Springer-Lehrbuch Luiz Carlos U. Junqueira José Carneiro Manfred Gratzl (Hrsg.) Histologie Unter Mitarbeit von Artur Mayerhofer, Karl Schilling, Wiltrud Richter, Laurenz J. Wurziger 6., neu übersetzte, überarbeitete und aktualisierte Auflage Mit 500 Abbildungen in 618 Einzeldarstellungen und 17 Tabellen 123 Professor Dr. Luiz Carlos U. Junqueira Rua Santiago 99, 37701-373 Pocos de Caldas-MG, Brazil Professor José Carneiro Institute of Biomedical Sciences, University of São Paulo São Paulo, Brazil Professor Dr. Manfred Gratzl Anatomisches Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München Biedersteiner Str. 29, 80802 München Titel der Originalausgabe: Histologia Basica – L. C. Junqueira*, J. Carneiro*, © 1995 Editõra Guanabara Koogan S. A., Rio de Janeiro, Brasilien Titel der amerikanischen Ausgabe: Basic Histology – L. C. Junqueira*, J. Carneiro* © 2003 Lange Medical Book McGraw-Hill, New York *Universität São Paulo, Brasilien ISBN 3-540-21965-X 6. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg ISBN 3-540-41858-X 5. Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg New York Springer Medizin Verlag Heidelberg Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderenWegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsge- setzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungs- pflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Springer Medizin Verlag. Ein Unternehmen von Springer Science + Business Media springer.de © Springer Medizin Verlag Heidelberg 1984, 1986, 1991, 1996, 2002, 2005 Printed in Germany Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewährung übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Programmleitung: Simone Spägele, Heidelberg Lektorat: Martina Siedler, Heidelberg Projektmanagement: Ellen Blasig, Heidelberg Herstellung: Marina Litterer, PRO EDIT GmbH, Heidelberg Design: deblik, Berlin Titelbild: Präparat Markus Braun-Falco, Foto Prof. Manfred Gratzl, Universität München Zeichnungen: BITmap, Mannheim und O. Nehren, Ladenburg Das Copyright aller im Quellenverzeichnis aufgeführten Abbildungen, die bisher nicht an anderer Stelle veröffentlicht wurden, befindet sich beim Herausgeber bzw. den Autoren der einzelnen Buchkapitel SPIN 10816827 Satz: hagedorn kommunikation, Viernheim Gedruckt auf säurefreiem Papier 15/3160/ML–5 4 3 2 1 0 V Vorwort zur 6. deutschen Auflage Das Buch Basic Histology, verfasst von Luiz Carlos Junqueira und José Carneiro, übersetzt in zahlreiche Sprachen, führt Studenten in aller Welt hervorragend in Struktur und Funktion von Zellen, Geweben und Organen des Menschen ein. Das Buch wurde in bislang zehn Auflagen ständig verbessert und hat sich als Standardwerk und Grundlage vieler anderer Fachgebiete erwiesen. Die fünfte deutsche Auflage war bereits nach drei Jahren vergriffen. In der vorliegenden 6. deutschen Auflage ergänzen zahlreiche neue farbige Bilder den völlig überarbeiteten Text. Wie bisher wurde auf die Verknüpfung von Struktur und Funktion besonderer Wert gelegt und durch die Einfügung von weiteren Hinweisen auf Krankheiten, die Verbindung der Histologie zu anderen Fächern der Medizin deutlich gemacht. Die Autoren der meisten Kapitel dieses Lehrbuchs lehren und forschen