder Geschlecht. Der Mensch also als oberste Identität und höchstes Ziel! Somit sind alle anderen Identi- täten als Teilbereiche dem Mensch-Sein unterzuordnen. Der europäische Weg des Zusammenschlusses der Staaten zu einer Union, durch friedliche demokratische Mittel, basierend auf dem freien Willen der einzelnen Länder, zeigt eine Möglichkeit der Annahme einer erweiterten und umfassenden Identität ohne dabei die Teilbereiche zu leugnen. Hier entsteht eine Verbindung von Staaten, Kulturen und Traditionen, die trotz Anfangsschwierigkeiten zu einer gegenseitigen Bereicherung führt. VII GGlloobbAArrtt__ ffeerrttiigg..iinndddd VVIIII 2222..0022..22000088 99::4411::3333 UUhhrr Prof. Bijan Khadem-Missagh Tatsächlich ist im historischen Rückblick jede Isolation als Stagnation und als Rückschritt der Kulturentwicklung feststellbar. Dies trifft im Individuellen, im Gesellschaftlichen, wie auch im Globalen zu. Es ist letztlich die Beziehung zum Mitmenschen und zur Umwelt, die den Menschen zum Menschen wer- den lässt. Durch das Zusammenwirken einzelner Töne entsteht Musik, und die Vielfalt der Orchesterinstrumente, sowie die individuelle Aufgabe jedes Musikers füh- ren zum Klang eines Orchesters. Die Klangvorstellung ist die Vision, für die es sich lohnt die Mühen des Übens und des gemeinsamen Probens auf sich zu nehmen, um so aus den Teilidentitäten eine höhere, dem „Orchester der Menschheit“ als Ganzes geweihte Identität zu entdecken und zu entwickeln. Mögen die hier abgedruckten Texte der 10. GLOBArt Academy dazu einen Beitrag leisten. Prof. Bijan Khadem-Missagh Präsident GLOBArt VIII GGlloobbAArrtt__ ffeerrttiigg..iinndddd VVIIIIII 2222..0022..22000088 99::4411::3333 UUhhrr Vorwort Die Globalisierung verlangt uns allen Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Mobilität ab. Rasche Veränderungen sind längst fixe Faktoren unserer Zeit. Das gilt nicht nur für den Arbeitsplatz sondern auch für die Wahl des Be- rufes, den wir nicht wie unsere Eltern und Großeltern in einem Bildungsweg erlernen und ein Leben lang ausüben können. Unternehmen müssen sich den Bedingungen eines sich ständig ändernden Marktes anpassen und zudem mit ihrem Label omnipräsent sein. Ohne Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Mobilität ist auch das Zusammen- leben nicht mehr denkbar. Die Welt ist zusammengerückt, durch die moderne Technik und Kommunikation sind die Menschen immer erreichbar, Grenzen sind gefallen. Diese Nomadisierung des äußeren Lebens, die durch Flexibilisierungs- und Mobilistätseuphorien geadelt wird, wie der österreichische Soziologe Univ. Prof. Dr. Manfred Prisching in seinem Vortrag bei der GLOBArt Academy er- wähnte, birgt freilich auch eine große Gefahr für die Gesellschaft: Tugenden wie Verlässlichkeit, Stabilität, Kontinuität werden plötzlich nicht mehr als Werte gesehen und anerkannt. Es besteht die Gefahr, dass Menschen künftig ihre Identität nur noch über Konsum definieren und nicht mehr über Kultu- ren, Religionen und inneren Werten. Die Menschheit, darüber besteht kein Zweifel, steht wieder an einem ihrer Wendepunkte, die Frage der Identität ist aktueller denn je. GLOBArt hat im Rahmen seiner 10. Academy im niederösterreichischen Pernegg dieses wichtige Thema aufgegriffen und „Identität(en)“ zum General- thema dieses Symposions gemacht. Ich bin überzeugt, dass die dabei auf hohem Niveau vorgestellten Thesen und Gedanken, die auch zu kontroversi- ellen Diskussionen führten, vielfach Eingang in die politische Debatte finden und dieser neue Impulse verleihen werden. Dr. Erwin Pröll Landeshauptmann IX GGlloobbAArrtt__ ffeerrttiigg..iinndddd IIXX 2222..0022..22000088 99::4411::3333 UUhhrr Vorwort Klöster standen und stehen trotz ihrer Weltabgewandtheit mitten im Leben. Das haben wir gerade in den Tagen der GLOBArt Academy wieder erfahren. Klostermauern sind Tresore der Vergangenheit mit einer Durchlässigkeit für die Gegenwart und Zukunft. In dieser Offenheit und Sensibilität näherten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses, zum zehnten Mal veranstalteten Symposions, dem mit neuer Brisanz und Aktualität aufgeladenen Begriff „Identität(en)“. Nobelpreisträger Amartya Sen macht „Identität“ nicht alleine vom Kultur- kreis und der Religion der Menschen abhängig. Der Physiker Hans-Peter Dürr sprach im Eröffnungsvortrag von lebendigen Identitäten, von der Freiheit zu ständigem Wandel, die keine Erstarrung zulässt, sondern der wir Raum zum Atmen geben müssen. Entscheidend ist, welche Bedeutung wir einzelnen Ele- menten unserer Identität geben. Wer aber beeinflusst uns Menschen bei die- ser Entscheidung? Die Erziehung zum freien Denken, zum Erkennen und Leben von Werten ist dafür eine wichtige Grundlage. Hans-Peter Dürr spricht von Bildung als einem „Weg in die Freiheit“. In der Bildung vergewissern wir uns unserer selbst und finden unsere Identität. Nur Bildung ermöglicht es uns, selbständig und frei denken zu lernen und in der Folge selbstbestimmt und verantwort- lich zu handeln und zu gestalten. Interdisziplinarität – das hat gerade auch diese GLOBArt Academy wieder gezeigt – führt nie bloß in eine Richtung, sondern regt zum Nach- und Vor- denken an, hilft mit, andere besser zu verstehen und leistet damit einen wich- tigen Beitrag zu einem lebendigen, bewusst in die Zukunft schauenden Miteinander. Die wertvollen und hochinteressanten Beiträge zur GLOBArt Academy 2007 liegen nun auch in Buchform vor und werden damit einem großen Kreis von Interessentinnen und Interessenten zugänglich gemacht. Dr. Claudia Schmied Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur X GGlloobbAArrtt__ ffeerrttiigg..iinndddd XX 2222..0022..22000088 99::4411::3333 UUhhrr Inhalt Referate Hans-Peter Dürr Lebendige Identität 1 Josef Penninger Können Gene träumen? 12 Rainer Bischof Identität(en) 18 Zafer Senocak Das Land hinter den Buchstaben 23 Günther Bartl Identität finden, wahren und verlieren 32 Kurt Mayer Fremde Spiegel – Das Entschiedene und das Unentschiedene 40 John von Düffel Die erste, zweite und dritte Person – Rollenspiele des Erzählens 43 Christian Helmenstein Österreich neu erfinden 57 Manfred Prisching Im Zeitalter der flüchtigen Identität 73 Manfred Wagner Identität 86 Arbeitskreise I Kunst und Kultur. Vielfalt statt Einfalt 89 Koschka Hetzer-Molden 90 II Der Babylonische Logos 94 Susanne Granzer 95 III Werbung für Übermorgen 99 Udo Jesionek 100 GGlloobbAArrtt__ ffeerrttiigg..iinndddd XXII 2222..0022..22000088 99::4411::3333 UUhhrr

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