Dagmar Liebscher Hochschulkosten- rechnung im Lichte der EU-Anforderungen für F&E-Beihilfen Hochschulkostenrechnung im Lichte der EU-Anforderungen für F&E-Beihilfen Dagmar Liebscher Hochschulkosten- rechnung im Lichte der EU-Anforderungen für F&E-Beihilfen Mit einem Geleitwort von Univ.-Prof. Dr. Louis Velthuis Dagmar Liebscher Mainz, Deutschland Zugl.: Dissertation Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 2016 D77 ISBN 978-3-658-18042-3 ISBN 978-3-658-18043-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-18043-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Das Verbot der Beihilfegewährung impliziert nämlich die Notwendigkeit einer genauen und verursachungsgerechten Zuweisung sämt- licher Kosten zu einzelnen Projekten bzw. Bereichen, damit sie bei der Preisge- staltung adäquat berücksichtigt werden können. Die Arbeit von Frau Dagmar Liebscher stellt einen guten Forschungsbeitrag zu diesem in der Praxis sehr bedeutenden und zugleich komplexen Thema der adäquaten Gestaltung der Hochschulkostenrechnung im Lichte der EU- Anforderungen für Forschung, Entwicklung und Innovation-Beilhilfen dar. Es gelingt ihr in einem ersten Schritt in sehr überzeugender Weise die Anforderun- gen, die sich aus dem EU-Beihilferahmen für F&E&I für Hochschulen ergeben, herauszuarbeiten. In einem zweiten Schritt zeigt sie schlüssig auf, wie eine inter- ne Hochschulrechnung theoretisch aussehen sollte, damit sie diesen externen Anforderungen gerecht wird. Darüberhinaus erarbeitet sie vor dem Hintergrund der bestehenden Hochschulkostenrechnungssysteme konkrete, sehr überzeugen- de Gestaltungsempfehlungen für die Hochschulpraxis. Insofern ist die Arbeit von Frau Liebscher nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht sehr zu empfehlen. Die Arbeit offeriert auch eine konkrete überzeugende Hilfestellung, um die Hochschulkostenrechnung in der Praxis so zu gestalten, dass sie den veränderten hohen Anforderungen gerecht wird. Univ.-Prof. Dr. Louis Velthuis Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde 2016 am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswis- senschaften der Johannes-Gutenberg Universität Mainz als Dissertation ange- nommen. Sie ist während meiner Zeit als externe Doktorandin bei meinem Dok- torvater Prof. Dr. Louis Velthuis am Lehrstuhl für Controlling entstanden. Herrn Prof. Dr. Louis Velthuis gilt mein ganz besonderer und allererster Dank. Einerseits, dass ich bei ihm am Lehrstuhl die Möglichkeit bekommen habe, als externe Doktorandin zu einem Thema promovieren zu können, welches den Spagat zwischen Theorie und Praxis beinhaltet, da die in meiner Dissertation diskutierten Problemstellungen mich in meiner täglichen Arbeit in der Verwal- tung an einer Hochschule begleiten. Anderseits danke ich ihm für seine fachliche Unterstützung sowie wertvollen Anregungen und Hinweise, die ganz wesentlich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Herrn Prof. Dr. Stefan Rammert danke ich für die Übernahme des Zweitbegutachtens. Weiterhin möchte ich mich beim gesamten Doktorandenseminar des Lehr- stuhls Controlling für die konstruktive Diskussion und die vielen hilfreichen Anregungen bedanken. Hier gilt mein besonderer Dank Herrn Dipl.-Kfmn. Ale- xander Bantz und Herrn Dipl.-Kfmn. Florian Böckling. Beide hatten immer ein offenes Ohr für Fragestellungen, standen für Diskussionen gerne zur Verfügung und haben mich insbesondere in der Endphase meiner Dissertation mit Anregun- gen und hilfreichen Kommentaren unterstützt. Ferner möchte ich meinem Arbeitgeber, der Hochschule Mainz, und hier insbesondere meinem Chef, dem Kanzler der Hochschule Mainz Herrn Leo Theisen, danken, der mich in meinem Bestreben, eine Arbeit zu einem aktuellen Thema in der Hochschulkostenrechnung zu schreiben, ermutigt und unterstützt hat. Die angeregte Diskussion auch in angrenzende fachliche Gebiete, insbeson- dere in Bezug auf rechtliche Problemstellungen, seine Hinweise und Kritik hin- sichtlich Praktikabilität waren für mich