Hochdruck und Sport Hochdruck und Sport Herausgegeben von F. W. Lohmann Mit 71 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg N ew York London Paris Tokyo Professor Dr. med. Friedrich Wilhelm Lohmann Krankenhaus Neukolln, Rudower StraI3e 48, D-1000 Berlin 47 ISBN-13 :978-3-540-16531-6 e-ISBN-13 :978-3-642-71181-7 DOl: 10.1007/978-3-642-71181-7 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Hochdruck und Sportlhrsg. von F. W. Lohmann. - Berlin; Heidelberg; New York; Tokyo: Springer, 1986. ISBN-13 :978-3-540-16531-6 NE: Lohmann, Friedrich W. [Hrsg.] Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder iihnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergiitungsanspriiche des § 54, Abs. 2 UrhG werden durch die ,. Verwertungsgesellschaft Wort", Miinchen, wahrgenommen. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1986 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Produkthaftung: Fiir Angaben iiber Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewahr iibemommen werden. Derartige Angaben miissen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit iiberpriift werden. Gesamtherstellung: Appl, Wemding 2127/3140-543210 Vorwort Die arterielle Hypertonie ist einer der haufigsten Risikofaktoren fUr die in unserer Gesellschaft dominierenden kardiovaskularen Erkrankungen und Todesfalle. 1m Zusammenhang mit der Betreuung von Hypertonie-Patienten wird immer wieder die Frage gestellt, in welcher Weise und in welchem MaBe sich der Patient mit arte rieller Hypertonie korperlich betatigen darf und sollte. Insbesondere beziehen sich in diesem Zusammenhang die Fragen immer wieder auf das Problem "Hochdruck und Sport". Das AusmaB des Blutdruckanstiegs bei korperlicher Leistung ist nun davon ab hangig, ob es sich urn eine dynamische (Laufen) oder aber urn eine isometrische (Kraftsport) Belastung handelt; bei der letzteren Belastungsart erfolgt namlich ein deutlich starkerer Blutdruckanstieg als bei dynamischem Bewegungssport. Der Hy pertonie-Patient reagiert nun auf jedwede korperliche Belastung mit einem starke ren Blutdruckanstieg als der Normotoniker, was grundsatzlich eine gesteigerte Be lastung und damit ein erhohtes Risiko fUr Herz und GefaBsystem bedeutet. Daher sollten Hypertonie-Patienten zweckmaBigerweise nur dynamischen Be wegungssport durchfUhren, der dariiberhinaus im Einzelfall den Bluthochdruck selbst gunstig beeinflussen kann. Andererseits sollte nicht davon ausgegangen wer den, daB z. B. Ausdauertraining ein Ersatz fUr eine notwendige antihypertensive Pharmakotherapie darstellt. Bei der medikamentosen Hochdrucktherapie sind si cherlich diejenigen Pharmaka in der Mono- und Kombinationstherapie besonders geeignet, die den Blutdruck nicht nur unter Ruhebedingungen sondern auch gerade bei Belastung senken bzw. normalisieren. Dabei stellt sich jedoch zwangslaufig die Frage, wie die korperliche Leistungsfahigkeit durch Antihypertensiva beeinfluBt wird. Die Ergometrie schlieBlich ist in diesem Zusammenhang eine standardisierte gut reproduzierbare Methode, sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapiekontrol Ie bei arterieller Hypertonie. Zu diesen Problemen und Fragen soIl das vorliegende Buch "Hochdruck und Sport" entsprechend dem aktuellen Stand der Erkenntnisse