Holger Watter Hydraulik und Pneumatik Aus dem Programm Grundlagen Maschinenbau Elektrotechnik für Maschinenbauer von R. Busch Technische Berichte von H. Hering und L. Hering Mechanical Engineering von A. Jayendran Englisch für Maschinenbauer von A. Jayendran Elektrotechnik für Maschinenbauer von H. Linse und R. Fischer Einführung in die Regelungstechnik von J. Unger www.viewegteubner.de Holger Watter Hydraulik und Pneumatik Grundlagen und Übungen – Anwendungen und Simulation 2., überarbeitete Auflage Mit 161 Abbildungen und 23 Tabellen STUDIUM Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Auflage 2007 2., überarbeitete Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © Vieweg+Teubner | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008 Lektorat: Thomas Zipsner | Imke Zander Vieweg+Teubner ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.viewegteubner.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Technische Redaktion: Stefan Kreickenbaum, Wiesbaden Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: MercedesDruck, Berlin Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany ISBN 978-3-8348-0539-3 V Vorwort Die Fluidtechnik ist eine interdisziplinäre Paradedisziplin des Maschinenbaus. Aufbauend auf Grundlagenkenntnisse aus den Bereichen • der technischen Mechanik (Belastungen, Dimensionierung, Spezifikation) • der Betriebsstofflehre (Eigenschaften und Charakteristika der Fluide) • der Strömungslehre und Thermodynamik (kompressible, inkompressible Medien, Zustandsänderungen, Strömungsverluste) sowie • der Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (Automatisierung, Peripherie) werden vertiefende Kenntnisse aus den Bereichen • der Systemtechnik (Schnittstellenproblematik, Interaktionen der Systeme, Simulationstechnik) und • der Anlagen- und Antriebstechnik benötigt (Verdrängerpumpen, -maschinen und -kompressoren, Hydro- und Druckluftmotoren, Wandler, hydrodynamische Kupplun- gen). Die Gliederung dieses Buches orientiert sich an diesen Anforderungen. Es wendet sich an angehende Ingenieure und Ingenieurinnen in der Bachelor- und Masterausbildung sowie Prak- tiker im Betrieb. Nach der Darstellung des Grundlagenwissens zu den Betriebsstoffen (Kap. 2) und zur Fluidmechanik (Kap. 3) werden die wichtigsten Systemkomponenten und deren Wirkmechanismen vorgestellt (Kap. 4). Zahlreiche Beispiele verdeutlichen exemplarisch diese Zusammenhänge. Dabei steht weniger die Konstruktion ausgewählter Bauteile im Vorder- grund, sondern vielmehr das Verständnis um die komplexen Wirkzusammenhänge und die Systemdynamik: Messen – Steuern – Regeln – Antreiben: Keine „Schräubchenkunde“ – Beschränkung auf die ingenieurgerechte Beschreibung der Wirkmechanismen. Es wird das verallgemeinerte Betriebsverhalten und die Betriebscharakteristik der mechatronischen Kom- ponenten vorgestellt, soweit diese für die Anlagenkonfiguration, den Betrieb und die Störungs- suche hilfreich sein können (Kap. 4). Konstruktive Details können den umfangreichen Web- Seiten der Komponentenhersteller entnommen werden; eine Auswahl dazu wird auf der Ver- lagsseite als Online-Service (vgl. Anhang A6) bereitgehalten. Obwohl der Schwerpunkt des Buches wegen der besonderen Bedeutung der Mobilhydraulik auf dem Gebiet der Ölhydraulik liegt, wird immer wieder versucht, Parallelen und Differenzen zum Systemverhalten der Pneumatik herauszuarbeiten. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die moderne Simulationstechnik (Kap. 5), hier soll eine erkannte Lücke in der deutschsprachigen Fachliteratur geschlossen werden. Die dazu notwendigen mathematischen Grundkenntnisse werden in den vorgenannten Abschnitten kon- sequent gelegt sowie dazu wichtige Randgebiete in den Anhängen A1 bis A4 behandelt. An- hand von anschaulichen Beispielen aus der Fluidtechnik wird die Herangehensweise zur Lö- sung von interdisziplinären dynamischen Problemstellungen vorgestellt. Der Ingenieur erhält mit der Simulationstechnik ein Werkzeug, um die Wirkungen von dynamischen Vorgängen abschätzen zu können, die in der Praxis immer wieder Probleme beim Betrieb von Anlagen und Geräten bereiten. Andererseits kann er durch diese Kenntnisse die Ergebnisse von kom- merziellen Softwaretools kritisch hinterfragen – eine fachliche Qualifikation, die zunehmend wichtiger für die berufliche Praxis wird. VI Danksagung Eine Vorlesung mit anschaulichen Beispielen vorzubereiten, erfordert mehr Arbeit, als Studie- rende oder Laien erahnen: Viele Stunden Recherche, Aufarbeitung von Gefundenem, Verwer- fen von Grafiken und Beispielen, die sich in der Lehre nicht bewährt haben. All dies geschieht im Verborgenen und wird vom „Kunden“ stillschweigend mit hoher Aktualität erwartet. Aus einer erprobten Vorlesung ein Buch zu machen, müsste dann doch wohl relativ einfach sein! Weit gefehlt! Die Stichworte aus der Vorlesung müssen ausformuliert sein; Dinge, die aus der Erfahrung „eben mal aus dem Handgelenk geschüttelt“ und vorgetragen werden, müs- sen nun didaktisch eingebunden werden; handschriftliche Folien und Tafelskizzen müssen fürs Layout elektronisch aufbereitet werden .... wieder mehr Arbeit als man denkt. Ich möchte mich daher bei Menschen bedanken, die mich bei der Arbeit und im Rahmen von Projekten unterstützt haben: • Herr Dipl.