innerhalb eines Instituts der Universität München. Die räumliche Nähe sowie die in jahrelanger gemeinsamer Lehrtätigkeit gewachsene Überzeugung darüber, welche histologischen Fakten für Medizinstudenten besonders wichtig sind, haben ein kompaktes Lehrbuch entstehen lassen, das aus einem Guss besteht. Besonders dankbar für ihre kompetente Mitarbeit, auch als Kritiker und Diskutan- ten der verschiedenen Kapitel, bin ich meinen Kollegen Laurenz J. Wurzinger und Artur Mayerhofer. Mein Dank gilt auchden beiden auswärtigen Autoren Wiltrud Richter, Heidelberg, und Karl Schilling, Bonn, mit denen die Zusammen- arbeit, nach der früheren gemeinsamen Tätigkeit an der Universität Ulm, konstruktiv und erfolgreich war. Studentinnen und Studenten haben Kapitel dieses Buches aufmerksam gelesen und wertvolle Verbesserungsvorschläge gemacht. Tutoren und wissenschaftliche Mitarbeiter haben gleichermaßen ihr Wissen eingebracht. Gäste und Kollegen aus anderen Disziplinen haben Texte und Abbildungen überprüft und Vorschläge gemacht, wie die Grundlagen und die Verbindungen zu anderen Fächern am besten gelegt werden. Wir danken allen, die mit Rat und Tat zum Gelingen dieses Lehrbuches beigetragen haben. Die große Sachkenntnis von Herrn Andreas Mauermayer und Frau Karin Metzrath habe ich bei der Zusammenstellung und Bearbeitung der Abbildungen und der Texte besonders schätzen gelernt. Neue licht- und elektronenmikrosko- pische Bilder verdanke ich der fachkundigen Hilfe von Herrn Axel W. Reinhardt, Frau Barbara Zschiesche und Frau Gabriele Terfloth. Die unermüdliche Tätigkeit von Frau Ellen Blasig und Frau Simone Spägele(Springer Verlag) hat sehr zum Erfolg dieses Werkes beigetragen. In der folgenden Aufstellung sind zuerst die verantwortlichenAutoren der einzelnen Kapitel genannt, gefolgt von de- nen, bei denen ich mich für ihre Beiträge bei der Abfassung der Kapitel besonders bedanke. München, im August 2004, Manfred Gratzl. VI Vorwort Kap1Zellaufbau:Manfred Gratzl (München) Seite 1 Herbert Zimmermann (Frankfurt), Mathias Montenarh (Homburg), Christoph Peters (Freiburg), Martin Biel, Helmuth Adelsberger, Florian Castrop, Stephanie Fritz, Jerzy Adamski (alle München) Kap2Zellkern:Manfred Gratzl (München) Seite 21 Herbert Zimmermann (Frankfurt), Mathias Montenarh (Homburg), Rolf Knippers (Konstanz), Horst Hameister (Ulm), Stephanie Fritz, Martina Haasemann, Ulrich Heinzmann, Georg Häcker (alle München), Heinrich Zankl (Kaiserslautern), Oliver Brüstle (Bonn) Kap3Epithelgewebe:Manfred Gratzl (München) Seite 37 Doris Wedlich (Karlsruhe) Kap4Bindegewebe:Manfred Gratzl (München) und Laurenz J. Wurzinger (München) Seite 57 Kap5Fettgewebe:Manfred Gratzl (München) Seite 75 Maria Schilling (Bonn), Jo Herz (Dallas) Kap6Knorpelgewebe:Manfred Gratzl (München) Seite 81 RobertZanner (München) Kap7Knochen:Manfred Gratzl (München) Seite 91 RobertZanner, Beate Lanske, Michael Atkinson (alle München), Lorenz Hofbauer (Marburg) Kap8Nervengewebe und Nervensystem: Karl Schilling (Bonn) Seite 107 Wladimir Ovtscharoff (Sofia), Otmar Gratzl (Basel), Jürgen Engele (Leipzig), Achim Berthele (München), Andreas Bulling (Tübingen) Kap9Muskelgewebe:Manfred Gratzl (München) Seite 145 RobertZanner (München), Bernhard Brenner (Hannover), Wladimir Ovtscharoff (Sofia), Karl Föhr (Ulm), Peter Ruth (Tübingen), Franz Hofmann (München) Kap10Kreislaufsystem:Laurenz J. Wurzinger (München) Seite 163 Kap11Blut:Laurenz J. Wurzinger (München) Seite 187 RobertZanner (München) Kap12Blutbildung:Laurenz J. Wurzinger (München) Seite 207 Christian Peschl (München) Kap13Immunsystem und lymphatische Organe:Wiltrud Richter (Heidelberg) Seite 221 Kap14 Verdauungstrakt:Manfred Gratzl (München) Seite 243 Ulrich Keller (Ulm), Matthias Bergmann (Fribourg), Dietrich Grube (Hannover), Wladimir Ovtscharoff (Sofia), Reinhard Pabst (Hannover), Alexander M. Schmidt (Münster), Wolfgang Schepp, Christian Prinz, Hans-Dieter Allescher, Robert Zanner, Florian Castrop (alle München) VII Vorwort Kap15Drüsen des Verdauungstrakts:Manfred Gratzl (München) Seite 269 Dietrich Grube (Hannover), Harald Teutsch (Ulm), Wladimir Ovtscharoff (Sofia), Barbara Höhne-Zell (Stuttgart), Axel W. Reinhardt (alle München) Kap16Atmungsorgane:Laurenz J. Wurzinger (München) Seite 283 Kap17Haut:Manfred Gratzl (München) Seite 305 Karin Metzrath, Markus Braun-Falco, Heidelore Hofmann, Markus Ollert, Johannes Ring, Florian Castrop (alle München) Kap18Harnorgane:Laurenz J. Wurzinger (München) Seite 319 Florian Lang (Tübingen), Franz-Xaver Beck (München) und Wilhelm Kriz (Heidelberg) Kap19Hypothalamus und Hypophyse:Manfred Gratzl (München) Seite 341 Christof Pilgrim (Ulm), Dietrich Grube (Hannover), Wladimir Ovtscharoff (Sofia), Otmar Gratzl (Basel), Heike Jung (Hannover), Johannes Große (München) Kap20Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Pankreasinseln, Nebennieren und Epiphyse: Manfred Gratzl (München) Seite 351 Dietrich Grube (Hannover), Wladimir Ovtscharoff (Sofia), Ulrich Loos (Ulm), Monika Erhart-Bornstein, Stefan Bornstein, Werner Scherbaum (Düsseldorf), Volker Herzog und Klaudia Brix (Bonn), Jörg Stehle (Frankfurt), Robert Zanner, Florian Castrop Johannes Große (alle München) Kap21 Männliche Geschlechtsorgane:Artur Mayerhofer (München) Seite 369 Hermann-J. Vogt, Robert Zanner (beide München) Kap22Weibliche Geschlechtsorgane:Artur Mayerhofer (München) Seite 385 Christoph Heiss (Göppingen), Wladimir Ovtscharoff (Sofia) Kap23Sinnesorgane:Manfred Gratzl (München) Seite 411 Wolfgang Arnold (München), Manfred Mertz (München), Mathias Bergmann (Fribourg), Hanns Hatt (Bochum), Bernd Lindemann (Homburg), Wladimir Ovtscharoff (Sofia), Jutta Engel (Tübingen), Florian Castrop, Robert Zanner, Johannes Große, Geoff Manley (alle München) Kap24 Methoden:Armin Reininger und Manfred Gratzl (München) Seite 437 Barbara Höhne-Zell, Helmuth Adelsberger, Ulrich Heinzmann (alle München) Außerdem danke ich unseren Studentinnen und Studenten, die uns aus ihrer Sicht spezifische Hinweise zur Verbesserung von Abbildungen und Texten gegeben haben: Annika Braun, Caroline Nothdurfter, Gisela Liebhaber, Jürgen Ellwanger, Thomas Kuntzen, Erwin Lankes, Christian Pawlu, Holger Seidl München, im August 2004 Manfred Gratzl VIII Histologie: das neue Lehrbuch Einleitung: Kurze Einführung und Übersicht des Kapitelinhalts > > Einleitung ▬ Zellen der Pia mater und der Arachnoidea im Bereich des Vorderhirns ((cid:1) s. Kap. 8.4.4) Das Nervensystem gilt als das am kompliziertesten