Antworten geben, bevor zum AbschluB noch einmal die Indikation zur medika mentosen Hochdruckbehandlung sowie die Grundlagen der medikamentosen Hochdrucktherapie verdeutlicht werden. Ziel des Buches ist es, durch praxisnahe Gestaltung der einzelnen Beitrage die Umsetzung des aktuellen Wissensstandes zum Thema Hochdruck und Sport in der taglichen Praxis zu erleichtern und damit dem Wohl unserer Patienten zu dienen. Allen, die an der Entstehung dieses Buches mitgewirkt haben, sei an dieser Stelle dafUr herzlichst gedankt. Berlin, im Februar 1986 F. W. Lohmann Inhal tsverzei chnis Einfiihrung. I. Siegfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Arterielle Hypertonie - Aktuelle Probleme und Aufgaben. A. Distler 7 Die Bedeutung der Sportmedizin in der medizinischen Betreuung des Hypertonikers. W Hollmann. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Hamodynamik bei dynamischer und statischer Arbeit. R. Rost 25 Blutdruckverhalten bei Normotonikern und Hypertonie-Patienten wahrend alltaglicher und sportlicher Belastungen. R. Zerzawy . . . . . . . . . . . . . .. 35 Die prognostische Bedeutung des Belastungsblutdruckes bei Hochdruckkranken. B. Kronig . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 49 Ergometrie zur diagnostischen und prognostischen Einschatzung des Hypertonie-Patienten. 1.-W Franz. . . . . . . . . . . . . . . . . .. ..... 63 Die Beeinflussung des Bluthochdrucks durch korperiiches Training W D. Patyna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Die medikamentose Beeinflussung des Belastungshochdrucks. R. Gotzen 99 Hochdruck und hypertensive Hefzkrankheit. B. E. Strauer . .. 109 Die Beeinflussung def korperlichen Leistungsfahigkeit durch Antihypertensiva. W Kindermann . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Indikation zur medikamentosen Hochdruckbehandlung. P Fiegel 143 Grundlagen der medikamentosen Hochdrucktherapie - Aktueller Stufenplan F. W Lohmann. 153 Sachverzeichnis 165 Mitarbeiterverzeichnis Distler, A., Prof. Dr. med., Medizinische Klinik und Poliklinik der Freien Universitat Berlin im Klinikum Steglitz, Hindenburgdamm 30, 1000 Berlin 45 Fiegel, P., Dr. med., Deutsche Klinik fur Diagnostik, Aukammallee 33, 6200 Wiesbaden w., Franz, 1.- Prof. Dr. med., Klinik Wehrawald, 7865 Todtmoos Gotzen, R, Prof. Dr. med., Medizinische Klinik und Poliklinik der Freien Universitat Berlin im Klinikum Steglitz, Hindenburgdamm 30, 1000 Berlin 45 w., Hollmann, Prof. Dr. med., Institut fur Kreislaufforschung und Sportmedizin, Institutsgebaude, 8. OG, Carl-Diem-Weg, 5000 K6ln 41 Kindermann, W., Prof. Dr.med., Abteilung Sport-und Leistungsmedizin der Universitat des Saarlandes, 6600 Saarbriicken Kr6nig, B., Prof. Dr. med., Innere Abteilung des Evangelischen Elisabeth-Krankenhauses, TheobaldstraBe 12, 5500 Trier w., Lohmann, F. Prof. Dr. med., I. Innere Abteilung des Krankenhauses N euk6lln, Rudower StraBe 48, 1000 Berlin 47 Patyna, W. D., Dr. med., Taunusklinik der BfA, GoethestraBe 4-6, 6350 Bad Nauheim Rost, R, Prof. Dr. med., Institut fUr Sportmedizin der Universitat Dortmund, Postfach 500500, 4600 Dortmund 40 Siegfried, I., Prof. Dr. med., Vorsitzende des Arbeitskreises Sportmedizin der Fort und Weiterbildungsakademie der LAK Hessen, Am Hain 2, 6301 Biebertal