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Hitlers Parkinson-Krankheit: Zur Frage eines hirnorganischen Psychosyndroms PDF

120 Pages·1990·3.533 MB·German
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Ellen Gibbels Hitlers Parkinson Krankheit Zur Frage eines hirnorganischen Psychosyndroms Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona Universitatsprofessor Dr. med. Ellen Gibbels Klinik und Poliklinik fUr Neurologie und Psychiatrie der Universitat zu K61n Joseph-Stelzmann-StraBe 9 D-5000 K61n 41 ISBN-13: 978-3-540-52399-4 e-ISBN -13: 978-3-642-75579-8 DOl: 10.1007/978-3-642-75579-8 CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Gibbels, Ellen: Hitlers Parkinson-Krankheit Zur Frage eines hirnorganischen Psychosyndroms / Ellen Gibbels. - Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo; Hong Kong; Barcelona: Springer, 1990 ISBN-13:978-3-540-52399-4 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbe sondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Ver vielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfaltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Gren zen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland yom 9. September 1965 in der jeweils giiltigen Fassung zulassig. Sie ist grundsatzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Stratbestim mungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1990 Datenkonvertierung: Science Service mbH, Leverkusen 2125/3130-543210 - Gedruckt auf saurefreiem Papier Vorwort Bei jahrelanger Beschaftigung mit der neueren Geschichte ge rieten mir die widerspriichlichen und oft dilettantisch begriin deten Meinungen iiber Hitlers korperliehen und geistigen Ge sundheits- oder besser Krankheitszustand wahrend seiner letz ten Lebensjahre zunehmend zum Argernis. Dies legte den Ge danken nahe, einmal vorurteilslos mit dem Riistzeug neurolo gisch-psychiatrischer Sachkenntnis ein umschriebenes Problem anzugehen: Hat bei Hitler eine Nervenkrankheit vorgelegen, und wenn ja, wie hat sie seine Himfunktionen beeintdichtigt? Bestiirkt wurde ich in diesem Vorhaben dann durch eine Text passage des Gottinger Historikers Professor Percy Ernst Schramm. In der von ihm 1963 neu herausgegebenen Auflage von "Hitlers Tischgesprachen im Fiihrerhauptquartier 1941- 1942" nach Henry Picker schildert Schramm einleitend die dia gnostische Unsieherheit der Arzte, die Hitler wahrend der letz ten Lebensjahre betreut haben (Picker 1963, S. 109 f). Hat Hit ler an einer Parkinsonschen Erkrankung gelitten, oder handelte es sieh bei seinen Bewegungsstorungen urn eine psycho gene Symptomatik? Die Arzte sahen sich - aufgrund ihrer Vorbil dung - nicht in der Lage, dies zu entscheiden. "lst es moglich", so fragt Schramm, "hier nachtriiglich noch Klarheit zu schaf fen? Es mUfJte alles versucht werden, dieses grofJe Fragezei chen in Hitlers Biographie auszumerzen. Denn eine Fo lge der Parkinsonschen Erkrankung sind Verkrampfungen im Gehirn, die dessen Tiitigkeit negativ beeinflussen." Nun fiihrt die Par kinsonsche Erkrankung zwar nieht zu "Verkrampfungen im Ge him", ist aber als organische Himkrankheit, die mit einem Un tergang bestimmter Nervenzellverbande einhergeht, durchaus in der Lage, die Himtatigkeit - wie Schramm richtig bemerkt - "negativ zu beeinflussen". Da seit der Veroffentliehung des zitierten Textes mehr als 20 Jahre vergangen waren, fragte ieh Professor Andreas Hill- v gruber, den kiirzlich viel zu frtih verstorbenen Professor fiir Neuere und Mittlere Geschichte an unserer Universitat, ob eine solche Studie auch aus der heutigen Sicht des Historikers noch der Miihe wert sei. Seine uneingeschrankte Bejahung ennutigte mich dann zu den umfangreichen Vorarbeiten einschlieBlich ei ner Analyse von 83 Folgen der "Deutschen Wochenschau" aus den Jahren 1940-1945* wie auch zu der jetzt hier vorgelegten abschlieBenden Untersuchung. Mit Interesse hat Professor Hill gruber das stufenweise Fortschreiten meiner Arbeiten und ihre jeweiligen Ergebnisse verfolgt. Das gilt auch