-Ing. Stefan Claußen hat bei zurückliegenden Buchprojekten bereits hilfrei- che Arbeit geliefert. Insbesondere die Teile über die Schmierstoffeigenschaften basie- ren auf dieser Zusammenarbeit! • Frau Dr.-Ing. Sylvia Ullmer hat mich bei der Durchführung des EU-Projektes LLINCWA (loss/lost lubrication in coastal and inland water activities) tatkräftig unterstützt. Der Teil zu den biologisch-abbaubaren Schmierstoffen entstand aus dieser Zusammenarbeit. • Herr Dipl.-Ing. Siegfried Prust stand als Mitarbeiter des Labors für Hydraulik und Pneumatik (H&P) an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW) Hamburg immer wieder beratend zur Seite. Offene Fragen und Lösungsansätze konnten durch Laborversuche schnell und unkompliziert evaluiert werden. Ich danke insbesondere für die Anfertigung der Fotos. • Bei Herrn Dipl.-Ing. Thomas Zipsner bedanke ich mich für die Initiative zu diesem Buch, das Vertrauen, die Beratung und die tatkräftige Unterstützung bei der Umset- zung. • Bei der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg bedanke ich mich für die Bereitstellung der Laborkapazitäten sowie der Ressourcen und Kompe- tenzen. • Bei meiner Familie, insbesondere bei meiner Frau Petra Watter, bedanke ich mich für ihr Verständnis und die Unterstützung. Zahlreiche Stunden am PC (oft bis in die späte Nacht und am Wochenende) wurden ohne Murren akzeptiert. • „Last but not least“ bei den Studierenden für Verbesserungs- und Korrekturvorschlä- ge zur 2. Auflage! Tarp, Sommer 2008 Holger Watter VII Inhaltsverzeichnis 1 Einführung ................................................................................................................ 1 2 Fluide und Fluideigenschaften ................................................................................. 5 2.1 Physikalisch-chemische Eigenschaften der Druckflüssigkeiten ...................... 5 2.1.1 Dichte ................................................................................................ 6 2.1.2 Viskosität ........................................................................................... 8 2.1.3 Luftaufnahmevermögen ..................................................................... 15 2.1.4 Wassergehalt ...................................................................................... 16 2.1.5 Flammpunkt / Brennpunkt ................................................................. 16 2.1.6 Aschegehalt, Verkokungsrückstand .................................................. 17 2.1.7 Stockpunkt / Pour Point ..................................................................... 17 2.1.8 Alterung ............................................................................................. 17 2.2 Druckflüssigkeitsarten ..................................................................................... 18 2.2.1 Additivierung .................................................................................... 18 2.2.2 Synthetische Schmierstoffe ............................................................... 21 2.2.3 Klassifikation / Normung ................................................................. 23 2.3 Biologisch abbaubare Hydraulikflüssigkeiten ................................................. 30 2.3.1 Problemfelder: Verlustschmierungen und technische Havarien ........ 30 2.3.2 Betriebstechnisches Umfeld: Juristische Bewertung ......................... 30 2.3.3 Was sind umweltverträgliche Schmierstoffe? ................................... 31 2.3.4 Erfahrungen / Stand der Technik ....................................................... 35 2.4 Druckluft .......................................................................................................... 40 2.4.1 Stoffwerte von Luft ........................................................................... 40 2.4.2 Zustandsänderungen .......................................................................... 40 2.4.3 Feuchte Luft ....................................................................................... 42 2.5 Übungsbeispiele ............................................................................................... 