© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Hinweise zur Benutzung der Arttexte und Verbreitungskarten W. WEIßMAIR In den Arttexten und Verbreitungskarten werden Bergmolch wird zur Gattung Mesotriton gerechnet. Die alle bislang in Oberösterreich nachgewiesenen Arten Übernahme derart gravierender Umstellungen in der behandelt; es sind dies 19 Amphibientaxa (einschließ- SystematikbedarffreilicheinigerKommentareundEr- lich des Hybrids Teichfrosch Pelophylax esculentus) und läuterungen, zumal in der kürzlich erschienenen Liste 12 Reptilientaxa. Unter den Lurchen konnten davon der Wirbeltiere Oberösterreichs (WEIßMAIR in AU- zweiArtenlängereZeitnichtmehrnachgewiesenwer- BRECHT et al. 2007) diese neuen Einstufungen noch den (Moorfrosch zuletzt 1987, Donaukammmolch nichtberücksichtigtwurden.ImFolgendenwerdendie 1964),dieReptilienartenkommenalleauchaktuellvor. überaus anschaulichen und überzeugenden Ausführun- Die Artkapitel umfassen den deutschen, wissen- genvonVENCES(2007)gekürztwiedergegeben. schaftlichen und englischen Namen, Angaben zu Ge- Ein stabiles System wissenschaftlicher Namensge- fährdung (Status in den Anhängen der Fauna-Flora- bung ist die Basis der Biologie. Die Basis-Taxonomie, Habitat-Richtlinie und der Österreichischen Roten die Identifizierung der Arten und ihre Bennung mit ListengefährdeterTiere)unddengesetzlichenStatusin wissenschaftlichen Namen, hat lange Zeit ein „Schat- Oberösterreich. In den Verbreitungskarten geben drei tendasein“geführt.BeivielenGruppendachteman,al- Symbole die Nachweise in den unterschiedlichen Zei- leArtenzukennen.DurchIntensivierungenderFeld- träumen wieder, die in einer Rasterfrequenztabelle er- forschungundneueUntersuchungsmethodenstiegder klärtwerden.DieDarstellungderHöhenverteilunger- Erkenntnisgewinn über die verwandtschaftlichen Be- folgt grafisch in einem Höhendiagramm einer Süd- ziehungenindenletzten15Jahrensprunghaftan;vie- Nord-Achse durch Oberösterreich. Der Querschnitt leneueArtenwurdenentdeckt,dieAmphibien-Taxo- beginntamlinkenRanddesDiagrammsmitdemDach- nomieerfuhraberauchaufFamilien-undGattungsni- steinimSüden,fälltzurMittehinindenZentralraum veau Änderungen. Die wichtigsten der neuen Metho- unddasDonautalabundsteigtamrechtenRandbiszu den sind: die Allozymelektrophorese zur Trennung denhöchstenLagenimMühlviertelwiederan. kryptischerArten,welchesichmorphologischnurwe- nig unterscheiden, genetisch aber deutlich getrennt ZurPräsentationderArtendienenFotosvonadul- ten Tieren, in ausgewählten Fällen werden auch typi- sind (in Europa konnte dadurch z.B. der Lanzas Al- schefrühereEntwicklungsstadienabgebildet.DieText- penslamanderSalamandralanzaidiagnostiziertwerden), blöckebetreffendieThemenVerbreitung,Lebensraum, die Bioakustik (in Europa vor allem zur Abgrenzung BestandsowieBemerkenswertes. von Wasserfrosch-Taxa) und vor allem die DNA-Se- quenzierung. Letztere nimmt eine Sonderstellung ein. EskannauchkonserviertesMaterialverwendetwerden Namen undeineeindeutigeKodierungeinerDNA-Sequenzist Die deutschen Namen wurden aus dem Atlas zur möglich. Bei der Abgrenzung neuer Spezies ist diese Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Repti- Methode