aufge- ▬ sensiblen Nervenzellen der Hirnnerven und die sen- baute Organsystem des menschlichen Körpers. Allein die siblen Ganglien der Spinalnerven ((cid:1) s. Kap. 8.5.2). Die Großhirnrinde enthält bis zu 28 Milliarden Nervenzellen Axone dieser Zellen wachsen sekundär wieder in das (Neurone), die Rinde des menschlichen Kleinhirns etwa Zentralnervensystem ein. Im Falle der Spinalganglien 50 Milliarden Nervenzellen. Die Funktion der Nervenzellen entstehen so die Hinterwurzeln der Spinalnerven. wird durch eine noch wesentlich größere Zahl von Glia- ▬ postganglionären Nervenzellen der sympathischen Farbiges Leitsystem führt zellenunterstützt. Die Körper der Nervenzellen haben ty- und parasympathischen Ganglien ((cid:1) s. Kap. 8.5.2) durch die Sektionen pischerweise mehrere lange sich verzweigende Fortsätze (Axone und Dendriten), über die sie miteinander vernetzt sind. Eine Nervenzelle hat durchschnittlich mehr als 1000 Verbindungen (Synapsen) zu anderen Nervenzellen, wo- durch ein äußerst komplexes, über den gesamten Körper verteiltes Kommunikationssystem entsteht. Man kann das Nervensystem in das Zentralnerven- 8 system ((cid:1) s. Kap. 8.4) und das periphere Nervensystem ((cid:1) s. Kap. 8.5) unterteilen. Das Zentralnervensystem be- steht aus dem Gehirnund dem Rückenmark;das periphe- re Nervensystem besteht aus Nervenfasern(d.h. Bündeln von Fortsätzen, die Neurone untereinander und mit ihren Zielzellen verbinden) und kleinen Gruppen von Nerven- zellkörpern, die Gangliengenannt werden. Die vom Nervensystem wahrgenommene Aufnahme, Analyse und Integration von Informationen, dient zwei generellen Zielen: der Aufrechterhaltung des inneren Mi- lieus des menschlichen Körpers (z.B. des Blutdrucks, des O2- und CO2-Gehalts, des pH Wertes, des Blutzuckerspie- gels, und des Spiegels verschiedener Hormone) und der Steuerung des Verhaltens ( z.B. Nahrungsaufnahme, Fort- Inhaltliche Struktur: pflanzung, Verteidigung, soziale Interaktionen). Klare Gliederung durch alle Kapitel 8.1 Embryonale Herkunft Während der Bildung des Neuralrohres wandern ei- nige ektodermale Zellen aus und legen sich in Form der ⊡ Abb. 8.1 a-c. Entstehung des Neuralrohres und der Neuralleisten- Neuralleistezunächst neben das Neuralrohr (⊡ Abb. 8.1 zellen.aUnter dem Einfluss des Notochords differenziert sich das b und c). Diese Neuralleistenzellen wandern dann in alle Ektoderm (grau) zum Neuroektoderm (blau) und beginnt sich abzufal- ten (b). Beim Schluss des Neuralrohres (c) wandern die am Übergang Bereiche des Körpers. Sie sind die Ausgangszellen für den zwischen dem Ektoderm und dem Neuroektoderm entstandenen größten Teil des peripheren Nervensystemssowie einer Neuralleistenzellen (rot) in die Anlage des Embryos ein. Aus ihnen Reiheweiterer Strukturen. Zu den Abkömmlingen der entstehen die Spinalganglien (als größere rote Kreise dargestellt sowie Neuralleistenzellen gehören zahlreiche Zellen und Gewebe in der Körperperipherie (siehe Text). ▬ die chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks InTeilcder Abbildung ist das Epithel rechts nicht gezeichnet, um die Aufzählungen: ((cid:1) s. Kap.20.4.2) Neuralleistenzellen sichtbar zu machen. Die dunkelblau und schwarz Wichtige Fakten werden ▬ Melanozyten