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Historie und Dogmatik: Ein Beitrag Zur Genese Und Entfaltung Von Johann Salomo Semlers Verständnis Des Alten Testaments PDF

272 Pages·1995·19.494 MB·German
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Andreas Lüder Historie und Dogmatik W DE G Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von Otto Kaiser Band 233 Walter de Gruyter • Berlin • New York 1995 Andreas Lüder Historie und Dogmatik Ein Beitrag zur Genese und Entfaltung von Johann Salomo Semlers Verständnis des Alten Testaments Walter de Gruyter • Berlin • New York 1995 © Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme [Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft / Beihefte] Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft. - Berlin ; New York : de Gruyter. Früher Schriftenreihe Reihe Beihefte zu: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft NE: HST Bd. 233. Lüder, Andreas: Historie und Dogmatik. — 1995 Lüder, Andreas: Historie und Dogmatik : ein Beitrag zur Genese und Entfaltung von Johann Salomo Semlers Verständnis des Alten Testaments / Andreas Lüder. - Berlin ; New York : de Gruyter, 1995 (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft ; Bd. 233) Zugl.: Marburg, Univ., Diss., 1993/94 ISBN 3-11-014627-4 ISSN 0934-2575 © Copyright 1995 by Walter de Gruyter & Co., D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck: Werner Hildebrand, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin Vorwort »Du ärgerst dich über den Semler, und das ist ein Undank gegen die Wahrheit. [...] nun, da Semler mit keker Hand die Schminke hinwegwischt, die das Andiz der Wahrheit entstellt hat; so ärgerst du dich? - Was kann Semler davor, daß die Väter der Kirche, die Concilia und oft die Schrift selber einigen Stüken des lutherischen Glaubenssystems widerspricht? Ich denke von Luther so. Dieser grose Mann fand bei seiner Erscheinung das alte gothische Gebäude des Aberglaubens und - riß es nieder. - Sollten nicht dadurch sein Kräfte allzusehr erschöpft worden seyn, als daß er im Stande gewesen wäre, ein neues Gebäude der Religion in seiner simplen Maiestät auf den Ruinen des Aberglaubens zu errichten? Non omnia pos- sumus omnes. - Was schreien wir dann so sehr über Heterodoxie, wann ein Spalding, ein Teller, ein Semler, ein Basedow ihre Kräfte vereinigen, dem Gebäude der Religion seine ur- sprüngliche Würde und Einfalt zu ertheilen? Mit einem Wort: es gibt keine Religion, die ganz vollkommen und ohne Fehler wäre. Unvollkommenheiten und Fehler aber, die nicht wider die Göttlichkeit der Religion selbsten, sondern wider die Schwächen des menschlichen Geistes zeugen. Das glaube ich so fest, als daß ein Gott ist.«' Mit diesen Worten sucht der schwäbische Dichter und Journalist Christi- an Friedrich Daniel Schubart (1739-1791), ein studierter evangelischer Theologe, am 22.6.1768 brieflich das Gespräch mit seinem Schwager Christian Friedrich Böckh (1734-1792) über die Schriften des anregend- sten protestantischen Universitätstheologen jener Zeit, Johann Salomo Semler (1725-1791) aus Halle. Treffend kommt in dem Briefausschnitt zum Ausdruck, in welchem Maße Semler durch seine Werke schon 1768 seine Zeitgenossen beeindruckt hat: Er gilt als neuer Luther, der angetre- ten ist, das »lutherische Glaubenssystem«, die Dogmatik seiner Zeit, von Grund auf zu erneuern. Schubart versteht dieses Vorhaben Semlers als Rücknahme von mancherlei Entstellungen, welche die lutherische Reli- gion und Dogmatik (beide werden hier ganz traditionell noch synonym verstanden) zuvor durch die altprotestantische Orthodoxie erfahren ha- ben. Der entscheidende Prüfstein hierfür ist letztlich »die Schrift selber«, also die Bibel. Hier hat Schubart zu Recht gesehen, daß es Semlers zen- trales Anliegen war, der Dogmatik zu einem Schriftbezug zu verhelfen, der dem neuen Selbstbewußtsein der Menschen als kraft ihrer Vernunft erkennenden Subjekten und ihren Anfragen an die Bibel gerecht zu wer- 1 David Friedrich Strauß (Hg.), Christian Friedrich Daniel Schubart's Leben in seinen Briefen, Bd. 1, Berlin 1849, 174f. VI Vorwort den versucht. Damit stellt sich auch die Frage nach einer angemessenen Schriftauslegung von neuem. Was dies für eine moderne, historisch-kriti- sche Exegese vor allem des Alten Testaments bedeutet und zu welchen Ergebnissen Seniler hierin gekommen ist, wird in der nachfolgenden Un- tersuchung dargelegt. Dabei wird mitzubedenken sein, ob Semlers Ver- hältnis zur altprotestantischen Tradition wirklich so zu verstehen ist, wie es in Schubarts Brief anklingt. Die theologische Debatte im Zeitalter der Aufklärung, in das wir bei der Beschäftigung mit Semler eintreten, hat mich fasziniert, seitdem mir in meiner späten Schulzeit am Rande der Lektüre von Gotthold Ephraim Lessings Bühnenwerken auch das durch ein Nachwort von Helmut Thie- licke bereicherte Heft aus Reclams Universalbibliothek mit seinen wich- tigsten theologischen Schriften in die Hände fiel.2 Im Laufe meines Studi- ums der evangelischen Theologie trat