sehr hilfreich, da genetisch abweichende In- lieninÖsterreich(CABELAetal.2001)entnommen,die dividuenschnellerkanntwerdenunddadurchalsArt- englischenNamendemEuropaatlas(GASCetal.1997). Kandidaten erkennbar werden. Die nach wie vor not- Die wissenschaftlichen Namen folgen der Empfehlung wendigen morphologischen und ethologischen Unter- von VENCES (2007) bzw. GARCÍA-PARÍS et al. (2004). suchungen können anschließend gezielt auf diese ab- UnterdenheimischenArtenändernsichdemnachdie weichenden Individuen ausgerichtet werden. Mittels lateinischenNamenbeidenWasserfröschen,welchein DNA-Sequenzen kann aber auch in sehr zuverlässiger dieGattungPelophylaxgestelltwerden.DerTeichmolch Weise die Stammesgeschichte (Phylogenie) der Arten wechseltvonderGattungTriturusnachLissotriton,der ermitteltwerden. 45 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Der “Amphibian Tree of Life“ von FROST et al. derAmphibieninEuropaundweltweitzuverlässigauf- (2006) stellt die bislang umfangreichste phylogeneti- geschlüsselt.FüreinegewisseZeitwerdenleiderunter- sche Analyse von Amphibien, basierend auf DNA-Se- schiedliche Klassifizierungen der Amphibien bestehen. quenzen, dar. Die 19 Autoren bezogen 522 Arten der Dies wäre nach VENCES (2007) vermeidbar gewesen, meisten wichtigen Amphibiengruppen in die Analyse wennFROSTetal.(2006)sichaufdieeindeutigenFälle einunderstellteneineumfassendetaxonomischeNeu- notwendiger Umbenennungen beschränkt und auf ordnung mit vielen neuen Familien und Gattungen. Schnellschüsseverzichtethätten. VondermitteleuropäischenHerpetofaunasinddieWas- Diese Trends in der Systematik betreffen zuneh- serfrösche betroffen, welche in die Gattung Pelophylax mendauchdieReptilien,besondersdieColubridenund gestelltwerden;dieGattungRanaenthältnurmehrdie Lacertiden. Eine kritische Betrachtung ist notwendig, Braunfrösche.BeidenheimischenKrötenstehtjedeArt voreilige Schlüsse sollten vermieden werden (VENCES in einer eigenen Gattung (Erdkröte: Bufo, Kreuzkröte: 2007). Epidalea,Wechselkröte:Pseudepidalea).DieAnalyseme- thoden von FROST et al. (2006) sind allerdings nicht unumstritten.DieHauptkritikumfasstmangelhafteDa- Bestand tensätze,wasbeidenphylogenetischenAnalysenzuAr- In diesem Abschnitt werden die in der Datenbank tefakten führen kann. Für eine umfassende Bewertung enthaltenen Mengen- und Dichteangaben angeführt. ist es offenbar derzeit noch zu früh. Diverse Arbeits- Weiters wurde die wichtigste Literatur mit quantitati- gruppenbefassensichzurZeitmitNeuanalysenderver- venAngabeneingearbeitet. wendetenDaten,welchedenErgebnissenvonFROSTet TrotzdesrelativumfangreichenDatenmaterialsund al. (2006) zum Teil widersprechen (siehe Literatur in dem Vorliegen von regionalen Bestandserfassungen er- VENCES2007).Wennauchalssichergeltenkann,dass schien es nicht seriös, Bestandsangaben für die einzel- die Gattung Bufo in unterschiedliche Gattungen zer- nenArteninOberösterreichzumachen.Bestandsschät- fällt,istdieAuftrennunggeradeinBezugaufdieeuopä- zungen wären bei einigen seltenen Arten möglich ge- ischen Arten vorschnell und wird daher nicht nach- wesen,würdenaberbeidenmeistenweiterverbreiteten