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Historische Lautlehre des Sardischen PDF

365 Pages·1941·26.624 MB·German
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BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE BEGRÜNDET VON PROF. DR. GUSTAV GRÖBER t FORTGEFÜHRT UND HERAUSGEGEBEN VON DR. W A L T H ER v. W A R T B U RG PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT BASEL XCIII. HEFT MAX L. WAGNER HISTORISCHE LAUTLEHRE DES SARDISCHEN M AX N I E M E Y ER V E R L AG HALLE (SAALE) 1941 HISTORISCHE LAUTLEHRE DES SARDISCHEN VON MAX L. WAGNER MAX NIEMEYER V E R L AG HALLE (SAALE) 1941 DEN FACHGENOSSEN UND FREUNDEN FRITZ KRÜGER UND GERHARD ROHLFS GEWIDMET Vorwort. Vorliegende Arbeit bedarf wohl keiner Rechtfertigung. Zwar besitzen wir schon eine Reihe von Einzelarbeiten über die sardischen Lautverhältnisse, von den Kapiteln der „Ortografia Sarda" Spanos (1840) angefangen bis zu Giovanni Campus' „Fonetica del Dialetto Logudorese" (1901), des Verfassers „Lautlehre der südsardischen Mundarten mit besonderer Berücksichtigung der um den Gennargentu gesprochenen Varietäten" (1907), Bottiglioni's „Saggio di fone- tica sarda" (1919), dazu die verstreuten Aufsätze Salvioni's, ins- besondere seine „Note di lingua sarda" (1909) und andere kleinere Beiträge verschiedener Gelehrten, wozu noch für das Galluresische, Sassaresische und Korsische Guarnerio's Darstellung im XIII. und XIV. Bande des AGI und die verschiedenen Ausgaben altsar- discher Denkmäler mit den sich anschliefsenden grammatikalischen und lexikalischen Erläuterungen kommen. Aber eine zusammen- fassende Darstellung der sardischen Lautentwicklung von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart unter Berücksichtigung der schriftlichen Über- lieferung und der heutigen Verhältnisse stand bisher aus. Wiederholt wurde ich von befreundeter Seite aufgefordert, diese Lücke auszu- füllen, und ich habe mich um so freudiger dazu entschlossen, als sich mein eigenes Material in der Zwischenzeit beträchtlich vermehrt hat, nicht zum mindesten auch durch meine Aufnahmen für den AIS, und dals sich mein Blickfeld auf diese Weise bedeutend erweitert hat. Die beiden neuen Ausgaben der bisher unzugänglichen Condaghen von S. Nicola di Trullas und von S. Maria di Bonarcado vermehren unsere Einsicht in die altsardischen Lautverhältnisse nicht unwesentlich, und wenn ich über deren Sprache auch schon in Vox Romanica IV, 233—269 und V, 106—164 berichtet habe, so war es doch angezeigt, in dieser Darstellung die gewonnenen Ergebnisse mitzuberücksichtigen. Zudem stellen sich mir heute manche Lautprobleme in einem anderen Lichte dar als früher und ich nehme naturgemäfs auch Stellung zu den oft von den meinen abweichenden Ansichten anderer Mitforscher. Kurzum, es wird hier eine Synthese der bisherigen fremden und eigenen For- schungsergebnisse versucht, die ein möglichst anschauliches Bild von dem lautlichen Charakter des Sardischen und von dem geschichtlichen Ablauf der Entwicklung, soweit sie ersichtlich ist, geben soll. Dals dabei in den Hauptzügen das übliche Schema einer Darstellung der VIII historischen Lautlehre beibehalten wurde, mag von manchen getadelt werden; ich habe mich aber nach langer Überlegung entschlossen, daran festzuhalten, da ich glaube, dais es vielen Fachgenossen er- wünscht sein mag, in dem vorliegenden Bande eine Art Nachschlage- werk zu besitzen, das es auch einem Fernerstehenden ermöglicht, sich über Einzelfragen rasch Auskunft zu erholen. Tatsachen, die längst genügend bekannt sind, werden natürlich nicht übergangen, werden aber etwas knapper behandelt als Fragen, die strittig oder bisher nicht genügend erörtert sind; zahlreiche Hinweise erlauben es jedem, das Tatsachenmaterial aus den übrigen Arbeiten zu ergänzen, die also durch meine neue Darstellung nicht einfach beiseite geschoben werden sollen. Dies gilt sogar für meine eigene Lautlehre von 1907, die Ka- pitel enthält, besonders über manche Erscheinungen der barbarici- nischen Dialekte, die ich nicht einfach aufs neue ausschreiben wollte, die