neben die Auseinandersetzung mit der Theologie des 18. Jahrhunderts auch das Interesse an der Entwicklung des Protestantismus im Zeitalter der altprotestantischen Orthodoxie. War ich zuerst in Göttingen an die Probleme der sogenannten Spätreformation herangeführt worden, so wußte später Herr Prof. Dr. Theodor Mahlmann in Marburg mich in seinen aus einer unerreichten Kenntnis der Materie schöpfenden Lehrveranstaltungen für die lutherisch-orthodoxe Dogmatik vor allem des 17. Jahrhunderts einzunehmen. So ist die vorliegende Studie in vielerlei Hinsicht ein typisches Marburger Unternehmen geworden: an- geregt von Prof. D. Dr. Otto Kaiser aufgrund seines Interesses an der Hermeneutik des Alten Testaments und seines besonderen Verhältnisses zu Semler einerseits und gefördert von Prof. Dr. Mahlmann im Hinblick auf die Fortentwicklung des Protestantismus von der Orthodoxie zur Aufklärung andererseits. Für die stets zuvorkommende Betreuung, beson- ders aber für die zahlreichen langen und eindringlichen Gespräche über Semler sei beiden ausdrücklich gedankt. Mein besonderer Dank gilt mei- nem Doktorvater, Prof. D. Dr. Otto Kaiser, der mir mit langem Atem nicht nur alle Freiheiten des selbständigen Arbeitens gewährt, sondern sich zwischen 1989 und 1994 auch um meine materielle Absicherung ge- sorgt hat. Dank seiner Vermittlung ist die vorliegende Arbeit, die im Win- tersemester 1993/94 vom Fachbereich Evangelische Theologie der Phi- lipps-Universität Marburg als Dissertation angenommen wurde, in den Jahren 1992 bis 1994 durch ein Stipendium der Hanns-Lilje-Stiftung Han- 2 G.E. Lessing, Die Erziehung des Menschengeschlechts und andere Schriften, mit einem Nachwort von Helmut Thielicke, RUB 8968, Stuttgart 1980. Vorwort VII nover großzügig gefördert worden. Auch ihr weiß ich mich zu Dank ver- pflichtet. Nicht zuletzt habe ich Herrn Olaf Lange, Neckarsteinach, zu danken, ohne dessen Hilfe beim Computersatz dieses Buch nicht zustande gekommen wäre. Andreas Lüder Hannover, am Reformationstag 1994 Inhalt Vorwort V 1. Prolog: Das geistige Umfeld Semlers in der Mitte des 18. Jahr- hunderts 1 2. Das Alte Testament als Gegenstand der theologischen Re- flexion Semlers in der bisherigen Forschung 8 3. Ein selbstbewußter Vertreter der Hallenser Theologie: Semlers Bestimmung einer eigenständigen hermeneutischen und dog- matischen Position in Auseinandersetzung mit seinem Lehrer Siegmund Jacob Baumgarten 1759/60 43 3.1. Fundamentaltheologische Vorüberlegungen: Semlers »Historische Einleitung in die Dogmatische Gottesgelersamkeit von ihrem Ursprung und ihrer Be- schaffenheit bis auf unsere Zeiten«, 1759 46 3.2. Die Schriftgemäßheit der dogmatischen Tradition: die »Fortsetzung der histo- rischen Einleitung«, 1760 54 3.3. Kritische Anmerkungen Semlers zu Baumgartens Lehre von der Heiligen Schrift - eine frühe Quelle für sein eigenes Schriftverständnis 60 3.4. Einführung in das Verstehen und die Auslegung der Heiligen Schrift, insbe- sondere des Alten Testaments: die »Hermeneutik« von 1760 76 3.5. Der Text des Alten Testaments - Textkritik als Grund für die Ablösung des historischen Zugangs zum Bibeltext vom Kanonbegriff der altprotestantischen Orthodoxie 91 3.6. Auslegung und Anwendung des Alten Testaments am Beispiel der Psalmen - Semlers Darstellung seiner hermeneutischen Grundsätze in einer Vorrede zu Baumgartens christlichen Reden über die Psalmen 107 4. Die Konsolidierung des theologischen Neuansatzes: Wieder- aufnahme und Vertiefung der historisch-kritischen Exegese in Semlers großen Schriften der Jahre nach 1770 117 4.1. Die Krise des altprotestantischen Kanonbegriffs und das neue, historisch-kriti- sche Verständnis des Alten Testaments in Semlers »Abhandlung von freier Untersuchung des Canon«, 1771-1775 122 X Inhalt 4.1.1. Die kanongeschichtliche Begründung des freieren Umgangs mit der Heiligen Schrift 126 4.1.2. Das rezeptionsgeschichtliche Argument 132 4.1.3. Das Kriterium der inneren Verbindlichkeit 135 4.1.4. Das Verhältnis von Schrift und Offenbarung am Beispiel des Alten Testaments 138 4.1.5. Das Alte Testament als partikularistisches Zeugnis der Gottesbeziehung . 141 4.1.6. Die Unterscheidung zwischen Heiliger Schrift und Wort Gottes 146 4.1.7. Exkurs: Die Stellung der Heiligen Schrift als medium salutis in der altprotestantischen Dogmatik 148 4.1.8. Abgrenzungen und Folgerungen 153 4.2. Die Durchführung des historisch-kritischen Verständnisses des Alten Testa- ments in Gestalt einer Einführung in die Exegese der alttestamentlichen Schriften 180 4.3. Der Ertrag der Kanonkritik für die protestantische Dogmatik: das Alte Testa- ment als Grundlage der »freiem theologischen Lehrart« Semlers 198 5. Eine Entgegnung auf das Verdikt über das Alte Testament beim Wolfenbütteler Ungenannten (Hermann Samuel Rei- marus) 216 6. Das »Letzte Glaubensbekenntnis« Semlers - Rechtfertigung oder Revision seiner Theologie? 226 7. Epilog: Semlers Einfluß auf den Fortgang der Exegese des Al- ten Testaments 240 Bibliographie 251

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