Strauer, B. E., Prof. Dr. med., Philipps-Universitat Marburg, Abteilung fUr Innere Medizin, Kardiologie, 3550 Marburg Zerzawy, R, Dr.med., Knappschaftskurklinik Bad Soden-Salmunster, Frowin-von-Hutten-StraBe 14, 6483 Bad Soden-Salmunster Einfiihrung I. Siegfried Vorsitzende des Arbeitskreises Sportmedizin der Fort-und Weiterbildungsakademie der LAX Hessen Am Hain 2, 6301 Biebertal Die epidemiologischen Forschungsergebnisse beweisen, in welch em MaB das Hochdruckproblem in den Industriestaaten zugenommen hat. So ist nach den in Deutschland durchgefUhrten Untersuchungen damit zu rechnen, daB etwa jeder 6. erwachsene Bundesburger an Hochdruck leidet. Nach einer Munchner Untersu chung bei 40-49jahrigen Arbeitern und Angestellten wurden bei 21,1 % der Manner und 18,2% der Frauen eine Hypertonie ermittelt. Die Hypertonie als anerkannter Risikofaktor fur die gravierendsten kardiovaskularen Erkrankungen wie Herzin farkt und Apoplexie ergibt somit fUr 6-9 Millionen Bundesburger eine erhohte Ge fahr der Erkrankung. Auf der 18. wissenschaftlichen lahrestagung der Deutschen Gesellschaft fUr Sozialmedizin wurde angenommen, daB davon etwa 2 Millionen unbehandelt, ca. 2 Millionen unzureichend behandelt und nur etwa 2 Millionen un ter regelmaBiger Kontrolle und Therapie stehen. Die Aufwendung sozialer Kosten fUr die Versorgung von Herz- und Kreislauferkrankungen betragt ca. 35 Milliarden DM pro lahr, wovon etwa die Halfte fUr die Auswirkungen der Hypertonie aufge wendet werden. Fur den Hauptanteil an Todesfallen der Bevolkerung in Mitteleu ropa ist die Hypertonie als Wegbereiter anzusehen. Dabei steigt das Morbiditats und Mortalitatsrisiko stetig an, je langer die Hypertonie unbehandelt bleibt. Des halb muB sowohl das Erkennen, als auch die Therapie der Hypertonie ein wichtiges Ziel und eine interdisziplinare Aufgabe der Gesamtmedizin sein, urn eine Erkran kung mit einer so hohen volkswirtschaftlichen Auswirkung nicht nur rechtzeitig zu behandeln, sondern ihr praventiv entgegenzuwirken. DaB der Lebensstil der Indu strielander mit den Faktoren Bewegungsarmut und Uberernahrung fUr das Auftre ten der Hypertonie eine wichtige Rolle spieIt, ist unter der Bevolkerung durch Auf kJarungsaktionen von medizinischer Seite und durch die Medien inzwischen weitgehend bekannt geworden. In vielen Fallen kann eine Normalisierung des Kor pergewichtes und eine vernunftige Einschrankung des Kochsalzgenusses bereits ei ne hypertone Blutdruckentwicklung wieder normalisieren. Doch die Schwierigkeit liegt in der Tatsache, daB die Hypertonie zunachst keine Beschwerden und somit keinen Leidensdruck verursacht, so daB hypertone Perso nen keinen Grund zu einer arztlichen Untersuchung und Behandlung sehen. Bisher konnten deshalb die behandelnden Arzte Hypertoniker durch die ublichen Metho den der Aufklarung und Beratung noch zu wenig motivieren, auch den leicht erhOh ten Blutdruck ernst zu nehmen und eine Anderung des Gesundheitsverhaltens zu beginnen. In Zukunft wird es eine Aufgabe besonders fUr die an der Basis tatigen Arzte werden, die gewonnenen Erkenntnisse aus der Hypertonieforschung in le- 2 I. Siegfried bensnaher und praktikabler Form zur Anwendung zu bringen und schon nach dem Erkennen einer Hypertonie in geeigneten Hillen einzusetzen. Dabei