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Historiographie in der Antike PDF

220 Pages·2008·1.301 MB·German
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Historiographie in der Antike Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von John Barton · Reinhard G. Kratz Choon-Leong Seow · Markus Witte Band 373 ≥ Walter de Gruyter · Berlin · New York Historiographie in der Antike Herausgegeben von Klaus-Peter Adam ≥ Walter de Gruyter · Berlin · New York (cid:2)(cid:2)GedrucktaufsäurefreiemPapier, dasdieUS-ANSI-NormüberHaltbarkeiterfüllt. ISBN 978-3-11-018890-5 ISSN 0934-2575 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. (cid:2)Copyright2008byWalterdeGruyterGmbH&Co.KG,10785Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. PrintedinGermany Einbandgestaltung:ChristopherSchneider,Berlin Vorwort Zeugnisse antiker Historiographie hat die Forschung nicht nur in Griechenland seit Herodot aufgefunden, sondern, um nur einige zu nennen, im Alten Testament, in der ägyptischen Königsnovelle, in historischen Omina und Königsinschriften aus Mesopotamien und hethitischen Vertragstexten. Diese Geschichtsüberlieferungen waren Gegenstand eines Gesprächs der Altertumswissenschaften zu Kultur- räumen des zweiten und besonders des ersten vorchristlichen Jahr- tausends, das vom 3. bis 4. Juni 2005 an der Philipps-Universität Mar- burg stattfand. Aus der Sicht der alttestamentlichen Wissenschaft schließt dieses Anliegen an den Impuls zum Verständnis antiker Historiographie vor einhundert Jahren an. Die Eigenart alttestamentlicher Geschichtskon- zeptionen bestimmte der Historiker Eduard Meyer besonders im Ver- hältnis zur griechischen Geschichtsschreibung. Er kam zu dem Schluss, diese sei aller damals bekannten altorientalischen Geschichts- schreibung überlegen und finde ihr Analogon einzig im griechischen Kulturraum. Diese Verhältnisbestimmung muss allein deshalb revi- diert werden, weil sie ein für alle Kulturen als gültig erachtetes Ent- wicklungsmodell der Geschichtsschreibung zugrunde legen will, das als kulturgeschichtliche Wertung den sachadäquaten Blick auf die Zeugnisse antiker Nachbarkulturen verstellt. Seit langem hat sich aber nicht nur im Bereich der Literargeschichte biblischer Geschichts- erzählungen, auf die sich Meyer hier bezieht, vieles verschoben. Seine fruchtbare prototypische Verhältnisbestimmung bedarf aktueller in- terdisziplinärer Reformulierung. Die hier abgedruckten, teils chrono- logisch angeordneten Beiträge verlassen daher zumeist den engen Rahmen eines Vergleiches griechischer mit altisraelitischer Historio- graphie. Zunächst behandeln Rosel Pientka-Hinz und Jörg Klinger die Geschichtsüberlieferung aus dem 2. Jahrtausend aus dem altbabyloni- schen und hethitischen Kulturraum. Ihnen folgen Hans-Ulrich Wie- mers Reflexionen der griechischen Geschichtssicht des Thukydides und Rainer Thiels Darstellung der homerischen Frage. An diese schließen die Überlegungen zur erzählenden biblischen Geschichts- schreibung von Erhard Blum und Klaus-Peter Adam an. Der Periodi- VI Klaus-Peter Adam sierung durch die antike und moderne Geschichtsschreibung in der Ägyptologie widmet sich Thomas Schneider. Unabhängig von ihrer Anordnung in diesem Band reflektieren al- le Beiträge das Geschichtsverständnis aus ihrer jeweiligen Fachper- spektive unter zwei zentralen Blickwinkeln. Sie überprüfen einerseits den Einsatz bzw. die explizite Reflexion von Formen und Kompositi- onsprinzipien historiographischer Werke, sowie Konventionen und „Prinzipien“ des Anwachsens bzw. redaktioneller Erweiterungen, die als solche Verfassern oder Redaktoren nicht bewusst gewesen sein mussten. Wie weit der Bogen dieser Untersuchungen zu Formen und Kompositionsprinzipien reicht, zeigt der Überblick über die Formen- vielfalt geschichtlicher Überlieferungen der hethitischen Keilschrift- überlieferung des zweiten Jahrtausends anhand vieler Beispiele (Jörg Klinger) im Vergleich zur expliziten Reflexion einer bestimmten ge- wählten Form der Geschichtsdarstellung des Thukydides im fünften Jahrhundert. Dessen Methodenreflexion stellt Hans-Ulrich Wiemer eindrücklich dar. Wie sehr die jeweiligen Überlieferungsbedingungen die Kompositionsformen prägen können, wird im Übergang zwischen der oralen Vermittlung und der schriftlichen Fassung deutlich. Deren Bedeutung für die Entstehungsbedingungen griechischer Epik und ihrer