besonders wertvoll und konstruktiv. Danken möchte ich auch Dr. Evelyn Müller-Küpper, die freundlicherweise die Rechtschreib- und Grammatik-Korrektur meiner Arbeit vorgenommen hat. Mein ganz besonderer Dank gilt meiner Familie. Meinem Mann Ralf, der mich jederzeit tatkräftig unterstützt hat, dieses Vorhaben umzusetzen und in der gesamten Dissertationszeit die logistischen Herausforderungen einer vierköpfi- gen Familie gemeistert hat. Und meinen beiden Kindern, Wiebke und Dörte, die mich auch immer wieder bestärkt haben, dieses Wagnis bis zum Ende zu gehen. Ihnen ist diese Arbeit gewidmet. Dr. Dagmar Liebscher Abstract Kostenrechnungssysteme erlangen im öffentlichen Sektor seit den 90-er Jahren des 20. Jahrhunderts eine immer größere Bedeutung. Dies gilt vor dem Hinter- grund der Einführung neuer Steuerungsinstrumente, der Erhöhung der Autono- mie der Hoch-schulen sowie der Umstellung auf Globalhaushalte auch für die deutsche Hochschul-landschaft. Die Finanzierung der Hochschulen setzt sich im Wesentlichen aus Grundmitteln, Verwaltungseinnahmen und Drittmitteln zu- sammen, wobei das Dritt-mittelaufkommen eine zunehmende, immer wichtigere Bedeutung als eine der Fi-nanzierungsquellen deutscher Hochschulen erlangt. Spätestens mit dem 7. EU-Forschungsrahmenprogramm und mit der Neuordnung des EU-Beihilferechts 2006 auch für Hochschulen wird der Fokus auf eine im- mer genauere und verursachungs-gerechtere Zuweisung sämtlicher Kosten zu einzelnen Projekten bzw. Bereichen ge-legt. Im Beihilferecht kommt erschwe- rend hinzu, dass Beihilfen dem Grunde nach nicht erlaubt sind und damit eine Marktpreisbestimmung bzw. eine (Voll-) Kosten-kalkulation für Auftragsfor- schung und Dienstleistungen notwendig wird. Deshalb wird sich in dieser Arbeit mit der Frage der Einsatzmöglichkeiten der Kostenrech-nung unter Beachtung des Unionsrahmens für staatliche Beihilfen zur Förderung von Forschung, Ent- wicklung und Innovation beschäftigt. Ziel ist es, ein Kostenrech-nungssystem so auszugestalten, dass es den rechtlichen Rahmenbedingungen genügt. Dafür wer- den Anforderungen an die Kostenrechnung definiert, die sich aus der Rechts- norm implizit ergeben. Des Weiteren wird diskutiert, wie der Begriff der Ge- samtkosten unter Berücksichtigung der Rechtsnormen und deren Rechtsausle- gung zu definieren ist. Die derzeit an den Hochschulen eingesetzten Modelle werden einer Prüfung in Bezug auf die Anforderungen unterzogen und auf Ge- eignetheit beurteilt. Auf dieser Basis wird ein den Anforderungen besser gerecht werdender Vorschlag für die Vorkalkulation von mehrperiodischen Auftrags- drittmittelprojekten erarbeitet. Zudem werden zwei Vorschläge zur Verbesserung der Ermittlung der Gemeinkos-tenzuschläge – differenzierte Zuschlagskalkulati- on und Prozesskostenrechnung – im Spannungsverhältnis von Korrektheit versus Wirtschaftlichkeit vorgestellt und eben-falls anhand der Anforderungen bewer- tet. Durch die bessere Erfüllung der rechtli-chen Anforderungen können Hoch- schulen durch den Einsatz dieser Verfahren eine höhere Rechtssicherheit errei- chen als derzeit. Inhaltsverzeichnis Geleitwort ............................................................................................................ V Vorwort .............................................................................................................. VII Abstract ............................................................................................................... IX Abbildungsverzeichnis .................................................................................... XVII Tabellenverzeichnis ......................................................................................... XIX Anhangsverzeichnis ......................................................................................... XXI Abkürzungsverzeichnis .................................................................................. XXIII Symbolverzeichnis ....................................................................................... XXVII 1 Einleitung ................................................................................. 