Description:Ich habe nicht gemordet, sondern nur gestohlen — immerhin war es eine Million.Und ich habe Utta nur im Wald verscharrt;aber sie haben mich verurteilt -lebenslänglich. Ich habe seitdem in meiner Zelle genug Zeit zum Nachdenken gehabt, und ich habe begriffen, es gibt nur einen Ausweg: Um ein Wiederaufnahmeverfahren zu erreichen, brauche ich einen starken Bundesgenossen. Darum habe ich beschlossen: Ich verkaufe mich exklusiv.
Als ich im Flugzeug saß, das mich nach Paris brachte, war ich schon fest entschlossen, mich der Polizei zu stellen. Es gehörte zu meinem Plan. Ich mußte nur vorher noch die Million in Sicherheit bringen, die ich gestohlen hatte. Und dann sollten sie mir einmal nachweisen, daß mir das Geld nicht ebenfalls gestohlen worden war...Ich hatte es satt. Alles hatte ich satt: die ewigen Schulden, meine Frau, den täglichen Trott... Ich wußte, daß ich höchstens fünf Jahre kriegen würde. Nicht so schlimm — für eine Million.An diese Million zu kommen war übrigens relativ einfach. Für mich jedenfalls: schließlich war ich zu diesem Zeitpunkt noch unbescholtener Leiter einer Bankfiliale, nicht wahr?Der Plan war perfekt. Er war narrensicher. Es konnte nichts schiefgehen, alles war einkalkuliert — bis auf die blonde Utta. Und selbst mit dieser Komplikation wäre ich fertig geworden, wenn das Brückengeländer nicht nachgegeben hätte...Meine Million ist in Sicherheit. Sie wartet auf mich. Aber ich werde sie nie abholen können. Ich habe nicht fünf Jahre bekommen, sondern lebenslänglich. Für einen Mord, den ich nicht begangen habe.
Jacob Wittenbourg ist das Pseudonym, unter dem ein junger Journalist und Publizist hier seinen ersten Kriminalroman in sechs Kapiteln, zwei Briefen und drei Nachworten — so der Untertitel — vorlegt, nachdem er bereits unter seinem richtigen Namen Monographien kriminologisch-gesellschaftskritischer Tendenz veröffentlicht hat. Weitere Romane des Autors sollen in dieser Reihe erscheinen.