fiir diese letzte Studie, deren Zusammenfassung ich ihm vor seinem Tod noch vorlegen konnte. Ich bleibe seinem Andenken in Verehrung und Dankbarkeit verpflichtet. Dank gebiihrt aber auch den Institutionen und Personlichkei ten, die mir im Laufe dieser Arbeit wichtige Hilfen gewiibrten: So danke ich dem Bundesarchiv und seinen Mitarbeitem - hier vor allem Herm Dr. Jiirgen Real- sowie dem Institut fiir Zeit geschichte und seinen Mitarbeitem fiir die mir eingeraumte Moglichkeit, die arztlichen Primarquellen auszuwerten. Beson ders verbunden bin ich Herm Prof. Dr. med. Andreas Mameros, Psychiatrische Universitatsklinik Bonn, fUr die intensive Dis kussion des Manuskripts und zahlreiche wertvolle Hinweise. Wichtige Anregungen verdanke ich gleichfalls Herm Prof. Dr. med. Wolfgang de Boor, Professor fiir Neurologie und Psychia trie, Universitat Koln, und Herm Prof. Dr. med. Klaus Hart mann, Professor fiir Heilplidagogische Psychiatrie an der Heil padagogischen Fakultat der Universitat KOin. Fiir die unenniid liche Geduld, mit der sie auf meine Fragen eingegangen sind, sei Frau Gerda Christian, Herm Otto Giinsche und Herm Walter Frentz gedankt. Ohne die technische Hilfe von Frau Gisela Cor sten, Frau Gerda Schiefer, Frau Margrlt Kentenich sowie auch Frau Martina Schiitteler und Frau Andrea Wonschik ware diese Arbeit nicht zustandegekommen. Da ich die vorliegende Studie durch weitere psychiatrisch neurologische Sachkenner beurteilt sehen wollte, war zunachst eine VerOffentlichung in einer entsprechenden Mono graphienreihe angestrebt. So bin ich den Herausgebergremien der "Sammlung psychiatrischer und neurologischer Einzeldar- VI stellungen" und der "Schriftenreihe Neurologie" zu Dank ver pflichtet. Sie haben den Text jeweils gepriift und der Veroffent lichung in der von ihnen betreuten Reihe zugestimmt. Da mir aber zugleieh der Springer-Verlag anbot, die Monographie ohne Verzug unabhangig von einer Schriftenreihe zu veroffentlichen, schien mir dies wegen des Zeitfaktors, nieht zuletzt aber auch im Hinblick auf die prospektiven Leser aus Historikerkreisen sinnvoller. So danke ich hier dem Springer-Verlag und seinen Mitarbeitem fiir das Entgegenkommen und die Bereitschaft, alle meine die Textgestaltung betreffenden Wiinsche zu beriicksich tigen. KOln, Friihjahr 1990 Ellen Gibbels • Eine Videokassette mit Dokumentaraufnahmen zur Entwicklung der Par kinsonschen Erkrankung bei Hitler ist in ZUsammenarbeit mit dem Insti tut filr den Wissenschaftlichen Film (GHttingen) und dem Bundesarchiv in Vorbereitung. vn InhaItsverzeichnis Einleitung 1 Material und Methoden 5 Ergebnisse ..... 11 Zur Frage mnestischer Storungen 11 SchluSfolgerung ...... 16 Zur Frage einer Beeintrachtigung intellektueller Funktionen ............... 17 Kombinatorisches Denken und Urteilsfahigkeit 17 Auffassung, Aufmerksamkeit und Konzentrationsflihigkeit ......... 19 Fonnales und inhaltliches Denken . . . . . 22 Allgemeinere Beurteilungen der intellektuellen Fahigkeiten ....... 25 SchluSfolgerung ..... 28 Zur Frage affektiver Storungen 28 Depressivitat 28 Euphorie ........ 32 Reizbarkeit ....... 33 Explosivitat und Abschwachung der Steuerungsfunktionen ...... 34 Affektinkontinenz nach Art vennehrter Riihrseligkeit . . . . . . . . 48 SchluSfolgerung ...... 49 Zur Frage von Antriebsstorungen 50 SchluSfolgerung ...... 53 Zur Frage von Veranderungen pramorbider Personlichkeitsziige . . . . . . . . . . . . . . . 54 Selbsttauschung, Selbstiiberschatzung und "Starrsinn". 54 IX Entseheidungsseheu 61 MiBtrauen . . . 63 Kontaktschwache 65 Taktgeftihl . . . 67 SehluBfolgerung 70 Zur Frage sonstiger psyehopatbologiseher Phanomene 71 SehluBfolgerung 74 Diskussion .... 