sollte es mog lich werden, daB Basisarzte iiber den entsprechenden Wissensstand verfiigen und sportlich ausgerichtete und kontrollierte Bewegungsprogramme anbieten kon nen. Wir hoffen, daB wir auf diesem Weg Hochdruckpatienten so fruh erkennen, urn bei ihnen eine positive und aktive Grundeinstellung zum Lebensschicksal Hyperto nie aufbauen zu konnen. Nur wenn uns dies gelingt, werden die vorhandenen Er kenntnisse und Moglichkeiten der Pravention und Therapie genutzt werden kon nen. Den sog. Hochdruckpatienten zu finden, der seinem Hypertonikerschicksal durch praventive MaBnahmen begegnen kann, ist eine Aufgabe aller behandelnden Arzte, weshalb empfohlen wird, beijeder arztlichen Untersuchung - auch beim Gy nakologen - die Blutdruckmessung durchzufiihren. Dabei miissen situative Veran derungen berucksichtigt werden und zu haufigeren Messungen, moglichst unter Alltagsbedingungen, AnlaB geben, bevor die Diagnose Hypertonie gestellt werden kann. Sicher hat hierbei der Hausarzt einer Familie die groBte Chance, das soziale Umfeld und die Lebensweise des Patienten mit den daraus resultierenden Fakto ren, die eine Hypertonie begiinstigen, zu erfassen und in die Diagnostik mit einzu beziehen. Vor der Anwendung therapeutischer MaBnahmen muB dann moglichst schon im ambulanten Bereich festgelegt werden, z. B. ob und welche Bewegungs therapie im individuellen Fall zu empfehlen ist, oder ob Erkrankungen des Bewe gungsapparates eine diesbeziigliche Einschrankung bedingen. Auch schon eine An derung im Ernahrungsverhalten kann ausreichen urn einer hypertonen Entwick lung entgegenzuwirken. Ich mochte deshalb kurz iiber 2 Untersuchungen aus unserer Abteilung berich ten, die im ambulanten Krankenbereich entstanden. In der ersten noch unveroffentlichten Studie wurde die Effektivitat einer indivi duellen Ernahrungs- und Verhaltensberatung durch den Aligemeinarzt bei Patien ten mit einer milden Hypertonie untersucht. Dabei wurden dem Schweregrad der milden Hypertonie systolische Werte zwischen 140-160 mmHg und diastolische zwischen 90-105 mmHg zugeordnet. Die bisher veroffentlichten Studien wurden iiberwiegend unter den fUr den Patienten atypischen Bedingungen einer Kur oder einer stationaren Behandlung durchgefUhrt. Es muB betont werden, daB hier nur mit den Mitteln gearbeitet wurde die jedem niedergelassenen Aligemeinmediziner (zumindest in naher Zukunft) zur Verfiigung stehen. Dabei sollte die Alltagssituation so nahe wie irgend moglich beibehalten werden. Grundlage einer effektiven nicht medikamentOsen Hochdrucktherapie ist die Beachtung und Einhaltung allgemeiner MaBnahmen der LebensfUhrung durch den Hypertoniepatienten. Nach wie vor ist auf die Vermeidung bzw. Reduzierung von Obergewicht zu achten. Die tagliche Kochsalzzzufuhr sollte nach Kluthe auf 5-6 g beschrankt sein, zusalzen sollte vermieden werden. Gerade bei Patienten mit milder Hypertonie werden immer wieder diese Emp fehlungen gegeben und in den Mittelpunkt gestellt. Es erscheint moglich, allein durch diese MaBnahme eine Senkung, oft sogar eine Normalisierung des Blut druckverhaltens zu erreichen. Einfiihrung 3 Bei 45 Patienten im Alter zwischen 40 und 65 Jahren aus einer Aligemeinpraxis im Uindlichen Raum, bei denen bisher eine Hypertonie nicht bekannt war bzw. kei