Europa – Politik – Gesellschaft Herausgegeben von Maurizio Bach Passau Deutschland Weitere Bände in dieser Reihe http://www.springer.com/series/11707 Die Begriffe Europa und Europäisierung stehen für einen paradigmatischen Pro- zess des sozialen Wandels, der Transnationalisierung und der gesellschaftlichen sowie politisch-institutionellen Modernisierung – Dynamiken, die das historische Vergesellschaftungsmodell des Nationalstaates transzendieren und transformie- ren. Staatlichkeit und Märkte, Recht und Sozialpolitik, Öffentlichkeit, Migration, Bildung, Wissenschaft und Forschung, die gesellschaftlichen Konfliktregimes, kollektive Identitäten und Geschlechterverhältnisse sind mittlerweile unter den Einfluss der europäischen Governance und nachhaltiger Europäisierung geraten. Für die Sozialwissenschaften sind damit neue Forschungsfelder und Problemstel- lungen entstanden. Die Reihe Europa – Politik – Gesellschaft versammelt innovative und wissen- schaftlich gehaltvolle Forschungsarbeiten aus Soziologie, Politik- und Verwal- tungswissenschaft, Kultur-, Medien und Kommunikationswissenschaft sowie aus einschlägigen interdisziplinären Forschungsverbünden, wie den European Studies, der Osteuropaforschung und den Europawissenschaften. Die Reihe ist dem state of the art der sozialwissenschaftlichen Europaforschung verpflichtet und öffnet neue Forschungshorizonte an den Schnittstellen von natio- naler Gesellschaft, europäischen Institutionen und globalen Arenen. Susanne Pernicka Horizontale Europäisierung im Feld der Arbeitsbeziehungen Susanne Pernicka Institut für Soziologie Johannes Kepler Universität Linz Linz Österreich ISBN 978-3-658-07555-2 978-3-658-07556-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-07556-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Ver- lag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Lektorat: Dr. Cori Mackrodt, Monika Mülhausen Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Vorwort Dieser Sammelband ist im Rahmen der laufenden DFG-Forschergruppe „Europäi- sche Vergesellschaftungsprozesse. Horizontale Europäisierung zwischen national- staatlicher und globaler Vergesellschaftung“ (FOR 1539) im Teilprojekt „Arbeits- beziehungen in Europa“ entstanden. In der Forschergruppe wird systematisch die Idee verfolgt, sich von der Orientierung am nationalen „Containermodell“ und der ländervergleichenden Methodologie zur Untersuchung von Gesellschaften zu verabschieden und eine transnationale Perspektive einzunehmen. Das Konzept der „Horizontalen Europäisierung“ erlaubt zweierlei – erstens werden grenzüber- schreitende Prozesse und Strukturen als endogene gesellschaftliche Entwicklun- gen und nicht als exogene Faktoren für nationalstaatlichen Wandel begriffen, – zweitens wird der Blick auf transnationale Handlungs- und Gestaltungsspielräume freigelegt, die individuellen und kollektiven Akteuren im sozialen Raum und in verschiedenen Feldern offen stehen. Das Feld der Arbeitsbeziehungen wurde und wird traditionell im nationalstaatlichen – politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen – Raum verortet und untersucht, obwohl europäische und globale Herausforderungen eine territoriale Re-Konfiguration der Arbeitsbeziehungen er- warten ließen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für eine institutionelle (Wieder-) Einbettung der Beziehungen zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen nach dem nationalstaatlichen Muster auf einer europäischen oder globalen Ebene gering ist, verstellt eine rein komparatistische Perspektive den Blick auf grenz- überschreitende Austauschbeziehungen, Wahrnehmungen, Einstellungen und Identitäten von arbeitspolitischen Akteuren. Der vorliegende Sammelband begibt sich auf die Spur eben dieser sozialen Phänomene und ermöglicht damit eine etwas optimistischere Zeitdiagnose von Entwicklungen im Feld der Arbeitsbeziehungen als Studien, die sich primär mit der grenzen(!)losen Mobilität des Kapitals und der Erosion gewerkschaftlicher Handlungsmacht auf nationaler Ebene befassen. V VI Vorwort Die Beschreibung des Entstehungskontexts dieses Sammelbandes verdeutlicht einmal mehr, dass wissenschaftliche Erkenntnisse keiner Einzelperson oder einer kleinen Gruppe von Personen zugeschrieben werden können, sondern das Ergebnis kollektiver Anstrengungen sind. Neben den finanziellen Rahmenbedingungen, die dieses Buch erst ermöglicht haben – hier ist der Deutschen Forschungsgemein- schaft (DFG) zu danken –, möchte ich an dieser Stelle zuallererst der Forschergrup- pe und hier, stellvertretend für alle KollegInnen, dem Gesamtkoordinator Martin Heidenreich für die