75 Zusammenfassung 93 Glossar fiir mediziniseh nieht vorgebildete Leser 94 Quellenangaben .104 x Einleitung Wie durch eine Analyse der Hitlerschen Motilitat in 83 Folgen der Deutschen Wochenschau eindeutig nachzuweisen war, litt Adolf Hitler spatestens seit Mitte 1941 an einem in der Folge zunehmenden linksseitig betonten Parkinson-Syndrom (Gibbels 1988). Auch in der Vorkriegsara war gelegentlich eine leichte habituelle Minderbewegung des linken Armes zu beobachten - moglicherweise Folge der linksseitigen Schulterverletzung beim Putsch vom 9. November 1923. Dabei handelte es sich indessen keineswegs urn einen konstanten Befund. Etwa ab Mitte 1941 war dann jedoch bei der Analyse der Mit-, Ausdrucks- und Willktirbewegungen eine sich zunehmend fixierende und hin sichtlich der Schwere fortschreitende linksseitige Hypokinese unverkennbar, die sich spater unter Beibehaltung einer linkssei tigen Akzentuierung generalisierte. Eine "parkinsonistisch" ge beugte Korperhaltung lieS sich ab 1943, eine leichte entspre chende Ganganomalie ab Mitte 1944, eine eindeutige Hypomi mie erst 1945 erfassen. In den beiden letzten Wochenschauen vom Marz 1945 muS der Zensur offenbar der jeweils nur in einer kurzen Sequenz sichtbare Tremor entgangen sein, der von Zeitzeugen einschlieSlich der Arzte Hitlers schon seit 1942 be obachtet worden war. Er lieS sich als typischer extrapyramidaler Ruhetremor mit einer Frequenz urn 4/s identifizieren. Ein Rigor war naturgemaB nur mittelbar, ein extrapyramidaler Sprechduk tus lediglich aus schriftlichen Quellen zu erschlieSen. Entgegen iiberzeichneten Darstellungen, vor allem in der Memoirenlite ratur von Zeitzeugen, hatte das Parkinson-Syndrom jedoch selbst in den letzten Lebensmonaten allenfalls mittelschwere Grade erreicht (vgl. Gibbels 1988). 1m Rahmen einer zweiten Studie gelang es dann, durch de taillierte differentialdiagnostische Uberlegungen anhand der schriftlichen Quellen und der Befragung einiger Uberlebender 1 aus Hitlers engster Umgebung einen symptomatischen Parkin sonismus auszuschlieBen. Ob das neurologische Syndrom einer idiopathischen, einer gene tisch bedingten oder einer postenze phalitischen Parkinson-Erkrankung zuzuordnen ist, konnte je doch nur mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeitsgraden ent schieden werden. Einige Argumente, so das offen bare Fehlen zusatzlicher "pyrarnidaler" Erscheinungen, ausdrucklich abwei chend von anderen Meinungen (Grewel 1969, Recktenwald 1963, Stolk 1968, 1969, Walters 1975) auch das Fehlen extra pyrarnidaler und okularer Symptome sowie das Manifestations alter jenseits des 50. Lebensjahres, sprechen eher fUr die idiopa thische als fiir die postenzephalitische Form. Eine genetische Variante ist am wenigsten wahrscheinlich (Gibbels 1989). 1m Rahmen dieser ausfUhrlichen differentialdiagnostischen Erorte rungen wurde die neurologische Pathographie Hitlers femer im Hinblick auf einige weitere Fragen analysiert. So konnte einem harmlosen Abusus mit "Antigaspillen" aufgrund deren geringen Belladonna-Gehaltes eine allenfalls unterschwellige, natorlich keineswegs beabsichtigte therapeutische Wirksamkeit im Hin blick auf das Parkinson-Syndrom zugebilligt werden. Die von dem amerikanischen Psychiater Heston (1979) unterstellte Am phetamin-Abhangigkeit war aufgrund des detaillierten Quellen studiums - vor allem auch der akribischen Aufzeichnungen des Leibarztes Dr. Morell - auszuschlieBen. So fanden sich keine Hinweise auf typische somatische Amphetamin-Wirkungen, wie eine Verstiirkung des extrapyrarnidalen Ruhetremors im Zu sammenhang mit Medikamentenapplikationen, eine zusatzliche Beeintrachtigung des schon seit jeher kurzen Nachtschlafs oder eine Reduktion des Korpergewichts. AuBerdem war weder die Art des Tremors noch dessen allmiihliche Ausbreitung vom lin ken Arm auf die obrigen Extremitiiten mit dem Konzept einer chronischen Amphetamin-Intoxikation zu vereinbaren. Der mit unter geauBerte Verdacht auf eine Lues konnte zumindest im Hinblick auf eine Akuitiit im Jahre 1940 sowie die Entwicklung einer Lues cerebri oder gar einer progressiven Paralyse durch die oberlieferten serologischen Befunde und einfache differen tialdiagnostische Argumente entkriiftet werden. Die Behaup tung, Hitler habe 1932 einen epileptischen Anfall erlitten, lieB 2

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