der Haut ((cid:1) s. Kap.17.1.2) gdeezs eEikcthondeetremn sA bnztwei.l ed edse sN Noteoucrhaolrrodhsr ebse dgeinunteennd deie d uonrstoer-v deenmtr aElien fluss übersichtlich dargestellt ▬ Odontoblasten ((cid:1) s. Kap.14.3.3) Differenzierung an. Über 500 Abbildungen veranschaulichen komplizierte Sachverhalte IX Verweise auf Abbildungen und Kapitel Navigation: zur Quervernetzung der Sektion, Seitenzahl und Kapitelnummer Information für die schnelle Orientierung 8 Klinik-Boxen: 109 Klinische Zusammenhänge auf einen Blick das Zellinnere aufgenommen und im Axonterminal er- naptischen Membran und aktivieren dort spezifische Re- neut mit Transmittern beladen, sie können dann wieder zeptorproteine. Einige dieser Rezeptoren reichen durch an der Exozytose teilnehmen (⊡ Abb. 8.7). Zur Aufnahme die gesamte Membran hindurch und bilden Ionenkanäle der Transmitter besitzen die synaptischen Vesikel in ihrer ((cid:1) s. Kap.1.1.3), deren Öffnungszustand durch die Bin- Membran spezifische Transportproteine. Die rezyklierten, dung des Transmitters reguliert wird (ionotrope Rezepto- leeren Granula müssen zur Beladung mit Proteinen und ren).Die Aktivierung dieser Ionenkanäle führt zur kurz- Neuropeptiden wieder in das Perikaryon transportiert zeitigen Veränderung der Ionendurchlässigkeit der post- werden, wo ihre Inhaltsstoffe am rauen endoplasmati- synaptischen Zellmembran. Abhängig davon, für welche schen Retikulum synthetisiert werden. Ionen die Membran durchlässig wird, kommt es entweder zu einer Depolarisation oder zu einer noch stärkeren Po- Hervorhebungen der Klinik larisation, also einer Hyperpolarisation, der Membran. Im wichtigsten Schlüsselbegriffe Die Klärung der molekularen Mechanismen, die der Exozy- ersten Fall sprechen wir von einer exzitatorischen (erre- erleichtern das Lernen tose zu Grunde liegen, erfolgte im Wesentlichen während genden) Synapse, im zweiten von einer inhibitorischen der letzten 10 Jahre und ist Gegenstand anhaltender aktiver (hemmenden) Synapse. Andere Rezeptorenaktivieren Forschung. Eine Reihe bekannter Krankheitsbilder kann auf nach der Bindung von Transmittern nachgeschaltete Ef- molekular definierte Veränderungen der synaptischen Exo- fektorproteine. Letztere sind oft Enzyme, die die Bildung zytosemaschinerie zurückgeführt werden. So spalten und intrazellulärer Botenstoffe, so genannter ›second messen- inaktivieren Botulinumtoxine und auch das den Wundstarr- ger‹ ((cid:1) s.Kap.1.1.2), katalysieren. Rezeptoren, die diese krampf verursachende Tetanustoxin zur proteolytischen Art der Signaltransduktion (Weiterleitung) benutzen, Spaltung von Membranproteinen, die für die oben be- werden als metabotrope Rezeptorenbezeichnet, da ihre schriebene Verschmelzung der Vesikel mit der präsynapti- Wirkung auf der Regulation einer Stoffwechselreakti- schen Membran verantwortlich sind (auch ⊡ Abb. 8.12). Bei on(Metabolismus) beruht. Deshalb ist die Signalüber- Aufnahme von Botulinumtoxin mit verdorbenen Speisen tragung durch metabotrope Rezeptoren verglichen mit wird die Transmitterfreisetzung an den neuromuskulären der ionotroper Rezeptoren relativ langsam und träge. Endplatten gehemmt, was zu den beobachteten Lähmun- Letztendlich bewirken aber auch die von