ne konsequente medikamentose Therapie durchgefiihrt wurde, fanden wir anlaB lich einer anderen Untersuchung Blutdruckwerte ~160mmHg systolisch bzw. ~ 100 mmHg diastolisch. Die Kontrolle der Blutdruckwerte anhand von Selbst messungen mit Tagesprofilen iiber 5 Tage ergab, daB 13 Personen normotone Werte aufw iesen. Bei den iibrigen wurde der Verdacht auf eine Hypertonie besta tigt. Die Probanden fiihrten iiber eine Woche ein Ernahrungsprotokoll woraus der durchschnittliche Verbrauch an Salzen und die Gesamtkalorienaufnahme errechnet wurde, auBerdem wurden Gewicht und NaCI-Ausscheidung im 24-Stunden-Urin gemessen. Nach Auswertung der Ergebnisse fand eine intensive individuelle Er nahrungsberatung bei allen Hypertonikern statt, bei diesen Probanden wurde nach einem halben Jahr die Eingangsuntersuchung wiederholt. Wir fanden eine signifikante Reduktion des systolischen Blutdrucks im Mittel von 157 auf 149 mmHg und des diastolischen Blutdrucks im Mittel von 96 auf 92 mmHg. Die NaCl-Aufnahme wurde anhand des Protokollwertes von 6,1 auf 5,3 g/Tag, anhand des 24-Stunden-Urins von 11,6 auf 9,8 g/Tag vermindert, ebenso das Korpergewicht von 75,0 auf 73,6 kg. Probanden mit deutlicher Blutdrucksen kung wiesen gegeniiber der Restgruppe eine starkere Senkung des NaCI-Ver brauchs, des Korpergewichts und der Energiezufuhr auf. Diese Ergebnisse zeigen, daB eine intensive Analyse des Ernahrungsverhaltens und Ernahrungsberatung bei Patienten mit bisher unbehandelter Hypertonie sinn voll und auch empfehlenswert ist. Insbesondere konnte gezeigt werden, daB eine Senkung erhohter Blutdruckwer te infolge Diatberatung durch den Hausarzt erreichbar ist. Es zeigen sich hier deut liche Zusammenhange zwischen dem AusmaB der Blutdrucksenkung und den er mittelten Veranderungen von Kochsalzaufnahme und Energiebilanz. Die Effektivitat einer individuellen Ernahrungs-und Verhaltensberatung durch den Allgemeinarzt ist durchaus beachtlich. 76% der Probanden zeigten eine Abnah me ihrer Blutdruckwerte, hiervon erreichten wiederum 26% normotone Werte. Bei 13% der Patienten blieb der Blutdruck unverandert, bei 10% erhOhte er sich. Von diesen Patienten haben 5 diastolische Werte iiber 100 mmHg zu verzeichnen, so daB diese nun unbedingt einer medikamentosen Therapie zuzufiihren sind. Bei den Ernahrungsprotokollen wurden keine gravierenden Veranderungen in der Energieaufnahme festgestellt, obwohl das durchschnittliche Korpergewicht deutlich abgenommen hat. Wir fiihren dies im wesentlichen auf die Sensibilisierung bei der Selbstbeobachtung der Ernahrungsgewohnheiten infolge der Ernahrungs beratung und der vorausgegangenen Protokollfiihrung zuriick. Die Reduzierung des Korpergewichts weist daraufuin, daB die Probanden im Beobachtungszeitraum die Energiezufuhr verringert oder den Energieverbrauch ge steigert haben miissen. Durch die Beschrankung auf eine 24-stiindige Sammelperiode bei der objekti ven Messung des Kochsalzverbrauchs der Probanden waren hier im Vergleich zu den iiber 5-7 Tagen erhobenen Protokollwerten von vorne herein groBere spontane Schwankungen der MeBwerte zu erwarten. So erklart sich die Tatsache, daB trotz ei nes quantitativ starkeren Riickgangs gegeniiber dem NaCI-Protokollwert eine Ab- 4 I. Siegfried nahme der Kochsalzausscheidung