43 3 Grundlagen der Fluidmechanik .............................................................................. 45 3.1 Kontinuitätsgleichung ...................................................................................... 45 3.2 Leistung / Energie / Satz von Bernoulli ........................................................... 46 3.3 Druckverluste (Strömungsverluste R) .............................................................. 48 3.3.1 Strömungsverluste in geraden Rohrleitungen .................................... 49 3.3.2 Strömungsverluste an Einbauten und Ventilen .................................. 52 3.3.3 Reihen- und Parallelschaltung von Ventilen und Einbauten ............. 53 3.4 Trägheitswirkung (Induktivität L) ................................................................... 55 3.4.1 Beschleunigung des Fluids ................................................................ 55 3.4.2 Induktivität L einer Rohrleitung ........................................................ 56 3.4.3 Berücksichtigung der Trägheit von mitbewegten Bauteilen .............. 56 3.4.4 Berücksichtigung der Trägheit bei rotatorischen Hydraulikantrieben 57 VIII Inhaltsverzeichnis 3.5 Kompressibilität (Kapazität C) ........................................................................ 58 3.5.1 Kapazität C ........................................................................................ 58 3.5.2 Hydraulische Kapazität einer Rohrleitung ......................................... 59 3.6 Kraftwirkungen strömender Flüssigkeiten / Impulssatz .................................. 60 3.7 Leckverluste / Volumenstrom durch Drosselung Q ......................................... 61 3.7.1 Leckströmungen infolge von Druckdifferenzen im parallelen Spalt . 61 3.7.2 Leckstrom im Ringspalt ..................................................................... 64 3.7.3 Leckströmungen in röhrenförmigen Strömungskanälen .................... 64 3.7.4 Ausfluss an Drosselstellen (Pneumatik) ............................................ 65 3.8 Schallgeschwindigkeit (Druckwellengeschwindigkeit) ................................... 67 3.9 Übungen und Beispiele .................................................................................... 68 4 Komponenten und Bauteile ...................................................................................... 71 4.1 Grundprinzip, Leistungsübertragung und Energiewandlung ........................... 71 4.2 Statische Anlagenkennlinie .............................................................................. 75 4.3 Schaltzeichen (DIN ISO 1219) ........................................................................ 76 4.4 Verdrängermaschinen ...................................................................................... 77 4.4.1 Pumpen .............................................................................................. 77 4.4.2 Hubkolbenverdichter ......................................................................... 90 4.5 Ventile .............................................................................................................. 95 4.5.1 Hydraulikventile ................................................................................ 95 4.5.2 Pneumatikventile ............................................................................... 120 4.6 Linear- und Schwenkmotoren (Aktoren) ......................................................... 126 4.6.1 Hydromotoren .................................................................................... 126 4.6.2 Pneumatikzylinder ............................................................................. 137 4.7 Hydrostatische Antriebe / hydrodyn. Getriebe und Wandler ........................... 138 4.7.1 Hydrostatische Antriebe .................................................................... 138 4.7.2 Hydrodynamische Antriebe ............................................................... 139 4.8 Zubehör ............................................................................................................ 145 4.8.1 Rohre, Schläuche ............................................................................... 145 4.8.2 Speicher ............................................................................................. 147 4.8.3 Tank ................................................................................................... 151 4.8.4 Filter ................................................................................................... 153 4.8.5 Kühler ................................................................................................ 153 4.8.6 Schalldämpfer (Pneumatik) ............................................................... 