Formen geht Rainer Thiel nach. Auch das formale Kennzeichen der Anonymität der religiös tradierten Prosaliteratur in der Form der „Sage“ im Alten Testament als ein Spezifikum scheint sich nicht un- abhängig vom (religiösen) Kontext der Überlieferung herausgebildet zu haben. In ihrer Anonymität steht diese Form, die Erhard Blum als Regelfall traditionalen Erzählens versteht, diametral der frühen grie- chischen Autorenliteratur gegenüber. Innerhalb der Erzählungen zeigen sich jedoch zugleich formale Parallelen zwischen den Darstel- lungstechniken und Charakteren der Figuren in den Samuelbüchern und in der griechischen Tragödie. Ihnen widmet sich der von mir verfasste Beitrag, der von der grundsätzlichen Berechtigung des Ver- gleichs von Teilen biblischer Erzählüberlieferung mit Drama und Epos ausgeht. Die zweite Reflexionsperspektive galt Funktionszusammenhän- gen antiker Geschichtsüberlieferungen. Diese weit gefasste Kategorie bezeichnet Semiotisierungen der Geschichte als Heils- oder Unheils- geschichte, Verwendungen von Geschichtsüberlieferungen im Zu- sammenhang mit Rechts- oder Machtansprüchen sowie die Überliefe- rungen geschichtlicher Vorgänge im Rahmen von Ätiologien. Semiotisierungen von Geschichte als grundlegendes Phänomen bil- den den Verständnishintergrund alttestamentlicher Historiographie als „Heilsgeschichte“ des Volkes Israel mit seinem Gott. Entsprechen- Vorwort VII des findet sich auch in altorientalischen und weiteren antiken Kultu- ren, die ein göttliches Handeln in der Geschichte voraussetzen und in diesem Sinne Geschichte semiotisieren. Das interdisziplinäre Ge- spräch ging spezifischen Ausprägungen der Vorstellungen göttlichen Handelns in der Geschichte, besonders in staatlichem oder königli- chem Interesse, nach, wie es sich beispielsweise in der Motivation des (cid:776)ammu-rapi von Babylon zur literarischen Produktion zeigt. Seiner bedeutenden geschichtlichen Stellung bewusst, schrieb er sich, wie Rosel Pientka-Hinz darlegt, in das kollektive Gedächtnis Babylons ein in seinen vielfältigen Funktionen als Eroberer, Bauherr, Versorger der Götter, Bewahrer von Recht und Gerechtigkeit und dem Sonnengott Šamaš verpflichteter Herrscher. Doch beschränken sich legitimatori- sche Funktionalisierungen von Geschichtsüberlieferungen nicht auf Listen, Bauinschriften oder Rechtskodizes. Grundsätzlich kann auch fiktionale Dichtung, gerade weil sie sich im Kern nicht als fiktional, sondern als historisch versteht und so verstanden werden will, zu Legitimationszwecken eingesetzt werden. Jörg Klinger weist auf die Bedeutung der fiktionalen Elemente in literarisch ausgestalten hethi- tischen Texte hin. Dass sich zur Funktionalisierung gerade Ur- sprungsgeschichten über die Herkunft des Volkes eignen, zeigt das Beispiel der Mose-Exodus-Geschichte, einer judäischen Komposition des 7. Jhs. (Erhard Blum). In griechischen Epen schlagen sich partiku- lare Ansprüche späterer Rezipienten in literarisch sekundären Ab- schnitten nieder, mit denen diese sich genealogisch den großen Ge- stalten des Trojanischen Krieges zuordneten und so ihren Herrschafts- oder ihren politischen Führungsanspruch legitimierten (Rainer Thiel). Von derlei offensichtlichen Funktionalisierungen von Geschichtsüberlieferungen hebt sich die Unabhängigkeit des Histori- kers Thukydides von den beteiligten Kriegsparteien sowie von ande- ren Formen herrscherlicher oder religiöser Dominanz ab, wie Hans- Ulrich Wiemer betont. Ausgehend von Kompositionsprinzipien und Funktionszusam- menhängen zeigen sich weitere, hier nur anzudeutende Fragehorizon- te: Das Verhältnis von Geschichtsbewusstsein zu historiographischer Tätigkeit; Verfasserfragen; das Selbstverständnis der jeweiligen Texte, sowie spezifische kulturgeschichtliche Rahmenbedingungen im zwei- ten bzw. ersten vorchristlichen Jahrtausend; die Problematik von Ka- tegorisierungen und Periodisierungen der modernen Geschichts- schreibung, teils auf Grundlage der aus der Antike vorgegebenen Epocheneinteilungen, wie sie für die Ägyptologie Th. Schneider ex- emplarisch aufzeigt. VIII Klaus(cid:556)Peter(cid:561)Adam(cid:561) Die(cid:561)methodische(cid:561)Spannweite(cid:561)der(cid:561)Beiträge(cid:561)zu(cid:561)dem(cid:561)hier(cid:561)eröffneten(cid:561) Vergleichsfeld(cid:561)verdeutlicht(cid:561)die(cid:561)unterschiedliche(cid:561)Behandlung(cid:561)der(cid:561)Fra(cid:556) gen(cid:561)in(cid:561)den(cid:561)Einzelwissenschaften.