HOMERS ILIAS GESAMTKOMMENTAR SAMMLUNG WISSENSCHAFTLICHER COMMENTARE HOMERS ILIAS GESAMTKOMMENTAR AUF DER GRUNDLAGE DER AUSGABE VON AMEIS-HENTZE-CAUER (1868-1913) HERAUSGEGEBEN VON JOACHIM LATACZ GENERALREDAKTION: MAGDALENE STOEVESANDT BAND II ZWEITER GESANG (B) FASZIKEL 1: TEXT UND ÜBERSETZUNG KG SÄUR MÜNCHEN LEIPZIG HOMERS ILIAS GESAMTKOMMENTAR HERAUSGEGEBEN VON JOACHIM LATACZ BAND II ZWEITER GESANG (B) FASZIKEL 1: TEXT UND ÜBERSETZUNG VON MARTIN L.WEST (TEXT) UND JOACHIM LATACZ (ÜBERSETZUNG) K · G · SÄUR MÜNCHEN · LEIPZIG 2003 Die Erarbeitung des Ilias-Gesamtkommentars wird finanziert vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Bibliografüche Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen IVationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:fdnb.ddb.de abrufbar. © 2003 by K. G. Säur Verlag GmbH, München und Leipzig Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten. All Rights Strictly Reserved. Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlages ist unzulässig. Gedruckt auf alterungsbeetändigem Papier. Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH 99947 Bad LangensaJza ISBN 3-598-74305-X INHALT Zum Text ΥΠ Abk rzungen und Siglen ΥΠ Orthographisches (ORTH) X Vorbemerkung zur bersetzung XVH Dias 2 (Text und bersetzung) l ZUM TEXT Der vorliegende Text wurde aus Martin L. Wests Ilias-Edition in der Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana (Stuttgart/Leipzig/München 1998/2000) übernommen. Für die Belange des Kommentars hat Martin West den ap- paratus criticus neu gestaltet und die wichtigsten Hinweise zur Textgestaltung im untenstehenden Abschnitt Orthographisches' (S. X-XVI) zusammengefaßt; der Te- stimonien-Apparat konnte hier entfallen. Einen Abriß der Überlieferungs-Geschichte bietet das Kapitel 'Zur Geschichte des Textes" (GT) im Prolegomena-Band. - Eine typographische Besonderheit der vorliegenden Ausgabe stellt die Hervorhebung der direkten Reden durch Kursivsatz dar. Damit wird dem 'Fokalisations'-Unterschied zwischen Erzähler-Text und Figuren-Sprache Rechnung getragen, dem im Kommen- tar besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird (s. dazu das Prolegomena-Kapitel 'Ho- merische Poetik in Stichwörtern' s.v. 'Sekundäre Fokalisation'). Abkürzungen und Siglen GRAMMATICI Ammon Ammonius Ar Aristarchus Ar3, AI* Didymi exemplaria duo Aristarchea Arn Aristonicus Arph Aristophanes Byzantius Callistr Callistratus Did Didymus DSid Dionysius Sidonius DThr Dionysius Thrax Hdn Herodianus Ixio Demetrius Ixio Nie Nicanor Ptol Ptolemaeus Ascalonita Tyr Tyrannio Zen Zenodotus Π!Υ Ilias 2 FONTES AIWIQUIORES ίΛ ed. Massaliotica 9> ed. Sinopensis PP Papyri p papyrus una sch scholia schA scholia in libra A tradita schbT scholia in libris B C E F T tradita sch° scholia minora quae dicuntur sch° scholia in libra G tradita schh scholia in libris MNP tradita schp scholia papyri 11 testimonia auctorum antiquorum t testimonium auctoris unius tt*, t* testimonia cetera, testimonium reliquum tvl varia lectio in testimonii auctoris libris CODICES AEVIΜΕΟΠ A Marc. gr. 822 (olim 454), saec. χ Β Marc. gr. 821 (olim 453 ), saec. xi C Laur. 32.3, saec. xi-xii D Laur. 32.15, saec. χ (sed in //. 1-4 saec. xii) Ε Scorial. Y.I.I (291), saec. xi (sed in //. 1.29-200 saec. xii) F Scorial. Ω.Ι.12 (509), saec. xi G Genav. 44, saec. xiii H Vindob. phil. gr. 117, saec. xiii M Ambras, gr. A 181 sup. (74), saec. xiii N Marc. gr. 841 (olim 458), saec. xii-xiii Ο η.