154 4.9 Übungen und Beispiele .................................................................................... 159 5 Steuern, Regeln, Simulieren ..................................................................................... 165 5.1 Steuerungen ..................................................................................................... 165 5.1.1 Konventioneller Aufbau logischer Schaltungen ................................ 167 5.1.2 Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) .................................. 167 5.1.3 Bussysteme ........................................................................................ 170 5.2 Regelungen ...................................................................................................... 176 5.2.1 Pumpenregelung ................................................................................ 176 Inhaltsverzeichnis IX 5.2.2 Positionierung einer hydraulischen Achse ......................................... 180 5.3 Modellbildung und Simulation ........................................................................ 183 Beispiele für kommerzielle Software-Lösungen ............................................. 190 5.4 Übungen und Beispiele .................................................................................... 194 ANHANG ........................................................................................................................... 195 A1 Beschreibung von Schwingungen ................................................................... 195 A1.1 Komplexe Darstellung ....................................................................... 195 A1.2 Weg – Geschwindigkeit – Beschleunigung ....................................... 196 A2 Verallgemeinerung der Schwingungsdifferentialgleichung ............................ 197 A2.1 Freie, gedämpfte Schwingung ........................................................... 197 A2.2 Erzwungene Schwingungen .............................................................. 198 A3 Regelungstechnische Grundlagen .................................................................... 200 A3.1 Darstellung im Zeitbereich / Zustandsraum ....................................... 200 A3.2 Darstellung im Komplexen ................................................................ 203 A3.3 Frequenzgang .................................................................................... 205 A3.4 Reglerarten und -parameter ............................................................... 207 A3.5 Stabilitätsverhalten des Regelkreises ................................................. 208 A4 Numerische Integration / MATLAB-Implementation ..................................... 208 A5 Lösungen zu den Übungsbeispielen ................................................................ 210 Kap. 2: Fluideigenschaften .............................................................................. 210 Kap. 3: Fluidmechanik ................................................................................... 213 Kap. 4: Komponenten und Bauteile ............................................................... 221 Kap. 5: Messen, Steuern, Regeln ..................................................................... 231 A6 Online-Service ................................................................................................. 233 Quellen- und Literaturhinweise ....................................................................................... 234 Sachwortverzeichnis .......................................................................................................... 237 XI Formelzeichen und Abkürzungen a Schallgeschwindigkeit [m/s] A Fläche [m2] B magn. Induktion [Vs/m2 = T] b Dämpfungskonstante [N/(m/s)] c Strömungsgeschwindigkeit [m/s] c spez. Wärmekapazität [J/kg K] p C Kapazität [m³/bar] D Dämpfungsgrad – D Geschwindigkeitsgefälle [s–1] e EULER-Zahl: e = 2,71828 – f Erregerfrequenz [Hz = 1/s] f Eigenfrequenz [Hz = 1/s] 0 F Kraft [N] g Erdbeschleunigung, Gravitationskonst. 9,81 m/s2 G(s) Übertragungsfunktion – G (laminarer / turbulenter) Leitwert [(Ltr/min]/bar] [(Ltr/min]2/bar] H Feldstärke [A/cm] H... Normbezeichnung für Hydrauliköl HL, HLP Normbezeichnung für legierte Hydrauliköl (vgl. Kap. 2) HF Normbezeichnung für schwer entflammbare Hydrauliköle HE... Normbez. für biolog. schnell abbaubare Hydrauliköle Im Imaginärteil einer komplexen Zahl J Massenträgheitsmoment [kg m] K Kompressionsmodul [bar] L Induktivität [bar/(Ltr/min)] m Masse [kg] (cid:5)m Massenstrom [kg/s] M Drehmoment [Nm] M molare Masse [kg/kmol] p Druck [bar] P Leistung [W, kW] Q=V(cid:5) Volumenstrom [m3/s, Ltr/min]