fUr die Gesamtgruppe der Hypertoniker stati stisch nicht gesichert werden konnte. Da nur ein Teil der Bevolkerung als kochsalzsensitiv eingestuft wird fanden wir erwartungsgemaB keine wesentlichen Unterschied im NaCI-Verbrauch bei normo tonen und hypertonen Probanden. Sicherlich ist es nicht jedem niedergelassenen Hausarzt moglich, eine exakte Auswertung von Emahrungsprotokollen vorzunehmen, wie dies hier aufgrund der wissenschaftlichen Fragestellung erfolgte. Trotzdem sollten unserer Meinung nach unbedingt Protokolle gefUhrt werden. Nur so sind individuelle Emahrungsgewohn heiten zu erfassen und gleichzeitig erzieherische Hinweise praktizierbar. Die Pharmakotherapie sollte die letzte Stufe in der Behandlung der milden Hypertonie sein und erst nach groBtem Bemtihen urn den Patienten und urn Um stellung seiner Lebensweise eingesetzt werden. Basisnah drauBen in der Praxis zeigt es sichjedoch, daB es trotz der teilweise wi dersprtichlichen Diskussionen und Konzepte mit den "traditionellen MaBnahmen" der Kochsalz- und Gewichtsreduktion gelingt bei der Behandlung der milden Hy pertonie erfolgreich zu sein. Besonders Patienten mit einer milden Hypertonie haben unter Einhaltung einer so gelemten gesundheitsgerechten Lebensweise die groBe Chance, wenn gleichzei tig Ausdauertraining aufgenommen wird, hypertoniebedingte kardiovaskulare Risi ken abzubauen. In einer zweiten noch nicht abgeschlossenen Studie wurde in einem Kindergar ten bei 45 gesunden Kindem ein Screening auf Risikofaktoren durchgefUhrt. AnlaBlich dieser Untersuchung wurden unter anderem das Emahrungsverhal ten durch EBprotokolle zu Hause und im Kindergarten ausgewertet, fUr 2 Wochen ein optimales Pausenfrtihsttick zur Verftigung gestellt und zu einem spateren Zeit punkt emeut tiber EBprotokolle die Effektivitat der Gesundheits-und Emahrungs beratung untersucht. Unter den 45 gesunden Kindem korrelierten bei 2 Kindem 3 Risikofaktoren, namlich, Obergewicht, erhOhter Blutdruck und Gesamtcholesterinwert. Bei 4 Kin dem korrelierten 2 Risikofaktoren, Obergewicht und erhohter Blutdruck. Es ist zu vermuten, daB diese Kinder auf die Dauer ein erhohtes kardiovaskulares Risiko tra gen, wenn es nicht gelingt, die bestehenden Risiken abzubauen. Das bereits im Kin dergarten durchgefUhrte Bewegungsprogramm war offensichtlich nicht in der Lage, bereits bestehende pathologische Veranderungen abzubauen. Vorrangig muB hier die Normalisierung der Lebensweise sein, die dann auch die bisher eingeschrankte Motivation fUr sportliche Betatigung verstarken kann. In vielen groB angelegten und bereits durchgefUhrten Screeningverfahren in Kindergarten, Schulen, an ArbeitspUitzen, in Sportvereinen und Seniorenclubs konnten Gefahrdete jeden Alters gefunden werden. Ihnen konnten auch Program me vermittelt werden, womit durch Anderung der Lebensweise das individuelle Ri siko gesenkt werden konnte. Hierzu haben die Forschungsergebnisse der Sportmedizin in den letzten Jahr zehnten die wichtigsten Grundlagen geliefert. Sport ist zu einem wichtigen, nicht mehr wegzudenkenden Faktor in der Pravention, Therapie und Rehabilitation von Kreislauferkrankungen, insbesondere der Hypertonie geworden. Die okonomisie rende Wirkung der Bewegungstherapie auf das kardiopulmonale System wurde er-