οχΟ Bodl. New College 298, saec. xiii Ρ Paris, gr. 2766, saec. xiv R Οχοη. Bodl. Auct. T.2.7, saec. xii T Lond. Bibl. Brit. Burney 86, ann. 1059 V Vat. gr. 26, saec. xiii Υ Paris, suppl. gr. 663, saec. xi (fragmenta, excerpta) Ζ Rom. Bibl. Nat. gr. 6 + Matrit. 4626, saec. ix (lemmata et sch°) b archetypus librorum B C E h archetypus librorum MNP Ω libriADBCEFT(Y)RWG Ω* tot horum quot non singuli laudantur r, rr liber recentior unus vel plures Zum Text: Abk rzungen und Siglen IX SIGLA CETERA Aa A ante correcturam A"? fortasse A ante correcturam Ac A post correcturam Ac? A, fortasse post correcturam Αγρ varia lectio in A adscripta Αλ lemma scholii in A Am A in margine Ar A in rasura As A super lineam Auv A ut videtur A2 manus recentior in A A? fortasse A [ ] textus papyri periit [p] papyri lectio lacunae mensura indicatur [ ] delevit scriba { } interpolate videntur t t corrupta videntur | finis versus vel lineae add. addidit, addiderunt agn. agnoscit ath. ήθέτηκε cens. censuit ci. coniecit damn. damnavit h ab. habe(n)t, habuit, habuerunt intell. intellexit, intellexerunt leg. legit marg. add. margini addidit negl. neglexit nol. noluit nov. novit, noverunt om. omisit praeb. praebe(n)t praef. praefixit seel. seclusit u.v. ut videtur Ilias 2 Orthographisches (ORTH) 1 ASPIRATION έσπόμην (statt έσπ-): έ- ist das Augment, σπ- Schwundstufe zum *π-εσ > έπ- des Pr sens; vgl. Inf. α,οθσέπσ Ptz. σπόμενος usw. Formen wie ι,αθσεπσε έσπό- ος νεμsind wohl erst nachhomerisch. ήμερη (statt ήμ-, Tag') hatte bis ins 5. Jh., wie die Inschriften lehren, keine Aspiration. Diese stammt vielleicht von dem Adjektiv ήμερος 'zahm' her (THREATTE 1980, 500). ΐρευς (= ιερεύς, 'Priester') hatte laut Herodian keine Aspiration. Die Psilose hier sowie bei ϊρηξ (= ίέραξ, 'Habicht') ist eine dem Lesbischen und dem asiatischen Ionisch gemeinsame Dialekt-Erscheinung (in diesen Gegenden sagte man ΐρός statt )ςόρει. όμοκλή, όμοκλάω, όμοκλητήρ werden meist (doch nicht stets) in den Hand- schriften aspiriert, offenbar in dem Glauben, da das Element όμο- darin steckt. Man hat es dagegen ansprechend einem indo-iranischen Wort ama- 'Kraft' gleichgestellt (DELG): falls mit Recht, hatte es von Haus aus kein h. 2 AKZENTUATION ένθα ιν μ u.a.: Die antiken Grammatiker lehren, da troch isch gemessene Par- oxytona vor Enklitika einen zweiten Akut tragen (Herodian 1.563.2f.), und diese Praxis wird in den lteren Handschriften (z.B. 4.247, 4.539, 5.305) weitgehend ein- gehalten. Sie lehren weiter, da alle Paroxytona den zweiten Akut erhalten, wenn das Enklitikon mit σφ- anlautet: αρά φι σusw. (Herodian in schol. 2.2556, 6.3676, Od. 12.40; WACKERNAGEL [1893] 1953, 1095f.; WEST 1966, 440-442; vgl. SCHW. 1.391). Auch dies ist in einigen mittelalterlichen Handschriften noch erhalten (9.99, 11.807, 14.384). Die zusammengesetzten Adverbien und Pr positionen άποπρο διεξ παρεξ ΰπεξ δναπρο περιπρο wurden von den antiken Grammatikern verschieden beur- teilt; Aristarch hat anscheinend die beiden Bestandteile jeweils separat geschrieben und orthotoniert: άπο προ, παρ' εξ. Das entspricht genau der vedischen Praxis und mu alt sein. Diese Zusammensetzungen wurden aber offenbar schon lange vor Ho- mer als Einheiten empfunden. Wir schreiben daher αποπρο περιπρο πάρεξ ϋπεξ, dagegen διάπρο διέξ, da es ein *ία δ nicht gab. ες τνόϊά (statt άίοντες) ist so gut wie nie berliefert, verdient aber den Vorzug, da SCHULZE (1888) 1934, 345, die Form berzeugend f r einen Aorist erkl rt hat.