1 1.1 Rahmenbedingungen der deutschen Hochschullandschaft ................... 1 1.2 Stakeholder bei Auftragsprojekten ........................................................ 5 1.3 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit ....................................................... 7 1.3.1 Forschungsstand ........................................................................ 7 1.3.2 Forschungsgegenstand und Gang der Untersuchung ............... 11 2 Ziele und Zwecke des EU-Gemeinschaftsrahmens für staatliche Beihilfen für Forschung, Entwicklung und Innovation .............................................................................. 15 2.1 Aufgaben der Hochschulen und ihre Finanzierung ............................. 15 2.1.1 Aufgaben der Hochschule ........................................................ 15 2.1.2 Finanzierung der Aufgaben...................................................... 18 2.2 Rechtsgrundlagen und Ziele des EU-Beihilferechts ........................... 20 2.2.1 Wettbewerbliche Grundlagen .................................................. 20 2.2.2 AEUV und EU-Beihilferahmen für FuEuI .............................. 21 2.2.2.1 Primärrecht ................................................................. 22 2.2.2.1.1 AEUV und der Begriff der Beihilfe ............ 22 2.2.2.1.2 Ziele der EU-Beihilfenpolitik ..................... 23 2.2.2.1.3 Auswirkungen auf die Hochschulen ........... 24 2.2.2.2 Sekundärrecht ............................................................. 24 2.2.3 Zusammenfassung und allgemeine Folgerungen für die Hochschulen ............................................................................ 27 2.2.3.1 Zusammenfassung der Ziele aus den Rechtsnormen .. 27 2.2.3.2 Vergleich der internen Zielsetzungen der Hochschule bei Auftrags-projekten mit den externen Zielen aus den Rechtsnormen ..................................... 28 2.2.3.3 Folgerungen für die Hochschulen .............................. 32 XII Inhaltsverzeichnis 2.3 Prüfschemata ....................................................................................... 33 2.3.1 Prüfschema für die Feststellung verbotener Beihilfe ............... 34 2.3.2 Prüfschema zur Feststellung der Preisermittlung..................... 36 2.4 Bestandteile des Prüfschemas zur Feststellung der Preises ................. 41 2.4.1 Produktstrukturen und Kostenstrukturen ................................. 41 2.4.1.1 Theoretische Grundlagen. Produktstrukturen ............. 41 2.4.1.2 Produkt- und Kostenstrukturen der Hochschule ......... 43 2.4.2 Produktspezifische, relevante Märkte ...................................... 47 2.4.2.1 Theoretische Grundlagen ........................................... 47 2.4.2.2 Binnenmarkt ............................................................... 47 2.4.2.3 Produktspezifische, relevante Märkte für Hochschulen ............................................................... 49 2.4.2.3.1 Relevanter Markt für Auftragsforschung.... 49 2.4.2.3.2 Relevante Märkte für Weiterbildung bzw. für Dienstleistungen ................................... 57 2.4.3 Marktformen ............................................................................ 59 2.5 Zusammenfassung .............................................................................. 61 3 Anforderungen an die Kostenrechnung mit dem Fokus der Trennungsrechnung........................................................ 63 3.1 Abgrenzung des Forschungsrahmens bzgl. der Kostenrechnung: externe Anforderungen versus interne Ziele ....................................... 63 3.2 Rechtsrahmen für externe Anforderungen an die Hochschulkostenrechnung .................................................................. 65 3.3 Anforderungen aus dem EU-Beihilferahmen für FuEuI ..................... 68 3.3.1 Funktionen der Kostenrechnung .............................................. 