vollzogen. Speziessehrspekulativausfallen.AusdiesemGrundsol- InderGattungRanastelltsichdieLageandersdar. len derartige Auswertungen in weiteren Veröffentli- Die Braun- und auch die Wasserfrösche dürften wahr- chungenbehandeltwerden. scheinlich monophyletische Gruppen sein, wobei zu beiden auch eine ganze Reihe von asiatischen Arten Gefährdung und Schutz zählen. Die Verwendung des Gattungsnamen Rana er- scheintnurmehrfürdieBraunfröschesinnvoll(VENCES DieEinstufungdesGefährdungsgradeserfolgtenach 2007). deraktuellstenRotenListederinÖsterreichgefährde- ÜberdieWassermolchederGattungTriturushaben ten Lurche und Kriechtiere (GOLLMANN 2007). Diese bundesweite Gefährdungseinschätzung spiegelt im We- GARCÍA-PARÍS et al. (2004) phylogenetische Daten zu- sentlichen zwar auch die Situation in Oberösterreich sammengetragen. Es dürfte sich dabei um keine mono- wider. Einzelne Arten, wie z.B. Rotbauchunke, Wech- phyletischeGruppehandeln,wieauchweitereAutoren selkröte und Alpenkammmolch sind nach derzeitigem bestätigen (Literatur siehe VENCES 2007). Als Konse- Wissenstand aber stärker gefährdet. Auf der anderen quenzschlagenGARCÍA-PARÍSetal.(2004)dieVerwen- SeitebreitetsichderSeefroschindenNiederungenaus. dungdesGattungsnamenMesotritonfürdenBergmolch Für eine befriedigende Gefährdungseinstufung liegen und Lissotriton für die kleinen Arten (Teichmolch, Fa- aus Oberösterreich derzeit noch zu wenige detaillierte denmolch,etc.)vor.ObdieseGattungsnamendieältes- Daten über Bestandstrends, Arealentwicklungen, etc. tenverfügbarenNamenfürdieentsprechendeStammli- vor. nie darstellen, ist allerdings noch nicht endgültig ge- klärt! Die europaweite Gefährdung spiegelt in einem ge- wissen Ausmaß auch die Einstufung in den Anhängen DieAusführungenzeigendeutlich,dassdieAmphi- derFauna-Flora-Habitat(FFH)–Richtlinie(Richtlinie biensystematik im Umbruch begriffen ist. Es wurden 92/43/EWGdesRatesvom21.Mai1992,inderFassung noch nie so viele Amphibienarten beschrieben wie in vom27.10.1997)derEuropäischenUnionwider. denletzten15-20Jahren(wennderTrendanhält,über 1000 neue Arten zwischen 2001 und 2010, VENCES InderKategorieSchutzwirdaufdieGesetzeslagein 2007).VielewissenschaftlicheNamenaltbekannterAr- OberösterreichBezuggenommen.AlleheimischenAm- ten werden sich noch ändern. Auf der anderen Seite phibien-undReptilienartensindnachdemOberöster- werdenerstmalsdieverwandtschaftlichenBeziehungen reichischen Natur- und Landschaftsschutzgesetz 2001 46 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at vollkommen geschützt. Dieses verbietet neben dem di- Osten betrachtet. Der linke Rand entspricht der Süd- rekten Töten, Verfolgen und Beunruhigen der Tiere grenze,derrechteRandderNordgrenzevonOberöster- auchdieZerstörungderjeweiligenLebensräume. reich. Dadurch lässt sich stark vereinfacht die Höhen- verteilung von den Alpen und Voralpen über das Al- penvorland, das Donautal, zum Mühlviertel und bis zu Verbreitungskarte denMittelgebirgenderBöhmischenMasseverfolgen. Alle Verbreitungskarten wurden mit dem Daten- banksystemZOBODATamBiologiezentrumderOber- Fotos österreichischen Landesmuseen von D.I. M. MALICKY erstellt. Im