metabotropen gen ((cid:1) s.Kap.9.1) führt. Beim Wundstarrkrampf verursacht Rezeptoren vermittelten Signale eine Änderung der neu- der Abbau von Synaptobrevin in hemmenden Synapsen ronalen Erregbarkeit (z.B. durch Phosphorylierung von des Rückenmarks schwere Krämpfe. Ionenkanälen). Somit kann an Synapsen die Aktivität der nachgeschalteten Nervenzellen gefördert oder gehemmt werden (⊡ Abb. 8.7). Die vom präsynaptischen Element in den synaptischen In den synaptischen Spalt abgegebene Neurotrans- Spalt freigesetzten Transmitter diffundieren zur postsy- mitter werden sehr schnell wieder aus diesem entfernt. ⊡ Tabelle 8.1 Herkunft und hauptsächliche Funktionen neuroglialer Zellen Zelltyp Herkunft Vorkommen Wesentliche Funktionen Oligodendrozyten Neuralrohr Zentralnervensystem Produktion von Myelin, elektrische Isolierung Schwann-Zellen Neuralleiste Periphere Nerven Produktion von Myelin, elektrische Isolierung Astrozyten Neuralrohr Zentralnervensystem Mechanischer Schutz, Reparaturvorgänge, Blut-Hirnschranke, Regulation des extrazellulären Milieus, Bereitstellung von Metaboliten Ependymzellen Neuralrohr Zentralnervensystem Auskleiden der inneren Hohlräume des Zentralnerven systems Mikrogliazellen Knochenmark Zentralnervensystem fungieren als Makrophagen Tabellen: Kurze Übersicht der wichtigsten Fakten XI IInnhhaallttssvveerrzzeeiicchhnniiss Inhaltsverzeichnis 1 Zellaufbau – 1 7 Knochen – 91 1.1 Plasmamembran – 3 7.1 Knochenzellen – 92 1.2 Endoplasmatisches Retikulum – 9 7.2 Knochenmatrix – 95 1.3 Golgi-Apparat – 11 7.3 Periost und Endost – 95 1.4 Lysosomen – 13 7.4 Knochenarten – 95 1.5 Peroxisomen – 17 7.5 Knochenentwicklung – 98 1.6 Mitochondrien – 17 7.6 Knochenwachstum und -umbau – 102 1.7 Weitere Strukturen 7.7 Frakturheilung – 103 des Zytoplasmas – 19 7.8 Funktionen des Knochens – 103 2 Zellkern – 21 8 Nervengewebe und 2.1 Chromatin – 22 Nervensystem – 107 2.2 Nukleolus – 25 8.1 Embryonale Herkunft – 108 2.3 Kernhülle – 25 8.2 Nervenzellen (Neurone) – 109 2.4 Zellteilung – 27 8.3 Gliazellen – 119 2.5 Apoptose – 34 8.4 Zentralnervensystem – 127 2.6 Stammzellen – 36 8.5 Peripheres Nervensystem – 136 8.6 Autonomes Nervensystem – 138 3 Epithelgewebe – 37 8.7 Enterisches Nervensystem – 140 3.1 Basallamina – 38 8.8 D egeneration und Regeneration 3.2 Zellverbindungen – 39 von Nervengewebe – 140 3.3 Zellskelett – 43 8.9 Tumoren des Nervensystems – 143 3.4 Epithelarten – 48 9 Muskelgewebe – 145 4 Bindegewebe – 57 9.1 Skelettmuskulatur – 146 4.1 Kollagen – 58 9.2 Herzmuskulatur – 155 4.2 Elastische Fasern – 63 9.3 Glatte Muskulatur – 158 4.3 Grundsubstanz – 65 9.4 R egeneration, Hyperplasie und Hypert rophie 4.4 Zellen des Bindegewebes – 65 von Muskelgewebe – 161 4.5 Entzündung – 70 4.6 D ie häufigsten Bindegewebsarten 10 Kreislaufsystem – 163 und deren Vorkommen – 73 10.1 Wandbau der größeren Blutgefäße – 165 5 Fettgewebe – 75 10.2 Arterien – 167 5.1 Univakuoläres Fettgewebe – 76 10.3 Arteriovenöse Anastomosen – 171 5.2 Multivakuoläres Fettgewebe – 79 10.4 Venen – 172 10.5 Herz – 174 6 Knorpelgewebe – 81 10.6 Kapillaren – 176 6.1 Hyaliner Knorpel – 82 10.7 Lymphgefäße – 185 6.2 Elastischer Knorpel – 87 6.3 Faserknorpel – 87
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