68 3.3.2 Anforderungen an die Kostenrechnung ................................... 71 3.3.3 Strukturelle Anforderungen aus dem EU-Beihilferahmen für FuEuI ................................................................................. 82 3.4 Zusammenfassung .............................................................................. 86 4 Der Kostenbegriff .................................................................. 91 4.1 Der Kostenbegriff im EU-Beihilferahmen für FuEuI und in der Rechtsprechung ................................................................................... 91 4.1.1 Der Kostenbegriff im EU-Beihilferahmen für FuEuI .............. 91 4.1.2 Der Kostenbegriff in der Rechtsprechung zum Beihilferecht .. 92 4.1.2.1 Ausgewählte Entscheidungen und Rechtsprechung zum Beihilferecht ....................................................... 92 4.1.2.2 Die Sicht der COM, des EuG und EuGH auf den Kostenbegriff ............................................................. 94 Inhaltsverzeichnis XIII 4.2 Der Kostenbegriff in der Betriebswirtschaftslehre .............................. 99 4.2.1 Der allgemeine Kostenbegriff .................................................. 99 4.2.2 Kostenarten nach unterschiedlichen Merkmalsausprägungen ......................................................... 104 4.2.2.1 Unterscheidung der Kosten nach Art der Verrechnung ............................................................. 104 4.2.2.2 Unterscheidung der Kosten nach Art der Beschäftigungsabhängigkeit ..................................... 106 4.2.2.3 Unterscheidung der Kosten nach Art der Herkunft der Güter ................................................................... 107 4.2.2.4 Unterscheidung der Kosten in Abgrenzung zum externen Rechnungswesen ....................................... 107 4.3 Vergleich der Kostenbegriffe ............................................................ 110 4.4 Preistheorie und EU-Beihilferahmen für FuEuI ................................ 111 4.5 Zusammenfassung und Ergebnis ....................................................... 112 5 Kostenrechnung an Hochschulen ...................................... 113 5.1 Entwicklung der Hochschulkostenrechnung ..................................... 113 5.1.1 Zeitlicher Überblick ............................................................... 113 5.1.2 Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung an Hochschulen ...................................................................... 121 5.1.3 Kategorisierung der Kostenrechnungssysteme nach unterschiedlichen Kriterien und deren Anwendung in der Hochschulkostenrechnung ..................................................... 130 5.1.4 Verrechnungsprinzipien in der Hochschulkostenrechnung unter Berücksichtigung des EU-Beihilferahmens für FuEuI . 132 5.2 Zuschlagskalkulation ........................................................................ 133 5.2.1 Grundlagen ............................................................................ 133 5.2.2 Die Zuschlagsrechnung .......................................................... 134 5.2.3 Darstellung der derzeit in deutschen Hochschulen angewendeten Kalkulationsmethoden für die wirtschaftliche Tätigkeit ................................................................................. 138 5.2.3.1 Die Modelle .............................................................. 138 5.2.3.1.1 Das Modell in Nordrhein-Westfalen ........ 138 5.2.3.1.2 Das Modell in Hessen ............................... 142 5.2.3.1.3 Das Modell in Niedersachsen ................... 143 5.2.3.1.4 Das Modell der Hochschule Mainz .......... 146 5.2.3.1.5 Andere Modelle ........................................ 148 5.2.3.2 Vergleich der beschriebenen Modelle ...................... 150 5.2.3.2.1 Vergleich der Gemeinkostenzuschläge ..... 150 5.2.3.2.2 Vergleich der Gewinnspannen .................. 153
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