also immer noch daneben benutzt werden können; aber diese und jene Erscheinung, die dort nur mit wenigen Zeilen angedeutet wurde, erfährt nunmehr eine weit eingehendere Behandlung; auch werden manche Fehler und Unzulänglichkeiten, die dieser meiner Erstlings- arbeit anhaften, auf Grund neuerer Ergebnisse und Überlegungen verbessert. Wie es der Titel zum Ausdruck bringt, will diese meine Darstel- lung eine historische sein; die grolse Linie der Entwicklung soll in ihrem Vordergrunde stehen. Doch soll damit nicht gesagt sein, dais irgendwelche Erscheinungen lautlichen Charakters, auch wenn sie rein zufälliger Art sind, unter den Tisch fallen sollen. Alles, was einstweilen über die sardischen Lautverhältnisse bekannt ist, wurde in der Arbeit herangezogen. Auch Erscheinungen, die man sonst nur anhangsweise oder nebenbei erwähnt und die man mit der Sammel- etikette „Accidenti generali" zu versehen pflegt, habe ich eingehend in Einzelkapiteln besprochen, weil solche für den Gesamtcharakter der Sprache mindestens ebenso wichtig sind als die sog. „lautgerechten" Erscheinungen. Eine wie grofse Bedeutung ich z. B. den „akustischen Verhörungen" beimesse, ergibt sich aus verschiedenen Abschnitten der Arbeit1. Auch die reinphonetischen Varianten einzelner Laute, wie die verschiedenen Artikulationen der s-Laute, werden zur Genüge er- wähnt; doch habe ich davon Abstand genommen, diese Varianten bei den einzelnen Zitaten auiserhalb der einschlägigen Kapitel jeweils genau wiederzugeben, so dafs also Wörter mit s aus den Zentral- dialekten im Texte ohne das Zeichen für die alveolare Aussprache (f) erscheinen, und zwar aus dem Grunde, weil es sehr' schwer ist, den mehr oder weniger ausgeprägten Grad der alveolaren Artikulation im Einzelfalle anzugeben; dasselbe gilt für andere mehr oder minder 1 Mit Genugtuung sehe ich, dais nunmehr auch Menéndez Pidal in der neuen (6.) Auflage seines Manual (1941), § 72, SS. 194—201 der „equivalencia acústica" die gebührende Bedeutung beimiist und ihr ein besonderes Kapitel einräumt. IX schwankende Artikulationen, von denen aber jeweils in den ein- schlägigen Abschnitten die Rede ist. Was für die künftige Forschung auf sardischem Lautgebiete vor allem nötig ist, sind eingehende Untersuchungen über die einzelnen Artikulationen in den verschie- denen Mundarten, die aber nur von einem Fachphonetiker und mit Hilfe der Apparate angestellt werden können; der einzige bisher vorliegende Versuch in dieser Richtung wurde von G. Millardet, „Sur un ancien substrat commun ä la Sicile, la Corse et la Sardaigne" (RLiR IX (1933), 346—369) unternommen; obwohl er sich nur auf wenige Stichproben auf sardischem Gebiete stützt, hat er zu wichtigen Ergebnissen geführt, worüber wir in unserem Schlufskapitel berichten; auf dieser Grundlage müiste weitergearbeitet werden, um auch die Ausdehnung anderer lautlicher Erscheinungen, wie der kakuminalen Artikulationen und der Nasalitätserscheinungen in ihren verschiedenen Stärkegraden und ihrer gänzlichen oder teilweisen Verflüchtigung und Abschwächung genauer festzulegen. Eine weitere wünschenswerte Ergänzung der bisherigen Studien würden eingehende Monographien einzelner Landschaften oder Orte sein. Wer wie ich im Laufe der Zeit ein grofses Dialektgebiet bereist und studiert, kann sich nicht allzu sehr bei Einzelheiten aufhalten; auch die Aufnahmen für den AIS bringen nur einen Ausschnitt und geben kein hinreichendes Bild von den Verhältnissen der einzelnen Orte. Hierzu ist ein langer Aufenthalt und ein genaues Studium der örtlichen Verhältnisse nötig, wobei auch die individuellen Schwan- kungen zu berücksichtigen wären; in den Grenzgebieten insbesondere würden solche Einzelstudien das Übereinandergreifen und die Über- schneidungen der verschiedenen zusammenstofsenden Lauterschei- nungen deutlicher aufzeigen, als das bisher möglich ist (Hinweise darauf bringen wir an manchen Stellen),- und damit würde auch das Vordringen einzelner Lautungen, auf die wir hier nur hindeuten konnten, besser in die Erscheinung treten. Die kleine Arbeit von