inhaltlichen Inspirationen, Diskussionen und unschätzbaren Lernprozesse danken, die mir in der bis heute rund sechsjährigen Zusammenarbeit zuteil geworden sind. Die Beiträge in diesem Sammelband sind unter anderem im Rahmen des Teilprojekts „Arbeitsbeziehungen in Europa“ entwickelt worden, an dem sich an unserem Standort, dem Institut für Soziologie der Johannes Kepler Universität Linz, sowohl die ProjektkollegInnen Nele Dittmar, Vera Glassner und Torben Krings, als auch dankenswerter Weise Julia Hofmann, an unseren unzähli- gen, spannenden und für mich außerordentlich lehrreichen Diskussionen beteiligt haben. Wie oben erwähnt, dominiert in der Forschung zu den Arbeitsbeziehun- gen die ländervergleichende Analyse, aber es gibt einige PionierInnen, die sich schon vor einigen Jahren einer transnationalen Perspektive geöffnet haben. Mit Roland Erne, Hajo Holst, Stefanie Hürtgen, Matthias Klemm und Jan Weyand ist es uns gelungen, AutorInnen für diesen Sammelband zu gewinnen, die sich bereits in innovativer und origineller Weise dem Thema der Transnationalisierung in den Arbeitsbeziehungen gewidmet hatten. Nach einem gemeinsamen Panel „Europäi- sierung der Arbeitsbeziehungen“ im Rahmen des Österreichischen Soziologie- kongresses im Jahr 2013 setzten wir unsere gemeinsamen Diskussionen zu dem Sammelband während eines Treffens an der Universität Erlangen-Nürnberg fort. Ein Buch lebt nicht nur vom Inhalt, sondern auch von seiner Form. Markus Ellmer und Bernhard Kapfer ist hier daher ganz herzlich für ihre sorgfältige Durchsicht und Formatierung zu danken. Linz 20.08.2014 Susanne Pernicka Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Susanne Pernicka Transnationalisierung und Fragmentierung – Euro- Betriebsratshandeln als multiscalare Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Stefanie Hürtgen Integration „von unten“? Zum Problem der Handlungskoordination in der „horizontalen Europäisierung“ betrieblicher Interessenvertretung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Matthias Klemm und Jan Weyand Bewegungsfreiheit in einem Ungleichheitsraum: Gewerkschaften und transnationale Arbeitsmobilität in der erweiterten Europäischen Union . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Torben Krings When Does Solidarity End? Transnationales Gewerkschaftshandeln in der Automobilproduktion vor und während der Krise . . . . . . . . . . . . 111 Susanne Pernicka, Vera Glassner und Nele Dittmar Europäisierung als institutionelle Entbettung – Finanzialisierte multinationale Konzerne und die Arbeitsbeziehungen im europäischen Paketsektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Hajo Holst VII VIII Inhaltsverzeichnis European Economic Governance. Auf dem Weg zu einer erzwungenen Integration nationaler Arbeitsbeziehungen? . . . . . . . . . . 183 Roland Erne Grenzüberschreitende gewerkschaftliche Antworten auf die Krise . . . . 201 Julia Hofmann Autorenverzeichnis Nele Dittmar ist Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Arbeitsbeziehungen in Europa“ und Dissertantin an der Abteilung für Wirtschafts- und Organisationssoziolo- gie der Johannes Kepler Universität Linz. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Indus- trielle Beziehungen und die Europäisierung und Transnationalisierung von Gewerkschaften. Roland Erne ist Senior Lecturer für internationale und vergleichende Arbeitsbe- ziehungen an der School of Business, University College Dublin und Adjunkt-Pro- fessor an der ILR School, Cornell University, Ithaca (NY). Arbeitsschwerpunkte: Gewerkschaften, Europäische Integration, und transnationale Demokratie. Vera Glassner ist Forscherin an der Abteilung für Wirtschafts- und Organisations- soziologie des Instituts für Soziologie an der Johannes Kepler Universität Linz. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Europäisierung der Arbeitsbeziehungen. Julia Hofmann ist Universitätsassistentin und Dissertantin am Institut für Sozio- logie der Johannes Kepler Universität Linz. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind soziale Konflikte, Protestbewegungen und Gewerkschaften sowie die Auswirkungen zunehmender sozialer Ungleichheit auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Hajo Holst ist Professor für Wirtschaftssoziologie an der Universität Osnabrück. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Finanzialisierung von Wirtschafts- organisationen, der institutionelle Wandel in transnationaler und vergleichender Perspektive, die Flexibilisierung und Prekarisierung von Arbeit sowie die Zeit- strukturen des Kapitalismus. IX
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