(cid:561)Dies(cid:561)ist(cid:561)teils(cid:561)durch(cid:561)die(cid:561)untersuchten(cid:561) Quellen,(cid:561)teils(cid:561)aber(cid:561)auch(cid:561)durch(cid:561)vorgegebene(cid:561)Forschungskontexte(cid:561)be(cid:556) dingt.(cid:561)Der(cid:561)Versuch,(cid:561)über(cid:561)die(cid:561)Methodik(cid:561)der(cid:561)Fachgrenzen(cid:561)hinweg(cid:561)ein(cid:561) Gespräch(cid:561)zur(cid:561)Geschichtsüberlieferung(cid:561)zu(cid:561)führen,(cid:561)erwies(cid:561)sich(cid:561)als(cid:561)be(cid:556) sonders(cid:561)fruchtbar(cid:561)für(cid:561)die(cid:561)jeweils(cid:561)eigenen(cid:561)Arbeitsweisen(cid:561)und(cid:561)Frageho(cid:556) rizonte.(cid:561)Wenn(cid:561)den(cid:561)Lesern(cid:561)das(cid:561)Potential(cid:561)dieser(cid:561)Debatte(cid:561)um(cid:561)die(cid:561)antike(cid:561) Geschichtsschreibung(cid:561)deutlich(cid:561)wird,(cid:561)hat(cid:561)die(cid:561)Zusammenstellung(cid:561)ein(cid:561) wichtiges(cid:561)Ziel(cid:561)erreicht.(cid:561)(cid:561) (cid:561) Für(cid:561)die(cid:561)eingereichten(cid:561)Beiträge(cid:561)und(cid:561)die(cid:561)Diskussion(cid:561)danke(cid:561)ich(cid:561)beson(cid:556) ders(cid:561)den(cid:561)Autoren;(cid:561)darüber(cid:561)hinaus(cid:561)für(cid:561)die(cid:561)Mithilfe(cid:561)bei(cid:561)der(cid:561)Konzeption(cid:561) Hans(cid:556)Ulrich(cid:561)Wiemer;(cid:561)für(cid:561)die(cid:561)Finanzierung(cid:561)der(cid:561)Tagung(cid:561)sowie(cid:561)eines(cid:561) Teils(cid:561)der(cid:561)Druckkosten(cid:561)der(cid:561)Fritz(cid:556)Thyssen(cid:556)Stiftung.(cid:561)Bei(cid:561)der(cid:561)Vorberei(cid:556) tung(cid:561)und(cid:561)Durchführung(cid:561)halfen(cid:561)die(cid:561)Studierenden(cid:561)Dominik(cid:561)Becker(cid:561)und(cid:561) Lena(cid:561)Schrader;(cid:561)Florian(cid:561)Krüpe(cid:561)erstellte(cid:561)die(cid:561)Druckvorlage.(cid:561)Den(cid:561)Her(cid:556) ausgebern(cid:561)der(cid:561)Beihefte(cid:561)der(cid:561)ZAW,(cid:561)John(cid:561)Barton,(cid:561)Reinhard(cid:561)G.(cid:561)Kratz,(cid:561) Choon(cid:556)Leong(cid:561)Seow(cid:561)und(cid:561)Markus(cid:561)Witte(cid:561)danke(cid:561)ich(cid:561)für(cid:561)die(cid:561)Aufnahme(cid:561)in(cid:561) dieser(cid:561)Reihe,(cid:561)Monika(cid:561)Müller,(cid:561)Sabine(cid:561)Krämer(cid:561)und(cid:561)Sabina(cid:561)Dabrowski(cid:561) für(cid:561)die(cid:561)Betreuung(cid:561)beim(cid:561)Verlag.(cid:561)(cid:561) (cid:561) (cid:561) Marburg/Bremen(cid:561)im(cid:561)November(cid:561)2007(cid:561)(cid:561) Klaus(cid:556)Peter(cid:561)Adam(cid:561) (cid:561) (cid:561) Inhaltsverzeichnis Vorwort ....................................................................................................... V Rosel Pientka-Hinz Midlifecrisis und Angst vor dem Vergessen? Zur Geschichtsüberlieferung (cid:776)ammu-rapis von Babylon ................... 1 Jörg Klinger Geschichte oder Geschichten – zum literarischen Charakter der hethitischen Historiographie ............................................................. 27 Hans-Ulrich Wiemer Thukydides und die griechische Sicht der Vergangenheit .................. 49 Rainer Thiel Die homerische Frage: Modelle der Entstehung literarischer Werke zur Zeit mündlicher Dichtung .............................. 89 Erhard Blum Die Stimme des Autors in den Geschichtsüberlieferungen des Alten Testaments ................................................................................ 107 Klaus-Peter Adam Erzählerwertung und Geschichtsverständnis in den Samuelbüchern (1Samuel 31, 2Samuel 1; 11; 18) ................................... 131 Thomas Schneider Periodizing Egyptian History: Manetho, Convention, and Beyond ........................................................ 181 X Inhaltsverzeichnis Index ............................................................................................................ 197 Namen und Sachen................................................................................... 197 Ortsindex .................................................................................................... 205 Moderne Namen ....................................................................................... 207 Zu den Autoren .......................................................................................... 209

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