G. Biddau über den Dialekt von Bosa ist leider ein unzureichender Versuch geblieben. Neuerdings hat auf meinen Rat hin ein jüngerer Leipziger Schüler W. v. Wartburg's, Herr Rudolf Böhne, sich ins Sirrabus begeben und sich dort länger aufgehalten; seine Arbeit über dieses Dialektgebiet, die mir vorgelegen hat, ist eine überaus fleifsige Untersuchung dieser sprachlich eigenartigen Zone; hoffent- lich kann sie bald erscheinen. Ich bringe in dieser Arbeit verschiedent- lich Angaben über Lauterscheinungen des Särrabus, die mir Herr Böhne gemacht hat und möchte ihm auch an dieser Stelle für die liebenswürdige Überlassung derselben danken. Auch höre ich, dafs ein Sarde in ähnlicher Weise dem Dialekt von Isili eine Spezialstudie zu widmen gedenkt. Solche Arbeiten werden mehr als je will- kommen sein. In Vorbereitung ist der neue von M. Bartoli geleitete italie- nische Sprachatlas, in dem Sardinien, wie mir mitgeteilt wird, mit nicht weniger als 109 Punkten vertreten sein wird; natürlich wird X er uns viel neue Aufklärung auch über die lautlichen Verhältnisse der Insel bringen, und es wird sich dann manche Lauterscheinung besser abgrenzen lassen als bisher. Doch kann ich unmöglich das Erscheinen dieses neuen Arbeitsinstrumentes abwarten; vielleicht ist es auch von Vorteil, zunächst einmal ein Fazit über das bisher Zugängliche zu ziehen; später wird sich dann Gelegenheit ergeben, meine Ausführungen, wo es nötig ist, zu berichtigen und zu ergänzen. Einstweilen habe ich die von Ugo Pellis, dem Aufnehmer des ALI, im „Bollettino dell'Atlante Linguistico Italiano" I mitgeteilten An- gaben für meine Darstellung verwertet, wobei ich mich allerdings auf das Wesentliche beschränken mufste. Oft hat Pellis in einzelnen Orten, wo ich metathetische Formen vorfand, solche ohne Metathese aufgezeichnet, oder umgekehrt, und ähnlich ist es bei anderen fluk- tuierenden Erscheinungen; das will wenig besagen; zu berücksichtigen ist auch, dafs ich viele meiner Aufnahmen vor 30 oder 20 Jahren ge- macht habe; dafs sich in der Zwischenzeit manche Veränderungen, zumal in den Grenzzonen zwischen den einzelnen Gebieten, ergeben haben, habe auch ich bei den späteren Aufnahmen feststellen können. Der Dialekt von Bitti hat sich seit Spanos Zeiten durch den Einflufs des angrenzenden Logudoresischen des Tirsotals erheblich verändert, und in der Barbagia stellt sich immer mehr ein Ausgleich, teils nach den südlichen Lautungen, teils nach den logudoresischen, teils auch nach denen von Nuoro-Stadt ein, worauf im Texte des öfteren hin- gewiesen wird. Abschlielsend möchte ich noch bemerken, dafs ich aus dieser Lautlehre mehr als in meiner Lautlehre von 1907 rein lexikalische und Wortstudienprobleme ausgeschaltet habe; denn wenn auch diese meiner früheren Darstellung vielleicht zum Schmucke dienten und am meisten dem „Zahn der Zeit" widerstanden, so gehören sie doch, streng genommen, mehr ins Wörterbuch; doch wo solche Pro- bleme aus lauthistorischen Gründen angeschnitten werden mufsten, habe ich es für richtig gehalten, keine allzu pedantischen Scheidungen vorzunehmen. Was irgendwie dazu dienen kann, eine Frage aufzu- hellen, sollte nicht unterdrückt werden, auch wenn die Liebhaber allzu strenger Systematik darüber Zeter schreien werden. Manche Erscheinungen, die bei der Behandlung der ver- schiedenen Laute, hauptsächlich vom Standpunkte des Sardischen aus besprochen werden, erfahren in den späteren zusammenfassenden Kapiteln eine umfassendere Beleuchtung im Hinblick auf die interromanischen Verhältnisse; diese bitten wir also ebenso be- rücksichtigen zu wollen wie insbesondere auch die Nachträge. Die diesem Bande beigegebenen Sprachkarten, die einige der wichtigsten lautlichen Erscheinungen des Sardischen zu veranschau- lichen und abzugrenzen trachten, wurden nach meinen zeichnerisch unzulänglichen Skizzen durch den Zeichner des romanischen Seminars der Universität Hamburg, Herrn Rudolf Schütt, hergestellt, dem ich, ebenso wie meinem verehrten. Freunde Prof. Fritz Krüger,

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