Hintergrund sind die wichtigsten größeren DieFotoswurdenvonW.Weißmairgesammeltund FließgewässerundSeenundeinHöhenreliefdargestellt. redaktionell zusammengestellt. Die Auswahl erfolgte Zur geografischen Orientierung sind drei Längengrade mit J. Moser und S. Weigl. Nach Möglichkeit wurden (13-15° östlich von Greenwich) und der48. nördliche Aufnahmen aus Oberösterreich bevorzugt. Aufgrund Breitengrad eingefügt. Die drei Symbole geben die vonOrts-undDatumsangabenkönnendieBilderauch NachweiseinverschiedenenZeitperiodenwieder: alsBelegebetrachtetwerden. (cid:3) Nachweisevor1990 Textteil (cid:2) Nachweisab1990 DieüberOberösterreichhinausreichendenVerbrei- (cid:3)(cid:2) Nachweisesowohlvoralsauchnach1990 tungsangaben wurden dem Atlas of Amphibians and Jedes Symbole entspricht einem Rasterfeld mit der ReptilesinEurope(GASCetal.1997),demHandbuch Größevon3x5Minutenfelder(34,2km²). der Reptilien und Amphibien Europas (BÖHME 1981, 1984, 1986, 1993, 1999; FRITZ 2001; GROSSENBACHER Rasterfrequenztabelle & THIESMEIER 2003, JOGER & STÜMPEL 2005, THIES- MEIER&GROSSENBACHER2004)unddemAtlaszurVer- Die Nachweise pro Raster werden in zwei Zeiträu- breitungundÖkologiederAmphibienundReptilienin menunterteilt:vor1990undab1990,undmitdemje- Österreich (CABELA et al. 2001) entnommen. Diese weiligen Symbol dargestellt. Liegen in einem Raster QuellenwurdenausPlatzgründennichtimTextzitiert. Funde aus beiden Perioden vor, werden die entspre- Die Orts- und Datumsangaben der Beobachtungen chendenGrafikenübereinandergelegt.InderRasterfre- beziehen sich, wenn nicht anders zitiert, auf Angaben quenztabellewerdendieNachweiseinabsolutenZahlen aus der Datenbank ZOBODAT. Die Namen der Beob- undinProzentwertenbezogenaufdieGesamtrasterfeld- achterinnen und Beobachter scheinen nur bei zu- zahl(n=410)angegeben. sammenfassenden Inhalten, und bei Beobachtungen welcheinderDatenbanknichtenthaltensind,auf.Die Höhenverteilung im Text zitierte Literatur findet sich im Literaturver- zeichnis am Ende des Buches. Die Angaben zu den BeidenHöhenangabenindenArtkapitelnundden Niederschlagsmengen beziehen sich auf den durch- ProzentwertenbeiderHöhenverteilungfandennurDa- schnittlichenJahresniederschlaginMillimeterproQua- tensätze mit exakten Höhenangaben Eingang. Bei 70- dratmeter. 95%derDatensätze(z.B.GrasfroschundErdkröte73%, Äskulapnatter 80%, Schlingnatter 83%, Smaragdei- Metrische Angaben werden abgekürzt (m = Meter, dechse 84%, Würfelnatter 95%) liegen genaue Anga- km=Kilometer,etc.,auchbeiSeehöhen). benzurHöhedesFundortesvor. Unter Jahreswärmesumme wird die aufsummierte, durchschnittliche Monatsmitteltemperatur der Jahre Höhendiagramm 1931 bis 1960 verstanden (siehe CABELA et al. 2001, Seite128). Das Höhendiagramm stellt mit den gleichen Sym- bolenwieaufdenVerbreitungskartendieNachweisein den Zeitperioden, in verschiedenen Höhen, und ent- langeinervonSüdennachNordenausgerichtetenAch- seinOberösterreich,dar.DazuwurdedasgesamteHö- henrelief (minimale und maximale Höhenwerte pro geografischem Minutenfeld) auf eine Ebene, die einer Süd-NordAchseentspricht,projiziert.Somitergibtsich ein Blick auf das oberösterreichische Höhenrelief von 47